Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Das sechzehnte Capitel.
Von der Landwirthschaft, als einem
Berufe, und Grundsätze, worauf es
bey allen Arten der Landwirth-
schaft ankommt.

Ein Stand, den man nicht selbst erwählet,
heißt ein Beruf, oder als wenn man sagte:
Gott hat mich, ohne mein Zuthun, in diesen
Stand durch Mittel und Wege, die Ihm
allein bekannt, geführet: Also will ich ge-
trost, auf diesem mir von Gott gewiesenen
Wege, fortgehen, und Seines Schutzes und See-
gens gewärtigen. Solch ein Stand ist der Eu-
rige, lieben Kinder! Ihr habt ihn nicht
selbst gewählt, und sehr viel Ursachen ver-
hindern es, daß ihr ihn nicht, gegen einen
höhern, vertauschen könnt. Ihr thätet aber
auch Unrecht, lieben Kinder, wenn ihr euch
euern Stand nicht gefallen ließet. Sehr
vieles von seinen Mühseeligkeiten könnt ihr
vermindern, sowohl durch Weisheit, Arbeit-
samkeit, Treue, Gehorsam, Bescheidenheit
überhaupt, als auch durch Erlangung aller-
ley nützlicher Erkenntniße, in der Landwirth-
schaft, als euerm Berufe. Die ersten Stü-
cke sind Tugenden, die alle Stände zieren

wür-
Das ſechzehnte Capitel.
Von der Landwirthſchaft, als einem
Berufe, und Grundſaͤtze, worauf es
bey allen Arten der Landwirth-
ſchaft ankommt.

Ein Stand, den man nicht ſelbſt erwaͤhlet,
heißt ein Beruf, oder als wenn man ſagte:
Gott hat mich, ohne mein Zuthun, in dieſen
Stand durch Mittel und Wege, die Ihm
allein bekannt, gefuͤhret: Alſo will ich ge-
troſt, auf dieſem mir von Gott gewieſenen
Wege, fortgehen, und Seines Schutzes und See-
gens gewaͤrtigen. Solch ein Stand iſt der Eu-
rige, lieben Kinder! Ihr habt ihn nicht
ſelbſt gewaͤhlt, und ſehr viel Urſachen ver-
hindern es, daß ihr ihn nicht, gegen einen
hoͤhern, vertauſchen koͤnnt. Ihr thaͤtet aber
auch Unrecht, lieben Kinder, wenn ihr euch
euern Stand nicht gefallen ließet. Sehr
vieles von ſeinen Muͤhſeeligkeiten koͤnnt ihr
vermindern, ſowohl durch Weisheit, Arbeit-
ſamkeit, Treue, Gehorſam, Beſcheidenheit
uͤberhaupt, als auch durch Erlangung aller-
ley nuͤtzlicher Erkenntniße, in der Landwirth-
ſchaft, als euerm Berufe. Die erſten Stuͤ-
cke ſind Tugenden, die alle Staͤnde zieren

wuͤr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0149" n="127"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;echzehnte Capitel.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von der Landwirth&#x017F;chaft, als einem<lb/>
Berufe, und Grund&#x017F;a&#x0364;tze, worauf es<lb/>
bey allen Arten der Landwirth-<lb/>
&#x017F;chaft ankommt.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>in Stand, den man nicht &#x017F;elb&#x017F;t erwa&#x0364;hlet,<lb/>
heißt ein Beruf, oder als wenn man &#x017F;agte:<lb/>
Gott hat mich, ohne mein Zuthun, in die&#x017F;en<lb/>
Stand durch Mittel und Wege, die Ihm<lb/>
allein bekannt, gefu&#x0364;hret: Al&#x017F;o will ich ge-<lb/>
tro&#x017F;t, auf die&#x017F;em mir von Gott gewie&#x017F;enen<lb/>
Wege, fortgehen, und Seines Schutzes und See-<lb/>
gens gewa&#x0364;rtigen. Solch ein Stand i&#x017F;t der Eu-<lb/>
rige, lieben Kinder! Ihr habt ihn nicht<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t gewa&#x0364;hlt, und &#x017F;ehr viel Ur&#x017F;achen ver-<lb/>
hindern es, daß ihr ihn nicht, gegen einen<lb/>
ho&#x0364;hern, vertau&#x017F;chen ko&#x0364;nnt. Ihr tha&#x0364;tet aber<lb/>
auch Unrecht, lieben Kinder, wenn ihr euch<lb/>
euern Stand nicht gefallen ließet. Sehr<lb/>
vieles von &#x017F;einen Mu&#x0364;h&#x017F;eeligkeiten ko&#x0364;nnt ihr<lb/>
vermindern, &#x017F;owohl durch Weisheit, Arbeit-<lb/>
&#x017F;amkeit, Treue, Gehor&#x017F;am, Be&#x017F;cheidenheit<lb/>
u&#x0364;berhaupt, als auch durch Erlangung aller-<lb/>
ley nu&#x0364;tzlicher Erkenntniße, in der Landwirth-<lb/>
&#x017F;chaft, als euerm Berufe. Die er&#x017F;ten Stu&#x0364;-<lb/>
cke &#x017F;ind Tugenden, die <hi rendition="#fr">alle</hi> Sta&#x0364;nde zieren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;r-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0149] Das ſechzehnte Capitel. Von der Landwirthſchaft, als einem Berufe, und Grundſaͤtze, worauf es bey allen Arten der Landwirth- ſchaft ankommt. Ein Stand, den man nicht ſelbſt erwaͤhlet, heißt ein Beruf, oder als wenn man ſagte: Gott hat mich, ohne mein Zuthun, in dieſen Stand durch Mittel und Wege, die Ihm allein bekannt, gefuͤhret: Alſo will ich ge- troſt, auf dieſem mir von Gott gewieſenen Wege, fortgehen, und Seines Schutzes und See- gens gewaͤrtigen. Solch ein Stand iſt der Eu- rige, lieben Kinder! Ihr habt ihn nicht ſelbſt gewaͤhlt, und ſehr viel Urſachen ver- hindern es, daß ihr ihn nicht, gegen einen hoͤhern, vertauſchen koͤnnt. Ihr thaͤtet aber auch Unrecht, lieben Kinder, wenn ihr euch euern Stand nicht gefallen ließet. Sehr vieles von ſeinen Muͤhſeeligkeiten koͤnnt ihr vermindern, ſowohl durch Weisheit, Arbeit- ſamkeit, Treue, Gehorſam, Beſcheidenheit uͤberhaupt, als auch durch Erlangung aller- ley nuͤtzlicher Erkenntniße, in der Landwirth- ſchaft, als euerm Berufe. Die erſten Stuͤ- cke ſind Tugenden, die alle Staͤnde zieren wuͤr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/149
Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/149>, abgerufen am 04.12.2024.