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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914.

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Versenkungsvorrichtungen und Senkarbeiten. Zum Hinablassen der Senkkasten auf den Grund sind feste oder schwimmende Rüstungen (eingerammte Pfähle oder verankerte Schiffe) nötig, an die der Senkkasten, nachdem er an die richtige Stelle gebracht ist, an Ketten, Schrauben oder Flaschenzügen befestigt wird. Die Gerüste müssen am tragfähigsten hergestellt werden, wenn das Mauerwerk über der Decke des Senkkastens frei und ohne Schutz der Mantelbleche aufgeführt wird. In diesem Fall muß das Mauerwerk stets über den Wasserspiegel reichen.

Zum Senken stehen zumeist Schraubenspindeln in Verwendung, deren Muttern auf Kugelkalotten aufliegen und mittels Knarrenhebel oder mit einer Winde gemeinsam bewegt werden. Sind die Spindeln abgedreht, so müssen neue Hängeeisen oder Kettenglieder eingezogen werden. Sobald der Senkkasten auf dem Grund sicher aufsteht, das eingedrungene Wasser durch die verdichtete Luft verdrängt ist, kann die Verbindung mit dem Gerüst gelöst werden. Man läßt den Senkkasten meist noch längere Zeit am Gerüst hängen, bis er auf eine größere Tiefe in den Untergrund eingedrungen ist, um eine sichere Führung zu erreichen. Beim Senken bietet die lotrechte Führung häufig Schwierigkeiten, so daß man selbst durch einseitige Belastungen nicht im stande ist, schiefstehende Senkkasten gerade zu richten, und zu verschiedenen Hilfsmitteln (Lockerung des Bodens, einseitige Verminderung der Reibung u. dgl.) greifen muß. Das Senken kann beschleunigt werden, wenn die Schneide des Senkkastens vollständig untergraben und der Luftdruck rasch vermindert wird. Größere Steine oder Felsspitzen werden durch Sprengungen beseitigt.

Nach beendeter Senkung erfolgt die Ausfüllung der Arbeitsräume und der Schächte mittels Mauerwerk, Beton oder Sandschüttung. Zur Herstellung des Mauerwerks sollen nur kleinere Steine verwendet werden; rascher und sicherer läßt sich die Ausführung mit Beton bewerkstelligen. Sand wurde zuerst in Amerika als Füllmaterial angewendet und sind damit bedeutende Ersparnisse erzielt worden.

Bei der vorerwähnten Art der Versenkung bleibt der Senkkasten stets ein Teil der Pfeilergründung und sind die hierfür aufgewendeten, bedeutenden Herstellungskosten verloren.

Man bemühte sich daher, ein anderes Verfahren anzuwenden, bei dem der Senkkasten als Taucherglocke benutzt wird, um unter deren Schutz in verdichteter Luft den Boden ausheben zu können. Das Pfeilermauerwerk wird in diesem Fall meist aus Beton hergestellt. Der Glockenapparat wird während der Ausführung des Mauerkörpers langsam gehoben und kann nach Fertigstellung des Pfeilers weiter verwendet werden. Diese Art der Gründung ist nur dann vorteilhaft anzuwenden, wenn der tragfähige Grund in geringer Tiefe zu erreichen ist.

Bei jeder Druckluftgründung müssen stets eigene Sicherheitsvorschriften hygienischer Art beobachtet werden. Vor allem dürfen für die Arbeiten in verdichteter Luft nur gesunde kräftige Arbeiter zugelassen werden, die ständig unter ärztlicher Aufsicht stehen und sind die Arbeitsschichten mit steigendem Luftdrucke abzukürzen, etwa in folgender Weise:


Bis 13/4Atm. Überdruck2mal täglich4 Stunden
von 13/4-21/2Atm. Überdruck1mal täglich6 Stunden
von 21/2-3Atm. Überdruck1mal täglich4 Stunden
von 3-31/2Atm. Überdruck1mal täglich3 Stunden

Das Ein- und Ausschleusen darf nicht plötzlich, sondern nur allmählich erfolgen.

