Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



"geschlossen habe, wenn auch keine andere
"Gründe, als diese, welche die Ruhe der hin-
"terbliebnen Freunde betreffen, vorhanden wä-
"ren, diese Schrift, welche in Ansehung ihres
"Zwecks und ihrer Wirkung die letzte ist,
"müßte billig in ihrer Ausarbeitung oder Ver-
"fertigung nicht die letzte seyn, sondern sollte aus
"geruhiger Ueberlegung, und, wie öfterer vor-
"gegeben, als mit Recht gesagt wird, aus ei-
"nem gesunden Verstande und Gedächt-
"nisse,
die nur allzu selten anders als bey gesun-
"dem Leibe
gefunden werden, herfließen.
"So wird auch, wenn eine Person, die ein Te-
"stament machet, die Gründe von dem, was
"sie will, angiebet, allen Vorwendungen, als
"wenn sie nicht gesunden Verstandes gewesen
"wäre, vorgebeuget. Es wird allen betrüge-
"rischen Zänkereyen über Worte begegnet.
"Diejenigen, denen ein Vortheil zugestanden ist,
"werden desselben versichert, und die Wohl-
"that wird denen wirklich zu Theil, welchen sie
"zugedacht war. Aus der Ursache habe ich
"mich auf einige Zeit beschäfftiget, die Haupt-
"stücke von einer solchen letzten Verordnung
"niederzuschreiben, welche ich, wie sich mir die
"Gründe dargeboten, verändert und vermehret
"habe: so daß ich niemals gänzlich ohne ein
"Testament
gewesen, wenn ich auch noch so
"plötzlich weggenommen wäre. Dieser kurze
"und unvollkommene Entwurf hat mich in den
"Stand gesetzt, wie mir Gott Zeit und Ruhe

"gnä-



„geſchloſſen habe, wenn auch keine andere
„Gruͤnde, als dieſe, welche die Ruhe der hin-
„terbliebnen Freunde betreffen, vorhanden waͤ-
„ren, dieſe Schrift, welche in Anſehung ihres
„Zwecks und ihrer Wirkung die letzte iſt,
„muͤßte billig in ihrer Ausarbeitung oder Ver-
„fertigung nicht die letzte ſeyn, ſondern ſollte aus
„geruhiger Ueberlegung, und, wie oͤfterer vor-
„gegeben, als mit Recht geſagt wird, aus ei-
„nem geſunden Verſtande und Gedaͤcht-
„niſſe,
die nur allzu ſelten anders als bey geſun-
„dem Leibe
gefunden werden, herfließen.
„So wird auch, wenn eine Perſon, die ein Te-
„ſtament machet, die Gruͤnde von dem, was
„ſie will, angiebet, allen Vorwendungen, als
„wenn ſie nicht geſunden Verſtandes geweſen
„waͤre, vorgebeuget. Es wird allen betruͤge-
„riſchen Zaͤnkereyen uͤber Worte begegnet.
„Diejenigen, denen ein Vortheil zugeſtanden iſt,
„werden deſſelben verſichert, und die Wohl-
„that wird denen wirklich zu Theil, welchen ſie
„zugedacht war. Aus der Urſache habe ich
„mich auf einige Zeit beſchaͤfftiget, die Haupt-
„ſtuͤcke von einer ſolchen letzten Verordnung
„niederzuſchreiben, welche ich, wie ſich mir die
„Gruͤnde dargeboten, veraͤndert und vermehret
„habe: ſo daß ich niemals gaͤnzlich ohne ein
„Teſtament
geweſen, wenn ich auch noch ſo
„ploͤtzlich weggenommen waͤre. Dieſer kurze
„und unvollkommene Entwurf hat mich in den
„Stand geſetzt, wie mir Gott Zeit und Ruhe

„gnaͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0630" n="624"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201E;ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en habe, wenn auch keine andere<lb/>
&#x201E;Gru&#x0364;nde, als die&#x017F;e, welche die Ruhe der hin-<lb/>
&#x201E;terbliebnen Freunde betreffen, vorhanden wa&#x0364;-<lb/>
&#x201E;ren, die&#x017F;e Schrift, welche in An&#x017F;ehung ihres<lb/>
&#x201E;Zwecks und ihrer Wirkung die letzte i&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;mu&#x0364;ßte billig in ihrer Ausarbeitung oder Ver-<lb/>
&#x201E;fertigung nicht die letzte &#x017F;eyn, &#x017F;ondern &#x017F;ollte aus<lb/>
&#x201E;geruhiger Ueberlegung, und, wie <hi rendition="#fr">o&#x0364;fterer</hi> vor-<lb/>
&#x201E;gegeben, als <hi rendition="#fr">mit Recht</hi> ge&#x017F;agt wird, aus ei-<lb/>
&#x201E;nem <hi rendition="#fr">ge&#x017F;unden Ver&#x017F;tande</hi> und <hi rendition="#fr">Geda&#x0364;cht-<lb/>
&#x201E;ni&#x017F;&#x017F;e,</hi> die nur allzu &#x017F;elten anders als bey <hi rendition="#fr">ge&#x017F;un-<lb/>
&#x201E;dem Leibe</hi> gefunden werden, herfließen.<lb/>
&#x201E;So wird auch, wenn eine Per&#x017F;on, die ein Te-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tament machet, die Gru&#x0364;nde von dem, was<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie will, angiebet, allen Vorwendungen, als<lb/>
&#x201E;wenn &#x017F;ie nicht ge&#x017F;unden Ver&#x017F;tandes gewe&#x017F;en<lb/>
&#x201E;wa&#x0364;re, vorgebeuget. Es wird allen betru&#x0364;ge-<lb/>
&#x201E;ri&#x017F;chen Za&#x0364;nkereyen u&#x0364;ber Worte begegnet.<lb/>
&#x201E;Diejenigen, denen ein Vortheil zuge&#x017F;tanden i&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;werden de&#x017F;&#x017F;elben ver&#x017F;ichert, und die Wohl-<lb/>
&#x201E;that wird denen wirklich zu Theil, welchen &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;zugedacht war. Aus der Ur&#x017F;ache habe ich<lb/>
&#x201E;mich auf einige Zeit be&#x017F;cha&#x0364;fftiget, die Haupt-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tu&#x0364;cke von einer &#x017F;olchen letzten Verordnung<lb/>
&#x201E;niederzu&#x017F;chreiben, welche ich, wie &#x017F;ich mir die<lb/>
&#x201E;Gru&#x0364;nde dargeboten, vera&#x0364;ndert und vermehret<lb/>
&#x201E;habe: &#x017F;o daß ich niemals ga&#x0364;nzlich ohne <hi rendition="#fr">ein<lb/>
&#x201E;Te&#x017F;tament</hi> gewe&#x017F;en, wenn ich auch noch &#x017F;o<lb/>
&#x201E;plo&#x0364;tzlich weggenommen wa&#x0364;re. Die&#x017F;er kurze<lb/>
&#x201E;und unvollkommene Entwurf hat mich in den<lb/>
&#x201E;Stand ge&#x017F;etzt, wie mir Gott Zeit und Ruhe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;gna&#x0364;-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[624/0630] „geſchloſſen habe, wenn auch keine andere „Gruͤnde, als dieſe, welche die Ruhe der hin- „terbliebnen Freunde betreffen, vorhanden waͤ- „ren, dieſe Schrift, welche in Anſehung ihres „Zwecks und ihrer Wirkung die letzte iſt, „muͤßte billig in ihrer Ausarbeitung oder Ver- „fertigung nicht die letzte ſeyn, ſondern ſollte aus „geruhiger Ueberlegung, und, wie oͤfterer vor- „gegeben, als mit Recht geſagt wird, aus ei- „nem geſunden Verſtande und Gedaͤcht- „niſſe, die nur allzu ſelten anders als bey geſun- „dem Leibe gefunden werden, herfließen. „So wird auch, wenn eine Perſon, die ein Te- „ſtament machet, die Gruͤnde von dem, was „ſie will, angiebet, allen Vorwendungen, als „wenn ſie nicht geſunden Verſtandes geweſen „waͤre, vorgebeuget. Es wird allen betruͤge- „riſchen Zaͤnkereyen uͤber Worte begegnet. „Diejenigen, denen ein Vortheil zugeſtanden iſt, „werden deſſelben verſichert, und die Wohl- „that wird denen wirklich zu Theil, welchen ſie „zugedacht war. Aus der Urſache habe ich „mich auf einige Zeit beſchaͤfftiget, die Haupt- „ſtuͤcke von einer ſolchen letzten Verordnung „niederzuſchreiben, welche ich, wie ſich mir die „Gruͤnde dargeboten, veraͤndert und vermehret „habe: ſo daß ich niemals gaͤnzlich ohne ein „Teſtament geweſen, wenn ich auch noch ſo „ploͤtzlich weggenommen waͤre. Dieſer kurze „und unvollkommene Entwurf hat mich in den „Stand geſetzt, wie mir Gott Zeit und Ruhe „gnaͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/630
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/630>, abgerufen am 22.11.2024.