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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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Fällen empfiehlt es sich, sog. mittelbindende oder fallweise sogar rasch bindende Portlandzemente zu verwenden. Leider läßt sich die Abbindezeit für solche in den Fabriken nur schwer oder gar nicht regeln, so daß es mitunter nötig wird, langsambindende Portlandzemente zu beziehen und die Raschbindung, insbesondere für Dichtungszwecke1, durch besondere Zusätze an der Verwendungsstelle zu erreichen. Raschbindende Portlandzemente kommen aber mitunter ungewollt zur Verarbeitung und können, falls dies nicht rechtzeitig erkannt wird, große Mißerfolge verursachen. Da auch ein "Umschlagen" des Z. (Umwandlung von Langsambinder in Raschbinder) während der Verfrachtung und Lagerung eintreten kann, ist es unerläßlich, daß die Abbindeverhältnisse auch an der Baustelle überprüft werden.

Raumbeständigkeit ist für sämtliche Z. und insbesondere für die Portlandzemente von höchster Bedeutung, denn der aus nicht raumbeständigem Z. (Treiber) hergestellte Mörtel und Beton kann nach kurzer oder längerer Zeit an Festigkeit verlieren oder völlig zerstört werden. Treiber entstehen zumeist, wenn der Portlandzement einen jeweils unzulässigen Gehalt an freiem Kalk, an Magnesia oder an schwefelsaurem Kalk aufweist. Letzterer kann auch von außen einwirkend auf den in Erhärtung begriffenen oder bereits erhärteten Portlandzementmörtel oder Beton zerstörend wirken. Ähnlich nachteilig wirken auf den erhärtenden oder schon erhärteten Portlandzement Säuren, sehr reines, kohlensäurehaltiges Wasser, fette Öle u. s. w.

In allen solchen Fällen empfiehlt es sich, Vorkehrungen zum Schutze des Portlandzementmörtels und -betons zu treffen, was durch besondere Zusätze bei der Verarbeitung, durch Dichtung der Oberfläche und allenfalls auch durch geeignete Anstriche mit mehr oder minder gutem Erfolg erreicht wird.

Auf Grund zahlreicher Versuche ist festgestellt, daß ein dichter Portlandzementmörtel und -beton, der insbesondere während des Abbindens und der ersten Erhärtungszeit vor der Einwirkung der Rauchgase der Lokomotiven geschützt ist, auch in der Folge dieser Einwirkung ohne Schädigung zu widerstehen vermag. Bei der Bundesbahndirektion Innsbruck hat sich ein bei einer Tunnelverlängerung auf der Arlbergstrecke auf diese Weise hergestelltes Gewölbe aus Eisenbeton vollkommen bewährt.

Dagegen kann auf Grund der bei dieser Direktion gemachten Erfahrungen nicht genug vor gips- und sonstigen schwefelsäurehältigen Quellen gewarnt werden, die - unvorhergesehen aufgetreten - den betreffenden Beton in einen käseweichen Brei umgewandelt haben.

Als besonders widerstandsfähig gegen die Einwirkung von Schwefelsäure gilt, wie bereits erwähnt, der Erzzement nach Michaelis. In jüngster Zeit wird diese Eignung im besonderen Grade dem größtenteils aus Hochofenschlacke hergestellten Hochofenzement zugeschrieben, da die Hochofenschlacke tatsächlich weit höheren Gipszusatz ohne zu treiben verträgt als Portlandzement. Inwieweit dies für jede Schlacke bzw. für jeden Hochofenzement zutrifft, müßte erst durch praktische Versuche festgestellt werden.

Durch Beimischung von Traß, Si-Stoff u. dgl. verbindungsfähige Kieselsäure enthaltenden Puzzolanen zum Portlandzement wird der Mörtel und Beton für alle Fälle gegen Angriffe durch säurehaltige Wässer widerstandsfähiger. Derartige Zusätze werden dem Portlandzementmörtel und -beton auch zur Erzielung der Wasserdichtigkeit, eines elastischeren Verhaltens, sowie fallweise auch zur Streckung beigegeben.

