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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.

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zunächst ist er betriebssicherer, weil infolge der übersichtlichen Gleisbenutzung die Strecke mit größerer Sicherheit begangen werden kann und die Signalbilder klarer werden. Dann ermöglicht er die Erzielung höchster Leistungsfähigkeit, weil bei Einschaltung der in Abb. 293 eingetragenen Weichenkreuze eine wechselseitige Benutzung der Gleise, die besonders bei Überlastung eines Gleispaares sowie bei Betriebsstörungen in Betracht kommt, ohne Gleiskreuzungen ausgeführt werden kann;
Abb. 295.
auch können hier ohne Behinderung der andern Fahrrichtung Züge auf freier Strecke überholt werden. Ferner läßt sich beim Richtungsbetrieb der Übergang von einer 2gleisigen in eine 4gleisige Strecke (nach Abb. 295) am einfachsten und sichersten ohne Kreuzung herstellen; ein allmählicher und streckenweiser 4gleisiger Ausbau ist daher sehr bequem und einfach auszuführen. Für Durchgangsbahnhöfe (vgl. Abb. 303), ferner Trennungs-, Anschluß- und Kreuzungsbahnhöfe werden beim Richtungsbetrieb die Bahnsteiganlagen im allgemeinen übersichtlicher, für den Betrieb sicherer und - infolge der Möglichkeit des Umsteigens auf dem gleichen Bahnsteig - für den Verkehr bequemer als bei solchen im Linienbetrieb, die aber wieder den Vorteil etwas weniger verwickelter Gleisentwicklungen aufweisen.

Demgegenüber hat der Linienbetrieb aber den großen Vorteil, daß hierbei für jedes zusammengehörige Gleispaar alle Bahnhofsanlagen, wie z. B. Güterbahnhöfe und Kehranlagen, unbehindert von dem andern Gleispaar entwickelt werden können wie bei 2gleisigen Bahnen - ein Vorteil, der besonders bei End- und Kopfstationen lediglich den Linienbetrieb möglich erscheinen läßt.

Auch ist der nachträgliche Ausbau einer 2gleisigen Strecke in eine 4gleisige, wie er so häufig vorkommt, beim Linienbetrieb leichter ausführbar; denn einerseits können hierbei die an der vorhandenen 2gleisigen Strecke erforderlichen Umbauten, besonders in den Bahnhöfen, erheblich geringer werden als beim Richtungsbetrieb, anderseits ist man aber auch beim Linienbetrieb nicht so fest an die Linienführung der vorhandenen 2gleisigen Strecke gebunden und kann dem neuen Gleispaar unbedenklich eine teilweise andere Führung geben, wodurch häufig die Kosten, besonders für den Grunderwerb, eingeschränkt, die Linie verkürzt, die Steigungs- und Krümmungsverhältnisse der Strecke verbessert und mit Vorteil andere Geländeteile aufgeschlossen werden können.

Die Frage, ob besser der Richtungs- oder Linienbetrieb anzuwenden ist, kann nicht allgemein beantwortet werden. Sie ist vielmehr eng mit der Frage der vorhandenen Verkehrsarten verknüpft. Es werden daher im folgenden die wichtigsten vorkommenden Fälle einzeln erörtert werden. Dies sind folgende: 1. Es ist nur Fernverkehr (Personen- und Güterverkehr) vorhanden. 2. Neben dem Personenfernverkehr - und in der Regel auch Güterverkehr - ist auch Nahverkehr Abb. 296.

zu bewältigen; und endlich 3. Es ist lediglich Nahverkehr vorhanden.

