Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

Bild:
<< vorherige Seite

Über Art und Verunreinigung des S., Kesselsteinbildung, Ablagerung des Kesselsteins und Einfluß des Kesselsteins auf die Wirtschaftlichkeit sowie über Verhütung der Bildung des Kesselsteins s. Kesselstein.

Über Einrichtungen zur Abscheidung des Kesselsteins aus dem S. - entweder im Dampfraum, im Wasserraum oder auch außerhalb des Kessels - s. Kesselsteinabscheider.

S. muß beim Eintritt in den Kessel möglichst warm sein. Warmes S. vermindert Wärmeschwankungen im Dampfkessel. Es werden ungünstige Materialbeanspruchungen vermieden und Kohlen erspart. Daher Vorwärmung erwünscht. Über Anlagen zur Vorwärmung des S. s. Speisewasservorwärmung.

S. muß rein und weich, d. h. möglichst frei von mechanischen und chemischen Verunreinigungen sein. Schädliche Stoffe werden beseitigt durch Reinigung und Enthärtung.

Reinigung von Schlamm, Lehm, Abfällen, Öl u. s. w. Schwere Beimengungen läßt man in Klärbehältern sich absetzen. Für leichtere Stoffe erfolgt die mechanische Reinigung durch Filter. Die Größe des Filters ist derart zu bemessen, daß die Wassergeschwindigkeit höchstens 1·2 mm für 1 Sekunde beträgt. Als Material des Filters empfiehlt sich am besten Kies und zerkleinerter Koks in mehreren Schichten mit 1/2-3 mm Korngröße. Die Filter sind häufig durch Umrühren und Auswaschen zu reinigen. Für geringen Raumbedarf und große Leistung kommen Schnellfilter mit mehreren übereinanderliegenden, auf je einem Siebboden gelagerten Quarzsandschichten in Verwendung.

Öle und Fette sind aus dem S. durch Ölabscheider und Filter zu entfernen. Schon ein Zusatz von 0·005-0·01 g im l ist bedenklich. Das Filtermaterial besteht hierbei aus Koks, Holzwolle, Sägespänen oder Schwamm.

Bei erheblichem Eisengehalt ist Reinigung erforderlich, da sich unlösliches Eisenoxyd bildet, das Kessel und Rohre verschlammt. Das Wasser wird in Enteisenungsanlagen durchlüftet und gefiltert. Über neuere Anlagen s. Guillery, Neuere Wasserversorgungsanlagen.

Die Enthärtung des S. erfolgt, um Kesselsteinbildner, insbesondere Kalk- und Magnesiasalze, unschädlich zu machen. Die wichtigsten Kesselsteinbildner sind die Sulfate und Karbonate von Kalzium und Magnesium. Kesselstein entsteht dadurch, daß durch Wärmesteigerung bzw. Verdampfen des Wassers die Löslichkeit der im Wasser gelösten Verbindungen sich verringert und die unlöslich gewordenen Mengen sich in festem Zustand ausscheiden.

Für die Beurteilung eines S. kommt nicht ausschließlich die Menge der Kesselsteinbildner in Frage, sondern auch der Gesamtgehalt an gelösten Stoffen, der als Abdampfrückstand bezeichnet wird. Auch die bei starkem Eindampfen gelöst bleibenden Salze wirken schädlich, da sie durch Siedeverzug Spucken, d. i. Wasserauswurf aus dem Rauchfang der Lokomotive verursachen. Stark salzhaltige S. führen zu Korrosionen der Kesselbleche.

Nach den vom preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten herausgegebenen Grundzügen für die Errichtung von Bahnwasserwerken und Vorschriften für die Wasseruntersuchung ist S. als gut anzusehen, wenn in 1 l klarem Wasser der Verdampfungsrückstand nicht mehr als 100-200 mg beträgt. Wasser mit einem Verdampfungsrückstand von 200 bis 300 mg ist ziemlich gut, mit einem solchen von 300-500 mg noch eben brauchbar. Wasser mit mehr als 500 mg Verdampfungsrückstand auf 1 l muß chemisch gereinigt werden. Der Zusatz ist nach dem Ergebnis einer chemischen Untersuchung zu bemessen.

