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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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Entwicklung begriffen. Während in Deutschland mehr der Sparzweck betont und erfüllt wird, ist in Österreich mehr das Vorschußwesen ausgebildet worden. Die Kassen sind hier vielfach Organe der Bahnverwaltung, wobei das Personal von Amts wegen in der Regel zu ehrenamtlicher Mitwirkung berufen wird.


Speiseanstalten (Personalküchen) sind Einrichtungen, die dem Personal Gelegenheit zur Einnahme eines (insbesondere warmen) Essens zu mäßigem Preis während des Dienstes oder in dessen Pausen geben. Sie finden sich am Sitz größerer Werkstätten, deren Personal vielfach von der Arbeitstätte weit entfernt wohnt, oder an den Knotenpunkten mit zahlreichem auswärtigen Personal oder auf größeren Stationen (Verschiebebahnhöfen) für das Stationspersonal.

Der Betrieb liegt - ähnlich wie bei Kantinen - in den Händen teils von Pächtern, teils der Verwaltung oder des Personals, in der Regel unter kräftiger Förderung und Unterstützung durch die Verwaltung. Mitunter werden sie auch von gemeinnützigen Wohlfahrtsvereinen geleitet. Mit den Anstalten sind meistens auch Vorkehrungen zum Wärmen und Verzehren mitgebrachter Speisen verbunden. Mit solchen Wärmevorrichtungen sind auch die Aufenthaltsräume, Gepäckwagen und Lokomotiven ausgestattet. Wo keine Speiseanstalten bestehen oder zu deren Ergänzung sind in der Regel die Bahnhofwirte gehalten, Speisen billig (etwa zu 3/4 der ordentlichen Sätze) an das Personal abzugeben.

Besondere Bedeutung gewannen die Speiseeinrichtungen während des Weltkriegs mit seinen besonders für die Mittelmächte schweren Folgen auf dem Gebiet der Volksernährung. Die Verwaltungen haben Nahrungsmittel im großen beschafft und an das Personal abgegeben, sie haben Dörrvorrichtungen eingerichtet und dem Personal kostenfrei oder gegen mäßige Vergütung zur Verfügung gestellt. Zur Verpflegung des Personals, z. T. auch der Familien wurden Personalküchen errichtet, wo Speisen teils als Eintopfgerichte, teils nach Suppe, Fleisch und Gemüse getrennt, billig abgegeben werden. Wie in der Heimat, so hat die Not auch in den besetzten Gebieten zu mannigfachen Einrichtungen hinsichtlich der Personalverpflegung geführt, die meist von gutem Erfolg begleitet waren und ihren Zweck in harter Zeit erfüllt haben.

Welche Einrichtungen von diesen Kriegsmaßnahmen sich besonders bewähren und welche sich zur dauernden Übernahme in die Friedensverhältnisse empfehlen, läßt sich nicht voraussagen.

In letzter Zeit ist in Österreich auch an die Versorgung des auf der Strecke arbeitenden Personals mit warmem Essen von den Personalküchen mittels Kochkisten geschritten worden. Die S. haben einen ganz bedeutenden Umfang angenommen, da vielfach Metzgereien, Wursterzeugung, Kleintierzucht u. s. w. mit den Küchen in Verbindung gebracht worden sind.


Speisekopf (clack box, injector check valve; boite a clapet de retenue; valvola d'alimentazione), jenes Ausrüstungsstück am Lokomotivkessel, das, gegen den Kessel absperrbar, das Zurücklaufen des durch das Speiserohr in den Kessel eingeführten und einzuführenden Wassers mittels eines Rückschlagventils (Speiseventil) verhindert.

Der S. besteht in der Regel aus einem gußeisernen Gehäuse, das im unteren Teil ein Rückschlagventil (Kugel- oder Tellerventil), im oberen Teil eine von außen stellbare Schraubenspindel enthält, die mit ihrem birnenförmig gehaltenen Ende die Mündung des S. in den Kessel zu schließen gestattet. Das Ende der Spindel (die Birne) ist so gestaltet, daß "zugeschraubt" ein dichter Schluß gegen den Kessel und in der Stellung "offen" ein Anliegen des rückwärtigen Birnenendes an einem Bord des Muttergewindes der Spindel stattfindet, so daß die Schraubenspindel keiner weiteren Dichtung durch eine Stopfbüchse mehr bedarf.