1. Fern- (Personen- und Güter-) Verkehr. Die hierfür naheliegendste Verteilung des Verkehrs ist die nach den verschiedenen Zugarten, indem dem einen Gleispaare die Personenzüge und dem andern die Güterzüge zugewiesen werden. Zieht man hierbei zunächst den Richtungsbetrieb mit Rücksicht auf seine allgemeinen Vorteile in Betracht, so läßt er innenliegende Gütergleise (nach Abb. 296) ausführen; dies hat aber den Nachteil, daß die freie Entwicklung


Abb. 297.
der von den Personengleisen umschlossenen Güterbahnhöfe behindert und Umsetzbewegungen zwischen den Personengleisen erschwert sind. Deshalb wird der Richtungsbetrieb nur mit außen liegenden Gütergleisen (nach Abb. 297) ausgeführt, aber auch nur dann, wenn - wie in industriereichen Gegenden, z. B. zwischen Pittsburg und Altoona in den Vereinigten Staaten von Amerika - auf jeder Seite der Bahn Gleisanschlüsse vorhanden sind und deshalb (nach Abb. 297) auch auf jeder Seite ein Güterbahnhof angeordnet wird. Eine größere Bedeutung kommt auch dieser Betriebsführung in Deutschland nicht zu, weil sie neben den allgemeinen Nachteilen zweier getrennter Bahnhöfe den Mangel aufweist, daß bei Verschiebebewegungen zwischen den äußeren Hauptgütergleisen die innenliegenden Personengleise allerdings stets gekreuzt werden müssen.

Dagegen kann der Richtungsbetrieb bei Personenfern- und Güterverkehr dem Linienbetrieb

zunächst ist er betriebssicherer, weil infolge der übersichtlichen Gleisbenutzung die Strecke mit größerer Sicherheit begangen werden kann und die Signalbilder klarer werden. Dann ermöglicht er die Erzielung höchster Leistungsfähigkeit, weil bei Einschaltung der in Abb. 293 eingetragenen Weichenkreuze eine wechselseitige Benutzung der Gleise, die besonders bei Überlastung eines Gleispaares sowie bei Betriebsstörungen in Betracht kommt, ohne Gleiskreuzungen ausgeführt werden kann;
Abb. 295.
auch können hier ohne Behinderung der andern Fahrrichtung Züge auf freier Strecke überholt werden. Ferner läßt sich beim Richtungsbetrieb der Übergang von einer 2gleisigen in eine 4gleisige Strecke (nach Abb. 295) am einfachsten und sichersten ohne Kreuzung herstellen; ein allmählicher und streckenweiser 4gleisiger Ausbau ist daher sehr bequem und einfach auszuführen. Für Durchgangsbahnhöfe (vgl. Abb. 303), ferner Trennungs-, Anschluß- und Kreuzungsbahnhöfe werden beim Richtungsbetrieb die Bahnsteiganlagen im allgemeinen übersichtlicher, für den Betrieb sicherer und – infolge der Möglichkeit des Umsteigens auf dem gleichen Bahnsteig – für den Verkehr bequemer als bei solchen im Linienbetrieb, die aber wieder den Vorteil etwas weniger verwickelter Gleisentwicklungen aufweisen.

Demgegenüber hat der Linienbetrieb aber den großen Vorteil, daß hierbei für jedes zusammengehörige Gleispaar alle Bahnhofsanlagen, wie z. B. Güterbahnhöfe und Kehranlagen, unbehindert von dem andern Gleispaar entwickelt werden können wie bei 2gleisigen Bahnen – ein Vorteil, der besonders bei End- und Kopfstationen lediglich den Linienbetrieb möglich erscheinen läßt.

Auch ist der nachträgliche Ausbau einer 2gleisigen Strecke in eine 4gleisige, wie er so häufig vorkommt, beim Linienbetrieb leichter ausführbar; denn einerseits können hierbei die an der vorhandenen 2gleisigen Strecke erforderlichen Umbauten, besonders in den Bahnhöfen, erheblich geringer werden als beim Richtungsbetrieb, anderseits ist man aber auch beim Linienbetrieb nicht so fest an die Linienführung der vorhandenen 2gleisigen Strecke gebunden und kann dem neuen Gleispaar unbedenklich eine teilweise andere Führung geben, wodurch häufig die Kosten, besonders für den Grunderwerb, eingeschränkt, die Linie verkürzt, die Steigungs- und Krümmungsverhältnisse der Strecke verbessert und mit Vorteil andere Geländeteile aufgeschlossen werden können.

