dieser neuen Probe der Treulosigkeit gegen deinen General mehr gehöret haben.
Du ertheilst dir selbst beständig große Lobsprü- che durch die Vergleichung, worinn du dich an- dern, wie ich sagen mag, entgegenstellest: in- dem du dich auf eine gelinde und listige Weise wegen solcher Eigenschaften tadelst, die du doch zu eben der Zeit für lobenswürdig gehalten wissen wolltest, und die auch gemeiniglich für lobenswür- dig gehalten werden.
So wolltest du gern in deinem Bezeigen ge- gen deine Bedienten für einen mächtig leutseli- gen Menschen angesehen seyn: und das auf Mow- brayens und meine Kosten, die du als Könige und Kayser gegen unser Gesinde vorstellest. Dennoch bist du allezeit in deinen Versuchen von dieser Art unglücklich, und kannst uns, die dich besser kennen, nicht überreden, daß das eine Tu- gend an dir seyn sollte, was bloß eine Wirkung deiner natürlichen Kaltsinnigkeit und Ungereimt- heit ist.
Weißt du nicht, daß einige Leute von Natur etwas Erhabenes in ihrem Wesen haben, welches macht, daß sie auf einen Blick mehr gelten, als ihr, du mit deinen kriechender, oder Mowbray mit seinen heftigen Redensarten, gelten könnet?
Jch bin geschickt, ein Fürst zu seyn; das kann ich dir sagen: denn ich belohne wohl, und strafe zu rechter Zeit und auf gehörige Art. Jch bin auch überhaupt so wohl bedienet, als irgend ein Mensch.
Die
dieſer neuen Probe der Treuloſigkeit gegen deinen General mehr gehoͤret haben.
Du ertheilſt dir ſelbſt beſtaͤndig große Lobſpruͤ- che durch die Vergleichung, worinn du dich an- dern, wie ich ſagen mag, entgegenſtelleſt: in- dem du dich auf eine gelinde und liſtige Weiſe wegen ſolcher Eigenſchaften tadelſt, die du doch zu eben der Zeit fuͤr lobenswuͤrdig gehalten wiſſen wollteſt, und die auch gemeiniglich fuͤr lobenswuͤr- dig gehalten werden.
So wollteſt du gern in deinem Bezeigen ge- gen deine Bedienten fuͤr einen maͤchtig leutſeli- gen Menſchen angeſehen ſeyn: und das auf Mow- brayens und meine Koſten, die du als Koͤnige und Kayſer gegen unſer Geſinde vorſtelleſt. Dennoch biſt du allezeit in deinen Verſuchen von dieſer Art ungluͤcklich, und kannſt uns, die dich beſſer kennen, nicht uͤberreden, daß das eine Tu- gend an dir ſeyn ſollte, was bloß eine Wirkung deiner natuͤrlichen Kaltſinnigkeit und Ungereimt- heit iſt.
Weißt du nicht, daß einige Leute von Natur etwas Erhabenes in ihrem Weſen haben, welches macht, daß ſie auf einen Blick mehr gelten, als ihr, du mit deinen kriechender, oder Mowbray mit ſeinen heftigen Redensarten, gelten koͤnnet?
Jch bin geſchickt, ein Fuͤrſt zu ſeyn; das kann ich dir ſagen: denn ich belohne wohl, und ſtrafe zu rechter Zeit und auf gehoͤrige Art. Jch bin auch uͤberhaupt ſo wohl bedienet, als irgend ein Menſch.
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dieſer neuen Probe der Treuloſigkeit gegen deinen
General mehr gehoͤret haben.
Du ertheilſt dir ſelbſt beſtaͤndig große Lobſpruͤ-
che durch die Vergleichung, worinn du dich an-
dern, wie ich ſagen mag, entgegenſtelleſt: in-
dem du dich auf eine gelinde und liſtige Weiſe
wegen ſolcher Eigenſchaften tadelſt, die du doch zu
eben der Zeit fuͤr lobenswuͤrdig gehalten wiſſen
wollteſt, und die auch gemeiniglich fuͤr lobenswuͤr-
dig gehalten werden.
So wollteſt du gern in deinem Bezeigen ge-
gen deine Bedienten fuͤr einen maͤchtig leutſeli-
gen Menſchen angeſehen ſeyn: und das auf Mow-
brayens und meine Koſten, die du als Koͤnige
und Kayſer gegen unſer Geſinde vorſtelleſt.
Dennoch biſt du allezeit in deinen Verſuchen von
dieſer Art ungluͤcklich, und kannſt uns, die dich
beſſer kennen, nicht uͤberreden, daß das eine Tu-
gend an dir ſeyn ſollte, was bloß eine Wirkung
deiner natuͤrlichen Kaltſinnigkeit und Ungereimt-
heit iſt.
Weißt du nicht, daß einige Leute von Natur
etwas Erhabenes in ihrem Weſen haben, welches
macht, daß ſie auf einen Blick mehr gelten, als
ihr, du mit deinen kriechender, oder Mowbray
mit ſeinen heftigen Redensarten, gelten koͤnnet?
Jch bin geſchickt, ein Fuͤrſt zu ſeyn; das kann
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zu rechter Zeit und auf gehoͤrige Art. Jch bin
auch uͤberhaupt ſo wohl bedienet, als irgend ein
Menſch.
Die
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/54>, abgerufen am 21.11.2024.
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