Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.in die fünfhundert Kronen zusammen gebracht/ und als er nicht gewust/ was er solte mit anfangen/ sey er endlich rahtes worden/ dieselben ins Felde zu vergraben. Als er nun damit ümbgieng/ ward es sein Gefatter und guter Freund einer innen: Derselbe gien darnach hin/ grub an dem Ohrte/ den er gemercket/ hinein/ und nahm das Geld weg. Etliche Tage hernach kam der Blinde wieder dahin/ und wolte fühlen/ obs Geld noch da wäre: Fand aber nur das ledige Nest: Welches ihn gleichsam in Verzweifflung brachte: Endlich muhtmassete er/ daß niemand anders/ als sein Nachbar und Gefatter ihm dieses hätte mit gespielet/ und ward rahts/ ihm mit List zu begegnen. Er führete ihn beyseits/ und sprach zu ihm: Lieber Nachbar/ ich bedarf eures guten Rahts: Ich habe eine Summa Geldes von tausend Kronen/ davon habe ich die Helffte an einen sichern Ort verborgen: Ich weiß nicht recht/ was ich mit dem andern machen soll/ weil ich nicht geschickt bin/ solche Güter zu bewahren / sintemal ich keinen Stich sehen kan. Dieser wegen wenn ihr es vor rahtsam befindet/ wolte ich diese Helffte zu der andern legen/ denn ich wolte alles gern nach dem Raht meiner guten Freunde handeln. Der Nachbar stellete sich/ als liesse er ihm diese Meinung gar wohl gefallen: Und damit er in die fünfhundert Kronen zusammen gebracht/ und als er nicht gewust/ was er solte mit anfangen/ sey er endlich rahtes worden/ dieselben ins Felde zu vergraben. Als er nun damit ümbgieng/ ward es sein Gefatter und guter Freund einer innen: Derselbe gien darnach hin/ grub an dem Ohrte/ den er gemercket/ hinein/ und nahm das Geld weg. Etliche Tage hernach kam der Blinde wieder dahin/ und wolte fühlen/ obs Geld noch da wäre: Fand aber nur das ledige Nest: Welches ihn gleichsam in Verzweifflung brachte: Endlich muhtmassete er/ daß niemand anders/ als sein Nachbar und Gefatter ihm dieses hätte mit gespielet/ und ward rahts/ ihm mit List zu begegnen. Er führete ihn beyseits/ und sprach zu ihm: Lieber Nachbar/ ich bedarf eures guten Rahts: Ich habe eine Summa Geldes von tausend Kronen/ davon habe ich die Helffte an einen sichern Ort verborgen: Ich weiß nicht recht/ was ich mit dem andern machen soll/ weil ich nicht geschickt bin/ solche Güter zu bewahren / sintemal ich keinen Stich sehen kan. Dieser wegen wenn ihr es vor rahtsam befindet/ wolte ich diese Helffte zu der andern legen/ denn ich wolte alles gern nach dem Raht meiner guten Freunde handeln. Der Nachbar stellete sich/ als liesse er ihm diese Meinung gar wohl gefallen: Und damit er <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0147" n="127"/> in die fünfhundert Kronen zusammen gebracht/ und als er nicht gewust/ was er solte mit anfangen/ sey er endlich rahtes worden/ dieselben ins Felde zu vergraben.</p> <p>Als er nun damit ümbgieng/ ward es sein Gefatter und guter Freund einer innen: Derselbe gien darnach hin/ grub an dem Ohrte/ den er gemercket/ hinein/ und nahm das Geld weg.</p> <p>Etliche Tage hernach kam der Blinde wieder dahin/ und wolte fühlen/ obs Geld noch da wäre: Fand aber nur das ledige Nest: Welches ihn gleichsam in Verzweifflung brachte: Endlich muhtmassete er/ daß niemand anders/ als sein Nachbar und Gefatter ihm dieses hätte mit gespielet/ und ward rahts/ ihm mit List zu begegnen.</p> <p>Er führete ihn beyseits/ und sprach zu ihm: Lieber Nachbar/ ich bedarf eures guten Rahts: Ich habe eine Summa Geldes von tausend Kronen/ davon habe ich die Helffte an einen sichern Ort verborgen: Ich weiß nicht recht/ was ich mit dem andern machen soll/ weil ich nicht geschickt bin/ solche Güter zu bewahren / sintemal ich keinen Stich sehen kan.</p> <p>Dieser wegen wenn ihr es vor rahtsam befindet/ wolte ich diese Helffte zu der andern legen/ denn ich wolte alles gern nach dem Raht meiner guten Freunde handeln.</p> <p>Der Nachbar stellete sich/ als liesse er ihm diese Meinung gar wohl gefallen: Und damit er </p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0147]
in die fünfhundert Kronen zusammen gebracht/ und als er nicht gewust/ was er solte mit anfangen/ sey er endlich rahtes worden/ dieselben ins Felde zu vergraben.
Als er nun damit ümbgieng/ ward es sein Gefatter und guter Freund einer innen: Derselbe gien darnach hin/ grub an dem Ohrte/ den er gemercket/ hinein/ und nahm das Geld weg.
Etliche Tage hernach kam der Blinde wieder dahin/ und wolte fühlen/ obs Geld noch da wäre: Fand aber nur das ledige Nest: Welches ihn gleichsam in Verzweifflung brachte: Endlich muhtmassete er/ daß niemand anders/ als sein Nachbar und Gefatter ihm dieses hätte mit gespielet/ und ward rahts/ ihm mit List zu begegnen.
Er führete ihn beyseits/ und sprach zu ihm: Lieber Nachbar/ ich bedarf eures guten Rahts: Ich habe eine Summa Geldes von tausend Kronen/ davon habe ich die Helffte an einen sichern Ort verborgen: Ich weiß nicht recht/ was ich mit dem andern machen soll/ weil ich nicht geschickt bin/ solche Güter zu bewahren / sintemal ich keinen Stich sehen kan.
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Der Nachbar stellete sich/ als liesse er ihm diese Meinung gar wohl gefallen: Und damit er
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