Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



Mit Wahrheit sagte sie, und ich frohlockte in der
Entdeckung, daß ich seit der Zeit ihre Seele
hundert mal in ungewisser Erwartung ge-
lassen hätte
(*). Mein Versuch mit der Jpe-
cacuanha war allein hinlänglich einen Ungläubi-
gen zu überführen, daß sie ein Gemüth hätte, in
welchem Liebe und Zärtlichkeit geherrscht haben
würden, wenn ich dem reizenden Knospen zuge-
lassen hätte fortzutreiben und aufzublühen (**).

Sie würde kein verstecktes Wesen an-
genommen haben,
wie sie mir einmal sagte,
wenn ich ihr nicht Ursache zu zweifeln ge-
geben hätte
(***). Und gestand sie nicht ge-
gen dich, daß sie mich vormals hätte lieben
können, und wann sie mich hätte fromm
machen können, mich glücklich gemacht
haben würde
(****). O Belford! hier war
Liebe: eine Liebe von der edelsten Art! - - Ei-
ne Liebe, wie sie in ihrem hinterlassenen Briefe
zu verstehen giebt (+), die sich bis auf die Seele
erstreckte: und die sie nicht allein in ihren Todes-
stunden bekannte, sondern mir auch nach ihrem
Tode vor Augen zu legen Anstalt machte; in dem
Briefe voll Warnungen und Ermahnungen, die
keine andere Absicht, als meine ewige Wohlfarth,
hatten.

Die
(*) Th. V. S. 418.
(**) Man sehe im IV. Th. den XXXVI. und XXXVII.
Brief.
(***) Man sehe den V. Th. S. 465.
(****) Man sehe den XLVIII. Brief dieses Theils.
(+) Man sehe den LXXXIXten Brief des gegenwär-
tigen Theils.



Mit Wahrheit ſagte ſie, und ich frohlockte in der
Entdeckung, daß ich ſeit der Zeit ihre Seele
hundert mal in ungewiſſer Erwartung ge-
laſſen haͤtte
(*). Mein Verſuch mit der Jpe-
cacuanha war allein hinlaͤnglich einen Unglaͤubi-
gen zu uͤberfuͤhren, daß ſie ein Gemuͤth haͤtte, in
welchem Liebe und Zaͤrtlichkeit geherrſcht haben
wuͤrden, wenn ich dem reizenden Knospen zuge-
laſſen haͤtte fortzutreiben und aufzubluͤhen (**).

Sie wuͤrde kein verſtecktes Weſen an-
genommen haben,
wie ſie mir einmal ſagte,
wenn ich ihr nicht Urſache zu zweifeln ge-
geben haͤtte
(***). Und geſtand ſie nicht ge-
gen dich, daß ſie mich vormals haͤtte lieben
koͤnnen, und wann ſie mich haͤtte fromm
machen koͤnnen, mich gluͤcklich gemacht
haben wuͤrde
(****). O Belford! hier war
Liebe: eine Liebe von der edelſten Art! ‒ ‒ Ei-
ne Liebe, wie ſie in ihrem hinterlaſſenen Briefe
zu verſtehen giebt (†), die ſich bis auf die Seele
erſtreckte: und die ſie nicht allein in ihren Todes-
ſtunden bekannte, ſondern mir auch nach ihrem
Tode vor Augen zu legen Anſtalt machte; in dem
Briefe voll Warnungen und Ermahnungen, die
keine andere Abſicht, als meine ewige Wohlfarth,
hatten.

