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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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Baustoffaufwand in der Ausfachung nicht zweckmäßig ist, die geneigten Stäbe steiler als unter 40-45° zu legen. Um aber nicht zu schwere Fahrbahnträger zu erhalten, geht man mit der Knotenweite gewöhnlich nicht über 6-7 m. Man erzielt dies bei großer Trägerhöhe durch Einschaltung von Zwischenknotenpunkten, die an die Hauptknoten des Fachwerkes angehängt oder auf sie gestützt werden (Abb. 83-86). Enger gestellte Knotenpunkte lassen sich bei statischer Bestimmtheit auch durch Anwendung der K-Ausfachung (Abb. 87) erhalten, doch wird dieses etwas unruhig wirkende Ausfachungssystem (Häselerträger) weniger für Hauptträger (Eisenbahnbrücke über die Havel bei Brandenburg), dagegen häufig für die Windverstrebungen verwendet. Neuere Formen von statisch bestimmten zweiteiligen Ausfachungssystemen sind in Abb. 88, (Dietzträger) 89 und 90 dargestellt; sie haben aber nur vereinzelt Anwendung gefunden.

Für die konstruktive Ausbildung der Fachwerkstäbe ist es von Wichtigkeit, ob sie nur auf Zug oder auch auf Druck beansprucht werden. Im ersteren Falle könnten sie als sog. schlaffe Stäbe aus Flacheisen oder Blechen hergestellt werden, im letzteren Falle müssen sie steif ausgeführt werden. Während nun die Stäbe in den Endfächern eines frei aufliegenden Balkenträgers immer nur in einem Sinne beansprucht werden, tritt in den mittleren Fächern (in der Wechselstrecke) ein Wechsel von Zug und Druck auf. Anstatt aber diese Stäbe steif auszubilden, hat man es früher beim Ständerfachwerk vorgezogen, schlaffe Gegendiagonalen zu geben (Abb. 80), die dann in Spannung treten, wenn die Hauptdiagonalen durch den eintretenden Druck spannungslos werden. Die Schwierigkeit exakter Montierung, dadurch herbeigeführtes Überspannen oder Schlaffwerden und Schwingen dieser Gegendiagonalen haben veranlaßt, daß man jetzt von ihrer Anordnung ganz abgekommen ist und dafür das einfache Fachwerk in der Wechselstrecke mit steif ausgebildeten Stäben durchführt. Die Regel der steifen Querschnittsausbildung wird neuerdings auf sämtliche Fachwerkstäbe, also auch auf die reinen Zugstäbe ausgedehnt.

Nach der Linienführung der Gurte unterscheidet man Träger mit geraden, parallelen Gurtungen, Parallelträger, und Träger, bei denen ein oder auch beide Gurte gekrümmt, bzw. vieleckig sind, Polygonalträger oder krummgurtige Träger.

Parallelträger, die für kleine und mittlere Spannweiten am häufigsten angewendet werden, haben den Vorteil der einfacheren Herstellung, wogegen sich durch krummgurtige Träger im allgemeinen eine Gewichtsersparnis erzielen läßt, wenn ihre Form mehr oder weniger der Linie der größten Biegungsmomente angepaßt wird. Es ergibt sich dadurch in der ganzen Trägerlänge eine mehr gleichförmige Gurtkraft und das Volumen der Ausfachungsstäbe wird bedeutend vermindert. Gewöhnlich wird nur ein Gurt gekrümmt, der andere, u. zw. der, an dem die Fahrbahn gelegen ist, gerade ausgeführt. Bei oben liegender Bahn mit geradem Obergurte entstehen dann sog. Fischbauchträger (Abb. 91). Es können aber auch beide Gurtungen gekrümmt sein, wodurch entweder Sichel- und Halbsichelträger (Abb. 92) oder Linsenträger (Abb. 93) entstehen.


Abb. 91.

Abb. 92.

Abb. 93.

