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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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Unter Härte versteht man den Kalk- und Magnesiagehalt des Wassers auf Kalziumoxyd bezogen (1 Teil CaO in 100.000 Teilen Wasser ist gleich 1 Härtegrad).

Mit besonderem Vorteil wird man dort, wo eine Kondensation des Abdampfes der Dampfmaschinen zulässig ist, das Kondensationswasser zur Speisung verwenden, vorher jedoch gut von Fett reinigen und mit tunlichst weichem Wasser als Zusatzwasser versehen.

Wo man kein weiches Wasser verwenden kann, wird man darauf Bedacht nehmen, in nicht zu großen Zeiträumen die Kessel regelmäßig einer Reinigung durch Auswaschen und Ausklopfen zu unterziehen. Namentlich bei den Röhrenkesseln, die wie die Lokomotivkessel ohne Entfernung der Rohre nicht befahren werden können und bei denen die Feuerbüchsrohrwände besonders gefährdet sind, wird man die Auswaschtermine möglichst kürzen und wird darauf bedacht sein, die Kesselsteinbildung in eine Schlammbildung umzuwandeln, die kesselsteinbildenden Stoffe also im Kessel in lockerer Form auszufällen, damit sie leichter als Schlamm ausgewaschen werden können.

Es geschieht dies durch Beigabe von Soda, zuweilen auch von Ätznatron, welche Mittel entweder dem Wasser in den Speisewasserbehältern oder dem Tenderwasser zugesetzt, oder unmittelbar in den Kessel eingebracht werden, wie in den Schlammfängern (s. Kesselsteinabscheider).

Kalkhydrat (Ätzkalk) darf dabei nicht verwendet werden, weil durch dieses die Niederschläge im Kessel bedeutend vermehrt würden, indem zu dem herausgefällten einfach-kohlensauren Kalke und dem Magnesiumhydrooxyd noch der aus der halbgebundenen Kohlensäure und dem Kalkhydrat entstehende einfach-kohlensaure Kalk hinzukäme.

Auch andere Mittel dienen zur Verhinderung des festen Anhaftens des K., wie Anstriche mit Mineralölpräparaten, ammoniakfreiem Teer, Graphit oder Beigabe von Petroleum, Leinsamenabkochung (Brimsches Verfahren), Gerbstoffen, Stärke, Glyzerin, Kartoffeln zum Kesselwasser. Meist hat man aber dabei kein zufriedenstellendes Ergebnis gehabt. Ebensowenig rationell sind die sog. Kesselsteinmittel, die manchmal sogar zum Schaden des Kesselbesitzers und der Kessel selbst führen.

Die meisten dieser Kesselsteinmittel enthalten als wirksamen Bestandteil Soda oder Ätznatron. Das übrige ist gewöhnlich eine beabsichtigte Verhüllung dieser eigentlichen Reagensmittel oder geradezu eine Verunreinigung. Im allgemeinen kann von der Verwendung solcher Kesselsteinmittel nur abgeraten werden.

Namentlich solche Kesselsteinmittel, deren Menge nur nach der Größe der Heizfläche oder der Anzahl der Pferdestärken des Dampfkessels bemessen werden soll, anstatt nach der Menge und der Beschaffenheit des verdampften Wassers, oder deren Wirkung in einer Lösung des K. bestehen soll, sind als bedenklich, letztere als gefährlich zu bezeichnen, da mit einer Auflösung des K. auch eine Lösung des Eisens der Kessel verbunden sein kann.

Die Beigabe von Unschlitt in das Kesselwasser, um das Anhaften des K. zu erschweren, ist wegen des schädlichen Einflusses der Fettsäure auf das Eisen und wegen des Wasserschäumens strengstens zu vermeiden.

Empfehlenswerter ist das Vorwärmen des Speisewassers, namentlich dann, wenn es hauptsächlich kohlensaure Erdalkalien enthält. Dieses Vorwärmen geschieht entweder in eigentlichen in die Speiseleitung der Kessel eingeschalteten Vorwärmern oder in den sog. Kesselsteinabscheidern (s. d.).

Als bestbewährte Maßnahme zur Verhütung des K., die auch für große Speisewasservorräte, wie sie für die Speisung der Lokomotivkessel vorgehalten werden müssen, mit Vorteil verwendbar ist, dienen aber alle jene Vorrichtungen, die das Wasser reinigen, bevor es in die Kessel kommt.

