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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.

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wirkt, und die Geschwindigkeit, mit der sie gesteigert wird.

Als wichtigste Probe gilt bei den Metallen die Zugprobe. Durch den Zugversuch werden bestimmt: die Elastizitäts-, Proportions-, Streckgrenze und die Zugfestigkeit. Man ermittelt ferner an den Bruchstücken des Stabes die auf eine bestimmte (zur Querschnittsgröße in Beziehung stehende) Länge des Stabes bezogene Verlängerung (Bruchdehnung) und an den Bruchstellen den Querschnittsverlust gegenüber den Abmessungen vor Beginn des Versuchs (Einschnürung). Elastizitäts- und Proportionsgrenze sowie der Elastizitätsmodul werden mit Präzisionsinstrumenten, den sog. Spiegelapparaten, bestimmt. Die Überschreitung der Streckgrenze kann durch direktes Ausmessen und auch durch Thermoelemente beobachtet werden.

Zur Bestimmung des Druckversuchs benutzt man hydraulische Pressen, zwischen deren Druckplatten der zu prüfende Körper (meist ein Würfel oder ein gleichseitiger Zylinder) gestellt wird. Eine der Platten ist kugelig gelagert, so daß sie sich den Druckflächen des Probekörpers anpassen kann, wenn diese zwar eben, aber zueinander nicht parallel sind. Was als Druckfestigkeit von Gesteinen und hydraulischen Bindemitteln angegeben wird, bezieht sich auf würfelförmige Probekörper und nicht geschmierte Druckkörper; durch Schmierung der Druckflächen kann man bei Steinen den Bruch mit der halben Last erreichen, die bei ungeschmierten Druckflächen erforderlich ist.

Für spröde Körper liefert der Biegeversuch ein verläßlicheres Maß für die Kohäsion als der Zugversuch, da solche Körper gegen kleine Exzentrizitäten, wie sie bei der Einspannung der Zugkörper in die Zerreißmaschine unvermeidlich sind, sich sehr empfindlich zeigen. Auch die Sprödigkeit des Materials wird durch Biegeproben, zumal wenn die Probestücke gekerbt werden, viel sicherer angezeigt als durch Zugproben.

Die verschiedenen Erprobungen, wie Zug-, Druck-, Biege- und Scherversuche, lassen sich nicht nur "statisch", das ist bei kleinen Formänderungsgeschwindigkeiten, sondern auch bei großen, also "dynamisch" vornehmen. Für dynamische Beanspruchungen, wie sie gerade im Eisenbahnwesen häufig sind, ist die Bewertung der Baustoffe nach den durch statische Proben erhaltenen Wertziffern unzulänglich. Eisenstäbe, die so spröde sind, daß sie durch schwache Schläge zerbrochen werden können, zeigen ganz schöne Festigkeiten und Dehnungen. Für die dynamischen Proben verwendet man Schlagwerke oder Pendelhämmer.

Die Prüfung der Härte (Schienen) wird nach der Brinellschen Eindruckprobe vorgenommen. Da bei ähnlichen Metallsorten die Härteziffer annähernd proportional ist der Zugfestigkeit, so gestatten einzelne Eisenbahnverwaltungen, die Zugversuche zum Teil durch Kugeldruckproben zu ersetzen. Zur Homogenitätsprüfung ist die Brinellprobe sehr geeignet, ebenso wie die - vielleicht noch bequemere - Messung des Rücksprungs eines auf die zu erprobende Fläche fallenden Fallgewichts mit dem Skleroskop von Shore. Eine andere Art der Härtebestimmung ist die durch Ermittlung des spezifischen Kraft-, bzw. Arbeitsaufwandes beim Bohren (Bohrhärte). Besonders zur Prüfung des Gesteins hat sich diese Methode mehrfach eingebürgert. Bei Härtebestimmungen von Gußeisen hat man gelegentlich die Methode der. Wirkungsart der Stoßbohrer angepaßt und die Bohrung stoßweise mit jedesmaliger ruckweiser Drehung der Bohrschneide durchgeführt. Für den Fortschritt des Stollenvortriebs im Tunnelbau ist die Kenntnis der Bohrhärten von größter Bedeutung.