Als besondere Formen solcher krummgurtiger Träger, als Balkenfachwerksträger für eine Öffnung, sind hervorzuheben:

1. Der Parabelträger (Abb. 94). Die Knotenpunkte des gekrümmten Gurtes liegen auf einer Parabel. Er bildete die erste Anwendungsform krummgurtiger Träger (1837 Czerna-Brücke bei Mechadia von den Ingenieuren Hoffmann und Maderspach) und wurde


Abb. 94.
als sog. Bowstring- (Bogensehnen-) Träger besonders in England häufig ausgeführt. Für den Parabelträger ist kennzeichnend, daß unter Annahme gleichmäßig verteilter Verkehrslast der gerade Gurt durchaus gleiche Spannung erfährt und daher mit gleichbleibendem Querschnitt ausgeführt werden kann. Auch der gekrümmte Gurt ändert seine Spannung nur wenig, u. zw. nimmt diese gegen die Trägerenden etwas zu. In der Ständerausfachung werden die Schrägstäbe bei totaler gleichmäßig verteilter Belastung gar nicht und durch die ungünstigsten einseitigen Belastungen ebenso stark auf Zug wie auf Druck beansprucht. Diese Maximalspannung der Schrägstäbe ist ihrer Länge proportional, nimmt sonach von den mittleren gegen die Endfache zu ab. Sämtliche Stäbe der Ausfachung sind drucksteif auszubilden, doch findet man bei den älteren Ausführungen

Baustoffaufwand in der Ausfachung nicht zweckmäßig ist, die geneigten Stäbe steiler als unter 40–45° zu legen. Um aber nicht zu schwere Fahrbahnträger zu erhalten, geht man mit der Knotenweite gewöhnlich nicht über 6–7 m. Man erzielt dies bei großer Trägerhöhe durch Einschaltung von Zwischenknotenpunkten, die an die Hauptknoten des Fachwerkes angehängt oder auf sie gestützt werden (Abb. 83–86). Enger gestellte Knotenpunkte lassen sich bei statischer Bestimmtheit auch durch Anwendung der K-Ausfachung (Abb. 87) erhalten, doch wird dieses etwas unruhig wirkende Ausfachungssystem (Häselerträger) weniger für Hauptträger (Eisenbahnbrücke über die Havel bei Brandenburg), dagegen häufig für die Windverstrebungen verwendet. Neuere Formen von statisch bestimmten zweiteiligen Ausfachungssystemen sind in Abb. 88, (Dietzträger) 89 und 90 dargestellt; sie haben aber nur vereinzelt Anwendung gefunden.

Für die konstruktive Ausbildung der Fachwerkstäbe ist es von Wichtigkeit, ob sie nur auf Zug oder auch auf Druck beansprucht werden. Im ersteren Falle könnten sie als sog. schlaffe Stäbe aus Flacheisen oder Blechen hergestellt werden, im letzteren Falle müssen sie steif ausgeführt werden. Während nun die Stäbe in den Endfächern eines frei aufliegenden Balkenträgers immer nur in einem Sinne beansprucht werden, tritt in den mittleren Fächern (in der Wechselstrecke) ein Wechsel von Zug und Druck auf. Anstatt aber diese Stäbe steif auszubilden, hat man es früher beim Ständerfachwerk vorgezogen, schlaffe Gegendiagonalen zu geben (Abb. 80), die dann in Spannung treten, wenn die Hauptdiagonalen durch den eintretenden Druck spannungslos werden. Die Schwierigkeit exakter Montierung, dadurch herbeigeführtes Überspannen oder Schlaffwerden und Schwingen dieser Gegendiagonalen haben veranlaßt, daß man jetzt von ihrer Anordnung ganz abgekommen ist und dafür das einfache Fachwerk in der Wechselstrecke mit steif ausgebildeten Stäben durchführt. Die Regel der steifen Querschnittsausbildung wird neuerdings auf sämtliche Fachwerkstäbe, also auch auf die reinen Zugstäbe ausgedehnt.

Nach der Linienführung der Gurte unterscheidet man Träger mit geraden, parallelen Gurtungen, Parallelträger, und Träger, bei denen ein oder auch beide Gurte gekrümmt, bzw. vieleckig sind, Polygonalträger oder krummgurtige Träger.

