Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.

Bild:
<< vorherige Seite

langen Zügen mit günstigem Erfolg. Weiters führten die preußischen Staatsbahnen im Oktober 1909 dem Unterausschuß auf Flachland- und Gebirgsstrecken Versuche mit der neuerlich abgeänderten Knorr-Bremse vor. Im April 1910 fanden diese Versuche ihre Fortsetzung, wobei auf Flachlandstrecken ein Zug von 201 Achsen vorgeführt wurde. Wenn auch die Versuche auf den Flachlandstrecken entsprachen, so befriedigten sie nicht auf starken Gefällstrecken.

Um in dieser Hinsicht Verbesserungen zu erzielen, wurden im September desselben Jahres neuerliche Versuche vorgenommen, bei denen jeder Bremswagen einen Umstellhahn zur Drosselung der Ausströmung aus dem Bremszylinder erhielt. Doch scheint auch diese Einrichtung nicht völlig entsprochen zu haben, da sie wieder beseitigt und das Funktionsventil einem Umbau unterzogen wird. Mittlerweile wurde auch das Westinghouse-Güterzugsfunktionsventil einer Änderung unterzogen, die jedoch auch noch nicht die endgültige Bauart darstellt. Mit diesen Funktionsventilen fanden im Juli 1911 auf der Fiumaner Strecke der ungarischen Staatsbahnen Versuche statt. Diese zeigten, daß die Westinghouse-Güterzugsbremse ohne die zweite Rohrleitung, unter Zuhilfenahme einer starken Drosselung der Ausströmöffnung ebenso bei sehr geübter und sachkundiger Handhabung für das Fahren auf starken langen Gefällsstrecken arbeitet wie die Knorr-Bremse.

An eine allgemeine Einführung einer durchgehenden selbsttätigen Güterzugsbremse könnte wohl erst dann gedacht werden, wenn alle der technischen Einheit im Eisenbahnwesen angehörigen Staaten Europas ein einheitliches Bremssystem angenommen haben werden. Um dies einzuleiten, trat im Mai 1909 in Bern eine internationale Kommission zusammen, die Bedingungen und ein Programm der Versuche für zu erprobende Güterzugsbremsen aufstellte. Die österreichischen Staatsbahnen dürften die ersten sein, die nach diesem Programm mit einem neuen, aus verschiedenen Wagenarten zusammengesetzten und mit der selbsttätigen Vakuum-Güterzugsschnellbremse ausgerüsteten Zug einer internationalen Kommission vorführen werden.

E. Verbreitung der einzelnen Bremssysteme.

In bezug auf die Verbreitung der einzelnen Systeme durchgehender B. sei bemerkt, daß die Westinghouse-Schnellbremse und die selbsttätige Vakuumbremse bisher die größte Verwendung gefunden haben.

In den einzelnen Staaten sind hauptsächlich folgende Bremssysteme zur Einführung gelangt, u. zw. in:

a) Europa.

1. Deutschland. Sämtliche Staaten benutzen die Westinghouse-Schnellbremse. Die preußischen Staatsbahnen richten einen großen Teil ihrer Fahrbetriebsmittel in der letzten Zeit mit der Knorr-Bremse ein. Die badischen Staatsbahnen verwenden am Schwarzwald die Westinghouse-Henry-Doppelbremse. Die Pfalzbahn und die Eisenbahndirektion Altona besitzen noch Fahrzeuge mit Schleifer-Bremse. Die Blankenburg-Halberstätter Bahn führt für ihre sämtlichen Fahrzeuge die selbsttätige Vakuum-Güterzugschnellbremse ein. Die westfälischen Landesbahnen und auch sehr viele Lokal- und Nebenbahnen benutzen die selbsttätige Vakuumbremse. Auf einigen Seitenlinien der bayerischen Staatsbahnen steht die nicht selbsttätige Vakuumbremse in Anwendung.

2. Österreich. Sämtliche Bahnen bis auf die Kaschau-Oderberger Bahn haben die selbsttätige Vakuumschnellbremse angenommen. Vereinzelt besteht noch die nicht selbsttätige Vakuumbremse. Die Kaschau-Oderberger Bahn und die Direktion für die Linien der österreichisch-ungarischen Staatseisenbahngesellschaft benutzen für die aus und nach Ungarn laufenden Züge die Westinghouse-Schnellbremse.

