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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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Lokomotive als Ersatz der gestörten Luftdruckanlage verwendet werden.

Bereits im Jahre 1873 wurde von der Firma Schnabel & Hennig in Bruchsal auf der Weltausstellung in Wien ein Druckwasserstellwerk ausgestellt, bei dem zur Stellung einer Weiche 2 Rohrleitungen vorhanden waren. Die Hinbewegung der Weiche wurde durch Eintritt des Druckwassers in das eine Rohr erzielt, wobei das andere die Rückleitung bildete; die Rückbewegung der Weiche wurde durch Druckwassereintritt in das andere Rohr bewirkt. Für die Signalstellung waren zur Hinleitung des Druckwassers zum Signal so viele Rohre angeordnet, als Fahrstraßen vorhanden waren, und ein gemeinsames Rückleitungsrohr. Die Hinleitungen führten über alle Weichen der Fahrstraße und betätigten das Signal nur bei richtiger Stellung der Weichen und nachdem sie diese verriegelt hatten. Zur Erhöhung der Sicherheit der Weichenfesthaltung wurde bei Fahrtstellung des Signals auch noch der Druck in den Leitungen erhöht.

Für Betriebsanlagen wurden solche Druckwasserstellwerke in Deutschland selten ausgeführt. Wohl aber sind ähnliche Druckwasserstellwerke in Italien (z. B. 1884 von Bianchi und Servattas), in Spanien, Südrußland, Frankreich und Amerika hergestellt. Sie sind nur in Ländern mit mildem Klima verwendbar, haben aber, da elektrische und Luftdruckstellwerke zuverlässiger und billiger sind, keine weitere Verbreitung gefunden.

Im Jahre 1883 stellte George Westinghouse in Nordamerika ein Druckluftstellwerk her, bei dem 3 Rohrleitungen nach jeder Weiche führten: ein Rohr dauernd gefüllt mit der Druckluft zum Stellen der Weiche und 2 Rohre zur abwechselnden Hinführung der Steuerdruckluft nach dem im Weichenantrieb befindlichen Steuerkolben, der die Stelldruckluft auf die eine oder andere Seite des Kolbens des Stellzylinders leitete. Die Steuerdruckluft ging dabei bei jeder Weichenumstellung verloren.

Da diese Druckluftsteuerung zu langsam arbeitete, wurde sie vom Erfinder schon im folgenden Jahre durch eine Druckflüssigkeitssteuerung (zunächst Alkohol, später Kalziumchlorid) und im Jahre 1892 durch eine elektrische Steuerung ersetzt.

Diese elektrisch gesteuerten Druckluftstellwerke wurden zuerst in Amerika und England, dann auch in Deutschland ausgeführt und werden auch heute in nicht unbeträchtlicher Zahl hergestellt.

In Deutschland baut die Firma C. Stahmer & Co. in Georgsmarienhütte bei Osnabrück Hochdruckluftstellwerke mit rd. 4 Atm. Pressung.

Ein Mitteldruckluftstellwerk (rund 3 Atm.) wird von der Bruchsaler Maschinenfabrik und ein Niederdruckluftstellwerk von Scheidt & Bach in München-Gladbach gebaut. Die Bruchsaler Maschinenfabrik verwendet neuerdings kolbenlose Druckluftantriebe.

Die ersten Versuche, Elektrizität zum Stellen der Weichen und Signale zu verwenden, wurden 1887 in Frankreich von Depres (mit 2 Solenoiden) und von Sartiaux: (mit sich drehenden Motoren) gemacht und in Amerika von der Wharton Switch Company (auch mit Motoren). Diese Versuche wurden jedoch vor Erreichung einer praktisch verwendbaren Bauart abgebrochen. In der Folge kamen andere bessere Bauarten, so z. B. 1891 die Anlage von Ducousso und Rodary in Frankreich, 1900 das System Tailor und später das System der Union Switch & Signal Co. in Amerika sowie das Crewe-System von Webb & Thompson in England.

