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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912.

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Niederschlägen durchfahren werden. Oft gehen in ganz kurzer Zeit außerordentlich starke Regenmengen nieder. Auf gute Entwässerung der Bahnanlagen ist daher großer Wert gelegt.

Die Zentralbahn besitzt einen sehr lebhaften Vorortverkehr von und nach Rio. Mit Rücksicht auf diesen Verkehr ist die Strecke von Rio de Janeiro nach Mantigueiro viergleisig ausgebaut.

An die Zentralbahn schließt im Osten die Leopoldina Comp. an.

Ihr Netz ist das größte des ganzen Landes und umfaßte 1910 2484 km im Betrieb, 405 km im Bau. Von diesem Netz sind 1163 km Eigentum der Gesellschaft; 845 km fallen der Unionsregierung am 31. Dezember 1999, 880 km zum Teil der Unionsregierung, zum Teil den Einzelstaaten zu verschiedenen Terminen anheim.

Die Anfänge der Leopoldina stammen aus den Siebzigerjahren. Ihre Linien durchziehen vornehmlich die Staaten Rio de Janeiro und Esperito Santos, doch reichen auch einige Zweigbahnen in den Staat Minas Geraes hinein. Von besonderer Wichtigkeit für sie ist die seit 1892 erreichte selbständige Verbindung eines Teils ihrer Linien mit Rio de Janeiro. Früher war sie beim Verkehr nach Rio de Janeiro auf die Linien der Zentralbahn angewiesen. Dies war um so ungünstiger, als jene Bahn eine andere Spurweite hat. Neuerdings hat sie die Erlaubnis erhalten, auch ihre jetzt in Niteroy endenden Linien durch eine Bahn am. Golf entlang nach Rio einzuführen. Das Bahnnetz der Gesellschaft bildet ein einheitliches Ganzes und ist dadurch den meisten anderen Bahnen überlegen. Ihre Linien streben den Häfen Rio de Janeiro, Nitheroy und Campos zu. Durch eine Reihe von Querverbindungen ist für einen guten Zusammenhang der einzelnen Linien gesorgt, der durch die einheitliche Spur von 1 m unterstützt wird. Für einen Teil der Bahnen (187 km) ist von der Union eine Zinsgarantie bewilligt, die im Jahre 1918 abläuft, andere (892 km) genießen eine solche nicht, während die übrigen Linien (1405 km) von den Staaten Rio de Janeiro, Minas Geraes und Esperito Santos genehmigt worden sind.

Die Linien der Leopoldiner Gesellschaft arbeiten mit Verlust, so daß die gewährleisteten Zinsen im vollen Betrag von der Union gezahlt werden müssen, das bedeutet aber nicht, daß die Bahnen unrentabel sind. Dies ergibt sich aus einer Betrachtung der finanziellen Ergebnisse der der Leopoldiner Bahn gehörigen Carangolobahn. Sie ist in der Zeit von 1873 bis 1883 mit Zinsgarantie des Staates gebaut, 223 km lang und führt von dem Hafenort Campos ins Innere des Staates Rio de Janeiro. Solange sie die Zinsgarantie erhielt, hat diese Bahn stets mit Verlust gearbeitet. Es mußten im Laufe der Jahre von der Regierung 8,552.405 Milreis Papier1, durchschnittlich also 372.000 Milreis jährlich gezahlt werden. Auch das Jahr 1904 schloß mit einem Verlust von 185.744 Milreis ab. Im folgenden Jahre aber, wo die Zinsgarantie fortfiel, ergab sich auf einmal ein Überschuß von 161.083 Milreis.

Das Minas-Geraes-Netz im Westen der ins Innere des Landes führenden Hauptlinie der Zentralbahn gelegen, ist zum Teil aus dem neuen Netz "Sud de Minas", zum Teil aus der Goyazeisenbahn und zum Teil aus dem neuen Rio "Flumineuse"-Netz gebildet.

