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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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Uniform s. Dienstkleid.


Uniformierungskassen s. Kleiderkassen.


Union Pacific-Eisenbahn. Die ursprünglich unter dieser Firma am 1. Juli 1862 von dem Kongreß der Vereinigten Staaten konzessionierte Eisenbahn bildet die östliche Hälfte der ersten durch die Vereinigten Staaten gebauten Überlandbahnen (s. d.). Ihre Hauptlinie erstreckte sich von Omaha nach Westen; sie traf mit dem östlichen Glied der ersten Überlandbahn, der Central Pacific-Eisenbahn, in Ogden (Utah) am 10. Mai 1869 zusammen, während für die Fertigstellung der ersten Überlandbahn in der Konzession erst der 1. Juli 1876 in Aussicht genommen war. Der Kongreß hat die U. durch Landschenkungen, u. zw. 20 Sektionen für jede Meile (insgesamt 13,384.089 Acres), und ein Regierungsdarlehen von 27,236.512 Dollar (je nach den von der Bahn durchzogenen Gebieten 16.000, 32.000 und 48.000 Dollar f. d. Meile) unterstützt.

Das Darlehen sollte ursprünglich die erste Obligationenschuld der Bahn bilden. Als diese behauptete, daß sie weiterer Mittel zum Bau der Bahn bedürfe, wurde die Konzession von 1862 durch eine neue vom 2. Juni 1864 zu gunsten der Bahn dahin geändert, daß die Regierung mit ihrer Forderung an die zweite Stelle, hinter eine unverbürgte Obligationenschuld von gleicher Höhe zurücktrat. Die Verzinsung des verbürgten Darlehens erfolgt unmittelbar durch die Regierung. Kapital und Zinsen sollten nach 30 Jahren zurückgezahlt werden. Die Bahn hatte dafür gewisse Gegenleistungen zu gunsten der Regierung (Beförderung der Post, der Truppen u. s. w. zu ermäßigten Preisen) übernommen und sich auch zu einer allmählichen Sicherstellung der Regierungsforderung durch Anlage eines Tilgungsfonds verpflichtet.

Die Stammlinie der Gesellschaft von Council Bluffs bis Ogden hat eine Länge von 1690 km.

Gleichzeitig mit der U. wurde unter der Firma Leavenworth, Pawell & Western-Eisenbahn, später umgeändert in die Firma Union Pacific, östliche Abteilung, und zuletzt in die Firma Kansas Pacific-Eisenbahn von den gesetzgebenden Körperschaften des Staates Kansas eine von Kansas nach Denver gehende Zweiglinie konzessioniert. Sie erhielt als Unterstützung gleichfalls 20 Sektionen Ländereien f. d. Meile und ein Darlehen von 6,303.000 Dollar. Diese Bahn wurde am 1. September 1870 fertiggestellt, konnte 1873 ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und mußte ihre Zahlungen einstellen. Im Jahre 1879 waren ihre Verhältnisse so weit geordnet, daß sie ihre Gläubiger befriedigte.

Aus diesen beiden Bahnen und einer kleineren, von Denver nach Cheyenne führenden (170 km langen) Verbindungsbahn zwischen ihnen bildete sich am 24. Januar 1880 ein Gesamtunternehmen, das unter der gemeinschaftlichen Firma Union Pacific Railway Company nunmehr anfing, sich immer weiter nach Westen, Süden und Norden durch Bau neuer Strecken, Ankauf und Pachtung bestehender Bahnen auszudehnen. Im Jahre 1886 kam hierzu die Verschmelzung mit der Oregon Railway and Navigation Company (1058 km). Die Bahn hatte ursprünglich ihren Ausgangspunkt nach dem Stillen Ozean nur über die Central Pacific-Eisenbahn. Durch die schmalspurige Utah and Northern-Eisenbahn (von Ogden nach Garrison, Montana) erhielt sie eine selbständige Verbindung mit der Northern Pacific-Bahn und durch die am 14. November 1884 eröffnete Oregon Short Line eine weitere westliche Verbindung mit der Oregon Railway and Navigation Company. Nach Verschmelzung mit der letzteren beherrschte die Bahn das ganze Gebiet vom Stillen Ozean bis zum Missouri selbständig. Die Reorganisation des Jahres 1880 war wesentlich ein Werk des berüchtigten Spekulanten Jay Gould, der durch Vereinigung einer Reihe kleiner notleidender Bahnen, die er billig erworben hatte, mit den in besseren Verhältnissen befindlichen Bahnen große Gewinste einstrich und das Gesamtnetz lediglich in seinem und seiner Spießgesellen Interesse verwaltete und herunterwirtschaftete. Als er genug verdient hatte, trat er von der Leitung zurück. Im Jahre 1884 trat an die Spitze des Unternehmens Charles Francis Adams jun., der durch seine tüchtige, sparsame und ehrliche Verwaltung das Unternehmen wieder in die Höhe brachte, auch durch die vorerwähnten großen Linien erweiterte. Im Jahre 1891 warf Gould wieder sein Auge auf die Bahn und kaufte ihre Aktien. Adams trat daher von der Verwaltung zurück. Gould starb 1892, bevor er eine entscheidende Wirksamkeit hatte ausüben können. Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse nötigten aber die Bahn, im Jahre 1893 ihre Zahlungen einzustellen.