6. Gefriergründung.

Bei diesem von Poetsch zuerst für Bergbauzwecke angewendeten Verfahren wird künstlich erzeugte und in den Boden eingeleitete Kälte dazu benutzt, das im Boden enthaltene Wasser soweit zum Gefrieren zu bringen, daß der Zudrang des letzteren wie auch des in ungefrorenem Zustand leicht beweglichen Erdreichs in die Baugrube beseitigt ist, worauf dann die Herstellung der Baugrube, die Versenkung von Brunnen oder eine andere Art der G. zur Durchführung gelangt. Zur Erzeugung der Kälte dienen besondere Maschinen, in denen Ammoniak verflüssigt und sodann verdampft wird; mittels der dabei gewonnenen Kälte wird eine Chlorcalciumlösung gekühlt, die man dann durch eine Anzahl um die auszuschachtende Stelle senkrecht in den Boden eingetriebener Rohre fließen läßt.

Ist der Untergrund der Baustelle felsig oder liegt in nicht zu großer Tiefe unter der Grundsohle eine undurchlässige Bodenschicht, so wird man in der angedeuteten Weise einen Mantel gefrorenen Materials zur seitlichen Abschließung herstellen. Schwieriger wird die Sache, wenn der Baugrund auf große Tiefen hin wasserdurchlässig ist; dann genügt die seitliche Umschließung allein nicht mehr, sondern man ist genötigt, zur Dichtung der Sohle die ganze darüber liegende Masse zum Gefrieren zu bringen.

Literatur: Klasen, Handbuch der Fundierungsmethoden, Leipzig 1879, Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Leipzig. - Brennecke, Der Grundbau 3. Aufl. Berlin 1906, Handbuch für Eisenbetonbau, 2. Aufl., Bd. III, Berlin 1910.

Nowak.


Versenkungsvorrichtungen und Senkarbeiten. Zum Hinablassen der Senkkasten auf den Grund sind feste oder schwimmende Rüstungen (eingerammte Pfähle oder verankerte Schiffe) nötig, an die der Senkkasten, nachdem er an die richtige Stelle gebracht ist, an Ketten, Schrauben oder Flaschenzügen befestigt wird. Die Gerüste müssen am tragfähigsten hergestellt werden, wenn das Mauerwerk über der Decke des Senkkastens frei und ohne Schutz der Mantelbleche aufgeführt wird. In diesem Fall muß das Mauerwerk stets über den Wasserspiegel reichen.

Zum Senken stehen zumeist Schraubenspindeln in Verwendung, deren Muttern auf Kugelkalotten aufliegen und mittels Knarrenhebel oder mit einer Winde gemeinsam bewegt werden. Sind die Spindeln abgedreht, so müssen neue Hängeeisen oder Kettenglieder eingezogen werden. Sobald der Senkkasten auf dem Grund sicher aufsteht, das eingedrungene Wasser durch die verdichtete Luft verdrängt ist, kann die Verbindung mit dem Gerüst gelöst werden. Man läßt den Senkkasten meist noch längere Zeit am Gerüst hängen, bis er auf eine größere Tiefe in den Untergrund eingedrungen ist, um eine sichere Führung zu erreichen. Beim Senken bietet die lotrechte Führung häufig Schwierigkeiten, so daß man selbst durch einseitige Belastungen nicht im stande ist, schiefstehende Senkkasten gerade zu richten, und zu verschiedenen Hilfsmitteln (Lockerung des Bodens, einseitige Verminderung der Reibung u. dgl.) greifen muß. Das Senken kann beschleunigt werden, wenn die Schneide des Senkkastens vollständig untergraben und der Luftdruck rasch vermindert wird. Größere Steine oder Felsspitzen werden durch Sprengungen beseitigt.

Nach beendeter Senkung erfolgt die Ausfüllung der Arbeitsräume und der Schächte mittels Mauerwerk, Beton oder Sandschüttung. Zur Herstellung des Mauerwerks sollen nur kleinere Steine verwendet werden; rascher und sicherer läßt sich die Ausführung mit Beton bewerkstelligen. Sand wurde zuerst in Amerika als Füllmaterial angewendet und sind damit bedeutende Ersparnisse erzielt worden.

Bei der vorerwähnten Art der Versenkung bleibt der Senkkasten stets ein Teil der Pfeilergründung und sind die hierfür aufgewendeten, bedeutenden Herstellungskosten verloren.

Man bemühte sich daher, ein anderes Verfahren anzuwenden, bei dem der Senkkasten als Taucherglocke benutzt wird, um unter deren Schutz in verdichteter Luft den Boden ausheben zu können. Das Pfeilermauerwerk wird in diesem Fall meist aus Beton hergestellt. Der Glockenapparat wird während der Ausführung des Mauerkörpers langsam gehoben und kann nach Fertigstellung des Pfeilers weiter verwendet werden. Diese Art der Gründung ist nur dann vorteilhaft anzuwenden, wenn der tragfähige Grund in geringer Tiefe zu erreichen ist.