Das durch die Wirkung der Speisepumpe (Kolbenpumpe oder Injektor) vermittels des Speiserohrs und S. in den Kessel eingeführte Wasser hat eine bedeutend niedrigere Temperatur als das Kesselwasser.

Es findet daher an der Einmündungsstelle des S. im Kessel eine bedeutende Ablagerung von Kesselstein statt, die mit der Zeit zu einer Verengung des Einmündungsloches führt. Um diesem Übelstand möglichst zu begegnen, mündet der S. gewöhnlich dort in den Kessel ein, wo die geringste Wassertemperatur herrscht, also "vorn" in der Nähe der Rauchkastenrohrwand. Außer den in der Regel vorkommenden 2 Absperrvorrichtungen am S. hat man neuestens in Amerika eine dritte Absperrung "im Kessel" angebracht, und bei etwaigem Abbrechen des S. (bei Zugstreifungen, Entgleisungen


Abb. 108. Bauart der preußischen Staatsbahnen.
u. s. w.) ein Verbrühen von Zugbegleitern oder Reisenden zu verhindern.

Abb. 108 zeigt die bei den preußischen Staatsbahnen in Verwendung stehende Bauart der S. Diese S. haben außer dem Absperrkegel noch ein gewöhnliches Kegelventil, dessen Sitz

Entwicklung begriffen. Während in Deutschland mehr der Sparzweck betont und erfüllt wird, ist in Österreich mehr das Vorschußwesen ausgebildet worden. Die Kassen sind hier vielfach Organe der Bahnverwaltung, wobei das Personal von Amts wegen in der Regel zu ehrenamtlicher Mitwirkung berufen wird.


Speiseanstalten (Personalküchen) sind Einrichtungen, die dem Personal Gelegenheit zur Einnahme eines (insbesondere warmen) Essens zu mäßigem Preis während des Dienstes oder in dessen Pausen geben. Sie finden sich am Sitz größerer Werkstätten, deren Personal vielfach von der Arbeitstätte weit entfernt wohnt, oder an den Knotenpunkten mit zahlreichem auswärtigen Personal oder auf größeren Stationen (Verschiebebahnhöfen) für das Stationspersonal.

Der Betrieb liegt – ähnlich wie bei Kantinen – in den Händen teils von Pächtern, teils der Verwaltung oder des Personals, in der Regel unter kräftiger Förderung und Unterstützung durch die Verwaltung. Mitunter werden sie auch von gemeinnützigen Wohlfahrtsvereinen geleitet. Mit den Anstalten sind meistens auch Vorkehrungen zum Wärmen und Verzehren mitgebrachter Speisen verbunden. Mit solchen Wärmevorrichtungen sind auch die Aufenthaltsräume, Gepäckwagen und Lokomotiven ausgestattet. Wo keine Speiseanstalten bestehen oder zu deren Ergänzung sind in der Regel die Bahnhofwirte gehalten, Speisen billig (etwa zu 3/4 der ordentlichen Sätze) an das Personal abzugeben.

Besondere Bedeutung gewannen die Speiseeinrichtungen während des Weltkriegs mit seinen besonders für die Mittelmächte schweren Folgen auf dem Gebiet der Volksernährung. Die Verwaltungen haben Nahrungsmittel im großen beschafft und an das Personal abgegeben, sie haben Dörrvorrichtungen eingerichtet und dem Personal kostenfrei oder gegen mäßige Vergütung zur Verfügung gestellt. Zur Verpflegung des Personals, z. T. auch der Familien wurden Personalküchen errichtet, wo Speisen teils als Eintopfgerichte, teils nach Suppe, Fleisch und Gemüse getrennt, billig abgegeben werden. Wie in der Heimat, so hat die Not auch in den besetzten Gebieten zu mannigfachen Einrichtungen hinsichtlich der Personalverpflegung geführt, die meist von gutem Erfolg begleitet waren und ihren Zweck in harter Zeit erfüllt haben.

Welche Einrichtungen von diesen Kriegsmaßnahmen sich besonders bewähren und welche sich zur dauernden Übernahme in die Friedensverhältnisse empfehlen, läßt sich nicht voraussagen.

