tert worden, die wahre Geschwindigkeit der Kugel aus der Gewalt des Pulvers unmöglich bestimmt werden kann. Der Autor sieht zwar die Auflösung dieser Frage an sich selbst betrachtet, als sehr leicht an, und findet nur in den ungleichen Theilen, worein das Pulver durch die Entzündung aufgelöset wird, eine so grosse Schwierigkeit, daß er die Theorie völlig bey Seite setzt, und seine Zuflucht bloß al- lein zu den Experimenten nimmt. Ungeachtet wir nun an der Geschwindigkeit des Verfassers, dergleichen Fragen aufzulösen, keinesweges zweifeln, so glauben wir doch, daß derselbe bey dieser Frage, wenn auch der gemeldete Umstand nicht da wäre, nicht wenig Schwierigkeit ge- funden haben würde. Denn diese Frage er- fordert die tiefste Einsicht in die Natur, und die Gesetze der Bewegung flüßiger Cörper; und es ist noch nicht lange, daß man sich im Stan- de befindet, dergleichen Aufgaben durch Hülffe der Rechnung auszuführen. Wir haben die- se wichtige Erweiterung der mathematischen Wissenschaften den beyden weit berühmten Männern, Johanni und Daniel Bernoulli, zu danken, von welchen der letztere diese Materie zuerst in seinem unvergleichlichen Werke von der Hydrodynamic abgehandelt, und das ganze Werk meistentheils auf die Erhaltung der sogenannten lebendigen Kräfte gegründet. Sein Herr Vater, der Hr. Prof. Joh. Ber-
noulli
S 5
tert worden, die wahre Geſchwindigkeit der Kugel aus der Gewalt des Pulvers unmoͤglich beſtimmt werden kann. Der Autor ſieht zwar die Aufloͤſung dieſer Frage an ſich ſelbſt betrachtet, als ſehr leicht an, und findet nur in den ungleichen Theilen, worein das Pulver durch die Entzuͤndung aufgeloͤſet wird, eine ſo groſſe Schwierigkeit, daß er die Theorie voͤllig bey Seite ſetzt, und ſeine Zuflucht bloß al- lein zu den Experimenten nimmt. Ungeachtet wir nun an der Geſchwindigkeit des Verfaſſers, dergleichen Fragen aufzuloͤſen, keinesweges zweifeln, ſo glauben wir doch, daß derſelbe bey dieſer Frage, wenn auch der gemeldete Umſtand nicht da waͤre, nicht wenig Schwierigkeit ge- funden haben wuͤrde. Denn dieſe Frage er- fordert die tiefſte Einſicht in die Natur, und die Geſetze der Bewegung fluͤßiger Coͤrper; und es iſt noch nicht lange, daß man ſich im Stan- de befindet, dergleichen Aufgaben durch Huͤlffe der Rechnung auszufuͤhren. Wir haben die- ſe wichtige Erweiterung der mathematiſchen Wiſſenſchaften den beyden weit beruͤhmten Maͤnnern, Johanni und Daniel Bernoulli, zu danken, von welchen der letztere dieſe Materie zuerſt in ſeinem unvergleichlichen Werke von der Hydrodynamic abgehandelt, und das ganze Werk meiſtentheils auf die Erhaltung der ſogenannten lebendigen Kraͤfte gegruͤndet. Sein Herr Vater, der Hr. Prof. Joh. Ber-
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tert worden, die wahre Geſchwindigkeit der
Kugel aus der Gewalt des Pulvers unmoͤglich
beſtimmt werden kann. Der Autor ſieht
zwar die Aufloͤſung dieſer Frage an ſich ſelbſt
betrachtet, als ſehr leicht an, und findet nur
in den ungleichen Theilen, worein das Pulver
durch die Entzuͤndung aufgeloͤſet wird, eine
ſo groſſe Schwierigkeit, daß er die Theorie
voͤllig bey Seite ſetzt, und ſeine Zuflucht bloß al-
lein zu den Experimenten nimmt. Ungeachtet
wir nun an der Geſchwindigkeit des Verfaſſers,
dergleichen Fragen aufzuloͤſen, keinesweges
zweifeln, ſo glauben wir doch, daß derſelbe bey
dieſer Frage, wenn auch der gemeldete Umſtand
nicht da waͤre, nicht wenig Schwierigkeit ge-
funden haben wuͤrde. Denn dieſe Frage er-
fordert die tiefſte Einſicht in die Natur, und die
Geſetze der Bewegung fluͤßiger Coͤrper; und
es iſt noch nicht lange, daß man ſich im Stan-
de befindet, dergleichen Aufgaben durch Huͤlffe
der Rechnung auszufuͤhren. Wir haben die-
ſe wichtige Erweiterung der mathematiſchen
Wiſſenſchaften den beyden weit beruͤhmten
Maͤnnern, Johanni und Daniel Bernoulli, zu
danken, von welchen der letztere dieſe Materie
zuerſt in ſeinem unvergleichlichen Werke von
der Hydrodynamic abgehandelt, und das
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der ſogenannten lebendigen Kraͤfte gegruͤndet.
Sein Herr Vater, der Hr. Prof. Joh. Ber-
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Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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