Zur Bestimmung der Abnutzung (Schienen, Randbandagen, Bremsklötze) hat man verschiedene Maschinen (Derihon, Amsler) gebaut und gefunden, daß die Härteziffer keinen Anhaltspunkt für die Beurteilung der Abnutzbarkeit bietet. Während z. B. bei Flußeisen (Schienenstahl) die Streckgrenze, Härte und Zugfestigkeit wesentlich mit dem Kohlenstoffgehalt - wenigstens bis 0·9% Kohlenstoff - steigt, ist die Abnutzbarkeit innerhalb weiter Grenzen vom Kohlenstoffgehalt unabhängig. Zusätze von Mangan, Silizium und Chrom vermindern die Abnutzung bedeutend.

Als die wirtschaftlichen Vorteile des hochgespannten und überdies hoch überhitzten Dampfes gegenüber dem niedriggespannten und nassen Dampf bekannt wurden, ergab sich für die Materialprüfung die Aufgabe, das Verhalten der Metalle bei hohen Temperaturen zu prüfen, und man baute eine Reihe von Apparaten, die dies ermöglichten.

Die durch das Eisenbahnwesen angeregten Versuche bei millionenfach wiederholten Inanspruchnahmen haben ergeben, daß es für jedes Material eine Grenze gibt, innerhalb der es ungezählte Beanspruchungen und Entlastungen verträgt, innerhalb der es nicht "ermüdet". Krupp in Essen hat eine Materialprüfungsmaschine gebaut, bei der eingedrehte Rundstäbe stoßweise auf Biegung beansprucht werden. Nach jedem Schlag wird der Stab automatisch um 180° gedreht. Die Anzahl der Schläge bis zum Bruch gilt als Qualitätsziffer. Für Eisenbahn- und

wirkt, und die Geschwindigkeit, mit der sie gesteigert wird.

Als wichtigste Probe gilt bei den Metallen die Zugprobe. Durch den Zugversuch werden bestimmt: die Elastizitäts-, Proportions-, Streckgrenze und die Zugfestigkeit. Man ermittelt ferner an den Bruchstücken des Stabes die auf eine bestimmte (zur Querschnittsgröße in Beziehung stehende) Länge des Stabes bezogene Verlängerung (Bruchdehnung) und an den Bruchstellen den Querschnittsverlust gegenüber den Abmessungen vor Beginn des Versuchs (Einschnürung). Elastizitäts- und Proportionsgrenze sowie der Elastizitätsmodul werden mit Präzisionsinstrumenten, den sog. Spiegelapparaten, bestimmt. Die Überschreitung der Streckgrenze kann durch direktes Ausmessen und auch durch Thermoelemente beobachtet werden.

Zur Bestimmung des Druckversuchs benutzt man hydraulische Pressen, zwischen deren Druckplatten der zu prüfende Körper (meist ein Würfel oder ein gleichseitiger Zylinder) gestellt wird. Eine der Platten ist kugelig gelagert, so daß sie sich den Druckflächen des Probekörpers anpassen kann, wenn diese zwar eben, aber zueinander nicht parallel sind. Was als Druckfestigkeit von Gesteinen und hydraulischen Bindemitteln angegeben wird, bezieht sich auf würfelförmige Probekörper und nicht geschmierte Druckkörper; durch Schmierung der Druckflächen kann man bei Steinen den Bruch mit der halben Last erreichen, die bei ungeschmierten Druckflächen erforderlich ist.

Für spröde Körper liefert der Biegeversuch ein verläßlicheres Maß für die Kohäsion als der Zugversuch, da solche Körper gegen kleine Exzentrizitäten, wie sie bei der Einspannung der Zugkörper in die Zerreißmaschine unvermeidlich sind, sich sehr empfindlich zeigen. Auch die Sprödigkeit des Materials wird durch Biegeproben, zumal wenn die Probestücke gekerbt werden, viel sicherer angezeigt als durch Zugproben.

Die verschiedenen Erprobungen, wie Zug-, Druck-, Biege- und Scherversuche, lassen sich nicht nur „statisch“, das ist bei kleinen Formänderungsgeschwindigkeiten, sondern auch bei großen, also „dynamisch“ vornehmen. Für dynamische Beanspruchungen, wie sie gerade im Eisenbahnwesen häufig sind, ist die Bewertung der Baustoffe nach den durch statische Proben erhaltenen Wertziffern unzulänglich. Eisenstäbe, die so spröde sind, daß sie durch schwache Schläge zerbrochen werden können, zeigen ganz schöne Festigkeiten und Dehnungen. Für die dynamischen Proben verwendet man Schlagwerke oder Pendelhämmer.