Die Schwierigkeiten ihrer Lage wurden dadurch gesteigert, daß inzwischen der Zeitpunkt herankam zur Rückzahlung der Schuld an die Regierung der Vereinigten Staaten. Über die Höhe dieser Schuld bestanden erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung und der Bahn, die dazu führten, daß im Jahre 1887 der Senat eine Untersuchung durch einen besonderen Ausschuß anordnete, die im Lauf des Jahres 1887 stattfand und deren Ergebnisse in einem ausführlichen, aus einem


Uniform s. Dienstkleid.


Uniformierungskassen s. Kleiderkassen.


Union Pacific-Eisenbahn. Die ursprünglich unter dieser Firma am 1. Juli 1862 von dem Kongreß der Vereinigten Staaten konzessionierte Eisenbahn bildet die östliche Hälfte der ersten durch die Vereinigten Staaten gebauten Überlandbahnen (s. d.). Ihre Hauptlinie erstreckte sich von Omaha nach Westen; sie traf mit dem östlichen Glied der ersten Überlandbahn, der Central Pacific-Eisenbahn, in Ogden (Utah) am 10. Mai 1869 zusammen, während für die Fertigstellung der ersten Überlandbahn in der Konzession erst der 1. Juli 1876 in Aussicht genommen war. Der Kongreß hat die U. durch Landschenkungen, u. zw. 20 Sektionen für jede Meile (insgesamt 13,384.089 Acres), und ein Regierungsdarlehen von 27,236.512 Dollar (je nach den von der Bahn durchzogenen Gebieten 16.000, 32.000 und 48.000 Dollar f. d. Meile) unterstützt.

Das Darlehen sollte ursprünglich die erste Obligationenschuld der Bahn bilden. Als diese behauptete, daß sie weiterer Mittel zum Bau der Bahn bedürfe, wurde die Konzession von 1862 durch eine neue vom 2. Juni 1864 zu gunsten der Bahn dahin geändert, daß die Regierung mit ihrer Forderung an die zweite Stelle, hinter eine unverbürgte Obligationenschuld von gleicher Höhe zurücktrat. Die Verzinsung des verbürgten Darlehens erfolgt unmittelbar durch die Regierung. Kapital und Zinsen sollten nach 30 Jahren zurückgezahlt werden. Die Bahn hatte dafür gewisse Gegenleistungen zu gunsten der Regierung (Beförderung der Post, der Truppen u. s. w. zu ermäßigten Preisen) übernommen und sich auch zu einer allmählichen Sicherstellung der Regierungsforderung durch Anlage eines Tilgungsfonds verpflichtet.

Die Stammlinie der Gesellschaft von Council Bluffs bis Ogden hat eine Länge von 1690 km.

Gleichzeitig mit der U. wurde unter der Firma Leavenworth, Pawell & Western-Eisenbahn, später umgeändert in die Firma Union Pacific, östliche Abteilung, und zuletzt in die Firma Kansas Pacific-Eisenbahn von den gesetzgebenden Körperschaften des Staates Kansas eine von Kansas nach Denver gehende Zweiglinie konzessioniert. Sie erhielt als Unterstützung gleichfalls 20 Sektionen Ländereien f. d. Meile und ein Darlehen von 6,303.000 Dollar. Diese Bahn wurde am 1. September 1870 fertiggestellt, konnte 1873 ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und mußte ihre Zahlungen einstellen. Im Jahre 1879 waren ihre Verhältnisse so weit geordnet, daß sie ihre Gläubiger befriedigte.