In Österreich brachte erst die 1893 auf dem Westbahnhofe in Wien ausgeführte Versuchsanlage der Firma Siemens & Halske eine Ausführungsform, die den hier gestellten Ansprüchen genügte. Nachdem 1894 die erste größere Anlage in Prerau, einer Station der früheren Kaiser-Ferdinand-Nordbahn, hergestellt war, haben die elektrischen K. weite Verwendung gefunden, so daß jetzt Hunderte von elektrischen Stellwerken im Betriebe sind. Bei den preußischen StB. allein sind 1914 über 200 elektrische Stellwerke mit zusammen über 10.000 Motoren im Betrieb; außerdem aber auch zahlreich in Österreich, Dänemark, Rußland, England und Belgien. In Deutschland stellen neben der Firma Siemens & Halske auch die Firmen Jüdel & Co. in Braunschweig und die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft (AEG.) in Berlin elektrische Stellwerke her. Die Firma Jüdel & Co. verwendet dasselbe Schalterwerk wie Siemens & Halske, aber abweichende Formen für die Antriebe der Weichen und Signale. Die AEG. verwendet ein anderes Schalterwerk und andere Antriebe. Die Signalantriebe sind bei ihr als Solenoidantriebe ausgebildet.

II. Beschreibung von Kraftstellwerken.

Als Beispiel eines elektrischen Stellwerks soll das der Bauart Siemens & Halske in Berlin, als Beispiel eines elektrisch gesteuerten Druckluftstellwerks soll das der Bauart C. Stahmer & Co. in Georgsmarienhütte beschrieben werden; beide in ihren neuesten Ausführungsformen und Schaltungen.

Lokomotive als Ersatz der gestörten Luftdruckanlage verwendet werden.

Bereits im Jahre 1873 wurde von der Firma Schnabel & Hennig in Bruchsal auf der Weltausstellung in Wien ein Druckwasserstellwerk ausgestellt, bei dem zur Stellung einer Weiche 2 Rohrleitungen vorhanden waren. Die Hinbewegung der Weiche wurde durch Eintritt des Druckwassers in das eine Rohr erzielt, wobei das andere die Rückleitung bildete; die Rückbewegung der Weiche wurde durch Druckwassereintritt in das andere Rohr bewirkt. Für die Signalstellung waren zur Hinleitung des Druckwassers zum Signal so viele Rohre angeordnet, als Fahrstraßen vorhanden waren, und ein gemeinsames Rückleitungsrohr. Die Hinleitungen führten über alle Weichen der Fahrstraße und betätigten das Signal nur bei richtiger Stellung der Weichen und nachdem sie diese verriegelt hatten. Zur Erhöhung der Sicherheit der Weichenfesthaltung wurde bei Fahrtstellung des Signals auch noch der Druck in den Leitungen erhöht.

Für Betriebsanlagen wurden solche Druckwasserstellwerke in Deutschland selten ausgeführt. Wohl aber sind ähnliche Druckwasserstellwerke in Italien (z. B. 1884 von Bianchi und Servattas), in Spanien, Südrußland, Frankreich und Amerika hergestellt. Sie sind nur in Ländern mit mildem Klima verwendbar, haben aber, da elektrische und Luftdruckstellwerke zuverlässiger und billiger sind, keine weitere Verbreitung gefunden.

Im Jahre 1883 stellte George Westinghouse in Nordamerika ein Druckluftstellwerk her, bei dem 3 Rohrleitungen nach jeder Weiche führten: ein Rohr dauernd gefüllt mit der Druckluft zum Stellen der Weiche und 2 Rohre zur abwechselnden Hinführung der Steuerdruckluft nach dem im Weichenantrieb befindlichen Steuerkolben, der die Stelldruckluft auf die eine oder andere Seite des Kolbens des Stellzylinders leitete. Die Steuerdruckluft ging dabei bei jeder Weichenumstellung verloren.

Da diese Druckluftsteuerung zu langsam arbeitete, wurde sie vom Erfinder schon im folgenden Jahre durch eine Druckflüssigkeitssteuerung (zunächst Alkohol, später Kalziumchlorid) und im Jahre 1892 durch eine elektrische Steuerung ersetzt.

Diese elektrisch gesteuerten Druckluftstellwerke wurden zuerst in Amerika und England, dann auch in Deutschland ausgeführt und werden auch heute in nicht unbeträchtlicher Zahl hergestellt.