Von dem Treiben des Z. ist das Schwinden und Dehnen zu unterscheiden. Zementmörtel und Beton haben die Eigenschaft, während der Erhärtung an der Luft zu "schwinden" und im Wasser sich zu "dehnen". Diese Eigenschaft ist allen Bindemitteln eigen, deren Erhärtung auf kolloidalen Vorgängen beruht, ist aber durchaus nicht so unschuldig, als es gemeinhin dargestellt wird. Spindel hat zum erstenmal die Schwindung nicht erst an schon erhärtetem Mörtel und Beton, sondern am weichen Brei vom Beginn des Wasserzusatzes gemessen. Es zeigte sich, daß der Beginn der Schwindung fast regelmäßig mit dem Beginne des Abbindens (Erstarrens) zusammenfällt und die Höchstwerte der Schwindung während des Abbindens selbst erreicht werden. Die Schwindung während des Abbindens ist jedoch nur bei Formguß nachteilig. Die nach dem Erstarren auftretende Schwindung kann aber in Beton- und Eisenbetonbauwerken Spannungen hervorrufen, die jene infolge der Belastung und der Wärmeschwankungen erreichen, ja sogar übertreffen und bei nicht entsprechender Berücksichtigung auch zu Rißbildungen an unerwünschten Stellen führen. Die Schwindung des Z. ist tatsächlich die Hauptursache der an Eisenbetontragwerken wahrgenommenen Rißbildungen im Beton, die bei letzteren zum Rosten der durch solche

1 Bei den Abdichtungsarbeiten im Gotthard- und Arlbergtunnel anläßlich der Elektrisierung wurde dem Porti. Z. sog. "Sika" zugesetzt.

Fällen empfiehlt es sich, sog. mittelbindende oder fallweise sogar rasch bindende Portlandzemente zu verwenden. Leider läßt sich die Abbindezeit für solche in den Fabriken nur schwer oder gar nicht regeln, so daß es mitunter nötig wird, langsambindende Portlandzemente zu beziehen und die Raschbindung, insbesondere für Dichtungszwecke1, durch besondere Zusätze an der Verwendungsstelle zu erreichen. Raschbindende Portlandzemente kommen aber mitunter ungewollt zur Verarbeitung und können, falls dies nicht rechtzeitig erkannt wird, große Mißerfolge verursachen. Da auch ein „Umschlagen“ des Z. (Umwandlung von Langsambinder in Raschbinder) während der Verfrachtung und Lagerung eintreten kann, ist es unerläßlich, daß die Abbindeverhältnisse auch an der Baustelle überprüft werden.

Raumbeständigkeit ist für sämtliche Z. und insbesondere für die Portlandzemente von höchster Bedeutung, denn der aus nicht raumbeständigem Z. (Treiber) hergestellte Mörtel und Beton kann nach kurzer oder längerer Zeit an Festigkeit verlieren oder völlig zerstört werden. Treiber entstehen zumeist, wenn der Portlandzement einen jeweils unzulässigen Gehalt an freiem Kalk, an Magnesia oder an schwefelsaurem Kalk aufweist. Letzterer kann auch von außen einwirkend auf den in Erhärtung begriffenen oder bereits erhärteten Portlandzementmörtel oder Beton zerstörend wirken. Ähnlich nachteilig wirken auf den erhärtenden oder schon erhärteten Portlandzement Säuren, sehr reines, kohlensäurehaltiges Wasser, fette Öle u. s. w.

In allen solchen Fällen empfiehlt es sich, Vorkehrungen zum Schutze des Portlandzementmörtels und -betons zu treffen, was durch besondere Zusätze bei der Verarbeitung, durch Dichtung der Oberfläche und allenfalls auch durch geeignete Anstriche mit mehr oder minder gutem Erfolg erreicht wird.

Auf Grund zahlreicher Versuche ist festgestellt, daß ein dichter Portlandzementmörtel und -beton, der insbesondere während des Abbindens und der ersten Erhärtungszeit vor der Einwirkung der Rauchgase der Lokomotiven geschützt ist, auch in der Folge dieser Einwirkung ohne Schädigung zu widerstehen vermag. Bei der Bundesbahndirektion Innsbruck hat sich ein bei einer Tunnelverlängerung auf der Arlbergstrecke auf diese Weise hergestelltes Gewölbe aus Eisenbeton vollkommen bewährt.

Dagegen kann auf Grund der bei dieser Direktion gemachten Erfahrungen nicht genug vor gips- und sonstigen schwefelsäurehältigen Quellen gewarnt werden, die – unvorhergesehen aufgetreten – den betreffenden Beton in einen käseweichen Brei umgewandelt haben.

Als besonders widerstandsfähig gegen die Einwirkung von Schwefelsäure gilt, wie bereits erwähnt, der Erzzement nach Michaelis. In jüngster Zeit wird diese Eignung im besonderen Grade dem größtenteils aus Hochofenschlacke hergestellten Hochofenzement zugeschrieben, da die Hochofenschlacke tatsächlich weit höheren Gipszusatz ohne zu treiben verträgt als Portlandzement. Inwieweit dies für jede Schlacke bzw. für jeden Hochofenzement zutrifft, müßte erst durch praktische Versuche festgestellt werden.

