Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.aus Mangel der Nahrung sterben muste. Der Vater hermete sich sehr/ erhielt sich aber/ biß das Jahr dieser strengen Verbannung aus war: Da starb er mit grossem Erschrecknüß der elenden Frauen / welche/ als sie sich in einem weiten Lande allein sahe/ fühlete sie schreckliche Anstösse in ihrer Seelen. Nichts desto weniger/ nach dem sie ihren Mann neben einen Baum eingescharret hatte/ begab sie sich auf die Jagt ihren Unmuht zu vertreiben/ und gieng an dem Ufer des Meers hin und wieder/ der meinung/ sie wolte etwa eines Schiffes gewahr werden/ hoffend/ sie wolte wieder in Normandie kommen. Sie blieb ein gantzes Jahr nach dem Absterben ihres Mannes in dieser Ubung: Alle ihre Schönheit vergieng: Ihre Kleider zerrissen: Ihre Haare flogen nach dem Winde/ weil sie weder Haube/ noch Leinwand/ noch Band hatte/ sie einzubinden: Hatte auch keine andere Gedancken/ als bey dem Baum/ da ihr Mann lag/ ihre Lebenstage zu enden. aus Mangel der Nahrung sterben muste. Der Vater hermete sich sehr/ erhielt sich aber/ biß das Jahr dieser strengen Verbannung aus war: Da starb er mit grossem Erschrecknüß der elenden Frauen / welche/ als sie sich in einem weiten Lande allein sahe/ fühlete sie schreckliche Anstösse in ihrer Seelen. Nichts desto weniger/ nach dem sie ihren Mann neben einen Baum eingescharret hatte/ begab sie sich auf die Jagt ihren Unmuht zu vertreiben/ und gieng an dem Ufer des Meers hin und wieder/ der meinung/ sie wolte etwa eines Schiffes gewahr werden/ hoffend/ sie wolte wieder in Normandie kommen. Sie blieb ein gantzes Jahr nach dem Absterben ihres Mannes in dieser Ubung: Alle ihre Schönheit vergieng: Ihre Kleider zerrissen: Ihre Haare flogen nach dem Winde/ weil sie weder Haube/ noch Leinwand/ noch Band hatte/ sie einzubinden: Hatte auch keine andere Gedancken/ als bey dem Baum/ da ihr Mann lag/ ihre Lebenstage zu enden. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0166" n="146"/> aus Mangel der Nahrung sterben muste.</p> <p>Der Vater hermete sich sehr/ erhielt sich aber/ biß das Jahr dieser strengen Verbannung aus war: Da starb er mit grossem Erschrecknüß der elenden Frauen / welche/ als sie sich in einem weiten Lande allein sahe/ fühlete sie schreckliche Anstösse in ihrer Seelen.</p> <p>Nichts desto weniger/ nach dem sie ihren Mann neben einen Baum eingescharret hatte/ begab sie sich auf die Jagt ihren Unmuht zu vertreiben/ und gieng an dem Ufer des Meers hin und wieder/ der meinung/ sie wolte etwa eines Schiffes gewahr werden/ hoffend/ sie wolte wieder in Normandie kommen.</p> <p>Sie blieb ein gantzes Jahr nach dem Absterben ihres Mannes in dieser Ubung: Alle ihre Schönheit vergieng: Ihre Kleider zerrissen: Ihre Haare flogen nach dem Winde/ weil sie weder Haube/ noch Leinwand/ noch Band hatte/ sie einzubinden: Hatte auch keine andere Gedancken/ als bey dem Baum/ da ihr Mann lag/ ihre Lebenstage zu enden.</p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0166]
aus Mangel der Nahrung sterben muste.
Der Vater hermete sich sehr/ erhielt sich aber/ biß das Jahr dieser strengen Verbannung aus war: Da starb er mit grossem Erschrecknüß der elenden Frauen / welche/ als sie sich in einem weiten Lande allein sahe/ fühlete sie schreckliche Anstösse in ihrer Seelen.
Nichts desto weniger/ nach dem sie ihren Mann neben einen Baum eingescharret hatte/ begab sie sich auf die Jagt ihren Unmuht zu vertreiben/ und gieng an dem Ufer des Meers hin und wieder/ der meinung/ sie wolte etwa eines Schiffes gewahr werden/ hoffend/ sie wolte wieder in Normandie kommen.
Sie blieb ein gantzes Jahr nach dem Absterben ihres Mannes in dieser Ubung: Alle ihre Schönheit vergieng: Ihre Kleider zerrissen: Ihre Haare flogen nach dem Winde/ weil sie weder Haube/ noch Leinwand/ noch Band hatte/ sie einzubinden: Hatte auch keine andere Gedancken/ als bey dem Baum/ da ihr Mann lag/ ihre Lebenstage zu enden.
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