entmannet, weichlich machet und entkräftet! Und noch dazu einen so edelmüthigen Kerl, als dieß ist! Laß ihn laufen als einen Einfältigen und ei- nen Thoren! Jch habe keine Gedult mit dem al- bernen klotzichten Hunde - - Bey meiner See- le nicht.
So schicke die Nachricht, und laß ihn darüber heulen, wie er vermuthlich thun wird.
Allein er muß und soll eine Reise thun; und binnen einem, oder zween Monaten, wollen wir, Jakob, ihr, und ich, zu ihm kommen: so wird er bald von dieser weichherzigen Thorheit, wie die jungen Hüner haben, genesen und sich seiner selbst schämen. Alsdenn wollen wir sein nicht schonen: ob es gleich itzo unbarmherzig seyn würde, ihn so hart anzugreiffen, als er es verdienet. Spare du auch deine Anmerkungen über ihn bis auf die Zeit: denn, es scheint, du bist sehr unbarmherzig mit ihm zu Werke gegangen.
Jch war willens, dir einige Nachricht zu ge- ben, was wir mit dem reissenden Thiere von ei- nem Kerl zu thun gehabt haben, der gewiß ver- lohren gewesen seyn würde, wenn wir nicht bey ihm gewesen wären; oder er würde auch sonst je- mand umgebracht haben - - Daran zweifle ich nicht. Und itzo ist es auch nur sehr mittelmäs- sig mit ihm. Er sitzt, und verzieht das Gesicht wie ein Mensch im Stroh, flucht und schwöret und ist verzweifelt finster; und kriecht in alle Lö- cher und Winkel, wie ein alter Jgel, dem man um seines Fettes willen nachjaget. So lebe wohl,
Bru-
entmannet, weichlich machet und entkraͤftet! Und noch dazu einen ſo edelmuͤthigen Kerl, als dieß iſt! Laß ihn laufen als einen Einfaͤltigen und ei- nen Thoren! Jch habe keine Gedult mit dem al- bernen klotzichten Hunde ‒ ‒ Bey meiner See- le nicht.
So ſchicke die Nachricht, und laß ihn daruͤber heulen, wie er vermuthlich thun wird.
Allein er muß und ſoll eine Reiſe thun; und binnen einem, oder zween Monaten, wollen wir, Jakob, ihr, und ich, zu ihm kommen: ſo wird er bald von dieſer weichherzigen Thorheit, wie die jungen Huͤner haben, geneſen und ſich ſeiner ſelbſt ſchaͤmen. Alsdenn wollen wir ſein nicht ſchonen: ob es gleich itzo unbarmherzig ſeyn wuͤrde, ihn ſo hart anzugreiffen, als er es verdienet. Spare du auch deine Anmerkungen uͤber ihn bis auf die Zeit: denn, es ſcheint, du biſt ſehr unbarmherzig mit ihm zu Werke gegangen.
Jch war willens, dir einige Nachricht zu ge- ben, was wir mit dem reiſſenden Thiere von ei- nem Kerl zu thun gehabt haben, der gewiß ver- lohren geweſen ſeyn wuͤrde, wenn wir nicht bey ihm geweſen waͤren; oder er wuͤrde auch ſonſt je- mand umgebracht haben ‒ ‒ Daran zweifle ich nicht. Und itzo iſt es auch nur ſehr mittelmaͤſ- ſig mit ihm. Er ſitzt, und verzieht das Geſicht wie ein Menſch im Stroh, flucht und ſchwoͤret und iſt verzweifelt finſter; und kriecht in alle Loͤ- cher und Winkel, wie ein alter Jgel, dem man um ſeines Fettes willen nachjaget. So lebe wohl,
Bru-
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entmannet, weichlich machet und entkraͤftet! Und
noch dazu einen ſo edelmuͤthigen Kerl, als dieß
iſt! Laß ihn laufen als einen Einfaͤltigen und ei-
nen Thoren! Jch habe keine Gedult mit dem al-
bernen klotzichten Hunde ‒ ‒ Bey meiner See-
le nicht.
So ſchicke die Nachricht, und laß ihn daruͤber
heulen, wie er vermuthlich thun wird.
Allein er muß und ſoll eine Reiſe thun; und
binnen einem, oder zween Monaten, wollen wir,
Jakob, ihr, und ich, zu ihm kommen: ſo wird er
bald von dieſer weichherzigen Thorheit, wie die
jungen Huͤner haben, geneſen und ſich ſeiner ſelbſt
ſchaͤmen. Alsdenn wollen wir ſein nicht ſchonen:
ob es gleich itzo unbarmherzig ſeyn wuͤrde, ihn ſo
hart anzugreiffen, als er es verdienet. Spare du
auch deine Anmerkungen uͤber ihn bis auf die Zeit:
denn, es ſcheint, du biſt ſehr unbarmherzig mit
ihm zu Werke gegangen.
Jch war willens, dir einige Nachricht zu ge-
ben, was wir mit dem reiſſenden Thiere von ei-
nem Kerl zu thun gehabt haben, der gewiß ver-
lohren geweſen ſeyn wuͤrde, wenn wir nicht bey
ihm geweſen waͤren; oder er wuͤrde auch ſonſt je-
mand umgebracht haben ‒ ‒ Daran zweifle ich
nicht. Und itzo iſt es auch nur ſehr mittelmaͤſ-
ſig mit ihm. Er ſitzt, und verzieht das Geſicht
wie ein Menſch im Stroh, flucht und ſchwoͤret
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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