Aus diesen beiden Bahnen und einer kleineren, von Denver nach Cheyenne führenden (170 km langen) Verbindungsbahn zwischen ihnen bildete sich am 24. Januar 1880 ein Gesamtunternehmen, das unter der gemeinschaftlichen Firma Union Pacific Railway Company nunmehr anfing, sich immer weiter nach Westen, Süden und Norden durch Bau neuer Strecken, Ankauf und Pachtung bestehender Bahnen auszudehnen. Im Jahre 1886 kam hierzu die Verschmelzung mit der Oregon Railway and Navigation Company (1058 km). Die Bahn hatte ursprünglich ihren Ausgangspunkt nach dem Stillen Ozean nur über die Central Pacific-Eisenbahn. Durch die schmalspurige Utah and Northern-Eisenbahn (von Ogden nach Garrison, Montana) erhielt sie eine selbständige Verbindung mit der Northern Pacific-Bahn und durch die am 14. November 1884 eröffnete Oregon Short Line eine weitere westliche Verbindung mit der Oregon Railway and Navigation Company. Nach Verschmelzung mit der letzteren beherrschte die Bahn das ganze Gebiet vom Stillen Ozean bis zum Missouri selbständig. Die Reorganisation des Jahres 1880 war wesentlich ein Werk des berüchtigten Spekulanten Jay Gould, der durch Vereinigung einer Reihe kleiner notleidender Bahnen, die er billig erworben hatte, mit den in besseren Verhältnissen befindlichen Bahnen große Gewinste einstrich und das Gesamtnetz lediglich in seinem und seiner Spießgesellen Interesse verwaltete und herunterwirtschaftete. Als er genug verdient hatte, trat er von der Leitung zurück. Im Jahre 1884 trat an die Spitze des Unternehmens Charles Francis Adams jun., der durch seine tüchtige, sparsame und ehrliche Verwaltung das Unternehmen wieder in die Höhe brachte, auch durch die vorerwähnten großen Linien erweiterte. Im Jahre 1891 warf Gould wieder sein Auge auf die Bahn und kaufte ihre Aktien. Adams trat daher von der Verwaltung zurück. Gould starb 1892, bevor er eine entscheidende Wirksamkeit hatte ausüben können. Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse nötigten aber die Bahn, im Jahre 1893 ihre Zahlungen einzustellen.

Die Schwierigkeiten ihrer Lage wurden dadurch gesteigert, daß inzwischen der Zeitpunkt herankam zur Rückzahlung der Schuld an die Regierung der Vereinigten Staaten. Über die Höhe dieser Schuld bestanden erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung und der Bahn, die dazu führten, daß im Jahre 1887 der Senat eine Untersuchung durch einen besonderen Ausschuß anordnete, die im Lauf des Jahres 1887 stattfand und deren Ergebnisse in einem ausführlichen, aus einem

