Rilke, Rainer Maria: Advent. Leipzig, 1898.Frau Hofrat Stieler. Oft denk' ich auf der Alltagsreise Der Nacht, und dass ein Traum mir frommt,Der mir mit Lippen, kühl und leise, Die schwüle Stirne küssen kommt. Dann sehn' ich mich die Sterne glänzen Zu sehn. - Der Tag ist karg und klein,Die Nacht ist weit, hat Silbergrenzen Und könnte eine Sage sein. Frau Hofrat Stieler. Oft denk’ ich auf der Alltagsreise Der Nacht, und dass ein Traum mir frommt,Der mir mit Lippen, kühl und leise, Die schwüle Stirne küssen kommt. Dann sehn’ ich mich die Sterne glänzen Zu sehn. – Der Tag ist karg und klein,Die Nacht ist weit, hat Silbergrenzen Und könnte eine Sage sein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0015" n="15"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#right">Frau Hofrat Stieler.<lb/></hi> </head> <lg n="1"> <l rendition="#et">Oft denk’ ich auf der Alltagsreise<lb/></l> <l>Der Nacht, und dass ein Traum mir frommt,<lb/></l> <l>Der mir mit Lippen, kühl und leise,<lb/></l> <l>Die schwüle Stirne küssen kommt.<lb/></l> </lg> <lg n="2"> <l rendition="#et">Dann sehn’ ich mich die Sterne glänzen<lb/></l> <l>Zu sehn. – Der Tag ist karg und klein,<lb/></l> <l>Die Nacht ist weit, hat Silbergrenzen<lb/></l> <l>Und könnte eine Sage sein.<lb/></l> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0015]
Frau Hofrat Stieler.
Oft denk’ ich auf der Alltagsreise
Der Nacht, und dass ein Traum mir frommt,
Der mir mit Lippen, kühl und leise,
Die schwüle Stirne küssen kommt.
Dann sehn’ ich mich die Sterne glänzen
Zu sehn. – Der Tag ist karg und klein,
Die Nacht ist weit, hat Silbergrenzen
Und könnte eine Sage sein.
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