Die Artillerie ist schon von langer Zeit her als ein Theil der Mathematic angesehen worden, indem dieselbe ohne eine hinläng- liche Erkenntniß der Arithmetic und Geometrie nicht abgehandelt werden kann. Was zwar die Zubereitung des Pulvers betrifft, daher die Ar- tillerie ihren Ursprung genommen, so läuft die- selbe vielmehr in die Chymie, als in die Mathema- tic: will man aber von der Ursache der erstau- nenswürdigen Kraft, womit das Pulver begabet ist, Nachricht haben, so muß man die Natur-Wis- senschaft zu Rathe ziehen. Ungeachtet aber die ei- gentliche Bestimmung der Kraft, welche die Wür- kungen des Pulvers hervorbringt, zur Mathe- matic gehöret; so erfordert dieselbe doch eine so weitläuftige Erkenntniß der höhern Geometrie und Mechanic, daß man genöthigt ist, dieselbe in den Anfangs Gründen dieser Wissenschaft völlig mit Stillschweigen zu übergehen. Die Beschrei- bung der verschiedenen Feuer-Maschinen, welche in der Artillerie vorkommen, scheint auch nur in so fern mit den mathematischen Wissenschaf- ten eine Verwandtschaft zu haben, als darinne die Verhältniß der verschiedenen Vermischungen be- trachtet wird. Da sich nun diese auf die bloße Er- fahrung gründen, die Mathematic aber eine sol- che Wissenschaft ist, welche nicht nur in einem jeglichen Fall die Verhältnisse anzeigt, sondern
auch
)( 2
Vorrede.
Die Artillerie iſt ſchon von langer Zeit her als ein Theil der Mathematic angeſehen worden, indem dieſelbe ohne eine hinlaͤng- liche Erkenntniß der Arithmetic und Geometrie nicht abgehandelt werden kann. Was zwar die Zubereitung des Pulvers betrifft, daher die Ar- tillerie ihren Urſprung genommen, ſo laͤuft die- ſelbe vielmehr in die Chymie, als in die Mathema- tic: will man aber von der Urſache der erſtau- nenswuͤrdigen Kraft, womit das Pulver begabet iſt, Nachricht haben, ſo muß man die Natur-Wiſ- ſenſchaft zu Rathe ziehen. Ungeachtet aber die ei- gentliche Beſtimmung der Kraft, welche die Wuͤr- kungen des Pulvers hervorbringt, zur Mathe- matic gehoͤret; ſo erfordert dieſelbe doch eine ſo weitlaͤuftige Erkenntniß der hoͤhern Geometrie und Mechanic, daß man genoͤthigt iſt, dieſelbe in den Anfangs Gruͤnden dieſer Wiſſenſchaft voͤllig mit Stillſchweigen zu uͤbergehen. Die Beſchrei- bung der verſchiedenen Feuer-Maſchinen, welche in der Artillerie vorkommen, ſcheint auch nur in ſo fern mit den mathematiſchen Wiſſenſchaf- ten eine Verwandtſchaft zu haben, als darinne die Verhaͤltniß der verſchiedenen Vermiſchungen be- trachtet wird. Da ſich nun dieſe auf die bloße Er- fahrung gruͤnden, die Mathematic aber eine ſol- che Wiſſenſchaft iſt, welche nicht nur in einem jeglichen Fall die Verhaͤltniſſe anzeigt, ſondern
auch
)( 2
<TEI><text><front><pbfacs="#f0007"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Vorrede.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie <hirendition="#aq">Artillerie</hi> iſt ſchon von langer Zeit her<lb/>
als ein Theil der <hirendition="#aq">Mathematic</hi> angeſehen<lb/>
worden, indem dieſelbe ohne eine hinlaͤng-<lb/>
liche Erkenntniß der <hirendition="#aq">Arithmetic</hi> und <hirendition="#aq">Geometrie</hi><lb/>
