Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.LIX. Unzucht wird gestrafft. ALs die Armee Francisci Valesii Hertzogens von Anjou, Anno 1578. auf den Artoischen Grentzen war/ ümb in Hennegau zu gehen/ trägt sichs zu/ daß Capitain Pont sein Quartier bekomt in dem Dorf Becourt/ bey einem reichen Baursmanne/ Johann Millet genant/ welcher zwey schöne junge Töchter hatte. Der Capitain verliebte sich in die älteste/ mit Nahmen Maria/ die etwa sechtzehen Jahr alt war. Die guten Leute im Hause bemüheten sich alle/ ihn wohl zu bedienen/ und zu tractiren/ damit sie nicht das ungestümme Tribuliren dürfften erfahren / das solche Leute bey den armen Bauren pflegen zu verüben. Als einsmahls der Capitain mit den Eltern und Kindern Mahlzeit hielte: Sprach er den Vater an/ er solte ihm seine Tochter Mariam zur Ehe geben. Der gute Mann antwortete/ es wäre nicht eine gleiche und vor ihn bequeme Ehe (besorgte sich/ wenn er sie hätte betrogen/ möchte er sie von sich jagen / oder vor seine Hure halten) darüm schlug ers glatt ab. Der Capitain ward wegen solcher Verfagung grimmig zornig/ fluchte und schalt/ jagte Va- LIX. Unzucht wird gestrafft. ALs die Armee Francisci Valesii Hertzogens von Anjou, Anno 1578. auf den Artoischen Grentzen war/ ümb in Hennegau zu gehen/ trägt sichs zu/ daß Capitain Pont sein Quartier bekomt in dem Dorf Becourt/ bey einem reichen Baursmanne/ Johann Millet genant/ welcher zwey schöne junge Töchter hatte. Der Capitain verliebte sich in die älteste/ mit Nahmen Maria/ die etwa sechtzehen Jahr alt war. Die guten Leute im Hause bemüheten sich alle/ ihn wohl zu bedienen/ und zu tractiren/ damit sie nicht das ungestüm̃e Tribuliren dürfften erfahren / das solche Leute bey den armen Bauren pflegen zu verüben. Als einsmahls der Capitain mit den Eltern und Kindern Mahlzeit hielte: Sprach er den Vater an/ er solte ihm seine Tochter Mariam zur Ehe geben. Der gute Mann antwortete/ es wäre nicht eine gleiche und vor ihn bequeme Ehe (besorgte sich/ wenn er sie hätte betrogen/ möchte er sie von sich jagen / oder vor seine Hure halten) darüm schlug ers glatt ab. Der Capitain ward wegen solcher Verfagung grim̃ig zornig/ fluchte und schalt/ jagte Va- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0136" n="116"/> <p>LIX.</p> <p>Unzucht wird gestrafft.</p> <p>ALs die Armee Francisci Valesii Hertzogens von Anjou, Anno 1578. auf den Artoischen Grentzen war/ ümb in Hennegau zu gehen/ trägt sichs zu/ daß Capitain Pont sein Quartier bekomt in dem Dorf Becourt/ bey einem reichen Baursmanne/ Johann Millet genant/ welcher zwey schöne junge Töchter hatte.</p> <p>Der Capitain verliebte sich in die älteste/ mit Nahmen Maria/ die etwa sechtzehen Jahr alt war.</p> <p>Die guten Leute im Hause bemüheten sich alle/ ihn wohl zu bedienen/ und zu tractiren/ damit sie nicht das ungestüm̃e Tribuliren dürfften erfahren / das solche Leute bey den armen Bauren pflegen zu verüben.</p> <p>Als einsmahls der Capitain mit den Eltern und Kindern Mahlzeit hielte: Sprach er den Vater an/ er solte ihm seine Tochter Mariam zur Ehe geben.</p> <p>Der gute Mann antwortete/ es wäre nicht eine gleiche und vor ihn bequeme Ehe (besorgte sich/ wenn er sie hätte betrogen/ möchte er sie von sich jagen / oder vor seine Hure halten) darüm schlug ers glatt ab.</p> <p>Der Capitain ward wegen solcher Verfagung grim̃ig zornig/ fluchte und schalt/ jagte Va- </p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0136]
LIX.
Unzucht wird gestrafft.
ALs die Armee Francisci Valesii Hertzogens von Anjou, Anno 1578. auf den Artoischen Grentzen war/ ümb in Hennegau zu gehen/ trägt sichs zu/ daß Capitain Pont sein Quartier bekomt in dem Dorf Becourt/ bey einem reichen Baursmanne/ Johann Millet genant/ welcher zwey schöne junge Töchter hatte.
Der Capitain verliebte sich in die älteste/ mit Nahmen Maria/ die etwa sechtzehen Jahr alt war.
Die guten Leute im Hause bemüheten sich alle/ ihn wohl zu bedienen/ und zu tractiren/ damit sie nicht das ungestüm̃e Tribuliren dürfften erfahren / das solche Leute bey den armen Bauren pflegen zu verüben.
Als einsmahls der Capitain mit den Eltern und Kindern Mahlzeit hielte: Sprach er den Vater an/ er solte ihm seine Tochter Mariam zur Ehe geben.
Der gute Mann antwortete/ es wäre nicht eine gleiche und vor ihn bequeme Ehe (besorgte sich/ wenn er sie hätte betrogen/ möchte er sie von sich jagen / oder vor seine Hure halten) darüm schlug ers glatt ab.
Der Capitain ward wegen solcher Verfagung grim̃ig zornig/ fluchte und schalt/ jagte Va-
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