Bei jeder Druckluftgründung müssen stets eigene Sicherheitsvorschriften hygienischer Art beobachtet werden. Vor allem dürfen für die Arbeiten in verdichteter Luft nur gesunde kräftige Arbeiter zugelassen werden, die ständig unter ärztlicher Aufsicht stehen und sind die Arbeitsschichten mit steigendem Luftdrucke abzukürzen, etwa in folgender Weise:


Bis 13/4Atm. Überdruck2mal täglich4 Stunden
von 13/4–21/2Atm. Überdruck1mal täglich6 Stunden
von 21/2–3Atm. Überdruck1mal täglich4 Stunden
von 3–31/2Atm. Überdruck1mal täglich3 Stunden

Das Ein- und Ausschleusen darf nicht plötzlich, sondern nur allmählich erfolgen.

6. Gefriergründung.

Bei diesem von Poetsch zuerst für Bergbauzwecke angewendeten Verfahren wird künstlich erzeugte und in den Boden eingeleitete Kälte dazu benutzt, das im Boden enthaltene Wasser soweit zum Gefrieren zu bringen, daß der Zudrang des letzteren wie auch des in ungefrorenem Zustand leicht beweglichen Erdreichs in die Baugrube beseitigt ist, worauf dann die Herstellung der Baugrube, die Versenkung von Brunnen oder eine andere Art der G. zur Durchführung gelangt. Zur Erzeugung der Kälte dienen besondere Maschinen, in denen Ammoniak verflüssigt und sodann verdampft wird; mittels der dabei gewonnenen Kälte wird eine Chlorcalciumlösung gekühlt, die man dann durch eine Anzahl um die auszuschachtende Stelle senkrecht in den Boden eingetriebener Rohre fließen läßt.

Ist der Untergrund der Baustelle felsig oder liegt in nicht zu großer Tiefe unter der Grundsohle eine undurchlässige Bodenschicht, so wird man in der angedeuteten Weise einen Mantel gefrorenen Materials zur seitlichen Abschließung herstellen. Schwieriger wird die Sache, wenn der Baugrund auf große Tiefen hin wasserdurchlässig ist; dann genügt die seitliche Umschließung allein nicht mehr, sondern man ist genötigt, zur Dichtung der Sohle die ganze darüber liegende Masse zum Gefrieren zu bringen.

Literatur: Klasen, Handbuch der Fundierungsmethoden, Leipzig 1879, Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Leipzig. – Brennecke, Der Grundbau 3. Aufl. Berlin 1906, Handbuch für Eisenbetonbau, 2. Aufl., Bd. III, Berlin 1910.

Nowak.