nicht abgehandelt werden kann. Was zwar die<lb/>
Zubereitung des Pulvers betrifft, daher die <hirendition="#aq">Ar-<lb/>
tillerie</hi> ihren Urſprung genommen, ſo laͤuft die-<lb/>ſelbe vielmehr in die <hirendition="#aq">Chymi</hi>e, als in die <hirendition="#aq">Mathema-<lb/>
tic:</hi> will man aber von der Urſache der erſtau-<lb/>
nenswuͤrdigen Kraft, womit das Pulver begabet<lb/>
iſt, Nachricht haben, ſo muß man die Natur-Wiſ-<lb/>ſenſchaft zu Rathe ziehen. Ungeachtet aber die ei-<lb/>
gentliche Beſtimmung der Kraft, welche die Wuͤr-<lb/>
kungen des Pulvers hervorbringt, zur <hirendition="#aq">Mathe-<lb/>
matic</hi> gehoͤret; ſo erfordert dieſelbe doch eine ſo<lb/>
weitlaͤuftige Erkenntniß der hoͤhern <hirendition="#aq">Geometrie</hi><lb/>
und <hirendition="#aq">Mechanic,</hi> daß man genoͤthigt iſt, dieſelbe in<lb/>
den Anfangs Gruͤnden dieſer Wiſſenſchaft voͤllig<lb/>
mit Stillſchweigen zu uͤbergehen. Die Beſchrei-<lb/>
bung der verſchiedenen Feuer-Maſchinen, welche<lb/>
in der <hirendition="#aq">Artillerie</hi> vorkommen, ſcheint auch nur<lb/>
in ſo fern mit den <hirendition="#aq">mathemati</hi>ſchen Wiſſenſchaf-<lb/>
ten eine Verwandtſchaft zu haben, als darinne die<lb/>
Verhaͤltniß der verſchiedenen Vermiſchungen be-<lb/>
trachtet wird. Da ſich nun dieſe auf die bloße Er-<lb/>
fahrung gruͤnden, die <hirendition="#aq">Mathematic</hi> aber eine ſol-<lb/>
che Wiſſenſchaft iſt, welche nicht nur in einem<lb/>
jeglichen Fall die Verhaͤltniſſe anzeigt, ſondern<lb/><fwplace="bottom"type="sig">)( 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">auch</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0007]
Vorrede.
Die Artillerie iſt ſchon von langer Zeit her
als ein Theil der Mathematic angeſehen
worden, indem dieſelbe ohne eine hinlaͤng-
liche Erkenntniß der Arithmetic und Geometrie
nicht abgehandelt werden kann. Was zwar die
Zubereitung des Pulvers betrifft, daher die Ar-
tillerie ihren Urſprung genommen, ſo laͤuft die-
ſelbe vielmehr in die Chymie, als in die Mathema-
tic: will man aber von der Urſache der erſtau-
nenswuͤrdigen Kraft, womit das Pulver begabet
iſt, Nachricht haben, ſo muß man die Natur-Wiſ-
ſenſchaft zu Rathe ziehen. Ungeachtet aber die ei-
gentliche Beſtimmung der Kraft, welche die Wuͤr-
kungen des Pulvers hervorbringt, zur Mathe-
matic gehoͤret; ſo erfordert dieſelbe doch eine ſo
weitlaͤuftige Erkenntniß der hoͤhern Geometrie
und Mechanic, daß man genoͤthigt iſt, dieſelbe in
den Anfangs Gruͤnden dieſer Wiſſenſchaft voͤllig
mit Stillſchweigen zu uͤbergehen. Die Beſchrei-
bung der verſchiedenen Feuer-Maſchinen, welche
in der Artillerie vorkommen, ſcheint auch nur
in ſo fern mit den mathematiſchen Wiſſenſchaf-
ten eine Verwandtſchaft zu haben, als darinne die
Verhaͤltniß der verſchiedenen Vermiſchungen be-
trachtet wird. Da ſich nun dieſe auf die bloße Er-
fahrung gruͤnden, die Mathematic aber eine ſol-
che Wiſſenſchaft iſt, welche nicht nur in einem
jeglichen Fall die Verhaͤltniſſe anzeigt, ſondern
auch
)( 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/7>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.