Parallelträger, die für kleine und mittlere Spannweiten am häufigsten angewendet werden, haben den Vorteil der einfacheren Herstellung, wogegen sich durch krummgurtige Träger im allgemeinen eine Gewichtsersparnis erzielen läßt, wenn ihre Form mehr oder weniger der Linie der größten Biegungsmomente angepaßt wird. Es ergibt sich dadurch in der ganzen Trägerlänge eine mehr gleichförmige Gurtkraft und das Volumen der Ausfachungsstäbe wird bedeutend vermindert. Gewöhnlich wird nur ein Gurt gekrümmt, der andere, u. zw. der, an dem die Fahrbahn gelegen ist, gerade ausgeführt. Bei oben liegender Bahn mit geradem Obergurte entstehen dann sog. Fischbauchträger (Abb. 91). Es können aber auch beide Gurtungen gekrümmt sein, wodurch entweder Sichel- und Halbsichelträger (Abb. 92) oder Linsenträger (Abb. 93) entstehen.


Abb. 91.

Abb. 92.

Abb. 93.

Als besondere Formen solcher krummgurtiger Träger, als Balkenfachwerksträger für eine Öffnung, sind hervorzuheben:

1. Der Parabelträger (Abb. 94). Die Knotenpunkte des gekrümmten Gurtes liegen auf einer Parabel. Er bildete die erste Anwendungsform krummgurtiger Träger (1837 Czerna-Brücke bei Mechadia von den Ingenieuren Hoffmann und Maderspach) und wurde


Abb. 94.
als sog. Bowstring- (Bogensehnen-) Träger besonders in England häufig ausgeführt. Für den Parabelträger ist kennzeichnend, daß unter Annahme gleichmäßig verteilter Verkehrslast der gerade Gurt durchaus gleiche Spannung erfährt und daher mit gleichbleibendem Querschnitt ausgeführt werden kann. Auch der gekrümmte Gurt ändert seine Spannung nur wenig, u. zw. nimmt diese gegen die Trägerenden etwas zu. In der Ständerausfachung werden die Schrägstäbe bei totaler gleichmäßig verteilter Belastung gar nicht und durch die ungünstigsten einseitigen Belastungen ebenso stark auf Zug wie auf Druck beansprucht. Diese Maximalspannung der Schrägstäbe ist ihrer Länge proportional, nimmt sonach von den mittleren gegen die Endfache zu ab. Sämtliche Stäbe der Ausfachung sind drucksteif auszubilden, doch findet man bei den älteren Ausführungen