Das "Sud de Minas"-Netz wurde durch Bundesdekret vom 2. Dezember 1909 geschaffen und umfaßt folgende Linien:

a) die Sapucahybahn (532 km Betriebslänge);

b) die Rio- und Minasbahn (170 km);

c) die Muzambinhobahn (277 km); dieses Netz, zu dem auch 430 km Flußschiffahrt gehören, liegt im südlichen Teil des Staates Minas und mündet bei Cruzeiro in die Zentral bahn ein. Die Rio-, Minas- und die Muzambinhobahn sind Eigentum der Union. Sie sind ebenso wie ein Teil der neuen Linien, die das Netz vervollständigen sollen, auf 60 Jahre der Sapucahygesellschaft verpachtet. Die Linien haben 1 m Spurweite. Die Gesellschaft nennt sich "Compagnie des chemins de fer Federaux" und übertrug im Februar 1910 den Bau mehrerer neuer Linien der Compagnie Mogyana de Sao Paulo.

Westminas. Mehr im Norden besteht eine Gruppe von Eisenbahnen, die zum Teil die Meterspur- (223 km), zum Teil 0·76 m (698 km) Spurbreite haben und "Westminasbahnen" (Oeste de Minas, 921 km) genannt werden. Die Bahngruppe gehört der Bundesregierung, die sie baut und selbst betreibt. - Das Netz hat 921 km Betriebslänge; 580 km sind im Bau; außerdem gehören dem Netze noch 208 km Flußschifffahrt an. Die Bahn mündet bei Sitio in die Zentralbahn ein.

Goyazeisenbahn. Diese durchquert (61 km) Westminas, an dessen Netz (Oeste de Minas) sie in Formiga anschließt. Die Verlängerung der Bahn soll bei Catalao und Goyaz, der Hauptstadt, vorüberführen und ein Netz von mehr als 1400 km bilden, wozu noch Zweigbahnen kommen. Die Regierung übernahm vor kurzem den Bau auf eigene Rechnung und verpachtete die Bahn an die Gesellschaft, die die Linien stückweise dem Verkehr übergibt.

Flumineusenetz. Zur Verbindung des Süd- und Westminasnetzes mit der Goyazeisenbahn, die eine Verlängerung bis Rio herstellt, plant die Bundesregierung ein neues Netz zwischen dem "Sud-de-Minas"-Netz und Rio de Janeiro.

Sao Paulo und dessen Hinterland. Dieses Gebiet umfaßt den westlichen Teil Mittelbrasiliens, u. zw. die Staaten: Sao Paulo, und einen Teil von Goyaz und Matto Grosso. Der für dieses Gebiet in Betracht kommende Hafenort ist Santos.

Im Staate Sao Paulo fällt zunächst die eigenartige Gestaltung des Bahnnetzes auf. Die

1 1 Milreis Papier (1908) = 1·25 M. = 1·48 K. - 1 Milreis Gold = 2·25 M. = 2·65 K.

Niederschlägen durchfahren werden. Oft gehen in ganz kurzer Zeit außerordentlich starke Regenmengen nieder. Auf gute Entwässerung der Bahnanlagen ist daher großer Wert gelegt.

Die Zentralbahn besitzt einen sehr lebhaften Vorortverkehr von und nach Rio. Mit Rücksicht auf diesen Verkehr ist die Strecke von Rio de Janeiro nach Mantigueiro viergleisig ausgebaut.

An die Zentralbahn schließt im Osten die Leopoldina Comp. an.

Ihr Netz ist das größte des ganzen Landes und umfaßte 1910 2484 km im Betrieb, 405 km im Bau. Von diesem Netz sind 1163 km Eigentum der Gesellschaft; 845 km fallen der Unionsregierung am 31. Dezember 1999, 880 km zum Teil der Unionsregierung, zum Teil den Einzelstaaten zu verschiedenen Terminen anheim.