3. Ungarn. Die ungarischen Staatsbahnen und die Kaschau-Oderberger Bahn haben die Westinghouse-Schnellbremse in Benutzung. Auf den ungarischen Linien der Südbahn wird die nicht selbsttätige durch die selbsttätige Vakuumschnellbremse ersetzt. Die Raab-Ödenburger Bahn und einige Nebenbahnen benutzen die nicht selbsttätige Vakuumbremse, die Arad-Csanader Eisenbahn die selbsttätige Vakuumbremse.

4. Bosnien und Herzegowina. Die bosn.-herzeg. Staatsbahnen verwenden für Personen- und Güterzüge die selbsttätige Vakuumbremse.

5. Belgien. Die belgischen Staatsbahnen haben die Westinghouse-Schnellbremse in Verwendung. Die Fahrbetriebsmittel der verstaatlichten belgischen Zentralbahn sind noch mit der selbsttätigen Vakuumbremse ausgerüstet.

6. Bulgarien. Hier wird die selbsttätige Vakuumbremse angewendet.

7. Dänemark. Die dänischen Staatsbahnen und die meisten Privatbahnen benutzen die selbsttätige Vakuumbremse.

langen Zügen mit günstigem Erfolg. Weiters führten die preußischen Staatsbahnen im Oktober 1909 dem Unterausschuß auf Flachland- und Gebirgsstrecken Versuche mit der neuerlich abgeänderten Knorr-Bremse vor. Im April 1910 fanden diese Versuche ihre Fortsetzung, wobei auf Flachlandstrecken ein Zug von 201 Achsen vorgeführt wurde. Wenn auch die Versuche auf den Flachlandstrecken entsprachen, so befriedigten sie nicht auf starken Gefällstrecken.

Um in dieser Hinsicht Verbesserungen zu erzielen, wurden im September desselben Jahres neuerliche Versuche vorgenommen, bei denen jeder Bremswagen einen Umstellhahn zur Drosselung der Ausströmung aus dem Bremszylinder erhielt. Doch scheint auch diese Einrichtung nicht völlig entsprochen zu haben, da sie wieder beseitigt und das Funktionsventil einem Umbau unterzogen wird. Mittlerweile wurde auch das Westinghouse-Güterzugsfunktionsventil einer Änderung unterzogen, die jedoch auch noch nicht die endgültige Bauart darstellt. Mit diesen Funktionsventilen fanden im Juli 1911 auf der Fiumaner Strecke der ungarischen Staatsbahnen Versuche statt. Diese zeigten, daß die Westinghouse-Güterzugsbremse ohne die zweite Rohrleitung, unter Zuhilfenahme einer starken Drosselung der Ausströmöffnung ebenso bei sehr geübter und sachkundiger Handhabung für das Fahren auf starken langen Gefällsstrecken arbeitet wie die Knorr-Bremse.

An eine allgemeine Einführung einer durchgehenden selbsttätigen Güterzugsbremse könnte wohl erst dann gedacht werden, wenn alle der technischen Einheit im Eisenbahnwesen angehörigen Staaten Europas ein einheitliches Bremssystem angenommen haben werden. Um dies einzuleiten, trat im Mai 1909 in Bern eine internationale Kommission zusammen, die Bedingungen und ein Programm der Versuche für zu erprobende Güterzugsbremsen aufstellte. Die österreichischen Staatsbahnen dürften die ersten sein, die nach diesem Programm mit einem neuen, aus verschiedenen Wagenarten zusammengesetzten und mit der selbsttätigen Vakuum-Güterzugsschnellbremse ausgerüsteten Zug einer internationalen Kommission vorführen werden.

E. Verbreitung der einzelnen Bremssysteme.

In bezug auf die Verbreitung der einzelnen Systeme durchgehender B. sei bemerkt, daß die Westinghouse-Schnellbremse und die selbsttätige Vakuumbremse bisher die größte Verwendung gefunden haben.

In den einzelnen Staaten sind hauptsächlich folgende Bremssysteme zur Einführung gelangt, u. zw. in:

a) Europa.

1. Deutschland. Sämtliche Staaten benutzen die Westinghouse-Schnellbremse. Die preußischen Staatsbahnen richten einen großen Teil ihrer Fahrbetriebsmittel in der letzten Zeit mit der Knorr-Bremse ein. Die badischen Staatsbahnen verwenden am Schwarzwald die Westinghouse-Henry-Doppelbremse. Die Pfalzbahn und die Eisenbahndirektion Altona besitzen noch Fahrzeuge mit Schleifer-Bremse. Die Blankenburg-Halberstätter Bahn führt für ihre sämtlichen Fahrzeuge die selbsttätige Vakuum-Güterzugschnellbremse ein. Die westfälischen Landesbahnen und auch sehr viele Lokal- und Nebenbahnen benutzen die selbsttätige Vakuumbremse. Auf einigen Seitenlinien der bayerischen Staatsbahnen steht die nicht selbsttätige Vakuumbremse in Anwendung.

