gebung mit dem Munde, die, auf eine eben so großprahlerische als grausame Weise, mit einer Absicht sich selbst zu erheben, und mich noch tiefer zu verwunden, ertheilet ist! Eine kleine, liebe, scheinbare - - Jedoch laß mich inne halten - - sonst möchte ich eine Gotteslästerung begehen.
Da ich das Obige wiederum überlese, schäme ich mich vor meinen schwärmenden Ausschweifun- gen: allein was willst du haben, was soll ich thun? - - Siehst du nicht, daß ich nur aus mir selbst zu entlaufen suche, in Hoffnung, mich selbst zu verlieren, und dennoch keines von beyden zu thun im Stande bin?
Wenn du jemals nur halb so brünstig gelie- bet hast, als ich liebe - - Jedoch dazu ist deine schwere Seele nicht geschickt.
Gieb mir durch dein nächstes Schreiben, ich beschwöre dich, bey den Namen aller ihr ver- wandten Heiligen und Engel, die Nachricht, daß sie noch lebe, und wahrscheinlicherweise leben wer- de - - Schickst du böse Zeitungen: so wirst du die Folgen zu verantworten haben; sie mögen nun dem Bothen zum Verderben gereichen, oder
deinem Lovelace.
Der
gebung mit dem Munde, die, auf eine eben ſo großprahleriſche als grauſame Weiſe, mit einer Abſicht ſich ſelbſt zu erheben, und mich noch tiefer zu verwunden, ertheilet iſt! Eine kleine, liebe, ſcheinbare ‒ ‒ Jedoch laß mich inne halten ‒ ‒ ſonſt moͤchte ich eine Gotteslaͤſterung begehen.
Da ich das Obige wiederum uͤberleſe, ſchaͤme ich mich vor meinen ſchwaͤrmenden Ausſchweifun- gen: allein was willſt du haben, was ſoll ich thun? ‒ ‒ Siehſt du nicht, daß ich nur aus mir ſelbſt zu entlaufen ſuche, in Hoffnung, mich ſelbſt zu verlieren, und dennoch keines von beyden zu thun im Stande bin?
Wenn du jemals nur halb ſo bruͤnſtig gelie- bet haſt, als ich liebe ‒ ‒ Jedoch dazu iſt deine ſchwere Seele nicht geſchickt.
Gieb mir durch dein naͤchſtes Schreiben, ich beſchwoͤre dich, bey den Namen aller ihr ver- wandten Heiligen und Engel, die Nachricht, daß ſie noch lebe, und wahrſcheinlicherweiſe leben wer- de ‒ ‒ Schickſt du boͤſe Zeitungen: ſo wirſt du die Folgen zu verantworten haben; ſie moͤgen nun dem Bothen zum Verderben gereichen, oder
deinem Lovelace.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0417"n="411"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
gebung <hirendition="#fr">mit dem Munde,</hi> die, auf eine eben ſo<lb/>
großprahleriſche als grauſame Weiſe, mit einer<lb/>
Abſicht ſich ſelbſt zu erheben, und mich noch tiefer<lb/>
zu verwunden, ertheilet iſt! Eine kleine, liebe,<lb/>ſcheinbare ‒‒ Jedoch laß mich inne halten ‒‒<lb/>ſonſt moͤchte ich eine Gotteslaͤſterung begehen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Da ich das Obige wiederum uͤberleſe, ſchaͤme<lb/>
ich mich vor meinen ſchwaͤrmenden Ausſchweifun-<lb/>
gen: allein was willſt du haben, was ſoll ich<lb/>
thun? ‒‒ Siehſt du nicht, daß ich nur aus mir<lb/>ſelbſt zu entlaufen ſuche, in Hoffnung, mich ſelbſt<lb/>
zu verlieren, und dennoch keines von beyden zu<lb/>
thun im Stande bin?</p><lb/><p>Wenn du <hirendition="#fr">jemals</hi> nur halb ſo bruͤnſtig gelie-<lb/>
bet haſt, als ich liebe ‒‒ Jedoch dazu iſt deine<lb/>ſchwere Seele nicht geſchickt.</p><lb/><p>Gieb mir durch dein naͤchſtes Schreiben, ich<lb/>
beſchwoͤre dich, bey den Namen aller ihr ver-<lb/>
wandten Heiligen und Engel, die Nachricht, daß<lb/>ſie noch lebe, und wahrſcheinlicherweiſe leben wer-<lb/>
de ‒‒ Schickſt du boͤſe Zeitungen: ſo wirſt du<lb/>
die Folgen zu verantworten haben; ſie moͤgen nun<lb/>
dem Bothen zum Verderben gereichen, oder</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">deinem<lb/><hirendition="#fr"><hirendition="#g">Lovelace</hi>.</hi></hi></salute></closer></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Der</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[411/0417]
gebung mit dem Munde, die, auf eine eben ſo
großprahleriſche als grauſame Weiſe, mit einer
Abſicht ſich ſelbſt zu erheben, und mich noch tiefer
zu verwunden, ertheilet iſt! Eine kleine, liebe,
ſcheinbare ‒ ‒ Jedoch laß mich inne halten ‒ ‒
ſonſt moͤchte ich eine Gotteslaͤſterung begehen.
Da ich das Obige wiederum uͤberleſe, ſchaͤme
ich mich vor meinen ſchwaͤrmenden Ausſchweifun-
gen: allein was willſt du haben, was ſoll ich
thun? ‒ ‒ Siehſt du nicht, daß ich nur aus mir
ſelbſt zu entlaufen ſuche, in Hoffnung, mich ſelbſt
zu verlieren, und dennoch keines von beyden zu
thun im Stande bin?
Wenn du jemals nur halb ſo bruͤnſtig gelie-
bet haſt, als ich liebe ‒ ‒ Jedoch dazu iſt deine
ſchwere Seele nicht geſchickt.
Gieb mir durch dein naͤchſtes Schreiben, ich
beſchwoͤre dich, bey den Namen aller ihr ver-
wandten Heiligen und Engel, die Nachricht, daß
ſie noch lebe, und wahrſcheinlicherweiſe leben wer-
de ‒ ‒ Schickſt du boͤſe Zeitungen: ſo wirſt du
die Folgen zu verantworten haben; ſie moͤgen nun
dem Bothen zum Verderben gereichen, oder
deinem
Lovelace.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/417>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.