Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Der Edelman vermeinete/ das wäre eine Schertzrede/ aus Ursachen/ weil der Hertzog selber sehr solchen Wollüsten ergeben war/ welche endlich eine Ursach seines Todes waren: Und schloß die Thür auf. Da fiel die arme Jungfrau mit ihren fliegenden Haaren/ bittern Thränen/ und ohne Kleider dem Hertzoge zum Füssen/ bat ümb Hülffe und Recht wider die Unbilligkeit/ so ihr angethan worden. Unterdessen ließ der Hertzog alsbald den Müller holen/ schalt mit ernsten und harten Worten diesen Juncker/ nebenst seinen vornehmsten zweyen Gesellen: Legte ihme zwey Mittel vor/ entweder er solte ohne eintzige Erlassung und Verzug sterben/ oder er solte die entführte Jungfrau heyrahten. Der Edelman/ weil er nicht gedachte loß zu kommen/ in Betrachtung/ daß sein Hertzog sehr zornig war/ erwehlete und nahm an die Heyraht/ und durch des Hertzogen Ausspruch ist er verurtheilet worden/ seinem Weibe drey tausend Ducaten zur Morgengabe zu vermachen. Als diß geschehen/ und die Jungfrau ehrlich bekleidet war: Ward sie in Gegenwart des Hertzogs/ seiner Diener/ und des Müllers ihm anvertrauet: Er hielte sie vor sein rechtmessiges Ehegemahl: Ist auch von andern davor gehalten/ von IHM geliebet/ und in gantz To- Der Edelman vermeinete/ das wäre eine Schertzrede/ aus Ursachen/ weil der Hertzog selber sehr solchen Wollüsten ergeben war/ welche endlich eine Ursach seines Todes waren: Und schloß die Thür auf. Da fiel die arme Jungfrau mit ihren fliegenden Haaren/ bittern Thränen/ und ohne Kleider dem Hertzoge zum Füssen/ bat ümb Hülffe und Recht wider die Unbilligkeit/ so ihr angethan worden. Unterdessen ließ der Hertzog alsbald den Müller holen/ schalt mit ernsten und harten Worten diesen Juncker/ nebenst seinen vornehmsten zweyen Gesellen: Legte ihme zwey Mittel vor/ entweder er solte ohne eintzige Erlassung und Verzug sterben/ oder er solte die entführte Jungfrau heyrahten. Der Edelman/ weil er nicht gedachte loß zu kommen/ in Betrachtung/ daß sein Hertzog sehr zornig war/ erwehlete und nahm an die Heyraht/ und durch des Hertzogen Ausspruch ist er verurtheilet worden/ seinem Weibe drey tausend Ducaten zur Morgengabe zu vermachen. Als diß geschehen/ und die Jungfrau ehrlich bekleidet war: Ward sie in Gegenwart des Hertzogs/ seiner Diener/ und des Müllers ihm anvertrauet: Er hielte sie vor sein rechtmessiges Ehegemahl: Ist auch von andern davor gehalten/ von IHM geliebet/ und in gantz To- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0097" n="77"/> <p>Der Edelman vermeinete/ das wäre eine Schertzrede/ aus Ursachen/ weil der Hertzog selber sehr solchen Wollüsten ergeben war/ welche endlich eine Ursach seines Todes waren: Und schloß die Thür auf.</p> <p>Da fiel die arme Jungfrau mit ihren fliegenden Haaren/ bittern Thränen/ und ohne Kleider dem Hertzoge zum Füssen/ bat ümb Hülffe und Recht wider die Unbilligkeit/ so ihr angethan worden.</p> <p>Unterdessen ließ der Hertzog alsbald den Müller holen/ schalt mit ernsten und harten Worten diesen Juncker/ nebenst seinen vornehmsten zweyen Gesellen: Legte ihme zwey Mittel vor/ entweder er solte ohne eintzige Erlassung und Verzug sterben/ oder er solte die entführte Jungfrau heyrahten.</p> <p>Der Edelman/ weil er nicht gedachte loß zu kommen/ in Betrachtung/ daß sein Hertzog sehr zornig war/ erwehlete und nahm an die Heyraht/ und durch des Hertzogen Ausspruch ist er verurtheilet worden/ seinem Weibe drey tausend Ducaten zur Morgengabe zu vermachen.</p> <p>Als diß geschehen/ und die Jungfrau ehrlich bekleidet war: Ward sie in Gegenwart des Hertzogs/ seiner Diener/ und des Müllers ihm anvertrauet: Er hielte sie vor sein rechtmessiges Ehegemahl: Ist auch von andern davor gehalten/ von IHM geliebet/ und in gantz To- </p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0097]
Der Edelman vermeinete/ das wäre eine Schertzrede/ aus Ursachen/ weil der Hertzog selber sehr solchen Wollüsten ergeben war/ welche endlich eine Ursach seines Todes waren: Und schloß die Thür auf.
Da fiel die arme Jungfrau mit ihren fliegenden Haaren/ bittern Thränen/ und ohne Kleider dem Hertzoge zum Füssen/ bat ümb Hülffe und Recht wider die Unbilligkeit/ so ihr angethan worden.
Unterdessen ließ der Hertzog alsbald den Müller holen/ schalt mit ernsten und harten Worten diesen Juncker/ nebenst seinen vornehmsten zweyen Gesellen: Legte ihme zwey Mittel vor/ entweder er solte ohne eintzige Erlassung und Verzug sterben/ oder er solte die entführte Jungfrau heyrahten.
Der Edelman/ weil er nicht gedachte loß zu kommen/ in Betrachtung/ daß sein Hertzog sehr zornig war/ erwehlete und nahm an die Heyraht/ und durch des Hertzogen Ausspruch ist er verurtheilet worden/ seinem Weibe drey tausend Ducaten zur Morgengabe zu vermachen.
Als diß geschehen/ und die Jungfrau ehrlich bekleidet war: Ward sie in Gegenwart des Hertzogs/ seiner Diener/ und des Müllers ihm anvertrauet: Er hielte sie vor sein rechtmessiges Ehegemahl: Ist auch von andern davor gehalten/ von IHM geliebet/ und in gantz To-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/97 |
Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/97>, abgerufen am 16.07.2024. |