Außer nach den Verdampfungsrückständen wird die Güte des S. auch nach Härtegraden gemessen. Ein deutscher Härtegrad = 1 Gewichtsteil Kalk auf 100.000 Gewichtsteile Rohwasser (1 deutscher Härtegrad = 1·25 englischem = 1·79 französischem Härtegrad). Die Gesamthärte des S. ist die Summe der Gewichtsteile an Kalk und der auf Kalk umgerechneten Gewichtsteile Magnesia. Dabei entspricht 1 Gewichtsteil Magnesia 1·4 Gewichtsteilen Kalk.

S. von 10-15 deutschen Härtegraden gilt im allgemeinen noch als weich. Die Enthärtung des S. ist für leicht zu reinigende Kessel notwendig und nutzbringend, wenn die Härte mehr als 12 deutsche Härtegrade beträgt, wogegen bei schwer befahrbaren Kesseln, also auch Lokomotivkesseln, schon 6-7 deutsche Härtegrade die äußerste Grenze bilden, bis zu der ungereinigtes Wasser ohne wesentlichen Nachteil verwendet werden kann.

Bestimmung der Härte. Sie erfolgt am genauesten durch Errechnung aus der durch die chemische Untersuchung des S. ermittelten Zusammensetzung. Ungenauer wird sie durch Titrieren mit einer Seifenlösung bis zur bleibenden Schaumbildung nach dem Schütteln bestimmt. Die zum Titrieren benutzte Seifenlösung wird auf ein Wasser von bekannter Härte oder auf eine Chlorbariumlösung von bekanntem Gehalt eingestellt. Man unterscheidet Gesamthärte, bleibende Härte und vorübergehende Härte. Bleibende Härte ist der nach längerem Kochen verbleibende Rest an Härte. Sie wird im wesentlichen durch den Gehalt des S. an schwefelsaurem Kalk (Gips) und schwefelsaurer Magnesia bedingt. Die Abnahme der Härte,

Über Art und Verunreinigung des S., Kesselsteinbildung, Ablagerung des Kesselsteins und Einfluß des Kesselsteins auf die Wirtschaftlichkeit sowie über Verhütung der Bildung des Kesselsteins s. Kesselstein.

Über Einrichtungen zur Abscheidung des Kesselsteins aus dem S. – entweder im Dampfraum, im Wasserraum oder auch außerhalb des Kessels – s. Kesselsteinabscheider.

S. muß beim Eintritt in den Kessel möglichst warm sein. Warmes S. vermindert Wärmeschwankungen im Dampfkessel. Es werden ungünstige Materialbeanspruchungen vermieden und Kohlen erspart. Daher Vorwärmung erwünscht. Über Anlagen zur Vorwärmung des S. s. Speisewasservorwärmung.

S. muß rein und weich, d. h. möglichst frei von mechanischen und chemischen Verunreinigungen sein. Schädliche Stoffe werden beseitigt durch Reinigung und Enthärtung.

Reinigung von Schlamm, Lehm, Abfällen, Öl u. s. w. Schwere Beimengungen läßt man in Klärbehältern sich absetzen. Für leichtere Stoffe erfolgt die mechanische Reinigung durch Filter. Die Größe des Filters ist derart zu bemessen, daß die Wassergeschwindigkeit höchstens 1·2 mm für 1 Sekunde beträgt. Als Material des Filters empfiehlt sich am besten Kies und zerkleinerter Koks in mehreren Schichten mit 1/2–3 mm Korngröße. Die Filter sind häufig durch Umrühren und Auswaschen zu reinigen. Für geringen Raumbedarf und große Leistung kommen Schnellfilter mit mehreren übereinanderliegenden, auf je einem Siebboden gelagerten Quarzsandschichten in Verwendung.

Öle und Fette sind aus dem S. durch Ölabscheider und Filter zu entfernen. Schon ein Zusatz von 0·005–0·01 g im l ist bedenklich. Das Filtermaterial besteht hierbei aus Koks, Holzwolle, Sägespänen oder Schwamm.

Bei erheblichem Eisengehalt ist Reinigung erforderlich, da sich unlösliches Eisenoxyd bildet, das Kessel und Rohre verschlammt. Das Wasser wird in Enteisenungsanlagen durchlüftet und gefiltert. Über neuere Anlagen s. Guillery, Neuere Wasserversorgungsanlagen.