Die Anfänge der Leopoldina stammen aus den Siebzigerjahren. Ihre Linien durchziehen vornehmlich die Staaten Rio de Janeiro und Esperito Santos, doch reichen auch einige Zweigbahnen in den Staat Minas Geraes hinein. Von besonderer Wichtigkeit für sie ist die seit 1892 erreichte selbständige Verbindung eines Teils ihrer Linien mit Rio de Janeiro. Früher war sie beim Verkehr nach Rio de Janeiro auf die Linien der Zentralbahn angewiesen. Dies war um so ungünstiger, als jene Bahn eine andere Spurweite hat. Neuerdings hat sie die Erlaubnis erhalten, auch ihre jetzt in Niteroy endenden Linien durch eine Bahn am. Golf entlang nach Rio einzuführen. Das Bahnnetz der Gesellschaft bildet ein einheitliches Ganzes und ist dadurch den meisten anderen Bahnen überlegen. Ihre Linien streben den Häfen Rio de Janeiro, Nitheroy und Campos zu. Durch eine Reihe von Querverbindungen ist für einen guten Zusammenhang der einzelnen Linien gesorgt, der durch die einheitliche Spur von 1 m unterstützt wird. Für einen Teil der Bahnen (187 km) ist von der Union eine Zinsgarantie bewilligt, die im Jahre 1918 abläuft, andere (892 km) genießen eine solche nicht, während die übrigen Linien (1405 km) von den Staaten Rio de Janeiro, Minas Geraes und Esperito Santos genehmigt worden sind.

Die Linien der Leopoldiner Gesellschaft arbeiten mit Verlust, so daß die gewährleisteten Zinsen im vollen Betrag von der Union gezahlt werden müssen, das bedeutet aber nicht, daß die Bahnen unrentabel sind. Dies ergibt sich aus einer Betrachtung der finanziellen Ergebnisse der der Leopoldiner Bahn gehörigen Carangolobahn. Sie ist in der Zeit von 1873 bis 1883 mit Zinsgarantie des Staates gebaut, 223 km lang und führt von dem Hafenort Campos ins Innere des Staates Rio de Janeiro. Solange sie die Zinsgarantie erhielt, hat diese Bahn stets mit Verlust gearbeitet. Es mußten im Laufe der Jahre von der Regierung 8,552.405 Milreis Papier1, durchschnittlich also 372.000 Milreis jährlich gezahlt werden. Auch das Jahr 1904 schloß mit einem Verlust von 185.744 Milreis ab. Im folgenden Jahre aber, wo die Zinsgarantie fortfiel, ergab sich auf einmal ein Überschuß von 161.083 Milreis.

Das Minas-Geraes-Netz im Westen der ins Innere des Landes führenden Hauptlinie der Zentralbahn gelegen, ist zum Teil aus dem neuen Netz „Sud de Minas“, zum Teil aus der Goyazeisenbahn und zum Teil aus dem neuen Rio „Flumineuse“-Netz gebildet.

Das „Sud de Minas“-Netz wurde durch Bundesdekret vom 2. Dezember 1909 geschaffen und umfaßt folgende Linien:

a) die Sapucahybahn (532 km Betriebslänge);

b) die Rio- und Minasbahn (170 km);

c) die Muzambinhobahn (277 km); dieses Netz, zu dem auch 430 km Flußschiffahrt gehören, liegt im südlichen Teil des Staates Minas und mündet bei Cruzeiro in die Zentral bahn ein. Die Rio-, Minas- und die Muzambinhobahn sind Eigentum der Union. Sie sind ebenso wie ein Teil der neuen Linien, die das Netz vervollständigen sollen, auf 60 Jahre der Sapucahygesellschaft verpachtet. Die Linien haben 1 m Spurweite. Die Gesellschaft nennt sich „Compagnie des chemins de fer Fédéraux“ und übertrug im Februar 1910 den Bau mehrerer neuer Linien der Compagnie Mogyana de Sao Paulo.

Westminas. Mehr im Norden besteht eine Gruppe von Eisenbahnen, die zum Teil die Meterspur- (223 km), zum Teil 0·76 m (698 km) Spurbreite haben und „Westminasbahnen“ (Oeste de Minas, 921 km) genannt werden. Die Bahngruppe gehört der Bundesregierung, die sie baut und selbst betreibt. – Das Netz hat 921 km Betriebslänge; 580 km sind im Bau; außerdem gehören dem Netze noch 208 km Flußschifffahrt an. Die Bahn mündet bei Sitio in die Zentralbahn ein.

