Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.An den Teutschgesinneten Leser. schämen/ solches ist ebenmässig die nakkendeWahrheit und könte mit vielen Exemplen/ dafern es von nöhten/ von mir erwiesen wer- den. Das Jch gleichwol nur des Einen und Anderen kürtzlich allhie erwähne/ so habe Jch vor weinig Jahren einen Edelmann gekennet/ welcher sich überreden ließ/ daß er die vorneh- me Bestallung/ in welcher er sich bei einem grossen Fürsten in Teutschland befand/ hindan setzte und sich vor einen zimlich schlechten Krie- gesbedienten/ oder/ (a la mode zu reden) Of- ficierer ließ gebrauchen. Dieser nun hatte nicht allein gar wol und gründlich seine Spra- chen gelernet; Sondern es fand sich auch bei Jhme eine solche Erkäntnisse nicht nur in Rechts-sondern auch in Geistlichen Sachen/ daß Jch offt etliche Stunden von treibung wahrer Lehre und Ubung Gottseligen Lebens mit Jhme geredet/ da er denn (als der des Geist- reichen Johan Arends wahres Christenthum so fleissig gelesen/ daß er gantze Blätter aus demselben zu erzehlen wuste) viele treffliche Sachen zu meiner höhesten Vergnügunge offtmahls vorbrachte: So bald er aber zu an- deren Kavallieren kahm/ oder von denselben ward besuchet/ verkehrte er sich gleichsahm in einem
An den Teutſchgeſinneten Leſer. ſchaͤmen/ ſolches iſt ebenmaͤſſig die nakkendeWahrheit und koͤnte mit vielen Exemplen/ dafern es von noͤhten/ von mir erwieſen wer- den. Das Jch gleichwol nur des Einen und Anderen kuͤrtzlich allhie erwaͤhne/ ſo habe Jch vor weinig Jahren einen Edelmann gekennet/ welcher ſich uͤberreden ließ/ daß er die vorneh- me Beſtallung/ in welcher er ſich bei einem groſſen Fuͤrſten in Teutſchland befand/ hindan ſetzte und ſich vor einen zimlich ſchlechten Krie- gesbedienten/ oder/ (a la mode zu reden) Of- ficierer ließ gebrauchen. Dieſer nun hatte nicht allein gar wol und gruͤndlich ſeine Spra- chen gelernet; Sondern es fand ſich auch bei Jhme eine ſolche Erkaͤntniſſe nicht nur in Rechts-ſondern auch in Geiſtlichen Sachen/ daß Jch offt etliche Stunden von treibung wahrer Lehre und Ubung Gottſeligen Lebens mit Jhme geredet/ da er deñ (als der des Geiſt- reichen Johan Arends wahres Chriſtenthum ſo fleiſſig geleſen/ daß er gantze Blaͤtter aus demſelben zu erzehlen wuſte) viele treffliche Sachen zu meiner hoͤheſten Vergnuͤgunge offtmahls vorbrachte: So bald er aber zu an- deren Kavallieren kahm/ oder von denſelben ward beſuchet/ verkehrte er ſich gleichſahm in einem
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An den Teutſchgeſinneten Leſer.
ſchaͤmen/ ſolches iſt ebenmaͤſſig die nakkende
Wahrheit und koͤnte mit vielen Exemplen/
dafern es von noͤhten/ von mir erwieſen wer-
den. Das Jch gleichwol nur des Einen und
Anderen kuͤrtzlich allhie erwaͤhne/ ſo habe Jch
vor weinig Jahren einen Edelmann gekennet/
welcher ſich uͤberreden ließ/ daß er die vorneh-
me Beſtallung/ in welcher er ſich bei einem
groſſen Fuͤrſten in Teutſchland befand/ hindan
ſetzte und ſich vor einen zimlich ſchlechten Krie-
gesbedienten/ oder/ (a la mode zu reden) Of-
ficierer ließ gebrauchen. Dieſer nun hatte
nicht allein gar wol und gruͤndlich ſeine Spra-
chen gelernet; Sondern es fand ſich auch bei
Jhme eine ſolche Erkaͤntniſſe nicht nur in
Rechts-ſondern auch in Geiſtlichen Sachen/
daß Jch offt etliche Stunden von treibung
wahrer Lehre und Ubung Gottſeligen Lebens
mit Jhme geredet/ da er deñ (als der des Geiſt-
reichen Johan Arends wahres Chriſtenthum
ſo fleiſſig geleſen/ daß er gantze Blaͤtter aus
demſelben zu erzehlen wuſte) viele treffliche
Sachen zu meiner hoͤheſten Vergnuͤgunge
offtmahls vorbrachte: So bald er aber zu an-
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ward beſuchet/ verkehrte er ſich gleichſahm in
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