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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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gelassen werde, sich selbst für alle solche viertel-
jährige oder andere Gelder, die er von meines
Großvaters Tode an die Güte gehabt, mir vor-
zuschießen, wieder zu vergnügen: und daß sei-
ne Rechnungen von diesen Summen gleich-
falls ohne Widerrede angenommen; jedoch zur
Erstattung derselben das Geld, welches ich in
meinem Schreibkasten zurückgelassen habe, mit
angewendet werde.

Mein Großvater, dessen Güte und Gewogenheit ge-
gen mich keine Grenzen hatten, ließ sich gefal-
len mir alle Familiengemählde in seinem ehema-
ligen Hause, unter welchen einige rechte Mei-
sterstücke sind, zu vermachen: mit dem Befehl,
daß, wo ich unverheyrathet oder zwar verhey-
rathet, aber ohne Erben, stürbe, sie alsdenn an
denjenigen von seinen Söhnen, wo etwa mehrere
noch am Leben seyn möchten, kommen sollten, der
nach meinen Gedanken sie am höchsten schätzen
würde. Da ich nun weiß, daß mein geehrter
Onkel, Herr Johann Harlowe, sich einigerma-
ßen darüber zu beklagen beliebte, daß sie ihm,
als dem ältesten Sohne, nicht vermacht wären;
und er eine Gallerie hat, wo sie vortheilhaft
aufgestellt werden können; ich aber auch Ursa-
che habe zu glauben, daß er sie meinem Vater
vermachen werde, wo dieser ihn überlebet, der
sie sonder Zweifel meinem Bruder hinterlassen
wird: so vermache ich alle die gedachten Fa-
miliengemählde meinem gemeldeten Onkel Jo-
hann Harlowe. Jedoch schließe ich in diesen

Ge-



gelaſſen werde, ſich ſelbſt fuͤr alle ſolche viertel-
jaͤhrige oder andere Gelder, die er von meines
Großvaters Tode an die Guͤte gehabt, mir vor-
zuſchießen, wieder zu vergnuͤgen: und daß ſei-
ne Rechnungen von dieſen Summen gleich-
falls ohne Widerrede angenommen; jedoch zur
Erſtattung derſelben das Geld, welches ich in
meinem Schreibkaſten zuruͤckgelaſſen habe, mit
angewendet werde.

Mein Großvater, deſſen Guͤte und Gewogenheit ge-
gen mich keine Grenzen hatten, ließ ſich gefal-
len mir alle Familiengemaͤhlde in ſeinem ehema-
ligen Hauſe, unter welchen einige rechte Mei-
ſterſtuͤcke ſind, zu vermachen: mit dem Befehl,
daß, wo ich unverheyrathet oder zwar verhey-
rathet, aber ohne Erben, ſtuͤrbe, ſie alsdenn an
denjenigen von ſeinen Soͤhnen, wo etwa mehrere
noch am Leben ſeyn moͤchten, kommen ſollten, der
nach meinen Gedanken ſie am hoͤchſten ſchaͤtzen
wuͤrde. Da ich nun weiß, daß mein geehrter
Onkel, Herr Johann Harlowe, ſich einigerma-
ßen daruͤber zu beklagen beliebte, daß ſie ihm,
als dem aͤlteſten Sohne, nicht vermacht waͤren;
und er eine Gallerie hat, wo ſie vortheilhaft
aufgeſtellt werden koͤnnen; ich aber auch Urſa-
che habe zu glauben, daß er ſie meinem Vater
vermachen werde, wo dieſer ihn uͤberlebet, der
ſie ſonder Zweifel meinem Bruder hinterlaſſen
wird: ſo vermache ich alle die gedachten Fa-
miliengemaͤhlde meinem gemeldeten Onkel Jo-
hann Harlowe. Jedoch ſchließe ich in dieſen

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[632/0638] gelaſſen werde, ſich ſelbſt fuͤr alle ſolche viertel- jaͤhrige oder andere Gelder, die er von meines Großvaters Tode an die Guͤte gehabt, mir vor- zuſchießen, wieder zu vergnuͤgen: und daß ſei- ne Rechnungen von dieſen Summen gleich- falls ohne Widerrede angenommen; jedoch zur Erſtattung derſelben das Geld, welches ich in meinem Schreibkaſten zuruͤckgelaſſen habe, mit angewendet werde. Mein Großvater, deſſen Guͤte und Gewogenheit ge- gen mich keine Grenzen hatten, ließ ſich gefal- len mir alle Familiengemaͤhlde in ſeinem ehema- ligen Hauſe, unter welchen einige rechte Mei- ſterſtuͤcke ſind, zu vermachen: mit dem Befehl, daß, wo ich unverheyrathet oder zwar verhey- rathet, aber ohne Erben, ſtuͤrbe, ſie alsdenn an denjenigen von ſeinen Soͤhnen, wo etwa mehrere noch am Leben ſeyn moͤchten, kommen ſollten, der nach meinen Gedanken ſie am hoͤchſten ſchaͤtzen wuͤrde. Da ich nun weiß, daß mein geehrter Onkel, Herr Johann Harlowe, ſich einigerma- ßen daruͤber zu beklagen beliebte, daß ſie ihm, als dem aͤlteſten Sohne, nicht vermacht waͤren; und er eine Gallerie hat, wo ſie vortheilhaft aufgeſtellt werden koͤnnen; ich aber auch Urſa- che habe zu glauben, daß er ſie meinem Vater vermachen werde, wo dieſer ihn uͤberlebet, der ſie ſonder Zweifel meinem Bruder hinterlaſſen wird: ſo vermache ich alle die gedachten Fa- miliengemaͤhlde meinem gemeldeten Onkel Jo- hann Harlowe. Jedoch ſchließe ich in dieſen Ge-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/638>, abgerufen am 22.11.2024.