Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.Eigentliche Speiseleitungen führen zu einzelnen Streckenabschnitten, ähnlich wie bei den großen Lichtverteilungsanlagen. Ebenso werden an geeigneten Stellen des den Rückstrom leitenden Schienennetzes mit Vorteil sog. Rückspeiseleitungen, die zum Kraftwerk führen, angeschlossen. Die Zahl und Lage der Speisepunkte ist den stärksten Belastungen des Netzes entsprechend zu bestimmen. Bei Gleichstrombahnen erhalten oft einzelne Speiseleitungen und Rückspeiseleitungen Zusatzgeneratoren (Booster- und Saugdynamos), die von besonderen Motoren angetrieben werden (Abb. 144). Hierdurch kann ein zu großer Spannungsverlust vermieden und an Leitungskupfer gespart werden. Bei allen drei beschriebenen Bahnsystemen erfolgt die Bestimmung der Querschnitte der Speiseleitungen auf Grund der maximalen Belastungen der einzelnen Speisepunkte. Den erforderlichen Querschnitt q in mm2 für Kupferleitungen findet man aus folgenden Formeln: a) für Gleichstrom b) für Drehstrom c) für Wechselstrom wenn Ls die erforderliche Leistung am Speisepunkte in Kilowatt, E die Spannung am Speisepunkte in Volt (bei Drehstrombahnen die verkettete Spannung), l die einfache Länge der Speiseleitung in m, p den Leistungsverlust in der ganzen Speiseleitung (Hin- und Rückleitung) in % von Ls und cos ph den Leistungsfaktor bedeutet. Diese Formeln gelten sinngemäß auch für die Berechnung der Hochspannungsfernleitung zwischen Kraftwerk und Unterwerken. Beispiel einer Kraftanlage. Als Beispiel einer elektrischen Kraftanlage für einen Vollbahnbetrieb soll nachstehend die Anlage für die kgl. preuß. Staatsbahnstrecke Lauban-Königszelt kurz beschrieben werden (E. K. B., Jahrg. 1912). Das Kraftwerk (s. Abb. 143) wird in Mittelsteine (Schlesien) errichtet; für die Wahl des Ortes war das Vorhandensein billigen Brennstoffes und reichlichen Kühlwassers maßgebend. Zur Dampferzeugung dienen Steilrohrhochleistungskessel mit künstlichem Zug. Die Stromart ist Wechselstrom von 162/3 Perioden. Beim ersten Ausbau werden vier Maschinensätze von je 4000 KW-Leistung aufgestellt. Die Generatoren Abb. 144. Die Regelung der Generatorspannung erfolgt durch einen Tirill-Regulator mit Überkompoundierung. Die Schaltanlage befindet sich in einem besonderen Gebäude. Es ist bei der Anordnung auf Einfachheit, Übersichtlichkeit sowie unbedingte Betriebs- und Feuersicherheit der größte Wert gelegt. Zur Verteilung der Arbeit auf der Strecke werden vier Unterwerke (Niedersalzbrunn, Ruhbank, Hirschberg und Lauban) errichtet, in denen die Transformierung des Stromes von 80.000 Volt auf die Fahrdrahtspannung von 16.000 Volt erfolgt. Die Übertragung der elektrischen Energie vom Kraftwerk zu den Unterwerken erfolgt durch zwei voneinander unabhängige, zweipolige Freileitungen, die teils als Überlandleitungen ausgeführt, teils an den Masten der Fahrdrahtanlage aufgehängt sind. Als Isolatoren dienen Hängeisolatoren, von denen je fünf Stück in Reihe geschaltet sind. Zum Schutze der Leitungen gegen Blitzschläge wird über jeder Leitung ein geerdeter Stahldraht an gebracht. Im Kraftwerk und in den Unterwerken sind besondere Blitz- und Überspannungsschutzvorrichtungen angeordnet. Scheichl. IV. Stromzuführung auf der Bahnstrecke. Von den Speisepunkten gelangt die für die elektrische Traktion benötigte Energie in jenen Teil der Stromzuführungsanlage, die Eigentliche Speiseleitungen führen zu einzelnen Streckenabschnitten, ähnlich wie bei den großen Lichtverteilungsanlagen. Ebenso werden an geeigneten Stellen des den Rückstrom leitenden Schienennetzes mit Vorteil sog. Rückspeiseleitungen, die zum Kraftwerk führen, angeschlossen. Die Zahl und Lage der Speisepunkte ist den stärksten Belastungen des Netzes entsprechend zu bestimmen. Bei Gleichstrombahnen erhalten oft einzelne Speiseleitungen