Die
(*) Th. V. S. 418.
(**) Man ſehe im IV. Th. den XXXVI. und XXXVII.
Brief.
(***) Man ſehe den V. Th. S. 465.
(****) Man ſehe den XLVIII. Brief dieſes Theils.
(†) Man ſehe den LXXXIXten Brief des gegenwaͤr-
tigen Theils.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0864" n="858"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Mit Wahrheit &#x017F;agte &#x017F;ie, und ich frohlockte in der<lb/>
Entdeckung, daß <hi rendition="#fr">ich &#x017F;eit der Zeit ihre Seele<lb/>
hundert mal in ungewi&#x017F;&#x017F;er Erwartung ge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte</hi> <note place="foot" n="(*)">Th. <hi rendition="#aq">V.</hi> S. 418.</note>. Mein Ver&#x017F;uch mit der Jpe-<lb/>
cacuanha war allein hinla&#x0364;nglich einen Ungla&#x0364;ubi-<lb/>
gen zu u&#x0364;berfu&#x0364;hren, daß &#x017F;ie ein Gemu&#x0364;th ha&#x0364;tte, in<lb/>
welchem Liebe und Za&#x0364;rtlichkeit geherr&#x017F;cht haben<lb/>
wu&#x0364;rden, wenn ich dem reizenden Knospen zuge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte fortzutreiben und aufzublu&#x0364;hen <note place="foot" n="(**)">Man &#x017F;ehe im <hi rendition="#aq">IV.</hi> Th. den <hi rendition="#aq">XXXVI.</hi> und <hi rendition="#aq">XXXVII.</hi><lb/>
Brief.</note>.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Sie wu&#x0364;rde kein ver&#x017F;tecktes We&#x017F;en an-<lb/>
genommen haben,</hi> wie &#x017F;ie mir einmal &#x017F;agte,<lb/><hi rendition="#fr">wenn ich ihr nicht Ur&#x017F;ache zu zweifeln ge-<lb/>
geben ha&#x0364;tte</hi> <note place="foot" n="(***)">Man &#x017F;ehe den <hi rendition="#aq">V.</hi> Th. S. 465.</note>. Und ge&#x017F;tand &#x017F;ie nicht ge-<lb/>
gen dich, <hi rendition="#fr">daß &#x017F;ie mich vormals ha&#x0364;tte lieben<lb/>
ko&#x0364;nnen, und wann &#x017F;ie mich ha&#x0364;tte fromm<lb/>
machen ko&#x0364;nnen, mich glu&#x0364;cklich gemacht<lb/>
haben wu&#x0364;rde</hi> <note place="foot" n="(****)">Man &#x017F;ehe den <hi rendition="#aq">XLVIII.</hi> Brief die&#x017F;es Theils.</note>. O Belford! hier war<lb/>
Liebe: eine Liebe von der edel&#x017F;ten Art! &#x2012; &#x2012; Ei-<lb/>
ne Liebe, wie &#x017F;ie in ihrem hinterla&#x017F;&#x017F;enen Briefe<lb/>
zu ver&#x017F;tehen giebt <note place="foot" n="(&#x2020;)">Man &#x017F;ehe den <hi rendition="#aq">LXXXIX</hi>ten Brief des gegenwa&#x0364;r-<lb/>
tigen Theils.</note>, die &#x017F;ich bis auf die Seele<lb/>
er&#x017F;treckte: und die &#x017F;ie nicht allein in ihren Todes-<lb/>
&#x017F;tunden bekannte, &#x017F;ondern mir auch nach ihrem<lb/>
Tode vor Augen zu legen An&#x017F;talt machte; in dem<lb/>
Briefe voll Warnungen und Ermahnungen, die<lb/>
keine andere Ab&#x017F;icht, als meine ewige Wohlfarth,<lb/>
hatten.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[858/0864] Mit Wahrheit ſagte ſie, und ich frohlockte in der Entdeckung, daß ich ſeit der Zeit ihre Seele hundert mal in ungewiſſer Erwartung ge- laſſen haͤtte (*). Mein Verſuch mit der Jpe- cacuanha war allein hinlaͤnglich einen Unglaͤubi- gen zu uͤberfuͤhren, daß ſie ein Gemuͤth haͤtte, in welchem Liebe und Zaͤrtlichkeit geherrſcht haben wuͤrden, wenn ich dem reizenden Knospen zuge- laſſen haͤtte fortzutreiben und aufzubluͤhen (**). Sie wuͤrde kein verſtecktes Weſen an- genommen haben, wie ſie mir einmal ſagte, wenn ich ihr nicht Urſache zu zweifeln ge- geben haͤtte (***). Und geſtand ſie nicht ge- gen dich, daß ſie mich vormals haͤtte lieben koͤnnen, und wann ſie mich haͤtte fromm machen koͤnnen, mich gluͤcklich gemacht haben wuͤrde (****). O Belford! hier war Liebe: eine Liebe von der edelſten Art! ‒ ‒ Ei- ne Liebe, wie ſie in ihrem hinterlaſſenen Briefe zu verſtehen giebt (†), die ſich bis auf die Seele erſtreckte: und die ſie nicht allein in ihren Todes- ſtunden bekannte, ſondern mir auch nach ihrem Tode vor Augen zu legen Anſtalt machte; in dem Briefe voll Warnungen und Ermahnungen, die keine andere Abſicht, als meine ewige Wohlfarth, hatten. Die (*) Th. V. S. 418. (**) Man ſehe im IV. Th. den XXXVI. und XXXVII. Brief. (***) Man ſehe den V. Th. S. 465. (****) Man ſehe den XLVIII. Brief dieſes Theils. (†) Man ſehe den LXXXIXten Brief des gegenwaͤr- tigen Theils.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/864
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 858. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/864>, abgerufen am 22.11.2024.