Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rilke, Rainer Maria: Advent. Leipzig, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite
Weisst Du, dass ich Dir müde Rosen flechte
Ins Haar, das leis ein weher Wind bewegt.
Siehst Du den Mond - wie eine silberechte
Merkmünze, und ein Bild ist eingeprägt:
Ein Weib, das lächelnd dunkle Dornen trägt -
Das ist das Zeichen toter Liebesnächte.
Fühlst Du die Rosen auf der Stirne sterben?
Und jede lässt die Schwester schauernd los,
Und muss allein verdarben und verderben
Und alle fallen fahl in Deinen Schooss.
Dort sind sie tot. Ihr Leid war leis und gross.
Komm in die Nacht. Und wir sind Rosenerben.


Weisst Du, dass ich Dir müde Rosen flechte
Ins Haar, das leis ein weher Wind bewegt.
Siehst Du den Mond – wie eine silberechte
Merkmünze, und ein Bild ist eingeprägt:
Ein Weib, das lächelnd dunkle Dornen trägt –
Das ist das Zeichen toter Liebesnächte.
Fühlst Du die Rosen auf der Stirne sterben?
Und jede lässt die Schwester schauernd los,
Und muss allein verdarben und verderben
Und alle fallen fahl in Deinen Schooss.
Dort sind sie tot. Ihr Leid war leis und gross.
Komm in die Nacht. Und wir sind Rosenerben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0077" n="77"/>
          <lg n="60">
            <l rendition="#et">Weisst Du, dass ich Dir müde Rosen flechte<lb/></l>
            <l>Ins Haar, das leis ein weher Wind bewegt.<lb/></l>
            <l>Siehst Du den Mond &#x2013; wie eine silberechte<lb/></l>
            <l>Merkmünze, und ein Bild ist eingeprägt:<lb/></l>
            <l>Ein Weib, das lächelnd dunkle Dornen trägt &#x2013;<lb/></l>
            <l>Das ist das Zeichen toter Liebesnächte.<lb/></l>
          </lg>
          <lg n="61">
            <l rendition="#et">Fühlst Du die Rosen auf der Stirne sterben?<lb/></l>
            <l>Und jede lässt die Schwester schauernd los,<lb/></l>
            <l>Und muss allein verdarben und verderben<lb/></l>
            <l>Und alle fallen fahl in Deinen Schooss.<lb/></l>
            <l>Dort sind sie tot. Ihr Leid war leis und gross.<lb/></l>
            <l>Komm in die Nacht. Und wir sind Rosenerben.<lb/></l>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0077] Weisst Du, dass ich Dir müde Rosen flechte Ins Haar, das leis ein weher Wind bewegt. Siehst Du den Mond – wie eine silberechte Merkmünze, und ein Bild ist eingeprägt: Ein Weib, das lächelnd dunkle Dornen trägt – Das ist das Zeichen toter Liebesnächte. Fühlst Du die Rosen auf der Stirne sterben? Und jede lässt die Schwester schauernd los, Und muss allein verdarben und verderben Und alle fallen fahl in Deinen Schooss. Dort sind sie tot. Ihr Leid war leis und gross. Komm in die Nacht. Und wir sind Rosenerben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-12-14T12:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-12-14T12:18:31Z)
Susanne Haaf: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-12-14T12:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rilke_advent_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rilke_advent_1898/77
Zitationshilfe: Rilke, Rainer Maria: Advent. Leipzig, 1898, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rilke_advent_1898/77>, abgerufen am 04.12.2024.