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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

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auch Luftblasen einschließende, einem Eiskonglomerat vergleichbare Masse bilden, die als Firn bezeichnet wird.

Die vom Firn bedeckten Flächen heißen Firnfelder. Bei geringerer Neigung der Abhänge sammelt sich der Firn, dem Gesetz der Schwere folgend, in den kesselförmigen Anfängen der Täler und drängt sich langsam nach abwärts. Je weiter der Firn nach abwärts rückt, desto intensiver wirken die Wärmefaktoren auf ihn ein. Unter der gleichzeitigen Wirkung des Druckes erfolgt nun ein ununterbrochener Auftauungs- und Wiedergefrierungsprozeß, der den Firn in Firneis und allmählich in nach abwärts zu immer grobkörnigeres Gletschereis verwandelt.

Die Kappe der Erde, über der Schneefälle stattfinden, reicht auf der nördlichen Erdhälfte vom Pol bis zum Wendekreis, d. i. also bis zum 23. Breitegrad, auf der südlichen Halbkugel vom Pol bis zum 35. Breitegrad. Der ganze Raum zwischen 22° nördlicher und 35° südlicher Breite ist demnach frei von Schneefällen.

Die Schneetiefe, d. i. die Mächtigkeit der Schneedecke, erreicht in den Ebenen und den Hügelländern Mitteleuropas auch bei sehr starken Schneefällen selten mehr als 0·5 m.

Im Gebirge sind Schneelagen von 1-1·5 m durchschnittlicher Stärke als selten zu bezeichnen. Namentlich auf steileren Hängen finden mächtigere Anhäufungen wohl meist deshalb nicht statt, weil die Massen abrutschen, bzw. vom Wind weggeblasen werden.

Auf windgeschütztem Boden wird die Schneelage zuweilen schon mächtiger und erreicht daselbst - wie beispielsweise in Stuben am Arlberg - oft Höhen von 3 m und noch weit mehr.

Auch in flachen Mulden sammelt sich der Schnee vielfach reichlicher, u. zw. zuweilen infolge der vor Wind und Sonnenbestrahlung geschützteren Lage, zuweilen auch durch Windanblasungen und Ansammlung der von den Hängen abrutschenden Schneemassen.

Rücksichtlich der Dichte des Schnees gilt in Amerika die Regel, daß jeder Fuß Schneehöhe einer Schmelzwassermenge von einem Zoll Tiefe entspricht. Hieraus ergibt sich für die Dichte des Schnees ein mittlerer Wert von etwa 1/12 oder 0·085.

Die Dichte des Pulverschnees wurde aber mit 0·03, jene des Schnees aus angeblasenen Wächten mit 0·4-0·5 festgestellt.

Schnee ist ein ebenso bewegliches als veränderliches Gebilde. Pulverförmiger Schnee wird durch Luftströmungen verweht, seine Ansammlungen auf Gebirgshängen durch geringfügige Ursachen zum Absturz gebracht.

Abgelagerter Schnee ändert seine Beschaffenheit, namentlich Aggregat und Dichte, wie bereits bei der Bildung des Firnschnees und des Gletschereises erwähnt, durch die Wirkung von Druck und Wärme bzw. Frost. Diese Vorgänge spielen bei der Lawinenbildung eine wichtige Rolle. Namentlich gibt die Verharschung der Oberfläche dieser Schneeablagerungen Anlaß zum Abrutschen der bei neuerlichen Schneefällen sich bildenden Schneedecke (Oberlawinen).

Von Interesse sind ferner die sich in dem auf steilen Lehnen angesammelten Schnee bemerkbar machenden Bewegungen; diese beginnen zunächst mit Setzungen der Schneemassen in sich selbst, wobei sich die Dichte des Schnees wesentlich vergrößert. Dann
Abb. 247.
macht sich eine gewisse nach abwärts schiebende Tendenz in der Schneedecke bemerkbar, die einerseits zu breiten Abrissen in der Decke, anderseits zu bemerkenswerten Faltenbildungen in derselben führt (s. Abb. 247).

