[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.Das Augenmaaß ist diejenige Geschicklich- Je älter ihr werdet, desto nützlicher wird Aber eure Sinne sind nicht untrüglich. Zeit,
Das Augenmaaß iſt diejenige Geſchicklich- Je aͤlter ihr werdet, deſto nuͤtzlicher wird Aber eure Sinne ſind nicht untruͤglich. Zeit,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0130" n="108"/> <p>Das Augenmaaß iſt diejenige Geſchicklich-<lb/> keit, da man vom Verhaͤltniß derer Dinge<lb/> ſchnell, aber richtig, urtheilt; einen Raum<lb/> im Augenblick uͤberſchlaͤgt, ohne Inſtrumente<lb/> zum Meßen, noͤthig zu haben; da man es<lb/> einem Coͤrper anſieht, wie viel Staͤrke dazu<lb/> gehoͤrt, ihn zu bewegen, und ſich dabey ſo<lb/> wenig, als moͤglich irret. Dieſe Geſchicklich-<lb/> keit wird erlangt, durch Uebung. Bey eu-<lb/> ern Spielen ſelbſt, lieben Kinder, braucht<lb/> ihr ſchon Augenmaaß, ohne es zu wißen.<lb/> Wenn ihr Kegel ſchiebt, ſo richtet ihr eu-<lb/> ern Wurf ſtark oder ſchwach ein, nachdem<lb/> ihr glaubt, daß es noͤthig iſt. Wer unter<lb/> euch, am beſten Kegel ſchiebt, der hat das<lb/> richtigſte Augenmaaß. Wenn ihr eine Schlit-<lb/> terbahn habt, ſo richtet ihr den Anlauf ſo<lb/> ein, daß ihr zu Ende kommt. Wenn ihr ei-<lb/> nen Stein ſeht, ſo wißt ihr meiſtentheils<lb/> vorher, ob ihr ihn heben koͤnnt, oder nicht.</p><lb/> <p>Je aͤlter ihr werdet, deſto nuͤtzlicher wird<lb/> euch dieſe Uebung werden; bey Verfertigung<lb/> euers Ackergeraͤthes, bey Ladung eurer Wa-<lb/> gens, und bey unzaͤhligen Vorfaͤllen kann es<lb/> euch dienen, Augenmaaß zu haben.</p><lb/> <p>Aber eure Sinne ſind nicht untruͤglich.<lb/> Ich ermahne euch daher, das Augenmaaß<lb/> nur in denen Faͤllen zu gebrauchen, da keine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zeit,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0130]
Das Augenmaaß iſt diejenige Geſchicklich-
keit, da man vom Verhaͤltniß derer Dinge
ſchnell, aber richtig, urtheilt; einen Raum
im Augenblick uͤberſchlaͤgt, ohne Inſtrumente
zum Meßen, noͤthig zu haben; da man es
einem Coͤrper anſieht, wie viel Staͤrke dazu
gehoͤrt, ihn zu bewegen, und ſich dabey ſo
wenig, als moͤglich irret. Dieſe Geſchicklich-
keit wird erlangt, durch Uebung. Bey eu-
ern Spielen ſelbſt, lieben Kinder, braucht
ihr ſchon Augenmaaß, ohne es zu wißen.
Wenn ihr Kegel ſchiebt, ſo richtet ihr eu-
ern Wurf ſtark oder ſchwach ein, nachdem
ihr glaubt, daß es noͤthig iſt. Wer unter
euch, am beſten Kegel ſchiebt, der hat das
richtigſte Augenmaaß. Wenn ihr eine Schlit-
terbahn habt, ſo richtet ihr den Anlauf ſo
ein, daß ihr zu Ende kommt. Wenn ihr ei-
nen Stein ſeht, ſo wißt ihr meiſtentheils
vorher, ob ihr ihn heben koͤnnt, oder nicht.
Je aͤlter ihr werdet, deſto nuͤtzlicher wird
euch dieſe Uebung werden; bey Verfertigung
euers Ackergeraͤthes, bey Ladung eurer Wa-
gens, und bey unzaͤhligen Vorfaͤllen kann es
euch dienen, Augenmaaß zu haben.
Aber eure Sinne ſind nicht untruͤglich.
Ich ermahne euch daher, das Augenmaaß
nur in denen Faͤllen zu gebrauchen, da keine
Zeit,
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