Die Enthärtung des S. erfolgt, um Kesselsteinbildner, insbesondere Kalk- und Magnesiasalze, unschädlich zu machen. Die wichtigsten Kesselsteinbildner sind die Sulfate und Karbonate von Kalzium und Magnesium. Kesselstein entsteht dadurch, daß durch Wärmesteigerung bzw. Verdampfen des Wassers die Löslichkeit der im Wasser gelösten Verbindungen sich verringert und die unlöslich gewordenen Mengen sich in festem Zustand ausscheiden.

Für die Beurteilung eines S. kommt nicht ausschließlich die Menge der Kesselsteinbildner in Frage, sondern auch der Gesamtgehalt an gelösten Stoffen, der als Abdampfrückstand bezeichnet wird. Auch die bei starkem Eindampfen gelöst bleibenden Salze wirken schädlich, da sie durch Siedeverzug Spucken, d. i. Wasserauswurf aus dem Rauchfang der Lokomotive verursachen. Stark salzhaltige S. führen zu Korrosionen der Kesselbleche.

Nach den vom preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten herausgegebenen Grundzügen für die Errichtung von Bahnwasserwerken und Vorschriften für die Wasseruntersuchung ist S. als gut anzusehen, wenn in 1 l klarem Wasser der Verdampfungsrückstand nicht mehr als 100–200 mg beträgt. Wasser mit einem Verdampfungsrückstand von 200 bis 300 mg ist ziemlich gut, mit einem solchen von 300–500 mg noch eben brauchbar. Wasser mit mehr als 500 mg Verdampfungsrückstand auf 1 l muß chemisch gereinigt werden. Der Zusatz ist nach dem Ergebnis einer chemischen Untersuchung zu bemessen.

Außer nach den Verdampfungsrückständen wird die Güte des S. auch nach Härtegraden gemessen. Ein deutscher Härtegrad = 1 Gewichtsteil Kalk auf 100.000 Gewichtsteile Rohwasser (1 deutscher Härtegrad = 1·25 englischem = 1·79 französischem Härtegrad). Die Gesamthärte des S. ist die Summe der Gewichtsteile an Kalk und der auf Kalk umgerechneten Gewichtsteile Magnesia. Dabei entspricht 1 Gewichtsteil Magnesia 1·4 Gewichtsteilen Kalk.

S. von 10–15 deutschen Härtegraden gilt im allgemeinen noch als weich. Die Enthärtung des S. ist für leicht zu reinigende Kessel notwendig und nutzbringend, wenn die Härte mehr als 12 deutsche Härtegrade beträgt, wogegen bei schwer befahrbaren Kesseln, also auch Lokomotivkesseln, schon 6–7 deutsche Härtegrade die äußerste Grenze bilden, bis zu der ungereinigtes Wasser ohne wesentlichen Nachteil verwendet werden kann.