Hinter vertikalen Hindernissen, Schneefängen, durch welche etwa dem Abgleiten des Schnees vorgebeugt werden soll, treten aus den gleichen Gründen immer Aufstauchungen der Schneedecke, gegebenenfalls sogar Überschiebungen der Schneedecke über die Hindernisse ein. - Diese Erscheinung ist für Lawinenverbauungen insoferne von Wichtigkeit, weil hierdurch solche Hindernisse gegen das Abgleiten von namentlich Oberlawinen vielfach schon dann wirkungslos werden, wenn die Schneedecke noch lange nicht die Höhe der durch die Verbauung geschaffenen Hindernisse erreicht hat.

II. Schneeverwehungen und Schneeschutzanlagen.

a) Schneeverwehungen entstehen durch Ablagerungen von durch Wind bewegten Schneemassen in windstillen Räumen. Ihre Voraussetzung ist, daß der Wind die entsprechende Stärke besitzt, um den Schnee zu bewegen, bzw. daß der Schnee von entsprechender Beweglichkeit ist, um durch den Wind fortgetragen zu werden, und daß endlich Räume vorhanden sind, in denen der Wind seine bewegende Kraft verliert und der Schnee zur Ablagerung gelangen kann.

auch Luftblasen einschließende, einem Eiskonglomerat vergleichbare Masse bilden, die als Firn bezeichnet wird.

Die vom Firn bedeckten Flächen heißen Firnfelder. Bei geringerer Neigung der Abhänge sammelt sich der Firn, dem Gesetz der Schwere folgend, in den kesselförmigen Anfängen der Täler und drängt sich langsam nach abwärts. Je weiter der Firn nach abwärts rückt, desto intensiver wirken die Wärmefaktoren auf ihn ein. Unter der gleichzeitigen Wirkung des Druckes erfolgt nun ein ununterbrochener Auftauungs- und Wiedergefrierungsprozeß, der den Firn in Firneis und allmählich in nach abwärts zu immer grobkörnigeres Gletschereis verwandelt.

Die Kappe der Erde, über der Schneefälle stattfinden, reicht auf der nördlichen Erdhälfte vom Pol bis zum Wendekreis, d. i. also bis zum 23. Breitegrad, auf der südlichen Halbkugel vom Pol bis zum 35. Breitegrad. Der ganze Raum zwischen 22° nördlicher und 35° südlicher Breite ist demnach frei von Schneefällen.

Die Schneetiefe, d. i. die Mächtigkeit der Schneedecke, erreicht in den Ebenen und den Hügelländern Mitteleuropas auch bei sehr starken Schneefällen selten mehr als 0·5 m.

Im Gebirge sind Schneelagen von 1–1·5 m durchschnittlicher Stärke als selten zu bezeichnen. Namentlich auf steileren Hängen finden mächtigere Anhäufungen wohl meist deshalb nicht statt, weil die Massen abrutschen, bzw. vom Wind weggeblasen werden.

Auf windgeschütztem Boden wird die Schneelage zuweilen schon mächtiger und erreicht daselbst – wie beispielsweise in Stuben am Arlberg – oft Höhen von 3 m und noch weit mehr.

Auch in flachen Mulden sammelt sich der Schnee vielfach reichlicher, u. zw. zuweilen infolge der vor Wind und Sonnenbestrahlung geschützteren Lage, zuweilen auch durch Windanblasungen und Ansammlung der von den Hängen abrutschenden Schneemassen.

Rücksichtlich der Dichte des Schnees gilt in Amerika die Regel, daß jeder Fuß Schneehöhe einer Schmelzwassermenge von einem Zoll Tiefe entspricht. Hieraus ergibt sich für die Dichte des Schnees ein mittlerer Wert von etwa 1/12 oder 0·085.

Die Dichte des Pulverschnees wurde aber mit 0·03, jene des Schnees aus angeblasenen Wächten mit 0·4–0·5 festgestellt.