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[72/0085] Uniform s. Dienstkleid. Uniformierungskassen s. Kleiderkassen. Union Pacific-Eisenbahn. Die ursprünglich unter dieser Firma am 1. Juli 1862 von dem Kongreß der Vereinigten Staaten konzessionierte Eisenbahn bildet die östliche Hälfte der ersten durch die Vereinigten Staaten gebauten Überlandbahnen (s. d.). Ihre Hauptlinie erstreckte sich von Omaha nach Westen; sie traf mit dem östlichen Glied der ersten Überlandbahn, der Central Pacific-Eisenbahn, in Ogden (Utah) am 10. Mai 1869 zusammen, während für die Fertigstellung der ersten Überlandbahn in der Konzession erst der 1. Juli 1876 in Aussicht genommen war. Der Kongreß hat die U. durch Landschenkungen, u. zw. 20 Sektionen für jede Meile (insgesamt 13,384.089 Acres), und ein Regierungsdarlehen von 27,236.512 Dollar (je nach den von der Bahn durchzogenen Gebieten 16.000, 32.000 und 48.000 Dollar f. d. Meile) unterstützt. Das Darlehen sollte ursprünglich die erste Obligationenschuld der Bahn bilden. Als diese behauptete, daß sie weiterer Mittel zum Bau der Bahn bedürfe, wurde die Konzession von 1862 durch eine neue vom 2. Juni 1864 zu gunsten der Bahn dahin geändert, daß die Regierung mit ihrer Forderung an die zweite Stelle, hinter eine unverbürgte Obligationenschuld von gleicher Höhe zurücktrat. Die Verzinsung des verbürgten Darlehens erfolgt unmittelbar durch die Regierung. Kapital und Zinsen sollten nach 30 Jahren zurückgezahlt werden. Die Bahn hatte dafür gewisse Gegenleistungen zu gunsten der Regierung (Beförderung der Post, der Truppen u. s. w. zu ermäßigten Preisen) übernommen und sich auch zu einer allmählichen Sicherstellung der Regierungsforderung durch Anlage eines Tilgungsfonds verpflichtet. Die Stammlinie der Gesellschaft von Council Bluffs bis Ogden hat eine Länge von 1690 km. Gleichzeitig mit der U. wurde unter der Firma Leavenworth, Pawell & Western-Eisenbahn, später umgeändert in die Firma Union Pacific, östliche Abteilung, und zuletzt in die Firma Kansas Pacific-Eisenbahn von den gesetzgebenden Körperschaften des Staates Kansas eine von Kansas nach Denver gehende Zweiglinie konzessioniert. Sie erhielt als Unterstützung gleichfalls 20 Sektionen Ländereien f. d. Meile und ein Darlehen von 6,303.000 Dollar. Diese Bahn wurde am 1. September 1870 fertiggestellt, konnte 1873 ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und mußte ihre Zahlungen einstellen. Im Jahre 1879 waren ihre Verhältnisse so weit geordnet, daß sie ihre Gläubiger befriedigte. Aus diesen beiden Bahnen und einer kleineren, von Denver nach Cheyenne führenden (170 km langen) Verbindungsbahn zwischen ihnen bildete sich am 24. Januar 1880 ein Gesamtunternehmen, das unter der gemeinschaftlichen Firma Union Pacific Railway Company nunmehr anfing, sich immer weiter nach Westen, Süden und Norden durch Bau neuer Strecken, Ankauf und Pachtung bestehender Bahnen auszudehnen. Im Jahre 1886 kam hierzu die Verschmelzung mit der Oregon Railway and Navigation Company (1058 km). Die Bahn hatte ursprünglich ihren Ausgangspunkt nach dem Stillen Ozean nur über die Central Pacific-Eisenbahn. Durch die schmalspurige Utah and Northern-Eisenbahn (von Ogden nach Garrison, Montana) erhielt sie eine selbständige Verbindung mit der Northern Pacific-Bahn und durch die am 14. November 1884 eröffnete Oregon Short Line eine weitere westliche Verbindung mit der Oregon Railway and Navigation Company. Nach Verschmelzung mit der letzteren beherrschte die Bahn das ganze Gebiet vom Stillen Ozean bis zum Missouri selbständig. Die Reorganisation des Jahres 1880 war wesentlich ein Werk des berüchtigten Spekulanten Jay Gould, der durch Vereinigung einer Reihe kleiner notleidender Bahnen, die er billig erworben hatte, mit den in besseren Verhältnissen befindlichen Bahnen große Gewinste einstrich und das Gesamtnetz lediglich in seinem und seiner Spießgesellen Interesse verwaltete und herunterwirtschaftete. Als er genug verdient hatte, trat er von der Leitung zurück. Im Jahre 1884 trat an die Spitze des Unternehmens Charles Francis Adams jun., der durch seine tüchtige, sparsame und ehrliche Verwaltung das Unternehmen wieder in die Höhe brachte, auch durch die vorerwähnten großen Linien erweiterte. Im Jahre 1891 warf Gould wieder sein Auge auf die Bahn und kaufte ihre Aktien. Adams trat daher von der Verwaltung zurück. Gould starb 1892, bevor er eine entscheidende Wirksamkeit hatte ausüben können. Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse nötigten aber die Bahn, im Jahre 1893 ihre Zahlungen einzustellen. Die Schwierigkeiten ihrer Lage wurden dadurch gesteigert, daß inzwischen der Zeitpunkt herankam zur Rückzahlung der Schuld an die Regierung der Vereinigten Staaten. Über die Höhe dieser Schuld bestanden erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung und der Bahn, die dazu führten, daß im Jahre 1887 der Senat eine Untersuchung durch einen besonderen Ausschuß anordnete, die im Lauf des Jahres 1887 stattfand und deren Ergebnisse in einem ausführlichen, aus einem

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/85>, abgerufen am 24.11.2024.