diesem Fall der Grad der Geschwindigkeit, wo- mit sich das Pulver hinter der Kugel würklich ausgebreitet, ohne einen merklichen Theil sei- ner Kraft zu verlieren, weit kleiner seyn, als derjenige, womit das Pulver allein, wenn keine Kugel daselbst gewesen wäre, ausgedehnet ha- ben würde.
Und in eben dieser erstaunlichen Geschwin- digkeit, womit sich die Flamme von dem ent- zündeten Pulver ausbreitet, bestehet haupt- sächlich die so gantz ausserordentliche Gewalt derselben, wodurch sie alle andere sowohl alte als neue Erfindungen, welche immer zum Be- huf des Kriegs-Wesens gemacht worden, so weit übertrift. Wenn man zwar nur auf die Grösse der Bewegung sieht, welche den ge- worfenen Körpern eingedruckt wird, und wel- che man aus dem Gewicht derselben mit der Geschwindigkeit multiplicirt zu schätzen pflegt: so muß man gestehen, daß viele Kriegs- Maschinen der Alten eine weit grössere Bewe- gung hervor zu bringen vermögend gewesen, als unsere heut zu Tage üblichen schwersten Ca- nonen und Mörser. Allein die entsetzliche Ge- schwindigkeit, womit man anjetzo die Körper vermittelst des Pulvers fortzutreiben im Stan- de ist, kann mit jenen in keine Vergleichung gebracht werden. Die Ursache von diesem Un- terscheid bestehet hierinne, daß zwar die Alten die forttreibende Gewalt theils durch Gewich-
te,
S 3
dieſem Fall der Grad der Geſchwindigkeit, wo- mit ſich das Pulver hinter der Kugel wuͤrklich ausgebreitet, ohne einen merklichen Theil ſei- ner Kraft zu verlieren, weit kleiner ſeyn, als derjenige, womit das Pulver allein, wenn keine Kugel daſelbſt geweſen waͤre, ausgedehnet ha- ben wuͤrde.
Und in eben dieſer erſtaunlichen Geſchwin- digkeit, womit ſich die Flamme von dem ent- zuͤndeten Pulver ausbreitet, beſtehet haupt- ſaͤchlich die ſo gantz auſſerordentliche Gewalt derſelben, wodurch ſie alle andere ſowohl alte als neue Erfindungen, welche immer zum Be- huf des Kriegs-Weſens gemacht worden, ſo weit uͤbertrift. Wenn man zwar nur auf die Groͤſſe der Bewegung ſieht, welche den ge- worfenen Koͤrpern eingedruckt wird, und wel- che man aus dem Gewicht derſelben mit der Geſchwindigkeit multiplicirt zu ſchaͤtzen pflegt: ſo muß man geſtehen, daß viele Kriegs- Maſchinen der Alten eine weit groͤſſere Bewe- gung hervor zu bringen vermoͤgend geweſen, als unſere heut zu Tage uͤblichen ſchwerſten Ca- nonen und Moͤrſer. Allein die entſetzliche Ge- ſchwindigkeit, womit man anjetzo die Koͤrper vermittelſt des Pulvers fortzutreiben im Stan- de iſt, kann mit jenen in keine Vergleichung gebracht werden. Die Urſache von dieſem Un- terſcheid beſtehet hierinne, daß zwar die Alten die forttreibende Gewalt theils durch Gewich-
te,
S 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0297"n="277"/>
dieſem Fall der Grad der Geſchwindigkeit, wo-<lb/>
mit ſich das Pulver hinter der Kugel wuͤrklich<lb/>
ausgebreitet, ohne einen merklichen Theil ſei-<lb/>
ner Kraft zu verlieren, weit kleiner ſeyn, als<lb/>
derjenige, womit das Pulver allein, wenn keine<lb/>
Kugel daſelbſt geweſen waͤre, ausgedehnet ha-<lb/>
ben wuͤrde.</p><lb/><p>Und in eben dieſer erſtaunlichen Geſchwin-<lb/>
digkeit, womit ſich die Flamme von dem ent-<lb/>
zuͤndeten Pulver ausbreitet, beſtehet haupt-<lb/>ſaͤchlich die ſo gantz auſſerordentliche Gewalt<lb/>
derſelben, wodurch ſie alle andere ſowohl alte<lb/>
als neue Erfindungen, welche immer zum Be-<lb/>
huf des Kriegs-Weſens gemacht worden, ſo<lb/>
weit uͤbertrift. Wenn man zwar nur auf die<lb/>
Groͤſſe der Bewegung ſieht, welche den ge-<lb/>
worfenen Koͤrpern eingedruckt wird, und wel-<lb/>
che man aus dem Gewicht derſelben mit der<lb/>
Geſchwindigkeit <hirendition="#aq">multiplici</hi>rt zu ſchaͤtzen<lb/>
pflegt: ſo muß man geſtehen, daß viele Kriegs-<lb/><hirendition="#aq">Maſchi</hi>nen der Alten eine weit groͤſſere Bewe-<lb/>
gung hervor zu bringen vermoͤgend geweſen,<lb/>
als unſere heut zu Tage uͤblichen ſchwerſten Ca-<lb/>
nonen und Moͤrſer. Allein die entſetzliche Ge-<lb/>ſchwindigkeit, womit man anjetzo die Koͤrper<lb/>
vermittelſt des Pulvers fortzutreiben im Stan-<lb/>
de iſt, kann mit jenen in keine Vergleichung<lb/>
gebracht werden. Die Urſache von dieſem Un-<lb/>
terſcheid beſtehet hierinne, daß zwar die Alten<lb/>
die forttreibende Gewalt theils durch Gewich-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">te,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[277/0297]
dieſem Fall der Grad der Geſchwindigkeit, wo-
mit ſich das Pulver hinter der Kugel wuͤrklich
ausgebreitet, ohne einen merklichen Theil ſei-
ner Kraft zu verlieren, weit kleiner ſeyn, als
derjenige, womit das Pulver allein, wenn keine
Kugel daſelbſt geweſen waͤre, ausgedehnet ha-
ben wuͤrde.
Und in eben dieſer erſtaunlichen Geſchwin-
digkeit, womit ſich die Flamme von dem ent-
zuͤndeten Pulver ausbreitet, beſtehet haupt-
ſaͤchlich die ſo gantz auſſerordentliche Gewalt
derſelben, wodurch ſie alle andere ſowohl alte
als neue Erfindungen, welche immer zum Be-
huf des Kriegs-Weſens gemacht worden, ſo
weit uͤbertrift. Wenn man zwar nur auf die
Groͤſſe der Bewegung ſieht, welche den ge-
worfenen Koͤrpern eingedruckt wird, und wel-
che man aus dem Gewicht derſelben mit der
Geſchwindigkeit multiplicirt zu ſchaͤtzen
pflegt: ſo muß man geſtehen, daß viele Kriegs-
Maſchinen der Alten eine weit groͤſſere Bewe-
gung hervor zu bringen vermoͤgend geweſen,
als unſere heut zu Tage uͤblichen ſchwerſten Ca-
nonen und Moͤrſer. Allein die entſetzliche Ge-
ſchwindigkeit, womit man anjetzo die Koͤrper
vermittelſt des Pulvers fortzutreiben im Stan-
de iſt, kann mit jenen in keine Vergleichung
gebracht werden. Die Urſache von dieſem Un-
terſcheid beſtehet hierinne, daß zwar die Alten
die forttreibende Gewalt theils durch Gewich-
te,
S 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/297>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.