Die Frage, ob besser der Richtungs- oder Linienbetrieb anzuwenden ist, kann nicht allgemein beantwortet werden. Sie ist vielmehr eng mit der Frage der vorhandenen Verkehrsarten verknüpft. Es werden daher im folgenden die wichtigsten vorkommenden Fälle einzeln erörtert werden. Dies sind folgende: 1. Es ist nur Fernverkehr (Personen- und Güterverkehr) vorhanden. 2. Neben dem Personenfernverkehr – und in der Regel auch Güterverkehr – ist auch Nahverkehr Abb. 296.

zu bewältigen; und endlich 3. Es ist lediglich Nahverkehr vorhanden.

1. Fern- (Personen- und Güter-) Verkehr. Die hierfür naheliegendste Verteilung des Verkehrs ist die nach den verschiedenen Zugarten, indem dem einen Gleispaare die Personenzüge und dem andern die Güterzüge zugewiesen werden. Zieht man hierbei zunächst den Richtungsbetrieb mit Rücksicht auf seine allgemeinen Vorteile in Betracht, so läßt er innenliegende Gütergleise (nach Abb. 296) ausführen; dies hat aber den Nachteil, daß die freie Entwicklung


Abb. 297.
der von den Personengleisen umschlossenen Güterbahnhöfe behindert und Umsetzbewegungen zwischen den Personengleisen erschwert sind. Deshalb wird der Richtungsbetrieb nur mit außen liegenden Gütergleisen (nach Abb. 297) ausgeführt, aber auch nur dann, wenn – wie in industriereichen Gegenden, z. B. zwischen Pittsburg und Altoona in den Vereinigten Staaten von Amerika – auf jeder Seite der Bahn Gleisanschlüsse vorhanden sind und deshalb (nach Abb. 297) auch auf jeder Seite ein Güterbahnhof angeordnet wird. Eine größere Bedeutung kommt auch dieser Betriebsführung in Deutschland nicht zu, weil sie neben den allgemeinen Nachteilen zweier getrennter Bahnhöfe den Mangel aufweist, daß bei Verschiebebewegungen zwischen den äußeren Hauptgütergleisen die innenliegenden Personengleise allerdings stets gekreuzt werden müssen.

Dagegen kann der Richtungsbetrieb bei Personenfern- und Güterverkehr dem Linienbetrieb