und Rückspeiseleitungen Zusatzgeneratoren (Booster- und Saugdynamos), die von besonderen Motoren angetrieben werden (Abb. 144). Hierdurch kann ein zu großer Spannungsverlust vermieden und an Leitungskupfer gespart werden. Bei allen drei beschriebenen Bahnsystemen erfolgt die Bestimmung der Querschnitte der Speiseleitungen auf Grund der maximalen Belastungen der einzelnen Speisepunkte. Den erforderlichen Querschnitt q in mm2 für Kupferleitungen findet man aus folgenden Formeln: a) für Gleichstrom b) für Drehstrom c) für Wechselstrom wenn Ls die erforderliche Leistung am Speisepunkte in Kilowatt, E die Spannung am Speisepunkte in Volt (bei Drehstrombahnen die verkettete Spannung), l die einfache Länge der Speiseleitung in m, p den Leistungsverlust in der ganzen Speiseleitung (Hin- und Rückleitung) in % von Ls und cos φ den Leistungsfaktor bedeutet. Diese Formeln gelten sinngemäß auch für die Berechnung der Hochspannungsfernleitung zwischen Kraftwerk und Unterwerken. Beispiel einer Kraftanlage. Als Beispiel einer elektrischen Kraftanlage für einen Vollbahnbetrieb soll nachstehend die Anlage für die kgl. preuß. Staatsbahnstrecke Lauban-Königszelt kurz beschrieben werden (E. K. B., Jahrg. 1912). Das Kraftwerk (s. Abb. 143) wird in Mittelsteine (Schlesien) errichtet; für die Wahl des Ortes war das Vorhandensein billigen Brennstoffes und reichlichen Kühlwassers maßgebend. Zur Dampferzeugung dienen Steilrohrhochleistungskessel mit künstlichem Zug. Die Stromart ist Wechselstrom von 162/3 Perioden. Beim ersten Ausbau werden vier Maschinensätze von je 4000 KW-Leistung aufgestellt. Die Generatoren Abb. 144. Die Regelung der Generatorspannung erfolgt durch einen Tirill-Regulator mit Überkompoundierung. Die Schaltanlage befindet sich in einem besonderen Gebäude. Es ist bei der Anordnung auf Einfachheit, Übersichtlichkeit sowie unbedingte Betriebs- und Feuersicherheit der größte Wert gelegt. Zur Verteilung der Arbeit auf der Strecke werden vier Unterwerke (Niedersalzbrunn, Ruhbank, Hirschberg und Lauban) errichtet, in denen die Transformierung des Stromes von 80.000 Volt auf die Fahrdrahtspannung von 16.000 Volt erfolgt. Die Übertragung der elektrischen Energie vom Kraftwerk zu den Unterwerken erfolgt durch zwei voneinander unabhängige, zweipolige Freileitungen, die teils als Überlandleitungen ausgeführt, teils an den Masten der Fahrdrahtanlage aufgehängt sind. Als Isolatoren dienen Hängeisolatoren, von denen je fünf Stück in Reihe geschaltet sind. Zum Schutze der Leitungen gegen Blitzschläge wird über jeder Leitung ein geerdeter Stahldraht an gebracht. Im Kraftwerk und in den Unterwerken sind besondere Blitz- und Überspannungsschutzvorrichtungen angeordnet. Scheichl. IV. Stromzuführung auf der Bahnstrecke. Von den Speisepunkten gelangt die für die elektrische Traktion benötigte Energie in jenen Teil der Stromzuführungsanlage, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <pb facs="#f0231" n="222"/> <p>Eigentliche <hi rendition="#g">Speiseleitungen</hi> führen zu einzelnen Streckenabschnitten, ähnlich wie bei den großen Lichtverteilungsanlagen. 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Eigentliche Speiseleitungen führen zu einzelnen Streckenabschnitten, ähnlich wie bei den großen Lichtverteilungsanlagen. Ebenso werden an geeigneten Stellen des den Rückstrom leitenden Schienennetzes mit Vorteil sog. Rückspeiseleitungen, die zum Kraftwerk führen, angeschlossen. Die Zahl und Lage der Speisepunkte ist den stärksten Belastungen des Netzes entsprechend zu bestimmen. Bei Gleichstrombahnen erhalten oft einzelne Speiseleitungen und Rückspeiseleitungen Zusatzgeneratoren (Booster- und Saugdynamos), die von besonderen Motoren angetrieben werden (Abb. 144). Hierdurch kann ein zu großer Spannungsverlust vermieden und an Leitungskupfer gespart werden.
