Der fünf und sechzigste Brief von Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.
Freytags, Abends, den 8ten Sept. nach zehn.
Jch will itzo die Erzählung von unserm Ver- fahren da wieder anfangen, wo ich in mei- nem Briefe die verwichne Nacht aufhörte, wel- cher die letzten Worte dieser unvergleichlichen Fräulein in sich hielte.
So bald als wir den letzten Auftritt, mit so vielem Segen für Sie, beschlossen gesehn hatten: überließen wir den Leib der Fürsorge der guten Frauen, die nach ihrer Verordnung, welche sie ih- nen noch eben den Abend ertheilt hatte, sie in ihr letztes Haus legten, in deren Anschaffung sie so viele Herzhaftigkeit bewiesen hatte.
Des Morgens, zwischen sieben und achten, kam der Obrist hier zu mir, wie es verabredet war. Er war sehr in Unordnung. Wir gingen mit einander, in Gesellschaft der Fr. Lovick und Fr. Smithinn, in der Verstorbenen Kammer. Wir konnten uns nicht entbrechen, einen Blick auf die liebenswürdige Leiche zu werfen, und die reizende Heiterkeit in ihrem edlen Ansehen zu be- wundern. Die Frauensleute bezeugten, daß sie sonst niemals einen Todten so liebenswürdig ge-
sehen
Der fuͤnf und ſechzigſte Brief von Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.
Freytags, Abends, den 8ten Sept. nach zehn.
Jch will itzo die Erzaͤhlung von unſerm Ver- fahren da wieder anfangen, wo ich in mei- nem Briefe die verwichne Nacht aufhoͤrte, wel- cher die letzten Worte dieſer unvergleichlichen Fraͤulein in ſich hielte.
So bald als wir den letzten Auftritt, mit ſo vielem Segen fuͤr Sie, beſchloſſen geſehn hatten: uͤberließen wir den Leib der Fuͤrſorge der guten Frauen, die nach ihrer Verordnung, welche ſie ih- nen noch eben den Abend ertheilt hatte, ſie in ihr letztes Haus legten, in deren Anſchaffung ſie ſo viele Herzhaftigkeit bewieſen hatte.
Des Morgens, zwiſchen ſieben und achten, kam der Obriſt hier zu mir, wie es verabredet war. Er war ſehr in Unordnung. Wir gingen mit einander, in Geſellſchaft der Fr. Lovick und Fr. Smithinn, in der Verſtorbenen Kammer. Wir konnten uns nicht entbrechen, einen Blick auf die liebenswuͤrdige Leiche zu werfen, und die reizende Heiterkeit in ihrem edlen Anſehen zu be- wundern. Die Frauensleute bezeugten, daß ſie ſonſt niemals einen Todten ſo liebenswuͤrdig ge-
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Der fuͤnf und ſechzigſte Brief
von
Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.
Freytags, Abends, den 8ten Sept.
nach zehn.
Jch will itzo die Erzaͤhlung von unſerm Ver-
fahren da wieder anfangen, wo ich in mei-
nem Briefe die verwichne Nacht aufhoͤrte, wel-
cher die letzten Worte dieſer unvergleichlichen
Fraͤulein in ſich hielte.
So bald als wir den letzten Auftritt, mit ſo
vielem Segen fuͤr Sie, beſchloſſen geſehn hatten:
uͤberließen wir den Leib der Fuͤrſorge der guten
Frauen, die nach ihrer Verordnung, welche ſie ih-
nen noch eben den Abend ertheilt hatte, ſie in ihr
letztes Haus legten, in deren Anſchaffung ſie ſo
viele Herzhaftigkeit bewieſen hatte.
Des Morgens, zwiſchen ſieben und achten,
kam der Obriſt hier zu mir, wie es verabredet
war. Er war ſehr in Unordnung. Wir gingen
mit einander, in Geſellſchaft der Fr. Lovick und
Fr. Smithinn, in der Verſtorbenen Kammer.
Wir konnten uns nicht entbrechen, einen Blick
auf die liebenswuͤrdige Leiche zu werfen, und die
reizende Heiterkeit in ihrem edlen Anſehen zu be-
wundern. Die Frauensleute bezeugten, daß ſie
ſonſt niemals einen Todten ſo liebenswuͤrdig ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/482>, abgerufen am 22.11.2024.
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