In Deutschland baut die Firma C. Stahmer & Co. in Georgsmarienhütte bei Osnabrück Hochdruckluftstellwerke mit rd. 4 Atm. Pressung.

Ein Mitteldruckluftstellwerk (rund 3 Atm.) wird von der Bruchsaler Maschinenfabrik und ein Niederdruckluftstellwerk von Scheidt & Bach in München-Gladbach gebaut. Die Bruchsaler Maschinenfabrik verwendet neuerdings kolbenlose Druckluftantriebe.

Die ersten Versuche, Elektrizität zum Stellen der Weichen und Signale zu verwenden, wurden 1887 in Frankreich von Deprès (mit 2 Solenoiden) und von Sartiaux: (mit sich drehenden Motoren) gemacht und in Amerika von der Wharton Switch Company (auch mit Motoren). Diese Versuche wurden jedoch vor Erreichung einer praktisch verwendbaren Bauart abgebrochen. In der Folge kamen andere bessere Bauarten, so z. B. 1891 die Anlage von Ducousso und Rodary in Frankreich, 1900 das System Tailor und später das System der Union Switch & Signal Co. in Amerika sowie das Crewe-System von Webb & Thompson in England.

In Österreich brachte erst die 1893 auf dem Westbahnhofe in Wien ausgeführte Versuchsanlage der Firma Siemens & Halske eine Ausführungsform, die den hier gestellten Ansprüchen genügte. Nachdem 1894 die erste größere Anlage in Prerau, einer Station der früheren Kaiser-Ferdinand-Nordbahn, hergestellt war, haben die elektrischen K. weite Verwendung gefunden, so daß jetzt Hunderte von elektrischen Stellwerken im Betriebe sind. Bei den preußischen StB. allein sind 1914 über 200 elektrische Stellwerke mit zusammen über 10.000 Motoren im Betrieb; außerdem aber auch zahlreich in Österreich, Dänemark, Rußland, England und Belgien. In Deutschland stellen neben der Firma Siemens & Halske auch die Firmen Jüdel & Co. in Braunschweig und die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft (AEG.) in Berlin elektrische Stellwerke her. Die Firma Jüdel & Co. verwendet dasselbe Schalterwerk wie Siemens & Halske, aber abweichende Formen für die Antriebe der Weichen und Signale. Die AEG. verwendet ein anderes Schalterwerk und andere Antriebe. Die Signalantriebe sind bei ihr als Solenoidantriebe ausgebildet.

II. Beschreibung von Kraftstellwerken.

Als Beispiel eines elektrischen Stellwerks soll das der Bauart Siemens & Halske in Berlin, als Beispiel eines elektrisch gesteuerten Druckluftstellwerks soll das der Bauart C. Stahmer & Co. in Georgsmarienhütte beschrieben werden; beide in ihren neuesten Ausführungsformen und Schaltungen.

