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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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es auch gemeiniglich geschehen sollte, daß derje-
nige, welcher in die göttliche Vorrechte einen Ein-
griff thut, für seine Vermessenheit durch eben den-
jenigen, den er zu tödten suchet, und der, so straf-
würdig er auch vorher seyn mag, in diesem Falle
zu einem nothwendigen Vertheidigungswerke ge-
trieben wird, gestrafet würde.

Der Himmel schütze Sie, mein Herr, auf al-
len Jhren Wegen, und belohne Sie, wie noch
einmal mein Gebeth deswegen zu ihm abgeschicket
wird, für alle Jhre Güte gegen mich: eine Güte,
die Jhrem Herzen so anständig und dem meini-
gen
so ausnehmend angenehm ist; die gütige
Bemühung, Frieden zu stiften, und mit einem
ehemals geliebten Kinde seine Eltern; mit einer
noch vor kurzem als einen Augapfel geachteten
Base, ihre Onkels; und mit einer Schwester, ih-
ren Bruder und Schwester, welche vormals die-
selbe ihrer zärtlichen Verwandtschaft nicht unwür-
dig zu seyn geglaubet hatten, wieder auszusöhnen;
eine Güte, die der Rache des Mordschwerdtes so
weit vorzuziehen ist.

Haben Sie die Güte, mein Herr, ein Tröster
für meine geehrte Eltern zu seyn, wie Sie für
mich gewesen sind. Gott aber wolle uns, nach
seiner Gnade gegen uns beyde, in der seligen Ewig-
keit, in welche ich, wie ich demüthigst vertraue,
eingegangen seyn werde, wenn Sie dieses lesen,
wieder zu einander führen.

Dieß



es auch gemeiniglich geſchehen ſollte, daß derje-
nige, welcher in die goͤttliche Vorrechte einen Ein-
griff thut, fuͤr ſeine Vermeſſenheit durch eben den-
jenigen, den er zu toͤdten ſuchet, und der, ſo ſtraf-
wuͤrdig er auch vorher ſeyn mag, in dieſem Falle
zu einem nothwendigen Vertheidigungswerke ge-
trieben wird, geſtrafet wuͤrde.

Der Himmel ſchuͤtze Sie, mein Herr, auf al-
len Jhren Wegen, und belohne Sie, wie noch
einmal mein Gebeth deswegen zu ihm abgeſchicket
wird, fuͤr alle Jhre Guͤte gegen mich: eine Guͤte,
die Jhrem Herzen ſo anſtaͤndig und dem meini-
gen
ſo ausnehmend angenehm iſt; die guͤtige
Bemuͤhung, Frieden zu ſtiften, und mit einem
ehemals geliebten Kinde ſeine Eltern; mit einer
noch vor kurzem als einen Augapfel geachteten
Baſe, ihre Onkels; und mit einer Schweſter, ih-
ren Bruder und Schweſter, welche vormals die-
ſelbe ihrer zaͤrtlichen Verwandtſchaft nicht unwuͤr-
dig zu ſeyn geglaubet hatten, wieder auszuſoͤhnen;
eine Guͤte, die der Rache des Mordſchwerdtes ſo
weit vorzuziehen iſt.

Haben Sie die Guͤte, mein Herr, ein Troͤſter
fuͤr meine geehrte Eltern zu ſeyn, wie Sie fuͤr
mich geweſen ſind. Gott aber wolle uns, nach
ſeiner Gnade gegen uns beyde, in der ſeligen Ewig-
keit, in welche ich, wie ich demuͤthigſt vertraue,
eingegangen ſeyn werde, wenn Sie dieſes leſen,
wieder zu einander fuͤhren.

Dieß
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[736/0742] es auch gemeiniglich geſchehen ſollte, daß derje- nige, welcher in die goͤttliche Vorrechte einen Ein- griff thut, fuͤr ſeine Vermeſſenheit durch eben den- jenigen, den er zu toͤdten ſuchet, und der, ſo ſtraf- wuͤrdig er auch vorher ſeyn mag, in dieſem Falle zu einem nothwendigen Vertheidigungswerke ge- trieben wird, geſtrafet wuͤrde. Der Himmel ſchuͤtze Sie, mein Herr, auf al- len Jhren Wegen, und belohne Sie, wie noch einmal mein Gebeth deswegen zu ihm abgeſchicket wird, fuͤr alle Jhre Guͤte gegen mich: eine Guͤte, die Jhrem Herzen ſo anſtaͤndig und dem meini- gen ſo ausnehmend angenehm iſt; die guͤtige Bemuͤhung, Frieden zu ſtiften, und mit einem ehemals geliebten Kinde ſeine Eltern; mit einer noch vor kurzem als einen Augapfel geachteten Baſe, ihre Onkels; und mit einer Schweſter, ih- ren Bruder und Schweſter, welche vormals die- ſelbe ihrer zaͤrtlichen Verwandtſchaft nicht unwuͤr- dig zu ſeyn geglaubet hatten, wieder auszuſoͤhnen; eine Guͤte, die der Rache des Mordſchwerdtes ſo weit vorzuziehen iſt. Haben Sie die Guͤte, mein Herr, ein Troͤſter fuͤr meine geehrte Eltern zu ſeyn, wie Sie fuͤr mich geweſen ſind. Gott aber wolle uns, nach ſeiner Gnade gegen uns beyde, in der ſeligen Ewig- keit, in welche ich, wie ich demuͤthigſt vertraue, eingegangen ſeyn werde, wenn Sie dieſes leſen, wieder zu einander fuͤhren. Dieß

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/742>, abgerufen am 17.06.2024.