Schnee ist ein ebenso bewegliches als veränderliches Gebilde. Pulverförmiger Schnee wird durch Luftströmungen verweht, seine Ansammlungen auf Gebirgshängen durch geringfügige Ursachen zum Absturz gebracht.

Abgelagerter Schnee ändert seine Beschaffenheit, namentlich Aggregat und Dichte, wie bereits bei der Bildung des Firnschnees und des Gletschereises erwähnt, durch die Wirkung von Druck und Wärme bzw. Frost. Diese Vorgänge spielen bei der Lawinenbildung eine wichtige Rolle. Namentlich gibt die Verharschung der Oberfläche dieser Schneeablagerungen Anlaß zum Abrutschen der bei neuerlichen Schneefällen sich bildenden Schneedecke (Oberlawinen).

Von Interesse sind ferner die sich in dem auf steilen Lehnen angesammelten Schnee bemerkbar machenden Bewegungen; diese beginnen zunächst mit Setzungen der Schneemassen in sich selbst, wobei sich die Dichte des Schnees wesentlich vergrößert. Dann
Abb. 247.
macht sich eine gewisse nach abwärts schiebende Tendenz in der Schneedecke bemerkbar, die einerseits zu breiten Abrissen in der Decke, anderseits zu bemerkenswerten Faltenbildungen in derselben führt (s. Abb. 247).

Hinter vertikalen Hindernissen, Schneefängen, durch welche etwa dem Abgleiten des Schnees vorgebeugt werden soll, treten aus den gleichen Gründen immer Aufstauchungen der Schneedecke, gegebenenfalls sogar Überschiebungen der Schneedecke über die Hindernisse ein. – Diese Erscheinung ist für Lawinenverbauungen insoferne von Wichtigkeit, weil hierdurch solche Hindernisse gegen das Abgleiten von namentlich Oberlawinen vielfach schon dann wirkungslos werden, wenn die Schneedecke noch lange nicht die Höhe der durch die Verbauung geschaffenen Hindernisse erreicht hat.

II. Schneeverwehungen und Schneeschutzanlagen.

a) Schneeverwehungen entstehen durch Ablagerungen von durch Wind bewegten Schneemassen in windstillen Räumen. Ihre Voraussetzung ist, daß der Wind die entsprechende Stärke besitzt, um den Schnee zu bewegen, bzw. daß der Schnee von entsprechender Beweglichkeit ist, um durch den Wind fortgetragen zu werden, und daß endlich Räume vorhanden sind, in denen der Wind seine bewegende Kraft verliert und der Schnee zur Ablagerung gelangen kann.

