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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.

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weichsten Laufes, bedingt jedoch besondere Rückstellvorrichtungen.

Grundsätzlich haben Lokomotiv-, Tender- und Wagen-D. gleichen Bedingungen zu entsprechen: die Unterschiede in der Durchbildung der Einzelteile sind daher nur begründet in den bei diesen Fahrzeuggattungen naturgemäß vorhandenen verschiedenen Raumverhältnissen zur Unterbringung der D. und in der dem Verwendungszwecke entsprechenden


Abb. 275.
Ausgestaltung der Hauptrahmen dieser Fahrzeuge.

Drehgestelle für Lokomotiven.

Abb. 274 gibt ein D, mit festem Mittelzapfen. Der Mittelzapfen ist zwischen zwei Querverbindungen der Hauptrahmen gelagert und trägt eine Kugel, die Bewegungen des D. nach allen Richtungen erlaubt. Die seitlichen Auflager bestehen aus zwei mit dem Hauptrahmen verbundenen Halbkugeln, die sich auf zwei in Pfannen am Drehgestellrahmen gleitende Sockel stützen. Diese Ausführung der seitlichen Auflager erlaubt dem ganzen Gestelle auch eine Drehung um eine ideelle Achse senkrecht zur Gleisrichtung durch die Stützpunkte der Halbkugeln, so daß dieses D. keines Ausgleichhebels (s. d.) zwischen den Federn der beiden Räderpaare bedarf.

Ein D. mit halbkugelartig ausgestaltetem Mittelzapfen und seitlicher Verschiebbarkeit ist in Abb. 275 dargestellt. Der kugelartige Mittelzapfen ist an den innerhalb der Hauptrahmen gelagerten Zylindern befestigt. Die Kugelpfanne, in die der Mittelzapfen eingreift, ist mit schräggestellten Pendeln in Querverbindungen des Drehgestellrahmens eingehängt; bei Verschiebung des D. aus der Mittellage wirken diese Pendel als Rückstellvorrichtung.

Viel angewendet sind in England die D. mit flacher Pfanne (Bauart Adams) und seitlicher Verschiebbarkeit (Abb. 276). Die Rückstellung erfolgt durch Blattfedern. Da die Last des ober dem D. liegenden Maschinenteiles sich auf eine flache Pfanne stützt, sind, um Überlastungen der einzelnen Räder des D. bei Gleisunregelmäßigkeiten und besonders beim Kurvenauslauf zu vermeiden, die Räder jeder Drehgestellseite durch einen Ausgleichhebel mit gemeinschaftlicher Feder verbunden.

Das D. von Helmholtz (Abb. 277) vereinigt eine Laufachse und eine der gekuppelten Achsen derart zu einem kurvenbeweglichen Untergestell, daß die radial vor sich gehende Verstellung der Laufachse eine parallele entgegengesetzte Verschiebung der Kuppelachse bedingt. Eine mit dem Lagerkasten der Laufachse verbundene Deichsel hat

weichsten Laufes, bedingt jedoch besondere Rückstellvorrichtungen.

Grundsätzlich haben Lokomotiv-, Tender- und Wagen-D. gleichen Bedingungen zu entsprechen: die Unterschiede in der Durchbildung der Einzelteile sind daher nur begründet in den bei diesen Fahrzeuggattungen naturgemäß vorhandenen verschiedenen Raumverhältnissen zur Unterbringung der D. und in der dem Verwendungszwecke entsprechenden


Abb. 275.
Ausgestaltung der Hauptrahmen dieser Fahrzeuge.

Drehgestelle für Lokomotiven.

Abb. 274 gibt ein D, mit festem Mittelzapfen. Der Mittelzapfen ist zwischen zwei Querverbindungen der Hauptrahmen gelagert und trägt eine Kugel, die Bewegungen des D. nach allen Richtungen erlaubt. Die seitlichen Auflager bestehen aus zwei mit dem Hauptrahmen verbundenen Halbkugeln, die sich auf zwei in Pfannen am Drehgestellrahmen gleitende Sockel stützen. Diese Ausführung der seitlichen Auflager erlaubt dem ganzen Gestelle auch eine Drehung um eine ideelle Achse senkrecht zur Gleisrichtung durch die Stützpunkte der Halbkugeln, so daß dieses D. keines Ausgleichhebels (s. d.) zwischen den Federn der beiden Räderpaare bedarf.