Bei allen drei beschriebenen Bahnsystemen erfolgt die Bestimmung der Querschnitte der Speiseleitungen auf Grund der maximalen Belastungen der einzelnen Speisepunkte. Den erforderlichen Querschnitt q in mm2 für Kupferleitungen findet man aus folgenden Formeln:
a) für Gleichstrom [FORMEL]
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c) für Wechselstrom [FORMEL]
wenn Ls die erforderliche Leistung am Speisepunkte in Kilowatt, E die Spannung am Speisepunkte in Volt (bei Drehstrombahnen die verkettete Spannung), l die einfache Länge der Speiseleitung in m, p den Leistungsverlust in der ganzen Speiseleitung (Hin- und Rückleitung) in % von Ls und cos φ den Leistungsfaktor bedeutet.
Diese Formeln gelten sinngemäß auch für die Berechnung der Hochspannungsfernleitung zwischen Kraftwerk und Unterwerken.
Beispiel einer Kraftanlage.
Als Beispiel einer elektrischen Kraftanlage für einen Vollbahnbetrieb soll nachstehend die Anlage für die kgl. preuß. Staatsbahnstrecke Lauban-Königszelt kurz beschrieben werden (E. K. B., Jahrg. 1912).
Das Kraftwerk (s. Abb. 143) wird in Mittelsteine (Schlesien) errichtet; für die Wahl des Ortes war das Vorhandensein billigen Brennstoffes und reichlichen Kühlwassers maßgebend. Zur Dampferzeugung dienen Steilrohrhochleistungskessel mit künstlichem Zug.
Die Stromart ist Wechselstrom von 162/3 Perioden.
Beim ersten Ausbau werden vier Maschinensätze von je 4000 KW-Leistung aufgestellt. Die Generatoren
[Abbildung Abb. 144.
]
sind mit sehr überlastungsfähigen Dampfturbinen gekuppelt. Die Generatorspannung ist 3500 Volt. Mit jedem Generator ist ein Transformator unmittelbar verbunden, der die Transformierung von 3500 Volt auf die Fernleitungsspannung von 80.000 Volt besorgt.
Die Regelung der Generatorspannung erfolgt durch einen Tirill-Regulator mit Überkompoundierung.
Die Schaltanlage befindet sich in einem besonderen Gebäude. Es ist bei der Anordnung auf Einfachheit, Übersichtlichkeit sowie unbedingte Betriebs- und Feuersicherheit der größte Wert gelegt.
Zur Verteilung der Arbeit auf der Strecke werden vier Unterwerke (Niedersalzbrunn, Ruhbank, Hirschberg und Lauban) errichtet, in denen die Transformierung des Stromes von 80.000 Volt auf die Fahrdrahtspannung von 16.000 Volt erfolgt.
Die Übertragung der elektrischen Energie vom Kraftwerk zu den Unterwerken erfolgt durch zwei voneinander unabhängige, zweipolige Freileitungen, die teils als Überlandleitungen ausgeführt, teils an den Masten der Fahrdrahtanlage aufgehängt sind. Als Isolatoren dienen Hängeisolatoren, von denen je fünf Stück in Reihe geschaltet sind.
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Scheichl.
IV. Stromzuführung auf der Bahnstrecke.
Von den Speisepunkten gelangt die für die elektrische Traktion benötigte Energie in jenen Teil der Stromzuführungsanlage, die
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