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[387/0406] auch Luftblasen einschließende, einem Eiskonglomerat vergleichbare Masse bilden, die als Firn bezeichnet wird. Die vom Firn bedeckten Flächen heißen Firnfelder. Bei geringerer Neigung der Abhänge sammelt sich der Firn, dem Gesetz der Schwere folgend, in den kesselförmigen Anfängen der Täler und drängt sich langsam nach abwärts. Je weiter der Firn nach abwärts rückt, desto intensiver wirken die Wärmefaktoren auf ihn ein. Unter der gleichzeitigen Wirkung des Druckes erfolgt nun ein ununterbrochener Auftauungs- und Wiedergefrierungsprozeß, der den Firn in Firneis und allmählich in nach abwärts zu immer grobkörnigeres Gletschereis verwandelt. Die Kappe der Erde, über der Schneefälle stattfinden, reicht auf der nördlichen Erdhälfte vom Pol bis zum Wendekreis, d. i. also bis zum 23. Breitegrad, auf der südlichen Halbkugel vom Pol bis zum 35. Breitegrad. Der ganze Raum zwischen 22° nördlicher und 35° südlicher Breite ist demnach frei von Schneefällen. Die Schneetiefe, d. i. die Mächtigkeit der Schneedecke, erreicht in den Ebenen und den Hügelländern Mitteleuropas auch bei sehr starken Schneefällen selten mehr als 0·5 m. Im Gebirge sind Schneelagen von 1–1·5 m durchschnittlicher Stärke als selten zu bezeichnen. Namentlich auf steileren Hängen finden mächtigere Anhäufungen wohl meist deshalb nicht statt, weil die Massen abrutschen, bzw. vom Wind weggeblasen werden. Auf windgeschütztem Boden wird die Schneelage zuweilen schon mächtiger und erreicht daselbst – wie beispielsweise in Stuben am Arlberg – oft Höhen von 3 m und noch weit mehr. Auch in flachen Mulden sammelt sich der Schnee vielfach reichlicher, u. zw. zuweilen infolge der vor Wind und Sonnenbestrahlung geschützteren Lage, zuweilen auch durch Windanblasungen und Ansammlung der von den Hängen abrutschenden Schneemassen. Rücksichtlich der Dichte des Schnees gilt in Amerika die Regel, daß jeder Fuß Schneehöhe einer Schmelzwassermenge von einem Zoll Tiefe entspricht. Hieraus ergibt sich für die Dichte des Schnees ein mittlerer Wert von etwa 1/12 oder 0·085. Die Dichte des Pulverschnees wurde aber mit 0·03, jene des Schnees aus angeblasenen Wächten mit 0·4–0·5 festgestellt. Schnee ist ein ebenso bewegliches als veränderliches Gebilde. Pulverförmiger Schnee wird durch Luftströmungen verweht, seine Ansammlungen auf Gebirgshängen durch geringfügige Ursachen zum Absturz gebracht. Abgelagerter Schnee ändert seine Beschaffenheit, namentlich Aggregat und Dichte, wie bereits bei der Bildung des Firnschnees und des Gletschereises erwähnt, durch die Wirkung von Druck und Wärme bzw. Frost. Diese Vorgänge spielen bei der Lawinenbildung eine wichtige Rolle. Namentlich gibt die Verharschung der Oberfläche dieser Schneeablagerungen Anlaß zum Abrutschen der bei neuerlichen Schneefällen sich bildenden Schneedecke (Oberlawinen). Von Interesse sind ferner die sich in dem auf steilen Lehnen angesammelten Schnee bemerkbar machenden Bewegungen; diese beginnen zunächst mit Setzungen der Schneemassen in sich selbst, wobei sich die Dichte des Schnees wesentlich vergrößert. Dann [Abbildung Abb. 247. ] macht sich eine gewisse nach abwärts schiebende Tendenz in der Schneedecke bemerkbar, die einerseits zu breiten Abrissen in der Decke, anderseits zu bemerkenswerten Faltenbildungen in derselben führt (s. Abb. 247). Hinter vertikalen Hindernissen, Schneefängen, durch welche etwa dem Abgleiten des Schnees vorgebeugt werden soll, treten aus den gleichen Gründen immer Aufstauchungen der Schneedecke, gegebenenfalls sogar Überschiebungen der Schneedecke über die Hindernisse ein. – Diese Erscheinung ist für Lawinenverbauungen insoferne von Wichtigkeit, weil hierdurch solche Hindernisse gegen das Abgleiten von namentlich Oberlawinen vielfach schon dann wirkungslos werden, wenn die Schneedecke noch lange nicht die Höhe der durch die Verbauung geschaffenen Hindernisse erreicht hat. II. Schneeverwehungen und Schneeschutzanlagen. a) Schneeverwehungen entstehen durch Ablagerungen von durch Wind bewegten Schneemassen in windstillen Räumen. Ihre Voraussetzung ist, daß der Wind die entsprechende Stärke besitzt, um den Schnee zu bewegen, bzw. daß der Schnee von entsprechender Beweglichkeit ist, um durch den Wind fortgetragen zu werden, und daß endlich Räume vorhanden sind, in denen der Wind seine bewegende Kraft verliert und der Schnee zur Ablagerung gelangen kann.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/406>, abgerufen am 01.11.2024.