dehnungs-Kraft dieser subtilen erzeugten Ma- terie bestehe: und diese Grundsätze setzen uns, wie wir gesehen haben, in Stand, die Ge- schwindigkeit der Kugeln, welche aus aller Gat- tung Feuer-Röhren geschossen werden, zu be- stimmen, und sind in allen Begebenheiten, wo es auf die Bestimmung der Gewalt des Pul- vers ankömmt, völlig hinreichend. Ob aber diese subtile flüßige Materie, welche aus der Entzündung des Pulvers entsteht, eine wahre und würkliche Luft, oder ein sonderbares We- sen sey, wollen wir hier nicht ausmachen; weil diese Frage mit unserem gegenwärtigen Vorhaben auf keinerley Art in einiger Ver- knüpfung steht.
Aus dieser Theorie können nun viel Schlüsse von der grösten Wichtigkeit in dem Practi- schen Theil der Artillerie hergeleitet werden. Hieraus läßt sich nehmlich die Dicke eines Stückes, damit dasselbe um die Gewalt des Pulvers auszuhalten die gehörige Stärcke besitze, leicht bestimmen, indem die Kraft des Pulvers leicht bekannt ist. Ferner erhellet hieraus auch, wie wenig die Vorschläge ei- niger neuern Scribenten gegründet seyn, wel- che vermeynet durch besondere Formen der Pulver-Kammer in Stücken und Mörsern einen grösseren Vortheil zu ziehen; denn alle ihre Anschläge beruhen in diesem Stück auf gantz unrichtigen Begriffen, welche sie von
der
dehnungs-Kraft dieſer ſubtilen erzeugten Ma- terie beſtehe: und dieſe Grundſaͤtze ſetzen uns, wie wir geſehen haben, in Stand, die Ge- ſchwindigkeit der Kugeln, welche aus aller Gat- tung Feuer-Roͤhren geſchoſſen werden, zu be- ſtimmen, und ſind in allen Begebenheiten, wo es auf die Beſtimmung der Gewalt des Pul- vers ankoͤmmt, voͤllig hinreichend. Ob aber dieſe ſubtile fluͤßige Materie, welche aus der Entzuͤndung des Pulvers entſteht, eine wahre und wuͤrkliche Luft, oder ein ſonderbares We- ſen ſey, wollen wir hier nicht ausmachen; weil dieſe Frage mit unſerem gegenwaͤrtigen Vorhaben auf keinerley Art in einiger Ver- knuͤpfung ſteht.
Aus dieſer Theorie koͤnnen nun viel Schluͤſſe von der groͤſten Wichtigkeit in dem Practi- ſchen Theil der Artillerie hergeleitet werden. Hieraus laͤßt ſich nehmlich die Dicke eines Stuͤckes, damit daſſelbe um die Gewalt des Pulvers auszuhalten die gehoͤrige Staͤrcke beſitze, leicht beſtimmen, indem die Kraft des Pulvers leicht bekannt iſt. Ferner erhellet hieraus auch, wie wenig die Vorſchlaͤge ei- niger neuern Scribenten gegruͤndet ſeyn, wel- che vermeynet durch beſondere Formen der Pulver-Kammer in Stuͤcken und Moͤrſern einen groͤſſeren Vortheil zu ziehen; denn alle ihre Anſchlaͤge beruhen in dieſem Stuͤck auf gantz unrichtigen Begriffen, welche ſie von
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dehnungs-Kraft dieſer ſubtilen erzeugten Ma-
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wie wir geſehen haben, in Stand, die Ge-
ſchwindigkeit der Kugeln, welche aus aller Gat-
tung Feuer-Roͤhren geſchoſſen werden, zu be-
ſtimmen, und ſind in allen Begebenheiten, wo
es auf die Beſtimmung der Gewalt des Pul-
vers ankoͤmmt, voͤllig hinreichend. Ob aber
dieſe ſubtile fluͤßige Materie, welche aus der
Entzuͤndung des Pulvers entſteht, eine wahre
und wuͤrkliche Luft, oder ein ſonderbares We-
ſen ſey, wollen wir hier nicht ausmachen;
weil dieſe Frage mit unſerem gegenwaͤrtigen
Vorhaben auf keinerley Art in einiger Ver-
knuͤpfung ſteht.
Aus dieſer Theorie koͤnnen nun viel Schluͤſſe
von der groͤſten Wichtigkeit in dem Practi-
ſchen Theil der Artillerie hergeleitet werden.
Hieraus laͤßt ſich nehmlich die Dicke eines
Stuͤckes, damit daſſelbe um die Gewalt des
Pulvers auszuhalten die gehoͤrige Staͤrcke
beſitze, leicht beſtimmen, indem die Kraft des
Pulvers leicht bekannt iſt. Ferner erhellet
hieraus auch, wie wenig die Vorſchlaͤge ei-
niger neuern Scribenten gegruͤndet ſeyn, wel-
che vermeynet durch beſondere Formen der
Pulver-Kammer in Stuͤcken und Moͤrſern
einen groͤſſeren Vortheil zu ziehen; denn alle
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Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/234>, abgerufen am 24.11.2024.
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