In letzter Zeit ist in Österreich auch an die Versorgung des auf der Strecke arbeitenden Personals mit warmem Essen von den Personalküchen mittels Kochkisten geschritten worden. Die S. haben einen ganz bedeutenden Umfang angenommen, da vielfach Metzgereien, Wursterzeugung, Kleintierzucht u. s. w. mit den Küchen in Verbindung gebracht worden sind.


Speisekopf (clack box, injector check valve; boite à clapet de retenue; valvola d'alimentazione), jenes Ausrüstungsstück am Lokomotivkessel, das, gegen den Kessel absperrbar, das Zurücklaufen des durch das Speiserohr in den Kessel eingeführten und einzuführenden Wassers mittels eines Rückschlagventils (Speiseventil) verhindert.

Der S. besteht in der Regel aus einem gußeisernen Gehäuse, das im unteren Teil ein Rückschlagventil (Kugel- oder Tellerventil), im oberen Teil eine von außen stellbare Schraubenspindel enthält, die mit ihrem birnenförmig gehaltenen Ende die Mündung des S. in den Kessel zu schließen gestattet. Das Ende der Spindel (die Birne) ist so gestaltet, daß „zugeschraubt“ ein dichter Schluß gegen den Kessel und in der Stellung „offen“ ein Anliegen des rückwärtigen Birnenendes an einem Bord des Muttergewindes der Spindel stattfindet, so daß die Schraubenspindel keiner weiteren Dichtung durch eine Stopfbüchse mehr bedarf.

Das durch die Wirkung der Speisepumpe (Kolbenpumpe oder Injektor) vermittels des Speiserohrs und S. in den Kessel eingeführte Wasser hat eine bedeutend niedrigere Temperatur als das Kesselwasser.

Es findet daher an der Einmündungsstelle des S. im Kessel eine bedeutende Ablagerung von Kesselstein statt, die mit der Zeit zu einer Verengung des Einmündungsloches führt. Um diesem Übelstand möglichst zu begegnen, mündet der S. gewöhnlich dort in den Kessel ein, wo die geringste Wassertemperatur herrscht, also „vorn“ in der Nähe der Rauchkastenrohrwand. Außer den in der Regel vorkommenden 2 Absperrvorrichtungen am S. hat man neuestens in Amerika eine dritte Absperrung „im Kessel“ angebracht, und bei etwaigem Abbrechen des S. (bei Zugstreifungen, Entgleisungen


Abb. 108. Bauart der preußischen Staatsbahnen.
u. s. w.) ein Verbrühen von Zugbegleitern oder Reisenden zu verhindern.

Abb. 108 zeigt die bei den preußischen Staatsbahnen in Verwendung stehende Bauart der S. Diese S. haben außer dem Absperrkegel noch ein gewöhnliches Kegelventil, dessen Sitz

