Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.1. Mykenisches. nen Grabstele (Fig. 62)43) Erwähnung finden. Das reciproke Muster,zu welchem hier das Band zusammengelegt erscheint, ist ein höchst einfaches; und doch welcher künstlerische Abstand von den gewöhn- lichen starren Zickzacksäumen der egyptischen Füllungen! Ja, selbst das wellenförmige Band, also die allereinfachste Bandconfiguration, findet sich auf mykenischen Vasen, z. B. Myk. Thongef. X. 46, nicht aber seine Transponirung in's Eckige, d. i. das Zickzack. Daher weist der ganze bisher zu Tage geförderte Denkmälerschatz aus dem Bereiche [Abbildung]
Fig. 63. der mykenischen Kunst kein Beispiel eines eckigen Mäanders auf, wohlBecher aus vergoldetem Silber. Mykenisch. aber den laufenden Hund, d. i. die abgerundete Form des Mäanders (Fig. 63)44); der laufende Hund in der Mitte dieses Bechers ist in solchem Sinne betrachtet ein reciprokes Bandornament wie dasjenige in Fig. 62 und bedarf zu seiner Ableitung nicht erst der Dazwischenkunft der egyptischen Spirale45). 43) Schliemann, Mykenä Fig. 142. 44) Vergoldeter Becher bei Schliemann, Mykenä Fig. 348. 45) Auch die S-förmigen Windungen, die in der Mitte von Fig. 61 den
Kreis ausfüllen, sowie die Triquetren (z. B. Mykenä Fig. 138, 139) u. dgl. sind aus der Bandornamentik abzuleiten. -- Für eine Verwendung der Spirale zur 1. Mykenisches. nen Grabstele (Fig. 62)43) Erwähnung finden. Das reciproke Muster,zu welchem hier das Band zusammengelegt erscheint, ist ein höchst einfaches; und doch welcher künstlerische Abstand von den gewöhn- lichen starren Zickzacksäumen der egyptischen Füllungen! Ja, selbst das wellenförmige Band, also die allereinfachste Bandconfiguration, findet sich auf mykenischen Vasen, z. B. Myk. Thongef. X. 46, nicht aber seine Transponirung in’s Eckige, d. i. das Zickzack. Daher weist der ganze bisher zu Tage geförderte Denkmälerschatz aus dem Bereiche [Abbildung]
Fig. 63. der mykenischen Kunst kein Beispiel eines eckigen Mäanders auf, wohlBecher aus vergoldetem Silber. Mykenisch. aber den laufenden Hund, d. i. die abgerundete Form des Mäanders (Fig. 63)44); der laufende Hund in der Mitte dieses Bechers ist in solchem Sinne betrachtet ein reciprokes Bandornament wie dasjenige in Fig. 62 und bedarf zu seiner Ableitung nicht erst der Dazwischenkunft der egyptischen Spirale45). 43) Schliemann, Mykenä Fig. 142. 44) Vergoldeter Becher bei Schliemann, Mykenä Fig. 348. 45) Auch die S-förmigen Windungen, die in der Mitte von Fig. 61 den
Kreis ausfüllen, sowie die Triquetren (z. B. Mykenä Fig. 138, 139) u. dgl. sind aus der Bandornamentik abzuleiten. — Für eine Verwendung der Spirale zur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0167" n="141"/><fw place="top" type="header">1. Mykenisches.</fw><lb/> nen Grabstele (Fig. 62)<note place="foot" n="43)">Schliemann, Mykenä Fig. 142.</note> Erwähnung finden. Das reciproke Muster,<lb/> zu welchem hier das Band zusammengelegt erscheint, ist ein höchst<lb/> einfaches; und doch welcher künstlerische Abstand von den gewöhn-<lb/> lichen starren Zickzacksäumen der egyptischen Füllungen! Ja, selbst<lb/> das wellenförmige Band, also die allereinfachste Bandconfiguration,<lb/> findet sich auf mykenischen Vasen, z. B. Myk. Thongef. X. 46, nicht<lb/> aber seine Transponirung in’s Eckige, d. i. das Zickzack. Daher weist<lb/> der ganze bisher zu Tage geförderte Denkmälerschatz aus dem Bereiche<lb/><figure><head>Fig. 63.</head><lb/><p>Becher aus vergoldetem Silber. Mykenisch.</p></figure><lb/> der mykenischen Kunst kein Beispiel eines eckigen Mäanders auf, wohl<lb/> aber den laufenden Hund, d. i. die abgerundete Form des Mäanders<lb/> (Fig. 63)<note place="foot" n="44)">Vergoldeter Becher bei Schliemann, Mykenä Fig. 348.</note>; der laufende Hund in der Mitte dieses Bechers ist in solchem<lb/> Sinne betrachtet ein reciprokes Bandornament wie dasjenige in Fig. 62<lb/> und bedarf zu seiner Ableitung nicht erst der Dazwischenkunft der<lb/> egyptischen Spirale<note xml:id="seg2pn_8_1" next="#seg2pn_8_2" place="foot" n="45)">Auch die S-förmigen Windungen, die in der Mitte von Fig. 61 den<lb/> Kreis ausfüllen, sowie die Triquetren (z. B. Mykenä Fig. 138, 139) u. dgl. sind<lb/> aus der Bandornamentik abzuleiten. — Für eine Verwendung der Spirale zur</note>.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0167]
1. Mykenisches.
nen Grabstele (Fig. 62) 43) Erwähnung finden. Das reciproke Muster,
zu welchem hier das Band zusammengelegt erscheint, ist ein höchst
einfaches; und doch welcher künstlerische Abstand von den gewöhn-
lichen starren Zickzacksäumen der egyptischen Füllungen! Ja, selbst
das wellenförmige Band, also die allereinfachste Bandconfiguration,
findet sich auf mykenischen Vasen, z. B. Myk. Thongef. X. 46, nicht
aber seine Transponirung in’s Eckige, d. i. das Zickzack. Daher weist
der ganze bisher zu Tage geförderte Denkmälerschatz aus dem Bereiche
[Abbildung Fig. 63.
Becher aus vergoldetem Silber. Mykenisch.]
der mykenischen Kunst kein Beispiel eines eckigen Mäanders auf, wohl
aber den laufenden Hund, d. i. die abgerundete Form des Mäanders
(Fig. 63) 44); der laufende Hund in der Mitte dieses Bechers ist in solchem
Sinne betrachtet ein reciprokes Bandornament wie dasjenige in Fig. 62
und bedarf zu seiner Ableitung nicht erst der Dazwischenkunft der
egyptischen Spirale 45).
43) Schliemann, Mykenä Fig. 142.
44) Vergoldeter Becher bei Schliemann, Mykenä Fig. 348.
45) Auch die S-förmigen Windungen, die in der Mitte von Fig. 61 den
Kreis ausfüllen, sowie die Triquetren (z. B. Mykenä Fig. 138, 139) u. dgl. sind
aus der Bandornamentik abzuleiten. — Für eine Verwendung der Spirale zur
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