möchte, in Hoffnung, daß ihr neulich angekommener Vetter, der sich, wie sie hörte, durch seine Fürspra- che für sie bemühete, im Stande seyn würde, sei- ne Absicht zu ihrem Besten zu erreichen.
Jch hoffe, daß ich bey dieser Gelegenheit nicht werde für einen unzeitig dienstfertigen Mann angesehen werden. Sollte es aber seyn: so kann ich nicht helfen; indem ich durch eine gewisse Art einer natürlichen und unwiderstehlichen Regung getrieben bin, zu schreiben.
Allein, mein Herr, Sie mögen thun, oder zu thun erlauben, was Sie wollen: so muß es eiligst geschehen. Denn sie kann meinen wirklichen Ge- danken nach, keine Woche mehr leben: und wie lange sie in der kurzen Zeit noch den Gebrauch ih- res unvergleichlichen Verstandes haben werde, um in denen Gunstbezeigungen, welche Sie ihr zu er- theilen für dienlich halten mögen, Trost und Ver- gnügen zu finden, das läßt sich nicht sagen. Jch bin,
Mein Herr, Jhr gehorsamster Diener R. H.
Der
moͤchte, in Hoffnung, daß ihr neulich angekommener Vetter, der ſich, wie ſie hoͤrte, durch ſeine Fuͤrſpra- che fuͤr ſie bemuͤhete, im Stande ſeyn wuͤrde, ſei- ne Abſicht zu ihrem Beſten zu erreichen.
Jch hoffe, daß ich bey dieſer Gelegenheit nicht werde fuͤr einen unzeitig dienſtfertigen Mann angeſehen werden. Sollte es aber ſeyn: ſo kann ich nicht helfen; indem ich durch eine gewiſſe Art einer natuͤrlichen und unwiderſtehlichen Regung getrieben bin, zu ſchreiben.
Allein, mein Herr, Sie moͤgen thun, oder zu thun erlauben, was Sie wollen: ſo muß es eiligſt geſchehen. Denn ſie kann meinen wirklichen Ge- danken nach, keine Woche mehr leben: und wie lange ſie in der kurzen Zeit noch den Gebrauch ih- res unvergleichlichen Verſtandes haben werde, um in denen Gunſtbezeigungen, welche Sie ihr zu er- theilen fuͤr dienlich halten moͤgen, Troſt und Ver- gnuͤgen zu finden, das laͤßt ſich nicht ſagen. Jch bin,
Mein Herr, Jhr gehorſamſter Diener R. H.
Der
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moͤchte, in Hoffnung, daß ihr neulich angekommener
Vetter, der ſich, wie ſie hoͤrte, durch ſeine Fuͤrſpra-
che fuͤr ſie bemuͤhete, im Stande ſeyn wuͤrde, ſei-
ne Abſicht zu ihrem Beſten zu erreichen.
Jch hoffe, daß ich bey dieſer Gelegenheit
nicht werde fuͤr einen unzeitig dienſtfertigen Mann
angeſehen werden. Sollte es aber ſeyn: ſo kann
ich nicht helfen; indem ich durch eine gewiſſe Art
einer natuͤrlichen und unwiderſtehlichen Regung
getrieben bin, zu ſchreiben.
Allein, mein Herr, Sie moͤgen thun, oder zu
thun erlauben, was Sie wollen: ſo muß es eiligſt
geſchehen. Denn ſie kann meinen wirklichen Ge-
danken nach, keine Woche mehr leben: und wie
lange ſie in der kurzen Zeit noch den Gebrauch ih-
res unvergleichlichen Verſtandes haben werde, um
in denen Gunſtbezeigungen, welche Sie ihr zu er-
theilen fuͤr dienlich halten moͤgen, Troſt und Ver-
gnuͤgen zu finden, das laͤßt ſich nicht ſagen. Jch
bin,
Mein Herr,
Jhr gehorſamſter Diener
R. H.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/370>, abgerufen am 22.11.2024.
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