Bestimmung der Härte. Sie erfolgt am genauesten durch Errechnung aus der durch die chemische Untersuchung des S. ermittelten Zusammensetzung. Ungenauer wird sie durch Titrieren mit einer Seifenlösung bis zur bleibenden Schaumbildung nach dem Schütteln bestimmt. Die zum Titrieren benutzte Seifenlösung wird auf ein Wasser von bekannter Härte oder auf eine Chlorbariumlösung von bekanntem Gehalt eingestellt. Man unterscheidet Gesamthärte, bleibende Härte und vorübergehende Härte. Bleibende Härte ist der nach längerem Kochen verbleibende Rest an Härte. Sie wird im wesentlichen durch den Gehalt des S. an schwefelsaurem Kalk (Gips) und schwefelsaurer Magnesia bedingt. Die Abnahme der Härte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0104" n="99"/>
          </p><lb/>
          <p>Über Art und Verunreinigung des S., Kesselsteinbildung, Ablagerung des Kesselsteins und Einfluß des Kesselsteins auf die Wirtschaftlichkeit sowie über Verhütung der Bildung des Kesselsteins s. Kesselstein.</p><lb/>
          <p>Über Einrichtungen zur Abscheidung des Kesselsteins aus dem S. &#x2013; entweder im Dampfraum, im Wasserraum oder auch außerhalb des Kessels &#x2013; s. Kesselsteinabscheider.</p><lb/>
          <p>S. muß beim Eintritt in den Kessel möglichst warm sein. Warmes S. vermindert Wärmeschwankungen im Dampfkessel. Es werden ungünstige Materialbeanspruchungen vermieden und Kohlen erspart. Daher Vorwärmung erwünscht. Über Anlagen zur Vorwärmung des S. s. Speisewasservorwärmung.</p><lb/>
          <p>S. muß rein und weich, d. h. möglichst frei von mechanischen und chemischen Verunreinigungen sein. Schädliche Stoffe werden beseitigt durch <hi rendition="#g">Reinigung</hi> und <hi rendition="#g">Enthärtung</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Reinigung</hi> von Schlamm, Lehm, Abfällen, Öl u. s. w. Schwere Beimengungen läßt man in Klärbehältern sich absetzen. Für leichtere Stoffe erfolgt die mechanische Reinigung durch Filter. Die Größe des Filters ist derart zu bemessen, daß die Wassergeschwindigkeit höchstens 1·2 <hi rendition="#i">mm</hi> für 1 Sekunde beträgt. Als Material des Filters empfiehlt sich am besten Kies und zerkleinerter Koks in mehreren Schichten mit <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">2</hi>&#x2013;3 <hi rendition="#i">mm</hi> Korngröße. Die Filter sind häufig durch Umrühren und Auswaschen zu reinigen. Für geringen Raumbedarf und große Leistung kommen Schnellfilter mit mehreren übereinanderliegenden, auf je einem Siebboden gelagerten Quarzsandschichten in Verwendung.</p><lb/>
          <p>Öle und Fette sind aus dem S. durch Ölabscheider und Filter zu entfernen. Schon ein Zusatz von 0·005&#x2013;0·01 <hi rendition="#i">g</hi> im <hi rendition="#i">l</hi> ist bedenklich. Das Filtermaterial besteht hierbei aus Koks, Holzwolle, Sägespänen oder Schwamm.</p><lb/>
          <p>Bei erheblichem Eisengehalt ist Reinigung erforderlich, da sich unlösliches Eisenoxyd bildet, das Kessel und Rohre verschlammt. Das Wasser wird in Enteisenungsanlagen durchlüftet und gefiltert. Über neuere Anlagen s. Guillery, Neuere Wasserversorgungsanlagen.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Enthärtung</hi> des S. erfolgt, um Kesselsteinbildner, insbesondere Kalk- und Magnesiasalze, unschädlich zu machen. Die wichtigsten Kesselsteinbildner sind die Sulfate und Karbonate von Kalzium und Magnesium. Kesselstein entsteht dadurch, daß durch Wärmesteigerung bzw. Verdampfen des Wassers die Löslichkeit der im Wasser gelösten Verbindungen sich verringert und die unlöslich gewordenen Mengen sich in festem Zustand ausscheiden.</p><lb/>
          <p>Für die Beurteilung eines S. kommt nicht ausschließlich die Menge der Kesselsteinbildner in Frage, sondern auch der Gesamtgehalt an gelösten Stoffen, der als Abdampfrückstand bezeichnet wird. Auch die bei starkem Eindampfen gelöst bleibenden Salze wirken schädlich, da sie durch Siedeverzug Spucken, d. i. Wasserauswurf aus dem Rauchfang der Lokomotive verursachen. Stark salzhaltige S. führen zu Korrosionen der Kesselbleche.</p><lb/>