Goyazeisenbahn. Diese durchquert (61 km) Westminas, an dessen Netz (Oeste de Minas) sie in Formiga anschließt. Die Verlängerung der Bahn soll bei Catalaõ und Goyaz, der Hauptstadt, vorüberführen und ein Netz von mehr als 1400 km bilden, wozu noch Zweigbahnen kommen. Die Regierung übernahm vor kurzem den Bau auf eigene Rechnung und verpachtete die Bahn an die Gesellschaft, die die Linien stückweise dem Verkehr übergibt.

Flumineusenetz. Zur Verbindung des Süd- und Westminasnetzes mit der Goyazeisenbahn, die eine Verlängerung bis Rio herstellt, plant die Bundesregierung ein neues Netz zwischen dem „Sud-de-Minas“-Netz und Rio de Janeiro.

Sao Paulo und dessen Hinterland. Dieses Gebiet umfaßt den westlichen Teil Mittelbrasiliens, u. zw. die Staaten: Sao Paulo, und einen Teil von Goyaz und Matto Grosso. Der für dieses Gebiet in Betracht kommende Hafenort ist Santos.

Im Staate Sao Paulo fällt zunächst die eigenartige Gestaltung des Bahnnetzes auf. Die

1 1 Milreis Papier (1908) = 1·25 M. = 1·48 K. – 1 Milreis Gold = 2·25 M. = 2·65 K.
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[483/0496] Niederschlägen durchfahren werden. Oft gehen in ganz kurzer Zeit außerordentlich starke Regenmengen nieder. Auf gute Entwässerung der Bahnanlagen ist daher großer Wert gelegt. Die Zentralbahn besitzt einen sehr lebhaften Vorortverkehr von und nach Rio. Mit Rücksicht auf diesen Verkehr ist die Strecke von Rio de Janeiro nach Mantigueiro viergleisig ausgebaut. An die Zentralbahn schließt im Osten die Leopoldina Comp. an. Ihr Netz ist das größte des ganzen Landes und umfaßte 1910 2484 km im Betrieb, 405 km im Bau. Von diesem Netz sind 1163 km Eigentum der Gesellschaft; 845 km fallen der Unionsregierung am 31. Dezember 1999, 880 km zum Teil der Unionsregierung, zum Teil den Einzelstaaten zu verschiedenen Terminen anheim. Die Anfänge der Leopoldina stammen aus den Siebzigerjahren. Ihre Linien durchziehen vornehmlich die Staaten Rio de Janeiro und Esperito Santos, doch reichen auch einige Zweigbahnen in den Staat Minas Geraes hinein. Von besonderer Wichtigkeit für sie ist die seit 1892 erreichte selbständige Verbindung eines Teils ihrer Linien mit Rio de Janeiro. Früher war sie beim Verkehr nach Rio de Janeiro auf die Linien der Zentralbahn angewiesen. Dies war um so ungünstiger, als jene Bahn eine andere Spurweite hat. Neuerdings hat sie die Erlaubnis erhalten, auch ihre jetzt in Niteroy endenden Linien durch eine Bahn am. Golf entlang nach Rio einzuführen. Das Bahnnetz der Gesellschaft bildet ein einheitliches Ganzes und ist dadurch den meisten anderen Bahnen überlegen. Ihre Linien streben den Häfen Rio de Janeiro, Nitheroy und Campos zu. Durch eine Reihe von Querverbindungen ist für einen guten Zusammenhang der einzelnen Linien gesorgt, der durch die einheitliche Spur von 1 m unterstützt wird. Für einen Teil der Bahnen (187 km) ist von der Union eine Zinsgarantie bewilligt, die im Jahre 1918 abläuft, andere (892 km) genießen eine solche nicht, während die übrigen Linien (1405 km) von den Staaten Rio de Janeiro, Minas Geraes und Esperito Santos genehmigt worden sind. Die Linien der Leopoldiner Gesellschaft arbeiten mit Verlust, so daß die gewährleisteten Zinsen im vollen Betrag von der Union gezahlt werden müssen, das bedeutet aber nicht, daß