Es sind dies Einrichtungen, die das Wasser mechanisch in Filtern und nach dem Kalk-Soda-, Kalk-Baryt-, Soda-Regenerativ- und Permutitverfahren chemisch reinigen (s. Speisewasserreinigung).

Literatur: S. Kesselsteinabscheider.

Wehrenfennig.


Kesselsteinabscheider. Einrichtungen zur Abscheidung des Kesselsteins aus dem Kesselspeisewasser, bevor sich letzterer im Kessel verteilen und an dessen Wandungen anhängen kann.

Die K. sind entweder im Dampfraume oder im Wasserraume oder auch außerhalb des Kessels, dann aber in unmittelbarer Verbindung mit diesem angebracht.

Sie kommen während des Betriebes, u. zw.: durch Vorwärmen des Speisewassers infolge Wärmemitteilung aus dem Dampfe im Dampfraum, aus dem Kesselwasser im Wasserraume und aus in besondere Gefäße zugeleitetem Dampf in Wirksamkeit.

In allen drei Fällen bewirkt die Erwärmung des Speisewassers eine Austreibung der Luft und der Kohlensäure aus diesem und vorwiegend ein Ausfällen der Bicarbonate des Kalkes, der Magnesia, des Eisens und der einfach kohlensauren Magnesia.

Unter Härte versteht man den Kalk- und Magnesiagehalt des Wassers auf Kalziumoxyd bezogen (1 Teil CaO in 100.000 Teilen Wasser ist gleich 1 Härtegrad).

Mit besonderem Vorteil wird man dort, wo eine Kondensation des Abdampfes der Dampfmaschinen zulässig ist, das Kondensationswasser zur Speisung verwenden, vorher jedoch gut von Fett reinigen und mit tunlichst weichem Wasser als Zusatzwasser versehen.

Wo man kein weiches Wasser verwenden kann, wird man darauf Bedacht nehmen, in nicht zu großen Zeiträumen die Kessel regelmäßig einer Reinigung durch Auswaschen und Ausklopfen zu unterziehen. Namentlich bei den Röhrenkesseln, die wie die Lokomotivkessel ohne Entfernung der Rohre nicht befahren werden können und bei denen die Feuerbüchsrohrwände besonders gefährdet sind, wird man die Auswaschtermine möglichst kürzen und wird darauf bedacht sein, die Kesselsteinbildung in eine Schlammbildung umzuwandeln, die kesselsteinbildenden Stoffe also im Kessel in lockerer Form auszufällen, damit sie leichter als Schlamm ausgewaschen werden können.

Es geschieht dies durch Beigabe von Soda, zuweilen auch von Ätznatron, welche Mittel entweder dem Wasser in den Speisewasserbehältern oder dem Tenderwasser zugesetzt, oder unmittelbar in den Kessel eingebracht werden, wie in den Schlammfängern (s. Kesselsteinabscheider).

Kalkhydrat (Ätzkalk) darf dabei nicht verwendet werden, weil durch dieses die Niederschläge im Kessel bedeutend vermehrt würden, indem zu dem herausgefällten einfach-kohlensauren Kalke und dem Magnesiumhydrooxyd noch der aus der halbgebundenen Kohlensäure und dem Kalkhydrat entstehende einfach-kohlensaure Kalk hinzukäme.

Auch andere Mittel dienen zur Verhinderung des festen Anhaftens des K., wie Anstriche mit Mineralölpräparaten, ammoniakfreiem Teer, Graphit oder Beigabe von Petroleum, Leinsamenabkochung (Brimsches Verfahren), Gerbstoffen, Stärke, Glyzerin, Kartoffeln zum Kesselwasser. Meist hat man aber dabei kein zufriedenstellendes Ergebnis gehabt. Ebensowenig rationell sind die sog. Kesselsteinmittel, die manchmal sogar zum Schaden des Kesselbesitzers und der Kessel selbst führen.

Die meisten dieser Kesselsteinmittel enthalten als wirksamen Bestandteil Soda oder Ätznatron. Das übrige ist gewöhnlich eine beabsichtigte Verhüllung dieser eigentlichen Reagensmittel oder geradezu eine Verunreinigung. Im allgemeinen kann von der Verwendung solcher Kesselsteinmittel nur abgeraten werden.