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[261/0276] zunächst ist er betriebssicherer, weil infolge der übersichtlichen Gleisbenutzung die Strecke mit größerer Sicherheit begangen werden kann und die Signalbilder klarer werden. Dann ermöglicht er die Erzielung höchster Leistungsfähigkeit, weil bei Einschaltung der in Abb. 293 eingetragenen Weichenkreuze eine wechselseitige Benutzung der Gleise, die besonders bei Überlastung eines Gleispaares sowie bei Betriebsstörungen in Betracht kommt, ohne Gleiskreuzungen ausgeführt werden kann; [Abbildung Abb. 295. ] auch können hier ohne Behinderung der andern Fahrrichtung Züge auf freier Strecke überholt werden. Ferner läßt sich beim Richtungsbetrieb der Übergang von einer 2gleisigen in eine 4gleisige Strecke (nach Abb. 295) am einfachsten und sichersten ohne Kreuzung herstellen; ein allmählicher und streckenweiser 4gleisiger Ausbau ist daher sehr bequem und einfach auszuführen. Für Durchgangsbahnhöfe (vgl. Abb. 303), ferner Trennungs-, Anschluß- und Kreuzungsbahnhöfe werden beim Richtungsbetrieb die Bahnsteiganlagen im allgemeinen übersichtlicher, für den Betrieb sicherer und – infolge der Möglichkeit des Umsteigens auf dem gleichen Bahnsteig – für den Verkehr bequemer als bei solchen im Linienbetrieb, die aber wieder den Vorteil etwas weniger verwickelter Gleisentwicklungen aufweisen. Demgegenüber hat der Linienbetrieb aber den großen Vorteil, daß hierbei für jedes zusammengehörige Gleispaar alle Bahnhofsanlagen, wie z. B. Güterbahnhöfe und Kehranlagen, unbehindert von dem andern Gleispaar entwickelt werden können wie bei 2gleisigen Bahnen – ein Vorteil, der besonders bei End- und Kopfstationen lediglich den Linienbetrieb möglich erscheinen läßt. Auch ist der nachträgliche Ausbau einer 2gleisigen Strecke in eine 4gleisige, wie er so häufig vorkommt, beim Linienbetrieb leichter ausführbar; denn einerseits können hierbei die an der vorhandenen 2gleisigen Strecke erforderlichen Umbauten, besonders in den Bahnhöfen, erheblich geringer werden als beim Richtungsbetrieb, anderseits ist man aber auch beim Linienbetrieb nicht so fest an die Linienführung der vorhandenen 2gleisigen Strecke gebunden und kann dem neuen Gleispaar unbedenklich eine teilweise andere Führung geben, wodurch häufig die Kosten, besonders für den Grunderwerb, eingeschränkt, die Linie verkürzt, die Steigungs- und Krümmungsverhältnisse der Strecke verbessert und mit Vorteil andere Geländeteile aufgeschlossen werden können. Die Frage, ob besser der Richtungs- oder Linienbetrieb anzuwenden ist, kann nicht allgemein beantwortet werden. Sie ist vielmehr eng mit der Frage der vorhandenen Verkehrsarten verknüpft. Es werden daher im folgenden die wichtigsten vorkommenden Fälle einzeln erörtert werden. Dies sind folgende: 1. Es ist nur Fernverkehr (Personen- und Güterverkehr) vorhanden. 2. Neben dem Personenfernverkehr – und in der Regel auch Güterverkehr – ist auch Nahverkehr [Abbildung Abb. 296. ] zu bewältigen; und endlich 3. Es ist lediglich Nahverkehr vorhanden. 1. Fern- (Personen- und Güter-) Verkehr. Die hierfür naheliegendste Verteilung des Verkehrs ist die nach den verschiedenen Zugarten, indem dem einen Gleispaare die Personenzüge und dem andern die Güterzüge zugewiesen werden. Zieht man hierbei zunächst den Richtungsbetrieb mit Rücksicht auf seine allgemeinen Vorteile in Betracht, so läßt er innenliegende Gütergleise (nach Abb. 296) ausführen; dies hat aber den Nachteil, daß die freie Entwicklung [Abbildung Abb. 297. ] der von den Personengleisen umschlossenen Güterbahnhöfe behindert und Umsetzbewegungen zwischen den Personengleisen erschwert sind. Deshalb wird der Richtungsbetrieb nur mit außen liegenden Gütergleisen (nach Abb. 297) ausgeführt, aber auch nur dann, wenn – wie in industriereichen Gegenden, z. B. zwischen Pittsburg und Altoona in den Vereinigten Staaten von Amerika – auf jeder Seite der Bahn Gleisanschlüsse vorhanden sind und deshalb (nach Abb. 297) auch auf jeder Seite ein Güterbahnhof angeordnet wird. Eine größere Bedeutung kommt auch dieser Betriebsführung in Deutschland nicht zu, weil sie neben den allgemeinen Nachteilen zweier getrennter Bahnhöfe den Mangel aufweist, daß bei Verschiebebewegungen zwischen den äußeren Hauptgütergleisen die innenliegenden Personengleise allerdings stets gekreuzt werden müssen. Dagegen kann der Richtungsbetrieb bei Personenfern- und Güterverkehr dem Linienbetrieb

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/276>, abgerufen am 22.11.2024.