Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

als möglich, oben in der Röhre lassen solle, ist
schwehr einzusehen. Denn da vor der Ent-
zündung der Raum in der Röhre über dem
Wasser theils mit Luft, theils mit der Ma-
terie des Pulvers, erfüllet gewesen, so muß
sich nach der Entzündung daselbst noch die
vorige Luft, nebst dem dadurch hervorge-
brachten Fluido elastico weniger der von
dem Dampf verzehrten Luft befinden. Folg-
lich wird der Ueberschuß des Raums im letz-
tern Fall dieses Fluidum elasticum, weniger
der verzehrten Luft, und auch noch weniger
dem Raum, welchen vorher das Pulver ein-
genommen, enthalten. Dahero dieser Ue-
berschuß, worauf die Sichtbarkeit des Ex-
periments beruhet, einerley seyn müßte, ob-
gleich anfänglich viel oder wenig Luft in der
Röhre gelassen worden. Unter diesen Um-
ständen würde also die angeführte Ursache un-
gültig seyn; oder man müßte behaupten, daß
die Dämpfe um so viel weniger Luft verzeh-
ren, je weniger zurück gelassen würde: in wel-
chem Falle diese Ursache noch einiger massen
bestehen könnte. Man könnte aber gleich-
wohl noch dagegen einwenden, ob die Däm-
pfe nicht in Ermanglung genugsamer Luft,
die elastische flüßige Materie, so aus der Loß-
brennung des Pulvers entstanden, selbst an-
greiffen, und davon einen Theil verzehren
würde? angesehen diese Materie mit der Luft

eine

als moͤglich, oben in der Roͤhre laſſen ſolle, iſt
ſchwehr einzuſehen. Denn da vor der Ent-
zuͤndung der Raum in der Roͤhre uͤber dem
Waſſer theils mit Luft, theils mit der Ma-
terie des Pulvers, erfuͤllet geweſen, ſo muß
ſich nach der Entzuͤndung daſelbſt noch die
vorige Luft, nebſt dem dadurch hervorge-
brachten Fluido elaſtico weniger der von
dem Dampf verzehrten Luft befinden. Folg-
lich wird der Ueberſchuß des Raums im letz-
tern Fall dieſes Fluidum elaſticum, weniger
der verzehrten Luft, und auch noch weniger
dem Raum, welchen vorher das Pulver ein-
genommen, enthalten. Dahero dieſer Ue-
berſchuß, worauf die Sichtbarkeit des Ex-
periments beruhet, einerley ſeyn muͤßte, ob-
gleich anfaͤnglich viel oder wenig Luft in der
Roͤhre gelaſſen worden. Unter dieſen Um-
ſtaͤnden wuͤrde alſo die angefuͤhrte Urſache un-
guͤltig ſeyn; oder man muͤßte behaupten, daß
die Daͤmpfe um ſo viel weniger Luft verzeh-
ren, je weniger zuruͤck gelaſſen wuͤrde: in wel-
chem Falle dieſe Urſache noch einiger maſſen
beſtehen koͤnnte. Man koͤnnte aber gleich-
wohl noch dagegen einwenden, ob die Daͤm-
pfe nicht in Ermanglung genugſamer Luft,
die elaſtiſche fluͤßige Materie, ſo aus der Loß-
brennung des Pulvers entſtanden, ſelbſt an-
greiffen, und davon einen Theil verzehren
wuͤrde? angeſehen dieſe Materie mit der Luft

eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0094" n="74"/>
als mo&#x0364;glich, oben in der Ro&#x0364;hre la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olle, i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chwehr einzu&#x017F;ehen. Denn da vor der Ent-<lb/>
zu&#x0364;ndung der Raum in der Ro&#x0364;hre u&#x0364;ber dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er theils mit Luft, theils mit der <hi rendition="#aq">Ma-<lb/>
terie</hi> des Pulvers, erfu&#x0364;llet gewe&#x017F;en, &#x017F;o muß<lb/>
&#x017F;ich nach der Entzu&#x0364;ndung da&#x017F;elb&#x017F;t noch die<lb/>
vorige Luft, neb&#x017F;t dem dadurch hervorge-<lb/>
brachten <hi rendition="#aq">Fluido ela&#x017F;tico</hi> weniger der von<lb/>
dem Dampf verzehrten Luft befinden. Folg-<lb/>
lich wird der Ueber&#x017F;chuß des Raums im letz-<lb/>
tern Fall die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Fluidum ela&#x017F;ticum,</hi> weniger<lb/>
der verzehrten Luft, und auch noch weniger<lb/>
dem Raum, welchen vorher das Pulver ein-<lb/>
genommen, enthalten. Dahero die&#x017F;er Ue-<lb/>
ber&#x017F;chuß, worauf die Sichtbarkeit des <hi rendition="#aq">Ex-<lb/>
periments</hi> beruhet, einerley &#x017F;eyn mu&#x0364;ßte, ob-<lb/>
gleich anfa&#x0364;nglich viel oder wenig Luft in der<lb/>
Ro&#x0364;hre gela&#x017F;&#x017F;en worden. Unter die&#x017F;en Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden wu&#x0364;rde al&#x017F;o die angefu&#x0364;hrte Ur&#x017F;ache un-<lb/>
gu&#x0364;ltig &#x017F;eyn; oder man mu&#x0364;ßte behaupten, daß<lb/>
die Da&#x0364;mpfe um &#x017F;o viel weniger Luft verzeh-<lb/>
ren, je weniger zuru&#x0364;ck gela&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde: in wel-<lb/>
chem Falle die&#x017F;e Ur&#x017F;ache noch einiger ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
be&#x017F;tehen ko&#x0364;nnte. Man ko&#x0364;nnte aber gleich-<lb/>
wohl noch dagegen einwenden, ob die Da&#x0364;m-<lb/>
pfe nicht in Ermanglung genug&#x017F;amer Luft,<lb/>
die <hi rendition="#aq">ela&#x017F;ti</hi>&#x017F;che flu&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">Materie,</hi> &#x017F;o aus der Loß-<lb/>
brennung des Pulvers ent&#x017F;tanden, &#x017F;elb&#x017F;t an-<lb/>
greiffen, und davon einen Theil verzehren<lb/>
wu&#x0364;rde? ange&#x017F;ehen die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Materie</hi> mit der Luft<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[74/0094] als moͤglich, oben in der Roͤhre laſſen ſolle, iſt ſchwehr einzuſehen. Denn da vor der Ent- zuͤndung der Raum in der Roͤhre uͤber dem Waſſer theils mit Luft, theils mit der Ma- terie des Pulvers, erfuͤllet geweſen, ſo muß ſich nach der Entzuͤndung daſelbſt noch die vorige Luft, nebſt dem dadurch hervorge- brachten Fluido elaſtico weniger der von dem Dampf verzehrten Luft befinden. Folg- lich wird der Ueberſchuß des Raums im letz- tern Fall dieſes Fluidum elaſticum, weniger der verzehrten Luft, und auch noch weniger dem Raum, welchen vorher das Pulver ein- genommen, enthalten. Dahero dieſer Ue- berſchuß, worauf die Sichtbarkeit des Ex- periments beruhet, einerley ſeyn muͤßte, ob- gleich anfaͤnglich viel oder wenig Luft in der Roͤhre gelaſſen worden. Unter dieſen Um- ſtaͤnden wuͤrde alſo die angefuͤhrte Urſache un- guͤltig ſeyn; oder man muͤßte behaupten, daß die Daͤmpfe um ſo viel weniger Luft verzeh- ren, je weniger zuruͤck gelaſſen wuͤrde: in wel- chem Falle dieſe Urſache noch einiger maſſen beſtehen koͤnnte. Man koͤnnte aber gleich- wohl noch dagegen einwenden, ob die Daͤm- pfe nicht in Ermanglung genugſamer Luft, die elaſtiſche fluͤßige Materie, ſo aus der Loß- brennung des Pulvers entſtanden, ſelbſt an- greiffen, und davon einen Theil verzehren wuͤrde? angeſehen dieſe Materie mit der Luft eine

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/94
Zitationshilfe:	Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/94>, abgerufen am 21.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.