2. Österreich. Sämtliche Bahnen bis auf die Kaschau-Oderberger Bahn haben die selbsttätige Vakuumschnellbremse angenommen. Vereinzelt besteht noch die nicht selbsttätige Vakuumbremse. Die Kaschau-Oderberger Bahn und die Direktion für die Linien der österreichisch-ungarischen Staatseisenbahngesellschaft benutzen für die aus und nach Ungarn laufenden Züge die Westinghouse-Schnellbremse.

3. Ungarn. Die ungarischen Staatsbahnen und die Kaschau-Oderberger Bahn haben die Westinghouse-Schnellbremse in Benutzung. Auf den ungarischen Linien der Südbahn wird die nicht selbsttätige durch die selbsttätige Vakuumschnellbremse ersetzt. Die Raab-Ödenburger Bahn und einige Nebenbahnen benutzen die nicht selbsttätige Vakuumbremse, die Arad-Csanader Eisenbahn die selbsttätige Vakuumbremse.

4. Bosnien und Herzegowina. Die bosn.-herzeg. Staatsbahnen verwenden für Personen- und Güterzüge die selbsttätige Vakuumbremse.

5. Belgien. Die belgischen Staatsbahnen haben die Westinghouse-Schnellbremse in Verwendung. Die Fahrbetriebsmittel der verstaatlichten belgischen Zentralbahn sind noch mit der selbsttätigen Vakuumbremse ausgerüstet.

