Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite

LXXXV.

Blindgebohrne Gelehrte.

ES ist nicht gar lang/ daß in Italien gelebet hat Ludovicus Groto/ den man ins gemein auf Welsch Il cieco d' Hadria zugenahmet: Derselbe/ ob er gleich von seiner Geburt an blind gewesen/ lässet doch in seinen Orationibus und Poematibus, dier er ausgehen lassen/ einen so lebhafften und hurtigen Geist sehen/ als wenn er mit allem Fleiß und mit guten Augen alle alte und neue gelehrte Schriften durchgelesen hätte.

Ich habe in seinen Poematibus solche spitzige und scharffsinnige Epigrammata gelesen/ als man irgend anderswo finden kan.

Man hat in Franckreich auch gesehen den blinden Romiglaeus, welcher zu unser Zeit ein vornehmer Philosophus/ gelehrter Grammaticus/ subtiler Disputator/ und ein ausbündiger Prediger/ von lebhafftem Verstande/ und fertigem Gedächtnüß gewesen. Ich habe zweymahl mit ihm geredet: Und aus seinen stattlichen und ausführlichen Discursen viel gelernet.

Simon Goulart. vol. 1. Thes. Hist.

LXXXV.

Blindgebohrne Gelehrte.

ES ist nicht gar lang/ daß in Italien gelebet hat Ludovicus Groto/ den man ins gemein auf Welsch Il cieco d’ Hadria zugenahmet: Derselbe/ ob er gleich von seiner Geburt an blind gewesen/ lässet doch in seinen Orationibus und Poëmatibus, dier er ausgehen lassen/ einen so lebhafften und hurtigen Geist sehen/ als wenn er mit allem Fleiß und mit guten Augen alle alte und neue gelehrte Schriften durchgelesen hätte.

Ich habe in seinen Poëmatibus solche spitzige und scharffsinnige Epigrammata gelesen/ als man irgend anderswo finden kan.

Man hat in Franckreich auch gesehen den blinden Romiglaeus, welcher zu unser Zeit ein vornehmer Philosophus/ gelehrter Grammaticus/ subtiler Disputator/ und ein ausbündiger Prediger/ von lebhafftem Verstande/ und fertigem Gedächtnüß gewesen. Ich habe zweymahl mit ihm geredet: Und aus seinen stattlichen und ausführlichen Discursen viel gelernet.

Simon Goulart. vol. 1. Thes. Hist.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0305" n="283"/>
        <p>LXXXV.</p>
        <p>Blindgebohrne Gelehrte.</p>
        <p>ES ist nicht gar lang/ daß in Italien gelebet hat Ludovicus Groto/ den man ins                      gemein auf Welsch Il cieco d&#x2019; Hadria zugenahmet: Derselbe/ ob er gleich von                      seiner Geburt an blind gewesen/ lässet doch in seinen Orationibus und                      Poëmatibus, dier er ausgehen lassen/ einen so lebhafften und hurtigen Geist                      sehen/ als wenn er mit allem Fleiß und mit guten Augen alle alte und neue                      gelehrte Schriften durchgelesen hätte.</p>
        <p>Ich habe in seinen Poëmatibus solche spitzige und scharffsinnige Epigrammata                      gelesen/ als man irgend anderswo finden kan.</p>
        <p>Man hat in Franckreich auch gesehen den blinden Romiglaeus, welcher zu unser Zeit                      ein vornehmer Philosophus/ gelehrter Grammaticus/ subtiler Disputator/ und                      ein ausbündiger Prediger/ von lebhafftem Verstande/ und fertigem Gedächtnüß                      gewesen. Ich habe zweymahl mit ihm geredet: Und aus seinen stattlichen und                      ausführlichen Discursen viel gelernet.</p>
        <p>Simon Goulart. vol. 1. Thes. Hist.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0305] LXXXV. Blindgebohrne Gelehrte. ES ist nicht gar lang/ daß in Italien gelebet hat Ludovicus Groto/ den man ins gemein auf Welsch Il cieco d’ Hadria zugenahmet: Derselbe/ ob er gleich von seiner Geburt an blind gewesen/ lässet doch in seinen Orationibus und Poëmatibus, dier er ausgehen lassen/ einen so lebhafften und hurtigen Geist sehen/ als wenn er mit allem Fleiß und mit guten Augen alle alte und neue gelehrte Schriften durchgelesen hätte. Ich habe in seinen Poëmatibus solche spitzige und scharffsinnige Epigrammata gelesen/ als man irgend anderswo finden kan. Man hat in Franckreich auch gesehen den blinden Romiglaeus, welcher zu unser Zeit ein vornehmer Philosophus/ gelehrter Grammaticus/ subtiler Disputator/ und ein ausbündiger Prediger/ von lebhafftem Verstande/ und fertigem Gedächtnüß gewesen. Ich habe zweymahl mit ihm geredet: Und aus seinen stattlichen und ausführlichen Discursen viel gelernet. Simon Goulart. vol. 1. Thes. Hist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/305
Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/305>, abgerufen am 21.11.2024.