Wollte man aber dagegen einwenden, wie diese Abweichung des Flugs einer Mußketen- Kugel von einer Parabel noch nicht genugsam beweise, daß auch weit schwehrere Kugeln, als welche in Ansehung ihres Gewichts einen weit kleineren Wiederstand leiden, von der ge- meinen Meynung merklich abweichen: So wollen wir zu diesem Ende eine eiserne Kugel von 24 Lb, dergleichen gemeiniglich zu Lande die schwersten zu seyn pflegen, als ein Exem- pel anführen. Wenn eine solche Kugel aus einer dazu gebräuchlichen Canone mit voller Ladung geschossen wird; so wird derselben, wie in dem vierdten Satz dieses Capitels gezeiget worden, eine Geschwindigkeit von 1650 Schu- hen in einer Secunde eingedrücket. Wenn man nun hieraus nach dem fünften Lehn-Satz die gröste Schußweite für den Winkel von 45 Graden nach der Parabel berechnet; so findet man dafür ungefehr 16 Meilen, welche zwischen fünf und sechs mahl grösser ist, als dieselbe würklich befunden wird: denn alle Practici stimmen darinnen überein, daß sich dieser Schuß nicht gar auf 3 Meilen erstrecke. St. Remy giebt uns auch Nachricht von ei- nigen Versuchen, welche von dem Mr. du Metz angestellet worden. Nach denselben be- trägt die Schußweite unter einem Winkel von 45° von einem Stück, welches 10 Schuh
lang
R r Eulers erläuterteArtillerie.
Wollte man aber dagegen einwenden, wie dieſe Abweichung des Flugs einer Mußketen- Kugel von einer Parabel noch nicht genugſam beweiſe, daß auch weit ſchwehrere Kugeln, als welche in Anſehung ihres Gewichts einen weit kleineren Wiederſtand leiden, von der ge- meinen Meynung merklich abweichen: So wollen wir zu dieſem Ende eine eiſerne Kugel von 24 ℔, dergleichen gemeiniglich zu Lande die ſchwerſten zu ſeyn pflegen, als ein Exem- pel anfuͤhren. Wenn eine ſolche Kugel aus einer dazu gebraͤuchlichen Canone mit voller Ladung geſchoſſen wird; ſo wird derſelben, wie in dem vierdten Satz dieſes Capitels gezeiget worden, eine Geſchwindigkeit von 1650 Schu- hen in einer Secunde eingedruͤcket. Wenn man nun hieraus nach dem fuͤnften Lehn-Satz die groͤſte Schußweite fuͤr den Winkel von 45 Graden nach der Parabel berechnet; ſo findet man dafuͤr ungefehr 16 Meilen, welche zwiſchen fuͤnf und ſechs mahl groͤſſer iſt, als dieſelbe wuͤrklich befunden wird: denn alle Practici ſtimmen darinnen uͤberein, daß ſich dieſer Schuß nicht gar auf 3 Meilen erſtrecke. St. Remy giebt uns auch Nachricht von ei- nigen Verſuchen, welche von dem Mr. du Metz angeſtellet worden. Nach denſelben be- traͤgt die Schußweite unter einem Winkel von 45° von einem Stuͤck, welches 10 Schuh
lang
R r Eulers erlaͤuterteArtillerie.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0645"n="625"/><p>Wollte man aber dagegen einwenden, wie<lb/>
dieſe Abweichung des Flugs einer Mußketen-<lb/>
Kugel von einer <hirendition="#aq">Parabel</hi> noch nicht genugſam<lb/>
beweiſe, daß auch weit ſchwehrere Kugeln,<lb/>
als welche in Anſehung ihres Gewichts einen<lb/>
weit kleineren Wiederſtand leiden, von der ge-<lb/>
meinen Meynung merklich abweichen: So<lb/>
wollen wir zu dieſem Ende eine eiſerne Kugel<lb/>
von 24 ℔, dergleichen gemeiniglich zu Lande<lb/>
die ſchwerſten zu ſeyn pflegen, als ein Exem-<lb/>
pel anfuͤhren. Wenn eine ſolche Kugel aus<lb/>
einer dazu gebraͤuchlichen Canone mit voller<lb/>
Ladung geſchoſſen wird; ſo wird derſelben, wie<lb/>
in dem vierdten Satz dieſes Capitels gezeiget<lb/>
worden, eine Geſchwindigkeit von 1650 Schu-<lb/>
hen in einer <hirendition="#aq">Secunde</hi> eingedruͤcket. Wenn man<lb/>
nun hieraus nach dem fuͤnften Lehn-Satz die<lb/>
groͤſte Schußweite fuͤr den Winkel von 45<lb/>
Graden nach der <hirendition="#aq">Parabel</hi> berechnet; ſo findet<lb/>
man dafuͤr ungefehr 16 Meilen, welche<lb/>
zwiſchen fuͤnf und ſechs mahl groͤſſer iſt, als<lb/>
dieſelbe wuͤrklich befunden wird: denn alle<lb/><hirendition="#aq">Practici</hi>ſtimmen darinnen uͤberein, daß ſich<lb/>
dieſer Schuß nicht gar auf 3 Meilen erſtrecke.<lb/><hirendition="#aq">St. Remy</hi> giebt uns auch Nachricht von ei-<lb/>
nigen Verſuchen, welche von dem <hirendition="#aq">Mr. du<lb/>
Metz</hi> angeſtellet worden. Nach denſelben be-<lb/>
traͤgt die Schußweite unter einem Winkel<lb/>
von 45° von einem Stuͤck, welches 10 Schuh<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R r<lb/><hirendition="#fr">Eulers erlaͤuterte</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#k">Artillerie.</hi></hi></fw><fwplace="bottom"type="catch">lang</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[625/0645]
Wollte man aber dagegen einwenden, wie
dieſe Abweichung des Flugs einer Mußketen-
Kugel von einer Parabel noch nicht genugſam
beweiſe, daß auch weit ſchwehrere Kugeln,
als welche in Anſehung ihres Gewichts einen
weit kleineren Wiederſtand leiden, von der ge-
meinen Meynung merklich abweichen: So
wollen wir zu dieſem Ende eine eiſerne Kugel
von 24 ℔, dergleichen gemeiniglich zu Lande
die ſchwerſten zu ſeyn pflegen, als ein Exem-
pel anfuͤhren. Wenn eine ſolche Kugel aus
einer dazu gebraͤuchlichen Canone mit voller
Ladung geſchoſſen wird; ſo wird derſelben, wie
in dem vierdten Satz dieſes Capitels gezeiget
worden, eine Geſchwindigkeit von 1650 Schu-
hen in einer Secunde eingedruͤcket. Wenn man
nun hieraus nach dem fuͤnften Lehn-Satz die
groͤſte Schußweite fuͤr den Winkel von 45
Graden nach der Parabel berechnet; ſo findet
man dafuͤr ungefehr 16 Meilen, welche
zwiſchen fuͤnf und ſechs mahl groͤſſer iſt, als
dieſelbe wuͤrklich befunden wird: denn alle
Practici ſtimmen darinnen uͤberein, daß ſich
dieſer Schuß nicht gar auf 3 Meilen erſtrecke.
St. Remy giebt uns auch Nachricht von ei-
nigen Verſuchen, welche von dem Mr. du
Metz angeſtellet worden. Nach denſelben be-
traͤgt die Schußweite unter einem Winkel
von 45° von einem Stuͤck, welches 10 Schuh
lang
R r
Eulers erlaͤuterte Artillerie.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/645>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.