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[412/0424] Versenkungsvorrichtungen und Senkarbeiten. Zum Hinablassen der Senkkasten auf den Grund sind feste oder schwimmende Rüstungen (eingerammte Pfähle oder verankerte Schiffe) nötig, an die der Senkkasten, nachdem er an die richtige Stelle gebracht ist, an Ketten, Schrauben oder Flaschenzügen befestigt wird. Die Gerüste müssen am tragfähigsten hergestellt werden, wenn das Mauerwerk über der Decke des Senkkastens frei und ohne Schutz der Mantelbleche aufgeführt wird. In diesem Fall muß das Mauerwerk stets über den Wasserspiegel reichen. Zum Senken stehen zumeist Schraubenspindeln in Verwendung, deren Muttern auf Kugelkalotten aufliegen und mittels Knarrenhebel oder mit einer Winde gemeinsam bewegt werden. Sind die Spindeln abgedreht, so müssen neue Hängeeisen oder Kettenglieder eingezogen werden. Sobald der Senkkasten auf dem Grund sicher aufsteht, das eingedrungene Wasser durch die verdichtete Luft verdrängt ist, kann die Verbindung mit dem Gerüst gelöst werden. Man läßt den Senkkasten meist noch längere Zeit am Gerüst hängen, bis er auf eine größere Tiefe in den Untergrund eingedrungen ist, um eine sichere Führung zu erreichen. Beim Senken bietet die lotrechte Führung häufig Schwierigkeiten, so daß man selbst durch einseitige Belastungen nicht im stande ist, schiefstehende Senkkasten gerade zu richten, und zu verschiedenen Hilfsmitteln (Lockerung des Bodens, einseitige Verminderung der Reibung u. dgl.) greifen muß. Das Senken kann beschleunigt werden, wenn die Schneide des Senkkastens vollständig untergraben und der Luftdruck rasch vermindert wird. Größere Steine oder Felsspitzen werden durch Sprengungen beseitigt. Nach beendeter Senkung erfolgt die Ausfüllung der Arbeitsräume und der Schächte mittels Mauerwerk, Beton oder Sandschüttung. Zur Herstellung des Mauerwerks sollen nur kleinere Steine verwendet werden; rascher und sicherer läßt sich die Ausführung mit Beton bewerkstelligen. Sand wurde zuerst in Amerika als Füllmaterial angewendet und sind damit bedeutende Ersparnisse erzielt worden. Bei der vorerwähnten Art der Versenkung bleibt der Senkkasten stets ein Teil der Pfeilergründung und sind die hierfür aufgewendeten, bedeutenden Herstellungskosten verloren. Man bemühte sich daher, ein anderes Verfahren anzuwenden, bei dem der Senkkasten als Taucherglocke benutzt wird, um unter deren Schutz in verdichteter Luft den Boden ausheben zu können. Das Pfeilermauerwerk wird in diesem Fall meist aus Beton hergestellt. Der Glockenapparat wird während der Ausführung des Mauerkörpers langsam gehoben und kann nach Fertigstellung des Pfeilers weiter verwendet werden. Diese Art der Gründung ist nur dann vorteilhaft anzuwenden, wenn der tragfähige Grund in geringer Tiefe zu erreichen ist. Bei jeder Druckluftgründung müssen stets eigene Sicherheitsvorschriften hygienischer Art beobachtet werden. Vor allem dürfen für die Arbeiten in verdichteter Luft nur gesunde kräftige Arbeiter zugelassen werden, die ständig unter ärztlicher Aufsicht stehen und sind die Arbeitsschichten mit steigendem Luftdrucke abzukürzen, etwa in folgender Weise: Bis 13/4 Atm. Überdruck 2mal täglich 4 Stunden von 13/4–21/2 Atm. Überdruck 1mal täglich 6 Stunden von 21/2–3 Atm. Überdruck 1mal täglich 4 Stunden von 3–31/2 Atm. Überdruck 1mal täglich 3 Stunden Das Ein- und Ausschleusen darf nicht plötzlich, sondern nur allmählich erfolgen. 6. Gefriergründung. Bei diesem von Poetsch zuerst für Bergbauzwecke angewendeten Verfahren wird künstlich erzeugte und in den Boden eingeleitete Kälte dazu benutzt, das im Boden enthaltene Wasser soweit zum Gefrieren zu bringen, daß der Zudrang des letzteren wie auch des in ungefrorenem Zustand leicht beweglichen Erdreichs in die Baugrube beseitigt ist, worauf dann die Herstellung der Baugrube, die Versenkung von Brunnen oder eine andere Art der G. zur Durchführung gelangt. Zur Erzeugung der Kälte dienen besondere Maschinen, in denen Ammoniak verflüssigt und sodann verdampft wird; mittels der dabei gewonnenen Kälte wird eine Chlorcalciumlösung gekühlt, die man dann durch eine Anzahl um die auszuschachtende Stelle senkrecht in den Boden eingetriebener Rohre fließen läßt. Ist der Untergrund der Baustelle felsig oder liegt in nicht zu großer Tiefe unter der Grundsohle eine undurchlässige Bodenschicht, so wird man in der angedeuteten Weise einen Mantel gefrorenen Materials zur seitlichen Abschließung herstellen. Schwieriger wird die Sache, wenn der Baugrund auf große Tiefen hin wasserdurchlässig ist; dann genügt die seitliche Umschließung allein nicht mehr, sondern man ist genötigt, zur Dichtung der Sohle die ganze darüber liegende Masse zum Gefrieren zu bringen. Literatur: Klasen, Handbuch der Fundierungsmethoden, Leipzig 1879, Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Leipzig. – Brennecke, Der Grundbau 3. Aufl. Berlin 1906, Handbuch für Eisenbetonbau, 2. Aufl., Bd. III, Berlin 1910. Nowak.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen05_1914/424>, abgerufen am 24.11.2024.