Die Prüfung der Härte (Schienen) wird nach der Brinellschen Eindruckprobe vorgenommen. Da bei ähnlichen Metallsorten die Härteziffer annähernd proportional ist der Zugfestigkeit, so gestatten einzelne Eisenbahnverwaltungen, die Zugversuche zum Teil durch Kugeldruckproben zu ersetzen. Zur Homogenitätsprüfung ist die Brinellprobe sehr geeignet, ebenso wie die – vielleicht noch bequemere – Messung des Rücksprungs eines auf die zu erprobende Fläche fallenden Fallgewichts mit dem Skleroskop von Shore. Eine andere Art der Härtebestimmung ist die durch Ermittlung des spezifischen Kraft-, bzw. Arbeitsaufwandes beim Bohren (Bohrhärte). Besonders zur Prüfung des Gesteins hat sich diese Methode mehrfach eingebürgert. Bei Härtebestimmungen von Gußeisen hat man gelegentlich die Methode der. Wirkungsart der Stoßbohrer angepaßt und die Bohrung stoßweise mit jedesmaliger ruckweiser Drehung der Bohrschneide durchgeführt. Für den Fortschritt des Stollenvortriebs im Tunnelbau ist die Kenntnis der Bohrhärten von größter Bedeutung.

Zur Bestimmung der Abnutzung (Schienen, Randbandagen, Bremsklötze) hat man verschiedene Maschinen (Derihon, Amsler) gebaut und gefunden, daß die Härteziffer keinen Anhaltspunkt für die Beurteilung der Abnutzbarkeit bietet. Während z. B. bei Flußeisen (Schienenstahl) die Streckgrenze, Härte und Zugfestigkeit wesentlich mit dem Kohlenstoffgehalt – wenigstens bis 0·9% Kohlenstoff – steigt, ist die Abnutzbarkeit innerhalb weiter Grenzen vom Kohlenstoffgehalt unabhängig. Zusätze von Mangan, Silizium und Chrom vermindern die Abnutzung bedeutend.

Als die wirtschaftlichen Vorteile des hochgespannten und überdies hoch überhitzten Dampfes gegenüber dem niedriggespannten und nassen Dampf bekannt wurden, ergab sich für die Materialprüfung die Aufgabe, das Verhalten der Metalle bei hohen Temperaturen zu prüfen, und man baute eine Reihe von Apparaten, die dies ermöglichten.

Die durch das Eisenbahnwesen angeregten Versuche bei millionenfach wiederholten Inanspruchnahmen haben ergeben, daß es für jedes Material eine Grenze gibt, innerhalb der es ungezählte Beanspruchungen und Entlastungen verträgt, innerhalb der es nicht „ermüdet“. Krupp in Essen hat eine Materialprüfungsmaschine gebaut, bei der eingedrehte Rundstäbe stoßweise auf Biegung beansprucht werden. Nach jedem Schlag wird der Stab automatisch um 180° gedreht. Die Anzahl der Schläge bis zum Bruch gilt als Qualitätsziffer. Für Eisenbahn- und

