"trübtes Exempel in Jhrer eignen Familie, als "ich gegeben habe, auf das nachdrücklichste einge- "schärfet ist, Jhnen durch Gottes Beystand zur "Huth und Sicherheit dienen.
Der hinterlassene Brief an die Fräulein Ho- we ist ausnehmend zärtlich und voll Zeugnisse der Liebe. Sie fordert dieselbe, mit nachdrücklicher Be- wegung, zur Freude auf, "daß alle Unruhen ihrer "Clarissa nun ein Ende haben, daß der Stand der "Versuchung und Prüfung, des Zweifels und der "Ungewißheit bey ihr nuninehr vorüber ist, und "daß sie den Fallstricken, welche ihrer Seele ge- "legt gewesen, glücklich entgangen: und das zu "einer um so viel größern Freude, weil ihr Un- "glück von einer solchen Beschaffenheit war, daß "sie unmöglich in diesem Leben auch nur einmal eine "mittelmäßige Glückseligkeit erwarten konnte.
Sie "erkennet mit vielem Dank die Gunst- "bezeigungen, welche Sie von der Frau Howe "und dem Herrn Hickmann erhalten hatte; bezeu- "get ihren Kummer über die Unruhe, die sie der "ersten und ihr verursachet hat; und füget ihr "Gebeth hinzu, daß alle irdische Segensgüter, "die sie einander zu wünschen pflegten, auf sie al- "lein fallen mögen.
Sie ersuchet sie, "den Tag nicht zu verschie- "ben, welcher ihr die Freundinn, die sie an ihr ver- "lohren haben wird, ersetzen, und ihr einen noch "nähern und werthern Anverwandten geben "soll.
Sie
„truͤbtes Exempel in Jhrer eignen Familie, als „ich gegeben habe, auf das nachdruͤcklichſte einge- „ſchaͤrfet iſt, Jhnen durch Gottes Beyſtand zur „Huth und Sicherheit dienen.
Der hinterlaſſene Brief an die Fraͤulein Ho- we iſt ausnehmend zaͤrtlich und voll Zeugniſſe der Liebe. Sie fordert dieſelbe, mit nachdruͤcklicher Be- wegung, zur Freude auf, „daß alle Unruhen ihrer „Clariſſa nun ein Ende haben, daß der Stand der „Verſuchung und Pruͤfung, des Zweifels und der „Ungewißheit bey ihr nuninehr voruͤber iſt, und „daß ſie den Fallſtricken, welche ihrer Seele ge- „legt geweſen, gluͤcklich entgangen: und das zu „einer um ſo viel groͤßern Freude, weil ihr Un- „gluͤck von einer ſolchen Beſchaffenheit war, daß „ſie unmoͤglich in dieſem Leben auch nur einmal eine „mittelmaͤßige Gluͤckſeligkeit erwarten konnte.
Sie „erkennet mit vielem Dank die Gunſt- „bezeigungen, welche Sie von der Frau Howe „und dem Herrn Hickmann erhalten hatte; bezeu- „get ihren Kummer uͤber die Unruhe, die ſie der „erſten und ihr verurſachet hat; und fuͤget ihr „Gebeth hinzu, daß alle irdiſche Segensguͤter, „die ſie einander zu wuͤnſchen pflegten, auf ſie al- „lein fallen moͤgen.
Sie erſuchet ſie, „den Tag nicht zu verſchie- „ben, welcher ihr die Freundinn, die ſie an ihr ver- „lohren haben wird, erſetzen, und ihr einen noch „naͤhern und werthern Anverwandten geben „ſoll.
Sie
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[508/0514]
„truͤbtes Exempel in Jhrer eignen Familie, als
„ich gegeben habe, auf das nachdruͤcklichſte einge-
„ſchaͤrfet iſt, Jhnen durch Gottes Beyſtand zur
„Huth und Sicherheit dienen.
Der hinterlaſſene Brief an die Fraͤulein Ho-
we iſt ausnehmend zaͤrtlich und voll Zeugniſſe der
Liebe. Sie fordert dieſelbe, mit nachdruͤcklicher Be-
wegung, zur Freude auf, „daß alle Unruhen ihrer
„Clariſſa nun ein Ende haben, daß der Stand der
„Verſuchung und Pruͤfung, des Zweifels und der
„Ungewißheit bey ihr nuninehr voruͤber iſt, und
„daß ſie den Fallſtricken, welche ihrer Seele ge-
„legt geweſen, gluͤcklich entgangen: und das zu
„einer um ſo viel groͤßern Freude, weil ihr Un-
„gluͤck von einer ſolchen Beſchaffenheit war, daß
„ſie unmoͤglich in dieſem Leben auch nur einmal eine
„mittelmaͤßige Gluͤckſeligkeit erwarten konnte.
Sie „erkennet mit vielem Dank die Gunſt-
„bezeigungen, welche Sie von der Frau Howe
„und dem Herrn Hickmann erhalten hatte; bezeu-
„get ihren Kummer uͤber die Unruhe, die ſie der
„erſten und ihr verurſachet hat; und fuͤget ihr
„Gebeth hinzu, daß alle irdiſche Segensguͤter,
„die ſie einander zu wuͤnſchen pflegten, auf ſie al-
„lein fallen moͤgen.
Sie erſuchet ſie, „den Tag nicht zu verſchie-
„ben, welcher ihr die Freundinn, die ſie an ihr ver-
„lohren haben wird, erſetzen, und ihr einen noch
„naͤhern und werthern Anverwandten geben
„ſoll.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/514>, abgerufen am 22.11.2024.
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