Namentlich solche Kesselsteinmittel, deren Menge nur nach der Größe der Heizfläche oder der Anzahl der Pferdestärken des Dampfkessels bemessen werden soll, anstatt nach der Menge und der Beschaffenheit des verdampften Wassers, oder deren Wirkung in einer Lösung des K. bestehen soll, sind als bedenklich, letztere als gefährlich zu bezeichnen, da mit einer Auflösung des K. auch eine Lösung des Eisens der Kessel verbunden sein kann.

Die Beigabe von Unschlitt in das Kesselwasser, um das Anhaften des K. zu erschweren, ist wegen des schädlichen Einflusses der Fettsäure auf das Eisen und wegen des Wasserschäumens strengstens zu vermeiden.

Empfehlenswerter ist das Vorwärmen des Speisewassers, namentlich dann, wenn es hauptsächlich kohlensaure Erdalkalien enthält. Dieses Vorwärmen geschieht entweder in eigentlichen in die Speiseleitung der Kessel eingeschalteten Vorwärmern oder in den sog. Kesselsteinabscheidern (s. d.).

Als bestbewährte Maßnahme zur Verhütung des K., die auch für große Speisewasservorräte, wie sie für die Speisung der Lokomotivkessel vorgehalten werden müssen, mit Vorteil verwendbar ist, dienen aber alle jene Vorrichtungen, die das Wasser reinigen, bevor es in die Kessel kommt.

Es sind dies Einrichtungen, die das Wasser mechanisch in Filtern und nach dem Kalk-Soda-, Kalk-Baryt-, Soda-Regenerativ- und Permutitverfahren chemisch reinigen (s. Speisewasserreinigung).

Literatur: S. Kesselsteinabscheider.

Wehrenfennig.


Kesselsteinabscheider. Einrichtungen zur Abscheidung des Kesselsteins aus dem Kesselspeisewasser, bevor sich letzterer im Kessel verteilen und an dessen Wandungen anhängen kann.

Die K. sind entweder im Dampfraume oder im Wasserraume oder auch außerhalb des Kessels, dann aber in unmittelbarer Verbindung mit diesem angebracht.

Sie kommen während des Betriebes, u. zw.: durch Vorwärmen des Speisewassers infolge Wärmemitteilung aus dem Dampfe im Dampfraum, aus dem Kesselwasser im Wasserraume und aus in besondere Gefäße zugeleitetem Dampf in Wirksamkeit.

In allen drei Fällen bewirkt die Erwärmung des Speisewassers eine Austreibung der Luft und der Kohlensäure aus diesem und vorwiegend ein Ausfällen der Bicarbonate des Kalkes, der Magnesia, des Eisens und der einfach kohlensauren Magnesia.