6. Bulgarien. Hier wird die selbsttätige Vakuumbremse angewendet.

7. Dänemark. Die dänischen Staatsbahnen und die meisten Privatbahnen benutzen die selbsttätige Vakuumbremse.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="50"/>
langen Zügen mit günstigem Erfolg. Weiters führten die preußischen Staatsbahnen im Oktober 1909 dem Unterausschuß auf Flachland- und Gebirgsstrecken Versuche mit der neuerlich abgeänderten Knorr-Bremse vor. Im April 1910 fanden diese Versuche ihre Fortsetzung, wobei auf Flachlandstrecken ein Zug von 201 Achsen vorgeführt wurde. Wenn auch die Versuche auf den Flachlandstrecken entsprachen, so befriedigten sie nicht auf starken Gefällstrecken.</p><lb/>
          <p>Um in dieser Hinsicht Verbesserungen zu erzielen, wurden im September desselben Jahres neuerliche Versuche vorgenommen, bei denen jeder Bremswagen einen Umstellhahn zur Drosselung der Ausströmung aus dem Bremszylinder erhielt. Doch scheint auch diese Einrichtung nicht völlig entsprochen zu haben, da sie wieder beseitigt und das Funktionsventil einem Umbau unterzogen wird. Mittlerweile wurde auch das Westinghouse-Güterzugsfunktionsventil einer Änderung unterzogen, die jedoch auch noch nicht die endgültige Bauart darstellt. Mit diesen Funktionsventilen fanden im Juli 1911 auf der Fiumaner Strecke der ungarischen Staatsbahnen Versuche statt. Diese zeigten, daß die Westinghouse-Güterzugsbremse ohne die zweite Rohrleitung, unter Zuhilfenahme einer starken Drosselung der Ausströmöffnung ebenso bei sehr geübter und sachkundiger Handhabung für das Fahren auf starken langen Gefällsstrecken arbeitet wie die Knorr-Bremse.</p><lb/>
          <p>An eine allgemeine Einführung einer durchgehenden selbsttätigen Güterzugsbremse könnte wohl erst dann gedacht werden, wenn alle der technischen Einheit im Eisenbahnwesen angehörigen Staaten Europas ein <hi rendition="#g">einheitliches</hi> Bremssystem angenommen haben werden. Um dies einzuleiten, trat im Mai 1909 in <hi rendition="#g">Bern</hi> eine <hi rendition="#g">internationale Kommission</hi> zusammen, die Bedingungen und ein Programm der Versuche für zu erprobende Güterzugsbremsen aufstellte. Die österreichischen Staatsbahnen dürften die ersten sein, die nach diesem Programm mit einem neuen, aus verschiedenen Wagenarten zusammengesetzten und mit der selbsttätigen Vakuum-Güterzugsschnellbremse ausgerüsteten Zug einer internationalen Kommission vorführen werden.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i">E.</hi> <hi rendition="#g">Verbreitung der einzelnen Bremssysteme.</hi> </p><lb/>
          <p>In bezug auf die Verbreitung der einzelnen Systeme durchgehender B. sei bemerkt, daß die Westinghouse-Schnellbremse und die selbsttätige Vakuumbremse bisher die größte Verwendung gefunden haben.</p><lb/>
          <p>In den einzelnen Staaten sind hauptsächlich folgende Bremssysteme zur Einführung gelangt, u. zw. in:</p><lb/>
          <p rendition="#c"> <hi rendition="#i">a) Europa.</hi> </p><lb/>
          <p>1. <hi rendition="#g">Deutschland</hi>. Sämtliche Staaten benutzen die Westinghouse-Schnellbremse. Die preußischen Staatsbahnen richten einen großen Teil ihrer Fahrbetriebsmittel in der letzten Zeit mit der Knorr-Bremse ein. Die badischen Staatsbahnen verwenden am Schwarzwald die Westinghouse-Henry-Doppelbremse. Die Pfalzbahn und die Eisenbahndirektion Altona besitzen noch Fahrzeuge mit Schleifer-Bremse. Die Blankenburg-Halberstätter Bahn führt für ihre sämtlichen Fahrzeuge die selbsttätige Vakuum-Güterzugschnellbremse ein. Die westfälischen Landesbahnen und auch sehr viele Lokal- und Nebenbahnen benutzen die selbsttätige Vakuumbremse. Auf einigen Seitenlinien der bayerischen Staatsbahnen steht die nicht selbsttätige Vakuumbremse in Anwendung.</p><lb/>
          <p>2. <hi rendition="#g">Österreich</hi>. Sämtliche Bahnen bis auf die Kaschau-Oderberger Bahn haben die selbsttätige Vakuumschnellbremse angenommen. Vereinzelt besteht noch die nicht selbsttätige Vakuumbremse. Die Kaschau-Oderberger Bahn und die Direktion für die Linien der österreichisch-ungarischen Staatseisenbahngesellschaft benutzen für die aus und nach Ungarn laufenden Züge die Westinghouse-Schnellbremse.</p><lb/>
          <p>3. <hi rendition="#g">Ungarn</hi>. Die ungarischen Staatsbahnen und die Kaschau-Oderberger Bahn haben die Westinghouse-Schnellbremse in Benutzung. Auf den ungarischen Linien der Südbahn wird die nicht selbsttätige durch die selbsttätige Vakuumschnellbremse ersetzt. Die Raab-Ödenburger Bahn und einige Nebenbahnen benutzen die nicht selbsttätige Vakuumbremse, die Arad-Csanader Eisenbahn die selbsttätige Vakuumbremse.</p><lb/>
          <p>4. <hi rendition="#g">Bosnien und Herzegowina</hi>. Die bosn.-herzeg. Staatsbahnen verwenden für Personen- und Güterzüge die selbsttätige Vakuumbremse.</p><lb/>
          <p>5. <hi rendition="#g">Belgien</hi>. Die belgischen Staatsbahnen haben die Westinghouse-Schnellbremse in Verwendung. Die Fahrbetriebsmittel der verstaatlichten belgischen Zentralbahn sind noch mit der selbsttätigen Vakuumbremse ausgerüstet.</p><lb/>
