Bey meiner Verordnung wegen desjenigen, was mir zugehört, habe ich mich bemühet, alles auf die gerechteste und beste Art, die ich erdenken konnte, zu machen: indem ich mich selbst an mei- ner Verwandten Stelle gesetzt, und in den wich- tigsten Stücken meine Sachen so eingerichtet ha- be, als wenn kein Misverständniß vorgefallen wäre.
Jch hoffe, sie werden an einige Vermächtnisse, wo sie nöthig gewesen sind, und wo meine Dank- barkeit dieselbe erfordert hat, nicht viel gedenken. Sollten sie es aber thun: so ist einmal geschehen, was geschehen ist; und ich kann es nunmehr nicht ändern. Jedoch muß ich es noch einmal sagen, ich hoffe, ich hoffe, daß ich es einem jeden von ihnen
zu
Dem Unglückseligen zur Schmeichelung genug. Wir fürchten den Verlust von dem, was doch nicht währet, Was eine kurze Zeit gewiß für sich verzehret: Bis uns das Leben selbst durch seine Mängel schreckt, Zu einer Krankheit wird und uns Verdruß er- weckt. Jndem wir darum flehn, daß wir noch länger leben: So bitten wir um nichts als ein hinfällig Schweben; Um nichts, als um die Quaal, mit ausgedehnter Pein Auf eine lange Zeit in Todesnoth zu seyn.
Bey meiner Verordnung wegen desjenigen, was mir zugehoͤrt, habe ich mich bemuͤhet, alles auf die gerechteſte und beſte Art, die ich erdenken konnte, zu machen: indem ich mich ſelbſt an mei- ner Verwandten Stelle geſetzt, und in den wich- tigſten Stuͤcken meine Sachen ſo eingerichtet ha- be, als wenn kein Misverſtaͤndniß vorgefallen waͤre.
Jch hoffe, ſie werden an einige Vermaͤchtniſſe, wo ſie noͤthig geweſen ſind, und wo meine Dank- barkeit dieſelbe erfordert hat, nicht viel gedenken. Sollten ſie es aber thun: ſo iſt einmal geſchehen, was geſchehen iſt; und ich kann es nunmehr nicht aͤndern. Jedoch muß ich es noch einmal ſagen, ich hoffe, ich hoffe, daß ich es einem jeden von ihnen
zu
Dem Ungluͤckſeligen zur Schmeichelung genug. Wir fuͤrchten den Verluſt von dem, was doch nicht waͤhret, Was eine kurze Zeit gewiß fuͤr ſich verzehret: Bis uns das Leben ſelbſt durch ſeine Maͤngel ſchreckt, Zu einer Krankheit wird und uns Verdruß er- weckt. Jndem wir darum flehn, daß wir noch laͤnger leben: So bitten wir um nichts als ein hinfaͤllig Schweben; Um nichts, als um die Quaal, mit ausgedehnter Pein Auf eine lange Zeit in Todesnoth zu ſeyn.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0322"n="316"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Bey meiner Verordnung wegen desjenigen,<lb/>
was mir zugehoͤrt, habe ich mich bemuͤhet, alles<lb/>
auf die gerechteſte und beſte Art, die ich erdenken<lb/>
konnte, zu machen: indem ich mich ſelbſt an mei-<lb/>
ner Verwandten Stelle geſetzt, und in den wich-<lb/>
tigſten Stuͤcken meine Sachen ſo eingerichtet ha-<lb/>
be, als wenn kein Misverſtaͤndniß vorgefallen<lb/>
waͤre.</p><lb/><p>Jch hoffe, ſie werden an einige Vermaͤchtniſſe,<lb/>
wo ſie noͤthig geweſen ſind, und wo meine Dank-<lb/>
barkeit dieſelbe erfordert hat, nicht viel gedenken.<lb/>
Sollten ſie es aber thun: ſo iſt einmal geſchehen,<lb/>
was geſchehen iſt; und ich kann es nunmehr nicht<lb/>
aͤndern. Jedoch muß ich es noch einmal ſagen,<lb/>
ich hoffe, ich hoffe, daß ich es einem jeden von ihnen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu</fw><lb/><notexml:id="a02"prev="#a01"place="foot"n="(*)"><cit><quote><lgtype="poem"><l>Dem Ungluͤckſeligen zur Schmeichelung genug.</l><lb/><l>Wir fuͤrchten den Verluſt von dem, was doch nicht</l><lb/><l><hirendition="#et">waͤhret,</hi></l><lb/><l>Was eine <hirendition="#fr">kurze Zeit</hi> gewiß fuͤr ſich verzehret:</l><lb/><l>Bis uns das Leben ſelbſt durch ſeine Maͤngel</l><lb/><l><hirendition="#et">ſchreckt,</hi></l><lb/><l>Zu einer <hirendition="#fr">Krankheit</hi> wird und uns Verdruß er-</l><lb/><l><hirendition="#et">weckt.</hi></l><lb/><l>Jndem wir darum flehn, daß wir noch laͤnger</l><lb/><l><hirendition="#et">leben:</hi></l><lb/><l>So bitten wir um nichts als ein <hirendition="#fr">hinfaͤllig</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr"><hirendition="#et">Schweben;</hi></hi></l><lb/><l>Um nichts, als um die Quaal, mit ausgedehnter</l><lb/><l><hirendition="#et">Pein</hi></l><lb/><l>Auf eine <hirendition="#fr">lange Zeit in Todesnoth</hi> zu ſeyn.</l></lg></quote></cit></note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[316/0322]
Bey meiner Verordnung wegen desjenigen,
was mir zugehoͤrt, habe ich mich bemuͤhet, alles
auf die gerechteſte und beſte Art, die ich erdenken
konnte, zu machen: indem ich mich ſelbſt an mei-
ner Verwandten Stelle geſetzt, und in den wich-
tigſten Stuͤcken meine Sachen ſo eingerichtet ha-
be, als wenn kein Misverſtaͤndniß vorgefallen
waͤre.
Jch hoffe, ſie werden an einige Vermaͤchtniſſe,
wo ſie noͤthig geweſen ſind, und wo meine Dank-
barkeit dieſelbe erfordert hat, nicht viel gedenken.
Sollten ſie es aber thun: ſo iſt einmal geſchehen,
was geſchehen iſt; und ich kann es nunmehr nicht
aͤndern. Jedoch muß ich es noch einmal ſagen,
ich hoffe, ich hoffe, daß ich es einem jeden von ihnen
zu
(*)
(*) Dem Ungluͤckſeligen zur Schmeichelung genug.
Wir fuͤrchten den Verluſt von dem, was doch nicht
waͤhret,
Was eine kurze Zeit gewiß fuͤr ſich verzehret:
Bis uns das Leben ſelbſt durch ſeine Maͤngel
ſchreckt,
Zu einer Krankheit wird und uns Verdruß er-
weckt.
Jndem wir darum flehn, daß wir noch laͤnger
leben:
So bitten wir um nichts als ein hinfaͤllig
Schweben;
Um nichts, als um die Quaal, mit ausgedehnter
Pein
Auf eine lange Zeit in Todesnoth zu ſeyn.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/322>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.