          <p>Nach den vom preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten herausgegebenen Grundzügen für die Errichtung von Bahnwasserwerken und Vorschriften für die Wasseruntersuchung ist S. als gut anzusehen, wenn in 1 <hi rendition="#i">l</hi> klarem Wasser der Verdampfungsrückstand nicht mehr als 100&#x2013;200 <hi rendition="#i">mg</hi> beträgt. Wasser mit einem Verdampfungsrückstand von 200 bis 300 <hi rendition="#i">mg</hi> ist ziemlich gut, mit einem solchen von 300&#x2013;500 <hi rendition="#i">mg</hi> noch eben brauchbar. Wasser mit mehr als 500 <hi rendition="#i">mg</hi> Verdampfungsrückstand auf 1 <hi rendition="#i">l</hi> muß chemisch gereinigt werden. Der Zusatz ist nach dem Ergebnis einer chemischen Untersuchung zu bemessen.</p><lb/>
          <p>Außer nach den Verdampfungsrückständen wird die Güte des S. auch nach Härtegraden gemessen. Ein deutscher Härtegrad = 1 Gewichtsteil Kalk auf 100.000 Gewichtsteile Rohwasser (1 deutscher Härtegrad = 1·25 englischem = 1·79 französischem Härtegrad). Die Gesamthärte des S. ist die Summe der Gewichtsteile an Kalk und der auf Kalk umgerechneten Gewichtsteile Magnesia. Dabei entspricht 1 Gewichtsteil Magnesia 1·4 Gewichtsteilen Kalk.</p><lb/>
          <p>S. von 10&#x2013;15 deutschen Härtegraden gilt im allgemeinen noch als weich. Die Enthärtung des S. ist für leicht zu reinigende Kessel notwendig und nutzbringend, wenn die Härte mehr als 12 deutsche Härtegrade beträgt, wogegen bei schwer befahrbaren Kesseln, also auch Lokomotivkesseln, schon 6&#x2013;7 deutsche Härtegrade die äußerste Grenze bilden, bis zu der ungereinigtes Wasser ohne wesentlichen Nachteil verwendet werden kann.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Bestimmung der Härte</hi>. Sie erfolgt am genauesten durch Errechnung aus der durch die chemische Untersuchung des S. ermittelten Zusammensetzung. Ungenauer wird sie durch Titrieren mit einer Seifenlösung bis zur bleibenden Schaumbildung nach dem Schütteln bestimmt. Die zum Titrieren benutzte Seifenlösung wird auf ein Wasser von bekannter Härte oder auf eine Chlorbariumlösung von bekanntem Gehalt eingestellt. Man unterscheidet Gesamthärte, bleibende Härte und vorübergehende Härte. Bleibende Härte ist der nach längerem Kochen verbleibende Rest an Härte. Sie wird im wesentlichen durch den Gehalt des S. an schwefelsaurem Kalk (Gips) und schwefelsaurer Magnesia bedingt. Die Abnahme der Härte,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0104] Über Art und Verunreinigung des S., Kesselsteinbildung, Ablagerung des Kesselsteins und Einfluß des Kesselsteins auf die Wirtschaftlichkeit sowie über Verhütung der Bildung des Kesselsteins s. Kesselstein. Über Einrichtungen zur Abscheidung des Kesselsteins aus dem S. – entweder im Dampfraum, im Wasserraum oder auch außerhalb des Kessels – s. Kesselsteinabscheider. S. muß beim Eintritt in den Kessel möglichst warm sein. Warmes S. vermindert Wärmeschwankungen im Dampfkessel. Es werden ungünstige Materialbeanspruchungen vermieden und Kohlen erspart. Daher Vorwärmung erwünscht. Über Anlagen zur Vorwärmung des S. s. Speisewasservorwärmung. S. muß rein und weich, d. h. möglichst frei von mechanischen und chemischen Verunreinigungen sein. Schädliche Stoffe werden beseitigt durch Reinigung und Enthärtung. Reinigung von Schlamm, Lehm, Abfällen, Öl u. s. w. Schwere Beimengungen läßt man in Klärbehältern sich absetzen. Für leichtere Stoffe erfolgt die mechanische Reinigung durch Filter. Die Größe des Filters ist derart zu bemessen, daß die Wassergeschwindigkeit höchstens 1·2 mm für 1 Sekunde beträgt. Als Material des Filters empfiehlt sich am besten Kies und zerkleinerter Koks in mehreren