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[344/0361] Unter Härte versteht man den Kalk- und Magnesiagehalt des Wassers auf Kalziumoxyd bezogen (1 Teil CaO in 100.000 Teilen Wasser ist gleich 1 Härtegrad). Mit besonderem Vorteil wird man dort, wo eine Kondensation des Abdampfes der Dampfmaschinen zulässig ist, das Kondensationswasser zur Speisung verwenden, vorher jedoch gut von Fett reinigen und mit tunlichst weichem Wasser als Zusatzwasser versehen. Wo man kein weiches Wasser verwenden kann, wird man darauf Bedacht nehmen, in nicht zu großen Zeiträumen die Kessel regelmäßig einer Reinigung durch Auswaschen und Ausklopfen zu unterziehen. Namentlich bei den Röhrenkesseln, die wie die Lokomotivkessel ohne Entfernung der Rohre nicht befahren werden können und bei denen die Feuerbüchsrohrwände besonders gefährdet sind, wird man die Auswaschtermine möglichst kürzen und wird darauf bedacht sein, die Kesselsteinbildung in eine Schlammbildung umzuwandeln, die kesselsteinbildenden Stoffe also im Kessel in lockerer Form auszufällen, damit sie leichter als Schlamm ausgewaschen werden können. Es geschieht dies durch Beigabe von Soda, zuweilen auch von Ätznatron, welche Mittel entweder dem Wasser in den Speisewasserbehältern oder dem Tenderwasser zugesetzt, oder unmittelbar in den Kessel eingebracht werden, wie in den Schlammfängern (s. Kesselsteinabscheider). Kalkhydrat (Ätzkalk) darf dabei nicht verwendet werden, weil durch dieses die Niederschläge im Kessel bedeutend vermehrt würden, indem zu dem herausgefällten einfach-kohlensauren Kalke und dem Magnesiumhydrooxyd noch der aus der halbgebundenen Kohlensäure und dem Kalkhydrat entstehende einfach-kohlensaure Kalk hinzukäme. Auch andere Mittel dienen zur Verhinderung des festen Anhaftens des K., wie Anstriche mit Mineralölpräparaten, ammoniakfreiem Teer, Graphit oder Beigabe von Petroleum, Leinsamenabkochung (Brimsches Verfahren), Gerbstoffen, Stärke, Glyzerin, Kartoffeln zum Kesselwasser. Meist hat man aber dabei kein zufriedenstellendes Ergebnis gehabt. Ebensowenig rationell sind die sog. Kesselsteinmittel, die manchmal sogar zum Schaden des Kesselbesitzers und der Kessel selbst führen. Die meisten dieser Kesselsteinmittel enthalten als wirksamen Bestandteil Soda oder Ätznatron. Das übrige ist gewöhnlich eine beabsichtigte Verhüllung dieser eigentlichen Reagensmittel oder geradezu eine Verunreinigung. Im allgemeinen kann von der Verwendung solcher Kesselsteinmittel nur abgeraten werden. Namentlich solche Kesselsteinmittel, deren Menge nur nach der Größe der Heizfläche oder der Anzahl der Pferdestärken des Dampfkessels bemessen werden soll, anstatt nach der Menge und der Beschaffenheit des verdampften Wassers, oder deren Wirkung in einer Lösung des K. bestehen soll, sind als bedenklich, letztere als gefährlich zu bezeichnen, da mit einer Auflösung des K. auch eine Lösung des Eisens der Kessel verbunden sein kann. Die Beigabe von Unschlitt in das Kesselwasser, um das Anhaften des K. zu erschweren, ist wegen des schädlichen Einflusses der Fettsäure auf das Eisen und wegen des Wasserschäumens strengstens zu vermeiden. Empfehlenswerter ist das Vorwärmen des Speisewassers, namentlich dann, wenn es hauptsächlich kohlensaure Erdalkalien enthält. Dieses Vorwärmen geschieht entweder in eigentlichen in die Speiseleitung der Kessel eingeschalteten Vorwärmern oder in den sog. Kesselsteinabscheidern (s. d.). Als bestbewährte Maßnahme zur Verhütung des K., die auch für große Speisewasservorräte, wie sie für die Speisung der Lokomotivkessel vorgehalten werden müssen, mit Vorteil verwendbar ist, dienen aber alle jene Vorrichtungen, die das Wasser reinigen, bevor es in die Kessel kommt. Es sind dies Einrichtungen, die das Wasser mechanisch in Filtern und nach dem Kalk-Soda-, Kalk-Baryt-, Soda-Regenerativ- und Permutitverfahren chemisch reinigen (s. Speisewasserreinigung). Literatur: S. Kesselsteinabscheider. Wehrenfennig. Kesselsteinabscheider. Einrichtungen zur Abscheidung des Kesselsteins aus dem Kesselspeisewasser, bevor sich letzterer im Kessel verteilen und an dessen Wandungen anhängen kann. Die K. sind entweder im Dampfraume oder im Wasserraume oder auch außerhalb des Kessels, dann aber in unmittelbarer Verbindung mit diesem angebracht. Sie kommen während des Betriebes, u. zw.: durch Vorwärmen des Speisewassers infolge Wärmemitteilung aus dem Dampfe im Dampfraum, aus dem Kesselwasser im Wasserraume und aus in besondere Gefäße zugeleitetem Dampf in Wirksamkeit. In allen drei Fällen bewirkt die Erwärmung des Speisewassers eine Austreibung der Luft und der Kohlensäure aus diesem und vorwiegend ein Ausfällen der Bicarbonate des Kalkes, der Magnesia, des Eisens und der einfach kohlensauren Magnesia.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/361>, abgerufen am 22.11.2024.