Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.LXXV. Seltzame Einbildung. ES ist nicht gar lang/ daß eine Person ihr eingebildet/ sie hätte ein Glöcklein im Gehirne. Ein ander gläubete/ er wäre König in Franckreich. Ein Student zu Pariß baht die Aertzte/ sie wolten seine Seele nicht verhindern / daß sie aus dem Fegfeuer in Himmel flöge/ denn er sagte/ er wäre todt. Ein ander sagte/ er müste sich ümbringen/ daß er nicht ein Gukuck würde. Bald darauf erhieng er sich. Im Jahr 1550. im Monat Augusto/ fiel ein Mann von Qualitäten und Mitteln/ ein Advocat seiner Profession/ in eine solche Melancholey und Verrückung des Gehirns/ daß er sagte/ und gläubte/ er wäre todt: Dieserwegen so wolte er nicht mehr reden/ lachen/ essen/ gehen: Sondern blieb darnieder liegen. Sein Weib ließ die Aertzte zu ihm kommen/ die kunte ihn nicht überreden/ daß er das geringste hätte genommen/ oder et- LXXV. Seltzame Einbildung. ES ist nicht gar lang/ daß eine Person ihr eingebildet/ sie hätte ein Glöcklein im Gehirne. Ein ander gläubete/ er wäre König in Franckreich. Ein Student zu Pariß baht die Aertzte/ sie wolten seine Seele nicht verhindern / daß sie aus dem Fegfeuer in Himmel flöge/ denn er sagte/ er wäre todt. Ein ander sagte/ er müste sich ümbringen/ daß er nicht ein Gukuck würde. Bald darauf erhieng er sich. Im Jahr 1550. im Monat Augusto/ fiel ein Mann von Qualitäten und Mitteln/ ein Advocat seiner Profession/ in eine solche Melancholey und Verrückung des Gehirns/ daß er sagte/ und gläubte/ er wäre todt: Dieserwegen so wolte er nicht mehr reden/ lachen/ essen/ gehen: Sondern blieb darnieder liegen. Sein Weib ließ die Aertzte zu ihm kommen/ die kunte ihn nicht überreden/ daß er das geringste hätte genom̃en/ oder et- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0289" n="267"/> <p>LXXV.</p> <p>Seltzame Einbildung.</p> <p>ES ist nicht gar lang/ daß eine Person ihr eingebildet/ sie hätte ein Glöcklein im Gehirne.</p> <p>Ein ander gläubete/ er wäre König in Franckreich.</p> <p>Ein Student zu Pariß baht die Aertzte/ sie wolten seine Seele nicht verhindern / daß sie aus dem Fegfeuer in Himmel flöge/ denn er sagte/ er wäre todt.</p> <p>Ein ander sagte/ er müste sich ümbringen/ daß er nicht ein Gukuck würde. Bald darauf erhieng er sich.</p> <p>Im Jahr 1550. im Monat Augusto/ fiel ein Mann von Qualitäten und Mitteln/ ein Advocat seiner Profession/ in eine solche Melancholey und Verrückung des Gehirns/ daß er sagte/ und gläubte/ er wäre todt: Dieserwegen so wolte er nicht mehr reden/ lachen/ essen/ gehen: Sondern blieb darnieder liegen.</p> <p>Sein Weib ließ die Aertzte zu ihm kommen/ die kunte ihn nicht überreden/ daß er das geringste hätte genom̃en/ oder et- </p> </div> </body> </text> </TEI> [267/0289]
LXXV.
Seltzame Einbildung.
ES ist nicht gar lang/ daß eine Person ihr eingebildet/ sie hätte ein Glöcklein im Gehirne.
Ein ander gläubete/ er wäre König in Franckreich.
Ein Student zu Pariß baht die Aertzte/ sie wolten seine Seele nicht verhindern / daß sie aus dem Fegfeuer in Himmel flöge/ denn er sagte/ er wäre todt.
Ein ander sagte/ er müste sich ümbringen/ daß er nicht ein Gukuck würde. Bald darauf erhieng er sich.
Im Jahr 1550. im Monat Augusto/ fiel ein Mann von Qualitäten und Mitteln/ ein Advocat seiner Profession/ in eine solche Melancholey und Verrückung des Gehirns/ daß er sagte/ und gläubte/ er wäre todt: Dieserwegen so wolte er nicht mehr reden/ lachen/ essen/ gehen: Sondern blieb darnieder liegen.
Sein Weib ließ die Aertzte zu ihm kommen/ die kunte ihn nicht überreden/ daß er das geringste hätte genom̃en/ oder et-
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