Schichten mit 1/2–3 mm Korngröße. Die Filter sind häufig durch Umrühren und Auswaschen zu reinigen. Für geringen Raumbedarf und große Leistung kommen Schnellfilter mit mehreren übereinanderliegenden, auf je einem Siebboden gelagerten Quarzsandschichten in Verwendung. Öle und Fette sind aus dem S. durch Ölabscheider und Filter zu entfernen. Schon ein Zusatz von 0·005–0·01 g im l ist bedenklich. Das Filtermaterial besteht hierbei aus Koks, Holzwolle, Sägespänen oder Schwamm. Bei erheblichem Eisengehalt ist Reinigung erforderlich, da sich unlösliches Eisenoxyd bildet, das Kessel und Rohre verschlammt. Das Wasser wird in Enteisenungsanlagen durchlüftet und gefiltert. Über neuere Anlagen s. Guillery, Neuere Wasserversorgungsanlagen. Die Enthärtung des S. erfolgt, um Kesselsteinbildner, insbesondere Kalk- und Magnesiasalze, unschädlich zu machen. Die wichtigsten Kesselsteinbildner sind die Sulfate und Karbonate von Kalzium und Magnesium. Kesselstein entsteht dadurch, daß durch Wärmesteigerung bzw. Verdampfen des Wassers die Löslichkeit der im Wasser gelösten Verbindungen sich verringert und die unlöslich gewordenen Mengen sich in festem Zustand ausscheiden. Für die Beurteilung eines S. kommt nicht ausschließlich die Menge der Kesselsteinbildner in Frage, sondern auch der Gesamtgehalt an gelösten Stoffen, der als Abdampfrückstand bezeichnet wird. Auch die bei starkem Eindampfen gelöst bleibenden Salze wirken schädlich, da sie durch Siedeverzug Spucken, d. i. Wasserauswurf aus dem Rauchfang der Lokomotive verursachen. Stark salzhaltige S. führen zu Korrosionen der Kesselbleche. Nach den vom preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten herausgegebenen Grundzügen für die Errichtung von Bahnwasserwerken und Vorschriften für die Wasseruntersuchung ist S. als gut anzusehen, wenn in 1 l klarem Wasser der Verdampfungsrückstand nicht mehr als 100–200 mg beträgt. Wasser mit einem Verdampfungsrückstand von 200 bis 300 mg ist ziemlich gut, mit einem solchen von 300–500 mg noch eben brauchbar. Wasser mit mehr als 500 mg Verdampfungsrückstand auf 1 l muß chemisch gereinigt werden. Der Zusatz ist nach dem Ergebnis einer chemischen Untersuchung zu bemessen. Außer nach den Verdampfungsrückständen wird die Güte des S. auch nach Härtegraden gemessen. Ein deutscher Härtegrad = 1 Gewichtsteil Kalk auf 100.000 Gewichtsteile Rohwasser (1 deutscher Härtegrad = 1·25 englischem = 1·79 französischem Härtegrad). Die Gesamthärte des S. ist die Summe der Gewichtsteile an Kalk und der auf Kalk umgerechneten Gewichtsteile Magnesia. Dabei entspricht 1 Gewichtsteil Magnesia 1·4 Gewichtsteilen Kalk. S. von 10–15 deutschen Härtegraden gilt im allgemeinen noch als weich. Die Enthärtung des S. ist für leicht zu reinigende Kessel notwendig und nutzbringend, wenn die Härte mehr als 12 deutsche Härtegrade beträgt, wogegen bei schwer befahrbaren Kesseln, also auch Lokomotivkesseln, schon 6–7 deutsche Härtegrade die äußerste Grenze bilden, bis zu der ungereinigtes Wasser ohne wesentlichen Nachteil verwendet werden kann. Bestimmung der Härte. Sie erfolgt am genauesten durch Errechnung aus der durch die chemische Untersuchung des S. ermittelten Zusammensetzung. Ungenauer wird sie durch Titrieren mit einer Seifenlösung bis zur bleibenden Schaumbildung nach dem Schütteln bestimmt. Die zum Titrieren benutzte Seifenlösung wird auf ein Wasser von bekannter Härte oder auf eine Chlorbariumlösung von bekanntem Gehalt eingestellt. Man unterscheidet Gesamthärte, bleibende Härte und vorübergehende Härte. Bleibende Härte ist der nach längerem Kochen verbleibende Rest an Härte. Sie wird im wesentlichen durch den Gehalt des S. an schwefelsaurem Kalk (Gips) und schwefelsaurer Magnesia bedingt. Die Abnahme der Härte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/104
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/104>, abgerufen am 01.11.2024.