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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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die andere hatte ihre Schwester Hervey zwischen
ihren beyden Händen gefaßt, und netzte sie mit
ihren Thränen.

Nahe beym Fenster saß Herr Johann Harlowe.
Sein Gesicht und sein Leib war von der traurigen
Gesellschaft abgewandt. Seine Augen waren
roth und aufgelaufen.

Mein Vetter Anton ging auf die Fr. Harlo-
we zu, als er wieder in den Saal kam. - - Lassen
sie nicht - liebe Schwester, sprach er - - alsdenn
wandte er sich zu meinem Vetter Harlowe - -
Lassen sie nicht - - lieber Bruder! - - - Lassen
sie nicht so weit - - Weiter aber war er nicht im
Stande, ein Wort zu sagen, und da er selbst den
Trost brauchte, den er gern ertheilt hätte, sank er
in einen Stuhl, und seufzete, daß man es deutlich
hören konnte.

Fräulein Arabella folgte ihrem Onkel Anton,
wie er vor mir hineinging. Es schien, als wenn
sie der zerschlagenen Mutter einige Trostworte zu-
sprechen wollte. Allein sie war nicht im Stande
dieselben herauszubringen, sondern ging hinter den
Stuhl ihrer Mutter und legte ihr Gesicht über
denselben auf die Schultern der unglücklichen
Frauen, als wenn sie den Trost finden wollte, den
sonst gütige Eltern zu ertheilen pflegten, sie aber
itzo nicht zu ertheilen vermögend war.

Der junge Herr Harlowe mit aller seiner
Heftigkeit war itzo gedemüthigt. Sein eignes
Gewissen, das ihn verklagte, war sonder Zweifel
die Ursache davon.

Und
N n 4



die andere hatte ihre Schweſter Hervey zwiſchen
ihren beyden Haͤnden gefaßt, und netzte ſie mit
ihren Thraͤnen.

Nahe beym Fenſter ſaß Herr Johann Harlowe.
Sein Geſicht und ſein Leib war von der traurigen
Geſellſchaft abgewandt. Seine Augen waren
roth und aufgelaufen.

Mein Vetter Anton ging auf die Fr. Harlo-
we zu, als er wieder in den Saal kam. ‒ ‒ Laſſen
ſie nicht ‒ liebe Schweſter, ſprach er ‒ ‒ alsdenn
wandte er ſich zu meinem Vetter Harlowe ‒ ‒
Laſſen ſie nicht ‒ ‒ lieber Bruder! ‒ ‒ ‒ Laſſen
ſie nicht ſo weit ‒ ‒ Weiter aber war er nicht im
Stande, ein Wort zu ſagen, und da er ſelbſt den
Troſt brauchte, den er gern ertheilt haͤtte, ſank er
in einen Stuhl, und ſeufzete, daß man es deutlich
hoͤren konnte.

Fraͤulein Arabella folgte ihrem Onkel Anton,
wie er vor mir hineinging. Es ſchien, als wenn
ſie der zerſchlagenen Mutter einige Troſtworte zu-
ſprechen wollte. Allein ſie war nicht im Stande
dieſelben herauszubringen, ſondern ging hinter den
Stuhl ihrer Mutter und legte ihr Geſicht uͤber
denſelben auf die Schultern der ungluͤcklichen
Frauen, als wenn ſie den Troſt finden wollte, den
ſonſt guͤtige Eltern zu ertheilen pflegten, ſie aber
itzo nicht zu ertheilen vermoͤgend war.

Der junge Herr Harlowe mit aller ſeiner
Heftigkeit war itzo gedemuͤthigt. Sein eignes
Gewiſſen, das ihn verklagte, war ſonder Zweifel
die Urſache davon.

Und
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[567/0573] die andere hatte ihre Schweſter Hervey zwiſchen ihren beyden Haͤnden gefaßt, und netzte ſie mit ihren Thraͤnen. Nahe beym Fenſter ſaß Herr Johann Harlowe. Sein Geſicht und ſein Leib war von der traurigen Geſellſchaft abgewandt. Seine Augen waren roth und aufgelaufen. Mein Vetter Anton ging auf die Fr. Harlo- we zu, als er wieder in den Saal kam. ‒ ‒ Laſſen ſie nicht ‒ liebe Schweſter, ſprach er ‒ ‒ alsdenn wandte er ſich zu meinem Vetter Harlowe ‒ ‒ Laſſen ſie nicht ‒ ‒ lieber Bruder! ‒ ‒ ‒ Laſſen ſie nicht ſo weit ‒ ‒ Weiter aber war er nicht im Stande, ein Wort zu ſagen, und da er ſelbſt den Troſt brauchte, den er gern ertheilt haͤtte, ſank er in einen Stuhl, und ſeufzete, daß man es deutlich hoͤren konnte. Fraͤulein Arabella folgte ihrem Onkel Anton, wie er vor mir hineinging. Es ſchien, als wenn ſie der zerſchlagenen Mutter einige Troſtworte zu- ſprechen wollte. Allein ſie war nicht im Stande dieſelben herauszubringen, ſondern ging hinter den Stuhl ihrer Mutter und legte ihr Geſicht uͤber denſelben auf die Schultern der ungluͤcklichen Frauen, als wenn ſie den Troſt finden wollte, den ſonſt guͤtige Eltern zu ertheilen pflegten, ſie aber itzo nicht zu ertheilen vermoͤgend war. Der junge Herr Harlowe mit aller ſeiner Heftigkeit war itzo gedemuͤthigt. Sein eignes Gewiſſen, das ihn verklagte, war ſonder Zweifel die Urſache davon. Und N n 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/573>, abgerufen am 22.11.2024.