Ein D. mit halbkugelartig ausgestaltetem Mittelzapfen und seitlicher Verschiebbarkeit ist in Abb. 275 dargestellt. Der kugelartige Mittelzapfen ist an den innerhalb der Hauptrahmen gelagerten Zylindern befestigt. Die Kugelpfanne, in die der Mittelzapfen eingreift, ist mit schräggestellten Pendeln in Querverbindungen des Drehgestellrahmens eingehängt; bei Verschiebung des D. aus der Mittellage wirken diese Pendel als Rückstellvorrichtung.

Viel angewendet sind in England die D. mit flacher Pfanne (Bauart Adams) und seitlicher Verschiebbarkeit (Abb. 276). Die Rückstellung erfolgt durch Blattfedern. Da die Last des ober dem D. liegenden Maschinenteiles sich auf eine flache Pfanne stützt, sind, um Überlastungen der einzelnen Räder des D. bei Gleisunregelmäßigkeiten und besonders beim Kurvenauslauf zu vermeiden, die Räder jeder Drehgestellseite durch einen Ausgleichhebel mit gemeinschaftlicher Feder verbunden.

Das D. von Helmholtz (Abb. 277) vereinigt eine Laufachse und eine der gekuppelten Achsen derart zu einem kurvenbeweglichen Untergestell, daß die radial vor sich gehende Verstellung der Laufachse eine parallele entgegengesetzte Verschiebung der Kuppelachse bedingt. Eine mit dem Lagerkasten der Laufachse verbundene Deichsel hat

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[423/0439] weichsten Laufes, bedingt jedoch besondere Rückstellvorrichtungen. Grundsätzlich haben Lokomotiv-, Tender- und Wagen-D. gleichen Bedingungen zu entsprechen: die Unterschiede in der Durchbildung der Einzelteile sind daher nur begründet in den bei diesen Fahrzeuggattungen naturgemäß vorhandenen verschiedenen Raumverhältnissen zur Unterbringung der D. und in der dem Verwendungszwecke entsprechenden [Abbildung Abb. 275. ] Ausgestaltung der Hauptrahmen dieser Fahrzeuge. Drehgestelle für Lokomotiven. Abb. 274 gibt ein D, mit festem Mittelzapfen. Der Mittelzapfen ist zwischen zwei Querverbindungen der Hauptrahmen gelagert und trägt eine Kugel, die Bewegungen des D. nach allen Richtungen erlaubt. Die seitlichen Auflager bestehen aus zwei mit dem Hauptrahmen verbundenen Halbkugeln, die sich auf zwei in Pfannen am Drehgestellrahmen gleitende Sockel stützen. Diese Ausführung der seitlichen Auflager erlaubt dem ganzen Gestelle auch eine Drehung um eine ideelle Achse senkrecht zur Gleisrichtung durch die Stützpunkte der Halbkugeln, so daß dieses D. keines Ausgleichhebels (s. d.) zwischen den Federn der beiden Räderpaare bedarf. Ein D. mit halbkugelartig ausgestaltetem Mittelzapfen und seitlicher Verschiebbarkeit ist in Abb. 275 dargestellt. Der kugelartige Mittelzapfen ist an den innerhalb der Hauptrahmen gelagerten Zylindern befestigt. Die Kugelpfanne, in die der Mittelzapfen eingreift, ist mit schräggestellten Pendeln in Querverbindungen des Drehgestellrahmens eingehängt; bei Verschiebung des D. aus der Mittellage wirken diese Pendel als Rückstellvorrichtung. Viel angewendet sind in England die D. mit flacher Pfanne (Bauart Adams) und seitlicher Verschiebbarkeit (Abb. 276). Die Rückstellung erfolgt durch Blattfedern. Da die Last des ober dem D. liegenden Maschinenteiles sich auf eine flache Pfanne stützt, sind, um Überlastungen der einzelnen Räder des D. bei Gleisunregelmäßigkeiten und besonders beim Kurvenauslauf zu vermeiden, die Räder jeder Drehgestellseite durch einen Ausgleichhebel mit gemeinschaftlicher Feder verbunden. Das D. von Helmholtz (Abb. 277) vereinigt eine Laufachse und eine der gekuppelten Achsen derart zu einem kurvenbeweglichen Untergestell, daß die radial vor sich gehende Verstellung der Laufachse eine parallele entgegengesetzte Verschiebung der Kuppelachse bedingt. Eine mit dem Lagerkasten der Laufachse verbundene Deichsel hat

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/439>, abgerufen am 24.11.2024.