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[97/0102] Entwicklung begriffen. Während in Deutschland mehr der Sparzweck betont und erfüllt wird, ist in Österreich mehr das Vorschußwesen ausgebildet worden. Die Kassen sind hier vielfach Organe der Bahnverwaltung, wobei das Personal von Amts wegen in der Regel zu ehrenamtlicher Mitwirkung berufen wird. Speiseanstalten (Personalküchen) sind Einrichtungen, die dem Personal Gelegenheit zur Einnahme eines (insbesondere warmen) Essens zu mäßigem Preis während des Dienstes oder in dessen Pausen geben. Sie finden sich am Sitz größerer Werkstätten, deren Personal vielfach von der Arbeitstätte weit entfernt wohnt, oder an den Knotenpunkten mit zahlreichem auswärtigen Personal oder auf größeren Stationen (Verschiebebahnhöfen) für das Stationspersonal. Der Betrieb liegt – ähnlich wie bei Kantinen – in den Händen teils von Pächtern, teils der Verwaltung oder des Personals, in der Regel unter kräftiger Förderung und Unterstützung durch die Verwaltung. Mitunter werden sie auch von gemeinnützigen Wohlfahrtsvereinen geleitet. Mit den Anstalten sind meistens auch Vorkehrungen zum Wärmen und Verzehren mitgebrachter Speisen verbunden. Mit solchen Wärmevorrichtungen sind auch die Aufenthaltsräume, Gepäckwagen und Lokomotiven ausgestattet. Wo keine Speiseanstalten bestehen oder zu deren Ergänzung sind in der Regel die Bahnhofwirte gehalten, Speisen billig (etwa zu 3/4 der ordentlichen Sätze) an das Personal abzugeben. Besondere Bedeutung gewannen die Speiseeinrichtungen während des Weltkriegs mit seinen besonders für die Mittelmächte schweren Folgen auf dem Gebiet der Volksernährung. Die Verwaltungen haben Nahrungsmittel im großen beschafft und an das Personal abgegeben, sie haben Dörrvorrichtungen eingerichtet und dem Personal kostenfrei oder gegen mäßige Vergütung zur Verfügung gestellt. Zur Verpflegung des Personals, z. T. auch der Familien wurden Personalküchen errichtet, wo Speisen teils als Eintopfgerichte, teils nach Suppe, Fleisch und Gemüse getrennt, billig abgegeben werden. Wie in der Heimat, so hat die Not auch in den besetzten Gebieten zu mannigfachen Einrichtungen hinsichtlich der Personalverpflegung geführt, die meist von gutem Erfolg begleitet waren und ihren Zweck in harter Zeit erfüllt haben. Welche Einrichtungen von diesen Kriegsmaßnahmen sich besonders bewähren und welche sich zur dauernden Übernahme in die Friedensverhältnisse empfehlen, läßt sich nicht voraussagen. In letzter Zeit ist in Österreich auch an die Versorgung des auf der Strecke arbeitenden Personals mit warmem Essen von den Personalküchen mittels Kochkisten geschritten worden. Die S. haben einen ganz bedeutenden Umfang angenommen, da vielfach Metzgereien, Wursterzeugung, Kleintierzucht u. s. w. mit den Küchen in Verbindung gebracht worden sind. Speisekopf (clack box, injector check valve; boite à clapet de retenue; valvola d'alimentazione), jenes Ausrüstungsstück am Lokomotivkessel, das, gegen den Kessel absperrbar, das Zurücklaufen des durch das Speiserohr in den Kessel eingeführten und einzuführenden Wassers mittels eines Rückschlagventils (Speiseventil) verhindert. Der S. besteht in der Regel aus einem gußeisernen Gehäuse, das im unteren Teil ein Rückschlagventil (Kugel- oder Tellerventil), im oberen Teil eine von außen stellbare Schraubenspindel enthält, die mit ihrem birnenförmig gehaltenen Ende die Mündung des S. in den Kessel zu schließen gestattet. Das Ende der Spindel (die Birne) ist so gestaltet, daß „zugeschraubt“ ein dichter Schluß gegen den Kessel und in der Stellung „offen“ ein Anliegen des rückwärtigen Birnenendes an einem Bord des Muttergewindes der Spindel stattfindet, so daß die Schraubenspindel keiner weiteren Dichtung durch eine Stopfbüchse mehr bedarf. Das durch die Wirkung der Speisepumpe (Kolbenpumpe oder Injektor) vermittels des Speiserohrs und S. in den Kessel eingeführte Wasser hat eine bedeutend niedrigere Temperatur als das Kesselwasser. Es findet daher an der Einmündungsstelle des S. im Kessel eine bedeutende Ablagerung von Kesselstein statt, die mit der Zeit zu einer Verengung des Einmündungsloches führt. Um diesem Übelstand möglichst zu begegnen, mündet der S. gewöhnlich dort in den Kessel ein, wo die geringste Wassertemperatur herrscht, also „vorn“ in der Nähe der Rauchkastenrohrwand. Außer den in der Regel vorkommenden 2 Absperrvorrichtungen am S. hat man neuestens in Amerika eine dritte Absperrung „im Kessel“ angebracht, und bei etwaigem Abbrechen des S. (bei Zugstreifungen, Entgleisungen [Abbildung Abb. 108. Bauart der preußischen Staatsbahnen. ] u. s. w.) ein Verbrühen von Zugbegleitern oder Reisenden zu verhindern. Abb. 108 zeigt die bei den preußischen Staatsbahnen in Verwendung stehende Bauart der S. Diese S. haben außer dem Absperrkegel noch ein gewöhnliches Kegelventil, dessen Sitz

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/102>, abgerufen am 27.11.2024.