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[183/0192] Baustoffaufwand in der Ausfachung nicht zweckmäßig ist, die geneigten Stäbe steiler als unter 40–45° zu legen. Um aber nicht zu schwere Fahrbahnträger zu erhalten, geht man mit der Knotenweite gewöhnlich nicht über 6–7 m. Man erzielt dies bei großer Trägerhöhe durch Einschaltung von Zwischenknotenpunkten, die an die Hauptknoten des Fachwerkes angehängt oder auf sie gestützt werden (Abb. 83–86). Enger gestellte Knotenpunkte lassen sich bei statischer Bestimmtheit auch durch Anwendung der K-Ausfachung (Abb. 87) erhalten, doch wird dieses etwas unruhig wirkende Ausfachungssystem (Häselerträger) weniger für Hauptträger (Eisenbahnbrücke über die Havel bei Brandenburg), dagegen häufig für die Windverstrebungen verwendet. Neuere Formen von statisch bestimmten zweiteiligen Ausfachungssystemen sind in Abb. 88, (Dietzträger) 89 und 90 dargestellt; sie haben aber nur vereinzelt Anwendung gefunden. Für die konstruktive Ausbildung der Fachwerkstäbe ist es von Wichtigkeit, ob sie nur auf Zug oder auch auf Druck beansprucht werden. Im ersteren Falle könnten sie als sog. schlaffe Stäbe aus Flacheisen oder Blechen hergestellt werden, im letzteren Falle müssen sie steif ausgeführt werden. Während nun die Stäbe in den Endfächern eines frei aufliegenden Balkenträgers immer nur in einem Sinne beansprucht werden, tritt in den mittleren Fächern (in der Wechselstrecke) ein Wechsel von Zug und Druck auf. Anstatt aber diese Stäbe steif auszubilden, hat man es früher beim Ständerfachwerk vorgezogen, schlaffe Gegendiagonalen zu geben (Abb. 80), die dann in Spannung treten, wenn die Hauptdiagonalen durch den eintretenden Druck spannungslos werden. Die Schwierigkeit exakter Montierung, dadurch herbeigeführtes Überspannen oder Schlaffwerden und Schwingen dieser Gegendiagonalen haben veranlaßt, daß man jetzt von ihrer Anordnung ganz abgekommen ist und dafür das einfache Fachwerk in der Wechselstrecke mit steif ausgebildeten Stäben durchführt. Die Regel der steifen Querschnittsausbildung wird neuerdings auf sämtliche Fachwerkstäbe, also auch auf die reinen Zugstäbe ausgedehnt. Nach der Linienführung der Gurte unterscheidet man Träger mit geraden, parallelen Gurtungen, Parallelträger, und Träger, bei denen ein oder auch beide Gurte gekrümmt, bzw. vieleckig sind, Polygonalträger oder krummgurtige Träger. Parallelträger, die für kleine und mittlere Spannweiten am häufigsten angewendet werden, haben den Vorteil der einfacheren Herstellung, wogegen sich durch krummgurtige Träger im allgemeinen eine Gewichtsersparnis erzielen läßt, wenn ihre Form mehr oder weniger der Linie der größten Biegungsmomente angepaßt wird. Es ergibt sich dadurch in der ganzen Trägerlänge eine mehr gleichförmige Gurtkraft und das Volumen der Ausfachungsstäbe wird bedeutend vermindert. Gewöhnlich wird nur ein Gurt gekrümmt, der andere, u. zw. der, an dem die Fahrbahn gelegen ist, gerade ausgeführt. Bei oben liegender Bahn mit geradem Obergurte entstehen dann sog. Fischbauchträger (Abb. 91). Es können aber auch beide Gurtungen gekrümmt sein, wodurch entweder Sichel- und Halbsichelträger (Abb. 92) oder Linsenträger (Abb. 93) entstehen. [Abbildung Abb. 91. ] [Abbildung Abb. 92. ] [Abbildung Abb. 93. ] Als besondere Formen solcher krummgurtiger Träger, als Balkenfachwerksträger für eine Öffnung, sind hervorzuheben: 1. Der Parabelträger (Abb. 94). Die Knotenpunkte des gekrümmten Gurtes liegen auf einer Parabel. Er bildete die erste Anwendungsform krummgurtiger Träger (1837 Czerna-Brücke bei Mechadia von den Ingenieuren Hoffmann und Maderspach) und wurde [Abbildung Abb. 94. ] als sog. Bowstring- (Bogensehnen-) Träger besonders in England häufig ausgeführt. Für den Parabelträger ist kennzeichnend, daß unter Annahme gleichmäßig verteilter Verkehrslast der gerade Gurt durchaus gleiche Spannung erfährt und daher mit gleichbleibendem Querschnitt ausgeführt werden kann. Auch der gekrümmte Gurt ändert seine Spannung nur wenig, u. zw. nimmt diese gegen die Trägerenden etwas zu. In der Ständerausfachung werden die Schrägstäbe bei totaler gleichmäßig verteilter Belastung gar nicht und durch die ungünstigsten einseitigen Belastungen ebenso stark auf Zug wie auf Druck beansprucht. Diese Maximalspannung der Schrägstäbe ist ihrer Länge proportional, nimmt sonach von den mittleren gegen die Endfache zu ab. Sämtliche Stäbe der Ausfachung sind drucksteif auszubilden, doch findet man bei den älteren Ausführungen

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/192>, abgerufen am 21.11.2024.