Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.XCIV. Von einer sehr seltzamen Einbildung. KEine lustigere Thorheit habe ich iemahls gelesen (sagt ermeldter Medicus) als von einem Edelen zu Siene in Welschland: Derselbe hatte ihm vorgenommen/ er wolte sein Wasser gantz und gar nicht lassen/ sondern viel eher sterben/ darüm daß er ihm einbildete/ so bald er sein Wasser liesse/ so würde die gantze Stadt ersäuffet werden. Die Medici/ so ihm ausführlich darthäten/ und bewiesen/ daß sein gantzer Leib / und hundert tausend andere/ wie seiner/ nicht vermöchten/ das geringste Haus in der Stadt zu ersäuffen/ kunten ihn von seiner närrischen Einbildung nicht abwenden. Endlich als die Medici seine Halsstarrigkeit und die Gefahr seines Lebens sahen / erdachten sie eine lustige invention. Sie liessen Feuer anlegen im nechsten Hause/ liessen mit allen Glocken stürmen / bestellten Knechte/ die Feuer/ Feuer XCIV. Von einer sehr seltzamen Einbildung. KEine lustigere Thorheit habe ich iemahls gelesen (sagt ermeldter Medicus) als von einem Edelen zu Siene in Welschland: Derselbe hatte ihm vorgenommen/ er wolte sein Wasser gantz und gar nicht lassen/ sondern viel eher sterben/ darüm daß er ihm einbildete/ so bald er sein Wasser liesse/ so würde die gantze Stadt ersäuffet werden. Die Medici/ so ihm ausführlich darthäten/ und bewiesen/ daß sein gantzer Leib / und hundert tausend andere/ wie seiner/ nicht vermöchten/ das geringste Haus in der Stadt zu ersäuffen/ kunten ihn von seiner närrischen Einbildung nicht abwenden. Endlich als die Medici seine Halsstarrigkeit und die Gefahr seines Lebens sahen / erdachten sie eine lustige invention. Sie liessen Feuer anlegen im nechsten Hause/ liessen mit allen Glocken stürmen / bestellten Knechte/ die Feuer/ Feuer <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0317" n="295"/> <p>XCIV.</p> <p>Von einer sehr seltzamen Einbildung.</p> <p>KEine lustigere Thorheit habe ich iemahls gelesen (sagt ermeldter Medicus) als von einem Edelen zu Siene in Welschland: Derselbe hatte ihm vorgenommen/ er wolte sein Wasser gantz und gar nicht lassen/ sondern viel eher sterben/ darüm daß er ihm einbildete/ so bald er sein Wasser liesse/ so würde die gantze Stadt ersäuffet werden.</p> <p>Die Medici/ so ihm ausführlich darthäten/ und bewiesen/ daß sein gantzer Leib / und hundert tausend andere/ wie seiner/ nicht vermöchten/ das geringste Haus in der Stadt zu ersäuffen/ kunten ihn von seiner närrischen Einbildung nicht abwenden.</p> <p>Endlich als die Medici seine Halsstarrigkeit und die Gefahr seines Lebens sahen / erdachten sie eine lustige invention.</p> <p>Sie liessen Feuer anlegen im nechsten Hause/ liessen mit allen Glocken stürmen / bestellten Knechte/ die Feuer/ Feuer </p> </div> </body> </text> </TEI> [295/0317]
XCIV.
Von einer sehr seltzamen Einbildung.
KEine lustigere Thorheit habe ich iemahls gelesen (sagt ermeldter Medicus) als von einem Edelen zu Siene in Welschland: Derselbe hatte ihm vorgenommen/ er wolte sein Wasser gantz und gar nicht lassen/ sondern viel eher sterben/ darüm daß er ihm einbildete/ so bald er sein Wasser liesse/ so würde die gantze Stadt ersäuffet werden.
Die Medici/ so ihm ausführlich darthäten/ und bewiesen/ daß sein gantzer Leib / und hundert tausend andere/ wie seiner/ nicht vermöchten/ das geringste Haus in der Stadt zu ersäuffen/ kunten ihn von seiner närrischen Einbildung nicht abwenden.
Endlich als die Medici seine Halsstarrigkeit und die Gefahr seines Lebens sahen / erdachten sie eine lustige invention.
Sie liessen Feuer anlegen im nechsten Hause/ liessen mit allen Glocken stürmen / bestellten Knechte/ die Feuer/ Feuer
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