die Bahnen unrentabel sind. Dies ergibt sich aus einer Betrachtung der finanziellen Ergebnisse der der Leopoldiner Bahn gehörigen Carangolobahn. Sie ist in der Zeit von 1873 bis 1883 mit Zinsgarantie des Staates gebaut, 223 km lang und führt von dem Hafenort Campos ins Innere des Staates Rio de Janeiro. Solange sie die Zinsgarantie erhielt, hat diese Bahn stets mit Verlust gearbeitet. Es mußten im Laufe der Jahre von der Regierung 8,552.405 Milreis Papier 1, durchschnittlich also 372.000 Milreis jährlich gezahlt werden. Auch das Jahr 1904 schloß mit einem Verlust von 185.744 Milreis ab. Im folgenden Jahre aber, wo die Zinsgarantie fortfiel, ergab sich auf einmal ein Überschuß von 161.083 Milreis. Das Minas-Geraes-Netz im Westen der ins Innere des Landes führenden Hauptlinie der Zentralbahn gelegen, ist zum Teil aus dem neuen Netz „Sud de Minas“, zum Teil aus der Goyazeisenbahn und zum Teil aus dem neuen Rio „Flumineuse“-Netz gebildet. Das „Sud de Minas“-Netz wurde durch Bundesdekret vom 2. Dezember 1909 geschaffen und umfaßt folgende Linien: a) die Sapucahybahn (532 km Betriebslänge); b) die Rio- und Minasbahn (170 km); c) die Muzambinhobahn (277 km); dieses Netz, zu dem auch 430 km Flußschiffahrt gehören, liegt im südlichen Teil des Staates Minas und mündet bei Cruzeiro in die Zentral bahn ein. Die Rio-, Minas- und die Muzambinhobahn sind Eigentum der Union. Sie sind ebenso wie ein Teil der neuen Linien, die das Netz vervollständigen sollen, auf 60 Jahre der Sapucahygesellschaft verpachtet. Die Linien haben 1 m Spurweite. Die Gesellschaft nennt sich „Compagnie des chemins de fer Fédéraux“ und übertrug im Februar 1910 den Bau mehrerer neuer Linien der Compagnie Mogyana de Sao Paulo. Westminas. Mehr im Norden besteht eine Gruppe von Eisenbahnen, die zum Teil die Meterspur- (223 km), zum Teil 0·76 m (698 km) Spurbreite haben und „Westminasbahnen“ (Oeste de Minas, 921 km) genannt werden. Die Bahngruppe gehört der Bundesregierung, die sie baut und selbst betreibt. – Das Netz hat 921 km Betriebslänge; 580 km sind im Bau; außerdem gehören dem Netze noch 208 km Flußschifffahrt an. Die Bahn mündet bei Sitio in die Zentralbahn ein. Goyazeisenbahn. Diese durchquert (61 km) Westminas, an dessen Netz (Oeste de Minas) sie in Formiga anschließt. Die Verlängerung der Bahn soll bei Catalaõ und Goyaz, der Hauptstadt, vorüberführen und ein Netz von mehr als 1400 km bilden, wozu noch Zweigbahnen kommen. Die Regierung übernahm vor kurzem den Bau auf eigene Rechnung und verpachtete die Bahn an die Gesellschaft, die die Linien stückweise dem Verkehr übergibt. Flumineusenetz. Zur Verbindung des Süd- und Westminasnetzes mit der Goyazeisenbahn, die eine Verlängerung bis Rio herstellt, plant die Bundesregierung ein neues Netz zwischen dem „Sud-de-Minas“-Netz und Rio de Janeiro. Sao Paulo und dessen Hinterland. Dieses Gebiet umfaßt den westlichen Teil Mittelbrasiliens, u. zw. die Staaten: Sao Paulo, und einen Teil von Goyaz und Matto Grosso. Der für dieses Gebiet in Betracht kommende Hafenort ist Santos. Im Staate Sao Paulo fällt zunächst die eigenartige Gestaltung des Bahnnetzes auf. Die 1 1 Milreis Papier (1908) = 1·25 M. = 1·48 K. – 1 Milreis Gold = 2·25 M. = 2·65 K.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912/496>, abgerufen am 16.07.2024.