          <p>6. <hi rendition="#g">Bulgarien</hi>. Hier wird die selbsttätige Vakuumbremse angewendet.</p><lb/>
          <p>7. <hi rendition="#g">Dänemark</hi>. Die dänischen Staatsbahnen und die meisten Privatbahnen benutzen die selbsttätige Vakuumbremse.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0061] langen Zügen mit günstigem Erfolg. Weiters führten die preußischen Staatsbahnen im Oktober 1909 dem Unterausschuß auf Flachland- und Gebirgsstrecken Versuche mit der neuerlich abgeänderten Knorr-Bremse vor. Im April 1910 fanden diese Versuche ihre Fortsetzung, wobei auf Flachlandstrecken ein Zug von 201 Achsen vorgeführt wurde. Wenn auch die Versuche auf den Flachlandstrecken entsprachen, so befriedigten sie nicht auf starken Gefällstrecken. Um in dieser Hinsicht Verbesserungen zu erzielen, wurden im September desselben Jahres neuerliche Versuche vorgenommen, bei denen jeder Bremswagen einen Umstellhahn zur Drosselung der Ausströmung aus dem Bremszylinder erhielt. Doch scheint auch diese Einrichtung nicht völlig entsprochen zu haben, da sie wieder beseitigt und das Funktionsventil einem Umbau unterzogen wird. Mittlerweile wurde auch das Westinghouse-Güterzugsfunktionsventil einer Änderung unterzogen, die jedoch auch noch nicht die endgültige Bauart darstellt. Mit diesen Funktionsventilen fanden im Juli 1911 auf der Fiumaner Strecke der ungarischen Staatsbahnen Versuche statt. Diese zeigten, daß die Westinghouse-Güterzugsbremse ohne die zweite Rohrleitung, unter Zuhilfenahme einer starken Drosselung der Ausströmöffnung ebenso bei sehr geübter und sachkundiger Handhabung für das Fahren auf starken langen Gefällsstrecken arbeitet wie die Knorr-Bremse. An eine allgemeine Einführung einer durchgehenden selbsttätigen Güterzugsbremse könnte wohl erst dann gedacht werden, wenn alle der technischen Einheit im Eisenbahnwesen angehörigen Staaten Europas ein einheitliches Bremssystem angenommen haben werden. Um dies einzuleiten, trat im Mai 1909 in Bern eine internationale Kommission zusammen, die Bedingungen und ein Programm der Versuche für zu erprobende Güterzugsbremsen aufstellte. Die österreichischen Staatsbahnen dürften die ersten sein, die nach diesem Programm mit einem neuen, aus verschiedenen Wagenarten zusammengesetzten und mit der selbsttätigen Vakuum-Güterzugsschnellbremse ausgerüsteten Zug einer internationalen Kommission vorführen werden. E. Verbreitung der einzelnen Bremssysteme. In bezug auf die Verbreitung der einzelnen Systeme durchgehender B. sei bemerkt, daß die Westinghouse-Schnellbremse und die selbsttätige Vakuumbremse bisher die größte Verwendung gefunden haben. In den einzelnen Staaten sind hauptsächlich folgende Bremssysteme zur Einführung gelangt, u. zw. in: a) Europa. 1. Deutschland. Sämtliche Staaten benutzen die Westinghouse-Schnellbremse. Die preußischen Staatsbahnen richten einen großen Teil ihrer Fahrbetriebsmittel in der letzten Zeit mit der Knorr-Bremse ein. Die badischen Staatsbahnen verwenden am Schwarzwald die Westinghouse-Henry-Doppelbremse. Die Pfalzbahn und die Eisenbahndirektion Altona besitzen noch Fahrzeuge mit Schleifer-Bremse. Die Blankenburg-Halberstätter Bahn führt für ihre sämtlichen Fahrzeuge die selbsttätige Vakuum-Güterzugschnellbremse ein. Die westfälischen Landesbahnen und auch sehr viele Lokal- und Nebenbahnen benutzen die selbsttätige Vakuumbremse. Auf einigen Seitenlinien der bayerischen Staatsbahnen steht die nicht selbsttätige Vakuumbremse in Anwendung. 2. Österreich. Sämtliche Bahnen bis auf die Kaschau-Oderberger Bahn haben die selbsttätige Vakuumschnellbremse angenommen. Vereinzelt besteht noch die nicht selbsttätige Vakuumbremse. Die Kaschau-Oderberger Bahn und die Direktion für die Linien der österreichisch-ungarischen Staatseisenbahngesellschaft benutzen für die aus und nach Ungarn laufenden Züge die Westinghouse-Schnellbremse. 3. Ungarn. Die ungarischen Staatsbahnen und die Kaschau-Oderberger Bahn haben die Westinghouse-Schnellbremse in Benutzung. Auf den ungarischen Linien der Südbahn wird die nicht selbsttätige durch die selbsttätige Vakuumschnellbremse ersetzt. Die Raab-Ödenburger Bahn und einige Nebenbahnen benutzen die nicht selbsttätige Vakuumbremse, die Arad-Csanader Eisenbahn die selbsttätige Vakuumbremse. 4. Bosnien und Herzegowina. Die bosn.-herzeg. Staatsbahnen verwenden für Personen- und Güterzüge die selbsttätige Vakuumbremse. 5. Belgien. Die belgischen Staatsbahnen haben die Westinghouse-Schnellbremse in Verwendung. Die Fahrbetriebsmittel der verstaatlichten belgischen Zentralbahn sind noch mit der selbsttätigen Vakuumbremse ausgerüstet. 6. Bulgarien. Hier wird die selbsttätige Vakuumbremse angewendet. 7. Dänemark. Die dänischen Staatsbahnen und die meisten Privatbahnen benutzen die selbsttätige Vakuumbremse.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:54Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:54Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/61
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/61>, abgerufen am 01.11.2024.