Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.XCX. Ein Weib gebieret ein Kindlein im Grabe. ZU Weissenburg hatte ein Bürger/ mit Nahmen Simon Kreuter/ ein Weib/ welche nunmehr in dem neunden Monat schwanger gieng. Als nun die Geburtsschmertzen bey ihr über die massen zunahmen/ blieb der Athem bey ihr aussen/ und wie es der Ausgang bewiesen hat/ starb sie. Als man nun die Leibes frucht nicht heraus gezogen/ sondern sie mit derselben in ihr Ruhebettlein auf den Gottesacker eingescharret: Haben die Leute über etliche Stunden ein Kinder-Weinen ümb das Grab gehöret/ sind herzu glauffen/ das Grab alsbald eröffnet: Da hat man zwar die Mutter noch todt befunden/ aber bey ihren Füssen ein lebendiges und frisches Töchterlein: Welches zu Weissingen in dem Marggraffthum Baden ist auferzogen worden/ und hat lang hernach gelebet. Johannes Sperling in Tractatu de formatione hominis. XCX. Ein Weib gebieret ein Kindlein im Grabe. ZU Weissenburg hatte ein Bürger/ mit Nahmen Simon Kreuter/ ein Weib/ welche nunmehr in dem neunden Monat schwanger gieng. Als nun die Geburtsschmertzen bey ihr über die massen zunahmen/ blieb der Athem bey ihr aussen/ und wie es der Ausgang bewiesen hat/ starb sie. Als man nun die Leibes frucht nicht heraus gezogen/ sondern sie mit derselben in ihr Ruhebettlein auf den Gottesacker eingescharret: Haben die Leute über etliche Stunden ein Kinder-Weinen ümb das Grab gehöret/ sind herzu glauffen/ das Grab alsbald eröffnet: Da hat man zwar die Mutter noch todt befunden/ aber bey ihren Füssen ein lebendiges und frisches Töchterlein: Welches zu Weissingen in dem Marggraffthum Baden ist auferzogen worden/ und hat lang hernach gelebet. Johannes Sperling in Tractatu de formatione hominis. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0803" n="779"/> <p>XCX.</p> <p>Ein Weib gebieret ein Kindlein im Grabe.</p> <p>ZU Weissenburg hatte ein Bürger/ mit Nahmen Simon Kreuter/ ein Weib/ welche nunmehr in dem neunden Monat schwanger gieng. Als nun die Geburtsschmertzen bey ihr über die massen zunahmen/ blieb der Athem bey ihr aussen/ und wie es der Ausgang bewiesen hat/ starb sie. Als man nun die Leibes frucht nicht heraus gezogen/ sondern sie mit derselben in ihr Ruhebettlein auf den Gottesacker eingescharret: Haben die Leute über etliche Stunden ein Kinder-Weinen ümb das Grab gehöret/ sind herzu glauffen/ das Grab alsbald eröffnet: Da hat man zwar die Mutter noch todt befunden/ aber bey ihren Füssen ein lebendiges und frisches Töchterlein: Welches zu Weissingen in dem Marggraffthum Baden ist auferzogen worden/ und hat lang hernach gelebet. Johannes Sperling in Tractatu de formatione hominis.</p> </div> </body> </text> </TEI> [779/0803]
XCX.
Ein Weib gebieret ein Kindlein im Grabe.
ZU Weissenburg hatte ein Bürger/ mit Nahmen Simon Kreuter/ ein Weib/ welche nunmehr in dem neunden Monat schwanger gieng. Als nun die Geburtsschmertzen bey ihr über die massen zunahmen/ blieb der Athem bey ihr aussen/ und wie es der Ausgang bewiesen hat/ starb sie. Als man nun die Leibes frucht nicht heraus gezogen/ sondern sie mit derselben in ihr Ruhebettlein auf den Gottesacker eingescharret: Haben die Leute über etliche Stunden ein Kinder-Weinen ümb das Grab gehöret/ sind herzu glauffen/ das Grab alsbald eröffnet: Da hat man zwar die Mutter noch todt befunden/ aber bey ihren Füssen ein lebendiges und frisches Töchterlein: Welches zu Weissingen in dem Marggraffthum Baden ist auferzogen worden/ und hat lang hernach gelebet. Johannes Sperling in Tractatu de formatione hominis.
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