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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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diesen Vorschriften davon auszugehen, daß auf zweigleisigem Schienenwege "rechts" oder "links" gefahren wird, ist viel erörtert worden, ohne daß ausschlaggebende Gründe für die eine oder andere Betriebsweise angeführt worden wären. In Deutschland wird rechts gefahren, während die englischen Eisenbahnen von jeher dem Linksfahren den Vorzug gegeben haben, das dann, wie so viele Einrichtungen der englischen Bahnen für den Betrieb der Eisenbahnen in den meisten Ländern (so u. a. in Belgien, Frankreich, Italien und der Schweiz) vorbildlich gewesen ist. Erst neuerdings scheint das Rechtsfahren auch außerhalb Deutschlands Anhänger zu finden. So hat man sich in Österreich, wo früher links gefahren wurde, entschlossen, nach und nach zum Rechtsfahren überzugehen.

Für das Rechtsfahren sprechen folgende Gründe. Der Lokomotivheizer kann die Beschickung des Feuers am besten vornehmen, wenn er links von der Feuertür, also auf der linken Seite der Lokomotive Platz nimmt. Die Mehrzahl der Menschen ist rechtshändig. Hieraus folgt die leichtere Handhabung der Kohlenschaufel bei der Stellung des Heizers auf der linken Seite. Für den Lokomotivführer verbleibt dann der Platz auf der rechten Seite. Damit nun die Signale dem Lokomotivführer in möglichst vollkommener Weise sichtbar sind, müssen sie rechts vom Gleise aufgestellt werden. Hieraus folgt, daß die Züge, in der Fahrrichtung gesehen, am besten das rechts liegende Gleis befahren, damit sich der Führer und die Signale auf derselben Gleisseite befinden.

Bahnhoffahrordnung der preußisch-hessischen Staatsbahnen.

Bahnhoffahrordnung einer österr. Eisenbahnstation.

Beim Linksfahren

diesen Vorschriften davon auszugehen, daß auf zweigleisigem Schienenwege „rechts“ oder „links“ gefahren wird, ist viel erörtert worden, ohne daß ausschlaggebende Gründe für die eine oder andere Betriebsweise angeführt worden wären. In Deutschland wird rechts gefahren, während die englischen Eisenbahnen von jeher dem Linksfahren den Vorzug gegeben haben, das dann, wie so viele Einrichtungen der englischen Bahnen für den Betrieb der Eisenbahnen in den meisten Ländern (so u. a. in Belgien, Frankreich, Italien und der Schweiz) vorbildlich gewesen ist. Erst neuerdings scheint das Rechtsfahren auch außerhalb Deutschlands Anhänger zu finden. So hat man sich in Österreich, wo früher links gefahren wurde, entschlossen, nach und nach zum Rechtsfahren überzugehen.

Für das Rechtsfahren sprechen folgende Gründe. Der Lokomotivheizer kann die Beschickung des Feuers am besten vornehmen, wenn er links von der Feuertür, also auf der linken Seite der Lokomotive Platz nimmt. Die Mehrzahl der Menschen ist rechtshändig. Hieraus folgt die leichtere Handhabung der Kohlenschaufel bei der Stellung des Heizers auf der linken Seite. Für den Lokomotivführer verbleibt dann der Platz auf der rechten Seite. Damit nun die Signale dem Lokomotivführer in möglichst vollkommener Weise sichtbar sind, müssen sie rechts vom Gleise aufgestellt werden. Hieraus folgt, daß die Züge, in der Fahrrichtung gesehen, am besten das rechts liegende Gleis befahren, damit sich der Führer und die Signale auf derselben Gleisseite befinden.

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[485/0502] diesen Vorschriften davon auszugehen, daß auf zweigleisigem Schienenwege „rechts“ oder „links“ gefahren wird, ist viel erörtert worden, ohne daß ausschlaggebende Gründe für die eine oder andere Betriebsweise angeführt worden wären. In Deutschland wird rechts gefahren, während die englischen Eisenbahnen von jeher dem Linksfahren den Vorzug gegeben haben, das dann, wie so viele Einrichtungen der englischen Bahnen für den Betrieb der Eisenbahnen in den meisten Ländern (so u. a. in Belgien, Frankreich, Italien und der Schweiz) vorbildlich gewesen ist. Erst neuerdings scheint das Rechtsfahren auch außerhalb Deutschlands Anhänger zu finden. So hat man sich in Österreich, wo früher links gefahren wurde, entschlossen, nach und nach zum Rechtsfahren überzugehen. Für das Rechtsfahren sprechen folgende Gründe. Der Lokomotivheizer kann die Beschickung des Feuers am besten vornehmen, wenn er links von der Feuertür, also auf der linken Seite der Lokomotive Platz nimmt. Die Mehrzahl der Menschen ist rechtshändig. Hieraus folgt die leichtere Handhabung der Kohlenschaufel bei der Stellung des Heizers auf der linken Seite. Für den Lokomotivführer verbleibt dann der Platz auf der rechten Seite. Damit nun die Signale dem Lokomotivführer in möglichst vollkommener Weise sichtbar sind, müssen sie rechts vom Gleise aufgestellt werden. Hieraus folgt, daß die Züge, in der Fahrrichtung gesehen, am besten das rechts liegende Gleis befahren, damit sich der Führer und die Signale auf derselben Gleisseite befinden. Bahnhoffahrordnung der preußisch-hessischen Staatsbahnen. Bahnhoffahrordnung einer österr. Eisenbahnstation. Beim Linksfahren

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/502>, abgerufen am 26.11.2024.