Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.der Kinder Geschrey die Dorff-Leute lieffen/ und den Riviero hohleten: Eilete er aufs geschwindeste herbey: Aber der Mohr fragte weder nach seinen Droheworten noch Bitten/ sondern warf das älteste Söhnlein/ etwa von sieben Jahren/ zu einem Fenster herab auf den Felß/ daß es so geschwinde zerborste/ als es fiel. Der arme Vater fiel gleichsam in Verzweiflung/ versuchte doch den grausamen Mohren zu sänfftigen und zu erweichen/ damit er die übrigen möchte erretten: Der Mohr stellete sich/ als wenn er ihn seiner Bitte wolte gewären/ iedoch mit dem bedinge/ daß Riviero ihm solte die Nase abschneiden: Zur Erstatrung der Unbillichkeiten/ die er seinem Sclaven angethan hätte. Was solte da der gute Vater thun? Ob schon dieser Bösewicht sich rühmete/ er hätte seine Frau geschänder: Ob schon auch der grausame Mord des ältesten Söhnleins vor Augen war: Dennoch/ weil er vermeinete/ mit solcher seiner Verstümmelung etwas zu erlangen/ schniedt er ihm die Nasen ab. Darüber war der Sclave trefflich lustig: Und an statt/ daß er hätte an seiner unermeßlichen Unsinnigkeit etwas nachlassen sollen/ spottete er dessen allen / was er hatte zugesagt/ ingleichen auch der Einfältigkeit seines Herrn: Ergriff als bald die andern zwey kleinen Kinder bey den Beinen/ stieß ihnen etliche mal die Köpffe wider die Mauer: der Kinder Geschrey die Dorff-Leute lieffen/ und den Riviero hohleten: Eilete er aufs geschwindeste herbey: Aber der Mohr fragte weder nach seinen Droheworten noch Bitten/ sondern warf das älteste Söhnlein/ etwa von sieben Jahren/ zu einem Fenster herab auf den Felß/ daß es so geschwinde zerborste/ als es fiel. Der arme Vater fiel gleichsam in Verzweiflung/ versuchte doch den grausamen Mohren zu sänfftigen und zu erweichen/ damit er die übrigen möchte erretten: Der Mohr stellete sich/ als wenn er ihn seiner Bitte wolte gewären/ iedoch mit dem bedinge/ daß Riviero ihm solte die Nase abschneiden: Zur Erstatrung der Unbillichkeiten/ die er seinem Sclaven angethan hätte. Was solte da der gute Vater thun? Ob schon dieser Bösewicht sich rühmete/ er hätte seine Frau geschänder: Ob schon auch der grausame Mord des ältesten Söhnleins vor Augen war: Dennoch/ weil er vermeinete/ mit solcher seiner Verstümmelung etwas zu erlangen/ schniedt er ihm die Nasen ab. Darüber war der Sclave trefflich lustig: Und an statt/ daß er hätte an seiner unermeßlichen Unsinnigkeit etwas nachlassen sollen/ spottete er dessen allen / was er hatte zugesagt/ ingleichen auch der Einfältigkeit seines Herrn: Ergriff als bald die andern zwey kleinen Kinder bey den Beinen/ stieß ihnen etliche mal die Köpffe wider die Mauer: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0127" n="107"/> der Kinder Geschrey die Dorff-Leute lieffen/ und den Riviero hohleten: Eilete er aufs geschwindeste herbey: Aber der Mohr fragte weder nach seinen Droheworten noch Bitten/ sondern warf das älteste Söhnlein/ etwa von sieben Jahren/ zu einem Fenster herab auf den Felß/ daß es so geschwinde zerborste/ als es fiel.</p> <p>Der arme Vater fiel gleichsam in Verzweiflung/ versuchte doch den grausamen Mohren zu sänfftigen und zu erweichen/ damit er die übrigen möchte erretten: Der Mohr stellete sich/ als wenn er ihn seiner Bitte wolte gewären/ iedoch mit dem bedinge/ daß Riviero ihm solte die Nase abschneiden: Zur Erstatrung der Unbillichkeiten/ die er seinem Sclaven angethan hätte.</p> <p>Was solte da der gute Vater thun? Ob schon dieser Bösewicht sich rühmete/ er hätte seine Frau geschänder: Ob schon auch der grausame Mord des ältesten Söhnleins vor Augen war: Dennoch/ weil er vermeinete/ mit solcher seiner Verstümmelung etwas zu erlangen/ schniedt er ihm die Nasen ab.</p> <p>Darüber war der Sclave trefflich lustig: Und an statt/ daß er hätte an seiner unermeßlichen Unsinnigkeit etwas nachlassen sollen/ spottete er dessen allen / was er hatte zugesagt/ ingleichen auch der Einfältigkeit seines Herrn: Ergriff als bald die andern zwey kleinen Kinder bey den Beinen/ stieß ihnen etliche mal die Köpffe wider die Mauer: </p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0127]
der Kinder Geschrey die Dorff-Leute lieffen/ und den Riviero hohleten: Eilete er aufs geschwindeste herbey: Aber der Mohr fragte weder nach seinen Droheworten noch Bitten/ sondern warf das älteste Söhnlein/ etwa von sieben Jahren/ zu einem Fenster herab auf den Felß/ daß es so geschwinde zerborste/ als es fiel.
Der arme Vater fiel gleichsam in Verzweiflung/ versuchte doch den grausamen Mohren zu sänfftigen und zu erweichen/ damit er die übrigen möchte erretten: Der Mohr stellete sich/ als wenn er ihn seiner Bitte wolte gewären/ iedoch mit dem bedinge/ daß Riviero ihm solte die Nase abschneiden: Zur Erstatrung der Unbillichkeiten/ die er seinem Sclaven angethan hätte.
Was solte da der gute Vater thun? Ob schon dieser Bösewicht sich rühmete/ er hätte seine Frau geschänder: Ob schon auch der grausame Mord des ältesten Söhnleins vor Augen war: Dennoch/ weil er vermeinete/ mit solcher seiner Verstümmelung etwas zu erlangen/ schniedt er ihm die Nasen ab.
Darüber war der Sclave trefflich lustig: Und an statt/ daß er hätte an seiner unermeßlichen Unsinnigkeit etwas nachlassen sollen/ spottete er dessen allen / was er hatte zugesagt/ ingleichen auch der Einfältigkeit seines Herrn: Ergriff als bald die andern zwey kleinen Kinder bey den Beinen/ stieß ihnen etliche mal die Köpffe wider die Mauer:
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/127>, abgerufen am 16.07.2024. |