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[419/0436] Lokomotive als Ersatz der gestörten Luftdruckanlage verwendet werden. Bereits im Jahre 1873 wurde von der Firma Schnabel & Hennig in Bruchsal auf der Weltausstellung in Wien ein Druckwasserstellwerk ausgestellt, bei dem zur Stellung einer Weiche 2 Rohrleitungen vorhanden waren. Die Hinbewegung der Weiche wurde durch Eintritt des Druckwassers in das eine Rohr erzielt, wobei das andere die Rückleitung bildete; die Rückbewegung der Weiche wurde durch Druckwassereintritt in das andere Rohr bewirkt. Für die Signalstellung waren zur Hinleitung des Druckwassers zum Signal so viele Rohre angeordnet, als Fahrstraßen vorhanden waren, und ein gemeinsames Rückleitungsrohr. Die Hinleitungen führten über alle Weichen der Fahrstraße und betätigten das Signal nur bei richtiger Stellung der Weichen und nachdem sie diese verriegelt hatten. Zur Erhöhung der Sicherheit der Weichenfesthaltung wurde bei Fahrtstellung des Signals auch noch der Druck in den Leitungen erhöht. Für Betriebsanlagen wurden solche Druckwasserstellwerke in Deutschland selten ausgeführt. Wohl aber sind ähnliche Druckwasserstellwerke in Italien (z. B. 1884 von Bianchi und Servattas), in Spanien, Südrußland, Frankreich und Amerika hergestellt. Sie sind nur in Ländern mit mildem Klima verwendbar, haben aber, da elektrische und Luftdruckstellwerke zuverlässiger und billiger sind, keine weitere Verbreitung gefunden. Im Jahre 1883 stellte George Westinghouse in Nordamerika ein Druckluftstellwerk her, bei dem 3 Rohrleitungen nach jeder Weiche führten: ein Rohr dauernd gefüllt mit der Druckluft zum Stellen der Weiche und 2 Rohre zur abwechselnden Hinführung der Steuerdruckluft nach dem im Weichenantrieb befindlichen Steuerkolben, der die Stelldruckluft auf die eine oder andere Seite des Kolbens des Stellzylinders leitete. Die Steuerdruckluft ging dabei bei jeder Weichenumstellung verloren. Da diese Druckluftsteuerung zu langsam arbeitete, wurde sie vom Erfinder schon im folgenden Jahre durch eine Druckflüssigkeitssteuerung (zunächst Alkohol, später Kalziumchlorid) und im Jahre 1892 durch eine elektrische Steuerung ersetzt. Diese elektrisch gesteuerten Druckluftstellwerke wurden zuerst in Amerika und England, dann auch in Deutschland ausgeführt und werden auch heute in nicht unbeträchtlicher Zahl hergestellt. In Deutschland baut die Firma C. Stahmer & Co. in Georgsmarienhütte bei Osnabrück Hochdruckluftstellwerke mit rd. 4 Atm. Pressung. Ein Mitteldruckluftstellwerk (rund 3 Atm.) wird von der Bruchsaler Maschinenfabrik und ein Niederdruckluftstellwerk von Scheidt & Bach in München-Gladbach gebaut. Die Bruchsaler Maschinenfabrik verwendet neuerdings kolbenlose Druckluftantriebe. Die ersten Versuche, Elektrizität zum Stellen der Weichen und Signale zu verwenden, wurden 1887 in Frankreich von Deprès (mit 2 Solenoiden) und von Sartiaux: (mit sich drehenden Motoren) gemacht und in Amerika von der Wharton Switch Company (auch mit Motoren). Diese Versuche wurden jedoch vor Erreichung einer praktisch verwendbaren Bauart abgebrochen. In der Folge kamen andere bessere Bauarten, so z. B. 1891 die Anlage von Ducousso und Rodary in Frankreich, 1900 das System Tailor und später das System der Union Switch & Signal Co. in Amerika sowie das Crewe-System von Webb & Thompson in England. In Österreich brachte erst die 1893 auf dem Westbahnhofe in Wien ausgeführte Versuchsanlage der Firma Siemens & Halske eine Ausführungsform, die den hier gestellten Ansprüchen genügte. Nachdem 1894 die erste größere Anlage in Prerau, einer Station der früheren Kaiser-Ferdinand-Nordbahn, hergestellt war, haben die elektrischen K. weite Verwendung gefunden, so daß jetzt Hunderte von elektrischen Stellwerken im Betriebe sind. Bei den preußischen StB. allein sind 1914 über 200 elektrische Stellwerke mit zusammen über 10.000 Motoren im Betrieb; außerdem aber auch zahlreich in Österreich, Dänemark, Rußland, England und Belgien. In Deutschland stellen neben der Firma Siemens & Halske auch die Firmen Jüdel & Co. in Braunschweig und die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft (AEG.) in Berlin elektrische Stellwerke her. Die Firma Jüdel & Co. verwendet dasselbe Schalterwerk wie Siemens & Halske, aber abweichende Formen für die Antriebe der Weichen und Signale. Die AEG. verwendet ein anderes Schalterwerk und andere Antriebe. Die Signalantriebe sind bei ihr als Solenoidantriebe ausgebildet. II. Beschreibung von Kraftstellwerken. Als Beispiel eines elektrischen Stellwerks soll das der Bauart Siemens & Halske in Berlin, als Beispiel eines elektrisch gesteuerten Druckluftstellwerks soll das der Bauart C. Stahmer & Co. in Georgsmarienhütte beschrieben werden; beide in ihren neuesten Ausführungsformen und Schaltungen.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/436>, abgerufen am 22.11.2024.