Durch Beimischung von Traß, Si-Stoff u. dgl. verbindungsfähige Kieselsäure enthaltenden Puzzolanen zum Portlandzement wird der Mörtel und Beton für alle Fälle gegen Angriffe durch säurehaltige Wässer widerstandsfähiger. Derartige Zusätze werden dem Portlandzementmörtel und -beton auch zur Erzielung der Wasserdichtigkeit, eines elastischeren Verhaltens, sowie fallweise auch zur Streckung beigegeben.

Von dem Treiben des Z. ist das Schwinden und Dehnen zu unterscheiden. Zementmörtel und Beton haben die Eigenschaft, während der Erhärtung an der Luft zu „schwinden“ und im Wasser sich zu „dehnen“. Diese Eigenschaft ist allen Bindemitteln eigen, deren Erhärtung auf kolloidalen Vorgängen beruht, ist aber durchaus nicht so unschuldig, als es gemeinhin dargestellt wird. Spindel hat zum erstenmal die Schwindung nicht erst an schon erhärtetem Mörtel und Beton, sondern am weichen Brei vom Beginn des Wasserzusatzes gemessen. Es zeigte sich, daß der Beginn der Schwindung fast regelmäßig mit dem Beginne des Abbindens (Erstarrens) zusammenfällt und die Höchstwerte der Schwindung während des Abbindens selbst erreicht werden. Die Schwindung während des Abbindens ist jedoch nur bei Formguß nachteilig. Die nach dem Erstarren auftretende Schwindung kann aber in Beton- und Eisenbetonbauwerken Spannungen hervorrufen, die jene infolge der Belastung und der Wärmeschwankungen erreichen, ja sogar übertreffen und bei nicht entsprechender Berücksichtigung auch zu Rißbildungen an unerwünschten Stellen führen. Die Schwindung des Z. ist tatsächlich die Hauptursache der an Eisenbetontragwerken wahrgenommenen Rißbildungen im Beton, die bei letzteren zum Rosten der durch solche

