Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Der andere hingegen blieb beständig/ ihn zu lieben/ als einen Bruder/ biß endlich der Graff ihnen Befehl that/ sie solten beyde mit einander hingehen zu einer alten Frauen/ die da sagte/ sie wäre ihre Mutter. Der Laquay gieng dahin: Als er nun daselbst war/ kunte er dem Weibe nicht ausreden/ daß er nicht ihr rechter Sohn wäre/ er mochte auch vorbringen/ was er wolte. Weiter/ damit sie ihn desto mehr möchte bewegen/ sagte sie zu ihm: So ihr mein Sohn seid/ so solt ihr an diesem Fuß/ und an dem Ort ein Kennzeichen haben / welches ihr vom Brande habet bekommen/ als ihr noch klein gewesen. Der Laquay verwunderte sich drüber/ und gestunde/ daß er ein solches Kennzeichen hätte: Dennoch aber blieb er auf dem Verneinen/ daß er nicht ihr Sohn wäre/ und betheurete/ daß er niemahls an demselben Orte gewesen/ wie es die Warheit war: Denn hernachmahls ist wahr gemacht worden/ daß seine Natur von diesem Volcke gantz unterschieden Der andere hingegen blieb beständig/ ihn zu lieben/ als einen Bruder/ biß endlich der Graff ihnen Befehl that/ sie solten beyde mit einander hingehen zu einer alten Frauen/ die da sagte/ sie wäre ihre Mutter. Der Laquay gieng dahin: Als er nun daselbst war/ kunte er dem Weibe nicht ausreden/ daß er nicht ihr rechter Sohn wäre/ er mochte auch vorbringen/ was er wolte. Weiter/ damit sie ihn desto mehr möchte bewegen/ sagte sie zu ihm: So ihr mein Sohn seid/ so solt ihr an diesem Fuß/ und an dem Ort ein Kennzeichen haben / welches ihr vom Brande habet bekommen/ als ihr noch klein gewesen. Der Laquay verwunderte sich drüber/ und gestunde/ daß er ein solches Kennzeichen hätte: Dennoch aber blieb er auf dem Verneinen/ daß er nicht ihr Sohn wäre/ und betheurete/ daß er niemahls an demselben Orte gewesen/ wie es die Warheit war: Denn hernachmahls ist wahr gemacht worden/ daß seine Natur von diesem Volcke gantz unterschieden <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0308" n="286"/> <p>Der andere hingegen blieb beständig/ ihn zu lieben/ als einen Bruder/ biß endlich der Graff ihnen Befehl that/ sie solten beyde mit einander hingehen zu einer alten Frauen/ die da sagte/ sie wäre ihre Mutter.</p> <p>Der Laquay gieng dahin: Als er nun daselbst war/ kunte er dem Weibe nicht ausreden/ daß er nicht ihr rechter Sohn wäre/ er mochte auch vorbringen/ was er wolte.</p> <p>Weiter/ damit sie ihn desto mehr möchte bewegen/ sagte sie zu ihm: So ihr mein Sohn seid/ so solt ihr an diesem Fuß/ und an dem Ort ein Kennzeichen haben / welches ihr vom Brande habet bekommen/ als ihr noch klein gewesen.</p> <p>Der Laquay verwunderte sich drüber/ und gestunde/ daß er ein solches Kennzeichen hätte: Dennoch aber blieb er auf dem Verneinen/ daß er nicht ihr Sohn wäre/ und betheurete/ daß er niemahls an demselben Orte gewesen/ wie es die Warheit war: Denn hernachmahls ist wahr gemacht worden/ daß seine Natur von diesem Volcke gantz unterschieden </p> </div> </body> </text> </TEI> [286/0308]
Der andere hingegen blieb beständig/ ihn zu lieben/ als einen Bruder/ biß endlich der Graff ihnen Befehl that/ sie solten beyde mit einander hingehen zu einer alten Frauen/ die da sagte/ sie wäre ihre Mutter.
Der Laquay gieng dahin: Als er nun daselbst war/ kunte er dem Weibe nicht ausreden/ daß er nicht ihr rechter Sohn wäre/ er mochte auch vorbringen/ was er wolte.
Weiter/ damit sie ihn desto mehr möchte bewegen/ sagte sie zu ihm: So ihr mein Sohn seid/ so solt ihr an diesem Fuß/ und an dem Ort ein Kennzeichen haben / welches ihr vom Brande habet bekommen/ als ihr noch klein gewesen.
Der Laquay verwunderte sich drüber/ und gestunde/ daß er ein solches Kennzeichen hätte: Dennoch aber blieb er auf dem Verneinen/ daß er nicht ihr Sohn wäre/ und betheurete/ daß er niemahls an demselben Orte gewesen/ wie es die Warheit war: Denn hernachmahls ist wahr gemacht worden/ daß seine Natur von diesem Volcke gantz unterschieden
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