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[251/0266] wirkt, und die Geschwindigkeit, mit der sie gesteigert wird. Als wichtigste Probe gilt bei den Metallen die Zugprobe. Durch den Zugversuch werden bestimmt: die Elastizitäts-, Proportions-, Streckgrenze und die Zugfestigkeit. Man ermittelt ferner an den Bruchstücken des Stabes die auf eine bestimmte (zur Querschnittsgröße in Beziehung stehende) Länge des Stabes bezogene Verlängerung (Bruchdehnung) und an den Bruchstellen den Querschnittsverlust gegenüber den Abmessungen vor Beginn des Versuchs (Einschnürung). Elastizitäts- und Proportionsgrenze sowie der Elastizitätsmodul werden mit Präzisionsinstrumenten, den sog. Spiegelapparaten, bestimmt. Die Überschreitung der Streckgrenze kann durch direktes Ausmessen und auch durch Thermoelemente beobachtet werden. Zur Bestimmung des Druckversuchs benutzt man hydraulische Pressen, zwischen deren Druckplatten der zu prüfende Körper (meist ein Würfel oder ein gleichseitiger Zylinder) gestellt wird. Eine der Platten ist kugelig gelagert, so daß sie sich den Druckflächen des Probekörpers anpassen kann, wenn diese zwar eben, aber zueinander nicht parallel sind. Was als Druckfestigkeit von Gesteinen und hydraulischen Bindemitteln angegeben wird, bezieht sich auf würfelförmige Probekörper und nicht geschmierte Druckkörper; durch Schmierung der Druckflächen kann man bei Steinen den Bruch mit der halben Last erreichen, die bei ungeschmierten Druckflächen erforderlich ist. Für spröde Körper liefert der Biegeversuch ein verläßlicheres Maß für die Kohäsion als der Zugversuch, da solche Körper gegen kleine Exzentrizitäten, wie sie bei der Einspannung der Zugkörper in die Zerreißmaschine unvermeidlich sind, sich sehr empfindlich zeigen. Auch die Sprödigkeit des Materials wird durch Biegeproben, zumal wenn die Probestücke gekerbt werden, viel sicherer angezeigt als durch Zugproben. Die verschiedenen Erprobungen, wie Zug-, Druck-, Biege- und Scherversuche, lassen sich nicht nur „statisch“, das ist bei kleinen Formänderungsgeschwindigkeiten, sondern auch bei großen, also „dynamisch“ vornehmen. Für dynamische Beanspruchungen, wie sie gerade im Eisenbahnwesen häufig sind, ist die Bewertung der Baustoffe nach den durch statische Proben erhaltenen Wertziffern unzulänglich. Eisenstäbe, die so spröde sind, daß sie durch schwache Schläge zerbrochen werden können, zeigen ganz schöne Festigkeiten und Dehnungen. Für die dynamischen Proben verwendet man Schlagwerke oder Pendelhämmer. Die Prüfung der Härte (Schienen) wird nach der Brinellschen Eindruckprobe vorgenommen. Da bei ähnlichen Metallsorten die Härteziffer annähernd proportional ist der Zugfestigkeit, so gestatten einzelne Eisenbahnverwaltungen, die Zugversuche zum Teil durch Kugeldruckproben zu ersetzen. Zur Homogenitätsprüfung ist die Brinellprobe sehr geeignet, ebenso wie die – vielleicht noch bequemere – Messung des Rücksprungs eines auf die zu erprobende Fläche fallenden Fallgewichts mit dem Skleroskop von Shore. Eine andere Art der Härtebestimmung ist die durch Ermittlung des spezifischen Kraft-, bzw. Arbeitsaufwandes beim Bohren (Bohrhärte). Besonders zur Prüfung des Gesteins hat sich diese Methode mehrfach eingebürgert. Bei Härtebestimmungen von Gußeisen hat man gelegentlich die Methode der. Wirkungsart der Stoßbohrer angepaßt und die Bohrung stoßweise mit jedesmaliger ruckweiser Drehung der Bohrschneide durchgeführt. Für den Fortschritt des Stollenvortriebs im Tunnelbau ist die Kenntnis der Bohrhärten von größter Bedeutung. Zur Bestimmung der Abnutzung (Schienen, Randbandagen, Bremsklötze) hat man verschiedene Maschinen (Derihon, Amsler) gebaut und gefunden, daß die Härteziffer keinen Anhaltspunkt für die Beurteilung der Abnutzbarkeit bietet. Während z. B. bei Flußeisen (Schienenstahl) die Streckgrenze, Härte und Zugfestigkeit wesentlich mit dem Kohlenstoffgehalt – wenigstens bis 0·9% Kohlenstoff – steigt, ist die Abnutzbarkeit innerhalb weiter Grenzen vom Kohlenstoffgehalt unabhängig. Zusätze von Mangan, Silizium und Chrom vermindern die Abnutzung bedeutend. Als die wirtschaftlichen Vorteile des hochgespannten und überdies hoch überhitzten Dampfes gegenüber dem niedriggespannten und nassen Dampf bekannt wurden, ergab sich für die Materialprüfung die Aufgabe, das Verhalten der Metalle bei hohen Temperaturen zu prüfen, und man baute eine Reihe von Apparaten, die dies ermöglichten. Die durch das Eisenbahnwesen angeregten Versuche bei millionenfach wiederholten Inanspruchnahmen haben ergeben, daß es für jedes Material eine Grenze gibt, innerhalb der es ungezählte Beanspruchungen und Entlastungen verträgt, innerhalb der es nicht „ermüdet“. Krupp in Essen hat eine Materialprüfungsmaschine gebaut, bei der eingedrehte Rundstäbe stoßweise auf Biegung beansprucht werden. Nach jedem Schlag wird der Stab automatisch um 180° gedreht. Die Anzahl der Schläge bis zum Bruch gilt als Qualitätsziffer. Für Eisenbahn- und

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/266>, abgerufen am 22.11.2024.