1 Bei den Abdichtungsarbeiten im Gotthard- und Arlbergtunnel anläßlich der Elektrisierung wurde dem Porti. Z. sog. „Sika“ zugesetzt.
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Fällen empfiehlt es sich, sog. mittelbindende oder fallweise sogar rasch bindende Portlandzemente zu verwenden. Leider läßt sich die Abbindezeit für solche in den Fabriken nur schwer oder gar nicht regeln, so daß es mitunter nötig wird, langsambindende Portlandzemente zu beziehen und die Raschbindung, insbesondere für Dichtungszwecke<note place="foot" n="1">Bei den Abdichtungsarbeiten im Gotthard- und Arlbergtunnel anläßlich der Elektrisierung wurde dem Porti. Z. sog. &#x201E;<hi rendition="#g">Sika</hi>&#x201C; zugesetzt.</note>, durch besondere Zusätze an der Verwendungsstelle zu erreichen. Raschbindende Portlandzemente kommen aber mitunter ungewollt zur Verarbeitung und können, falls dies nicht rechtzeitig erkannt wird, große Mißerfolge verursachen. Da auch ein &#x201E;Umschlagen&#x201C; des Z. (Umwandlung von Langsambinder in Raschbinder) während der Verfrachtung und Lagerung eintreten kann, ist es unerläßlich, daß die Abbindeverhältnisse auch an der Baustelle überprüft werden.</p><lb/>
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[473/0506] Fällen empfiehlt es sich, sog. mittelbindende oder fallweise sogar rasch bindende Portlandzemente zu verwenden. Leider läßt sich die Abbindezeit für solche in den Fabriken nur schwer oder gar nicht regeln, so daß es mitunter nötig wird, langsambindende Portlandzemente zu beziehen und die Raschbindung, insbesondere für Dichtungszwecke 1, durch besondere Zusätze an der Verwendungsstelle zu erreichen. Raschbindende Portlandzemente kommen aber mitunter ungewollt zur Verarbeitung und können, falls dies nicht rechtzeitig erkannt wird, große Mißerfolge verursachen. Da auch ein „Umschlagen“ des Z. (Umwandlung von Langsambinder in Raschbinder) während der Verfrachtung und Lagerung eintreten kann, ist es unerläßlich, daß die Abbindeverhältnisse auch an der Baustelle überprüft werden. Raumbeständigkeit ist für sämtliche Z. und insbesondere für die Portlandzemente von höchster Bedeutung, denn der aus nicht raumbeständigem Z. (Treiber) hergestellte Mörtel und Beton kann nach kurzer oder längerer Zeit an Festigkeit verlieren oder völlig zerstört werden. Treiber entstehen zumeist, wenn der Portlandzement einen jeweils unzulässigen Gehalt an freiem Kalk, an Magnesia oder an schwefelsaurem Kalk aufweist. Letzterer kann auch von außen einwirkend auf den in Erhärtung begriffenen oder bereits erhärteten Portlandzementmörtel oder Beton zerstörend wirken. Ähnlich nachteilig wirken auf den erhärtenden oder schon erhärteten Portlandzement Säuren, sehr reines, kohlensäurehaltiges Wasser, fette Öle u. s. w. In allen solchen Fällen empfiehlt es sich, Vorkehrungen zum Schutze des Portlandzementmörtels und -betons zu treffen, was durch besondere Zusätze bei der Verarbeitung, durch Dichtung der Oberfläche und allenfalls auch durch geeignete Anstriche mit mehr oder minder gutem Erfolg erreicht wird. Auf Grund zahlreicher Versuche ist festgestellt, daß ein dichter Portlandzementmörtel und -beton, der insbesondere während des Abbindens und der ersten Erhärtungszeit vor der Einwirkung der Rauchgase der Lokomotiven geschützt ist, auch in der Folge dieser Einwirkung ohne Schädigung zu widerstehen vermag. Bei der Bundesbahndirektion Innsbruck hat sich ein bei einer Tunnelverlängerung auf der Arlbergstrecke auf diese Weise hergestelltes Gewölbe aus Eisenbeton vollkommen bewährt. Dagegen kann auf Grund der bei dieser Direktion gemachten Erfahrungen nicht genug vor gips- und sonstigen schwefelsäurehältigen Quellen gewarnt werden, die – unvorhergesehen aufgetreten – den betreffenden Beton in einen käseweichen Brei umgewandelt haben. Als besonders widerstandsfähig gegen die Einwirkung von Schwefelsäure gilt, wie bereits erwähnt, der Erzzement nach Michaelis. In jüngster Zeit wird diese Eignung im besonderen Grade dem größtenteils aus Hochofenschlacke hergestellten Hochofenzement zugeschrieben, da die Hochofenschlacke tatsächlich weit höheren Gipszusatz ohne zu treiben verträgt als Portlandzement. Inwieweit dies für jede Schlacke bzw. für jeden Hochofenzement zutrifft, müßte erst durch praktische Versuche festgestellt werden. Durch Beimischung von Traß, Si-Stoff u. dgl. verbindungsfähige Kieselsäure enthaltenden Puzzolanen zum Portlandzement wird der Mörtel und Beton für alle Fälle gegen Angriffe durch säurehaltige Wässer widerstandsfähiger. Derartige Zusätze werden dem Portlandzementmörtel und -beton auch zur Erzielung der Wasserdichtigkeit, eines elastischeren Verhaltens, sowie fallweise auch zur Streckung beigegeben. Von dem Treiben des Z. ist das Schwinden und Dehnen zu unterscheiden. Zementmörtel und Beton haben die Eigenschaft, während der Erhärtung an der Luft zu „schwinden“ und im Wasser sich zu „dehnen“. Diese Eigenschaft ist allen Bindemitteln eigen, deren Erhärtung auf kolloidalen Vorgängen beruht, ist aber durchaus nicht so unschuldig, als es gemeinhin dargestellt wird. Spindel hat zum erstenmal die Schwindung nicht erst an schon erhärtetem Mörtel und Beton, sondern am weichen Brei vom Beginn des Wasserzusatzes gemessen. Es zeigte sich, daß der Beginn der Schwindung fast regelmäßig mit dem Beginne des Abbindens (Erstarrens) zusammenfällt und die Höchstwerte der Schwindung während des Abbindens selbst erreicht werden. Die Schwindung während des Abbindens ist jedoch nur bei Formguß nachteilig. Die nach dem Erstarren auftretende Schwindung kann aber in Beton- und Eisenbetonbauwerken Spannungen hervorrufen, die jene infolge der Belastung und der Wärmeschwankungen erreichen, ja sogar übertreffen und bei nicht entsprechender Berücksichtigung auch zu Rißbildungen an unerwünschten Stellen führen. Die Schwindung des Z. ist tatsächlich die Hauptursache der an Eisenbetontragwerken wahrgenommenen Rißbildungen im Beton, die bei letzteren zum Rosten der durch solche 1 Bei den Abdichtungsarbeiten im Gotthard- und Arlbergtunnel anläßlich der Elektrisierung wurde dem Porti. Z. sog. „Sika“ zugesetzt.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/506>, abgerufen am 30.06.2024.